"Miteinander und füreinander"

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lucky_271065
schrieb am 26.08.2011, 02:32 Uhr
Eduard, Waldmenschen und Devisen
Anmerkungen zum Dokumentenband über die Securitate und die Ausreise der Deutschen aus Rumänien (I) / Von Hannelore Baier


Vorbemerkung

Jede Quellenedition muss prinzipiell begrüßt werden. Sie bietet jenen, die aus verschiedensten Gründen nicht selbst in Archiven recherchieren können die Möglichkeit, Dokumente zu lesen, die Informationen zu historischem Geschehen enthalten. Keine Sammlung wird alle für ein bestimmtes Thema relevanten Urkunden umfassen können, sondern nur einen Einblick in die Problematik bieten. Sowohl in der Einleitung als auch durch die Wahl der veröffentlichten Dokumente lassen sich die Absichten des oder der Autoren herauslesen.

Das gilt auch für den Band „Actiunea ’Recuperarea’. Securitatea si emigrarea germanilor din România (1962-1989)“, 2011 im „Enciclopedica“-Verlag in Bukarest erschienen. Der vom Nationalrat für das Studium der Securitate-Archive (CNSAS) und dessen Mitarbeitern Florica Dobre, Florian und Luminita Banu sowie Laura Stancu herausgegebene Wälzer umfasst Urkunden aus rumänischen Archiven über die Art und Weise, wie die Securitate im Auftrag der höchsten Staats- und Parteiführung Rumäniens von der Bundesrepublik Deutschland zunehmend mehr Devisen erpresste, um Deutsche aus Rumänien ausreisen zu lassen.

Die Mehrzahl der abgedruckten Dokumente stammen aus dem Fonds des Auslandsgeheimdienstes SIE, von dem CNSAS Teile des Archivs übernommen hat. Vorab sei die Bemerkung erlaubt, dass es für den Band von Vorteil gewesen wäre, statt der Abrechnungen von bei Treffen der Unterhändler gehabten Ausgaben oder informationslosen Zuschriften mehr Dokumente zur Problematik aus dem Dokumentarfonds des Securitate-Archivs zu veröffentlichen. Die hätten die Informationen über dies Thema besser abgerundet.

Die erklärte Absicht der Herausgeber ist es, Licht in die Gerüchteküche und Spekulationen zu bringen, die nach 1989 tatsächlich Blüten trieben. Die Autoren der Einleitung – Florica Dobre und Florian Banu – schreiben, Ion Mihai Pacepa (der 1978 in die USA übergelaufene stellvertretende Chef des Auslandsgeheimdienstes und Berater von Ceausescu) habe in seinen Büchern und Interviews die Rolle der Securitate beim „Verkauf“ der Juden und Deutschen übertrieben. Das stimmt. Die in diesem Band veröffentlichten Urkunden beweisen jedoch, wie tief die Securitate in diese Geschäfte verwickelt war, ja, sie abgewickelt hat. Erstmals erhält man nun Aufschluss, dass sich der Geheimdienst seit 1962 (!) massiv in das Erteilen der Ausreise-Visa für die Rumäniendeutschen eingebracht hat – für Devisen. Das diesbezügliche Dokument vom Januar 1962 ist das erste der insgesamt 468 in dem 930 Seiten umfassenden Buch. Die Securitate ließ diesen Handel zunächst über Rechtsanwälte erfolgen, die ihre Agenten waren, seit 1964 sind hochrangige Offiziere – unter Decknamen – die Verhandlungsführer auf rumänischer Seite gewesen.

Die zahlreich abgedruckten Bankbelege sollen beweisen, dass das Geld an die National- und an die Außenhandelsbank ging. Sehr schön. Es handelt sich um die vom deutschen Unterhändler „offiziell“ überwiesenen Riesensummen, von denen man auf rumänischer Seite wusste, dass sie aus deutschen Haushaltsmitteln kamen und sich die Blöße nicht geben konnte, sie zu unterschlagen. Die Schmiergelder? Dazu gibt es Hinweise in mehreren der veröffentlichten Urkunden. Bekannt ist den Autoren das Interview mit dem deutschen Unterhändler Dr. Heinz-Günther Hüsch zum Freikauf der Rumäniendeutschen, das im vorigen Jahr in mehreren deutschsprachigen Zeitungen erschien. Die von Dr. Hüsch mitgeteilten Details werden großteils von den Dokumenten der Securitate im vorliegenden Band bestätigt, so Dobre und Banu.

Einen Persilschein versuchen die Herausgeber Rumänien für den Menschenhandel zu erteilen. (Das Feilschen um Quoten und Summen ist in zahlreichen Dokumenten belegt.) Israel beziehungsweise die Bundesrepublik Deutschland sei an Rumänien mit dem Vorschlag herangetreten, wirtschaftliche „Entschädigungen“ anzubieten für den Akt des guten Willens, Mitglieder der jüdischen bzw. der deutschen Gemeinschaft ausreisen zu lassen. Den Beginn des Handels rechtfertigen sie verharmlosend mit dem Marktgesetz: Der Ausreisewille nahm zu, der „politische Faktor“ verhinderte jedoch das Ausstellen der Pässe in gewünschter Anzahl, was dazu führte, dass Geschäftsleute die Möglichkeit erkannten, aus dieser Nachfrage materielle Vorteile zu erzielen (S. XXIX).

In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre hätten Personen aus der Bundesrepublik von der wirtschaftlichen Öffnung Rumäniens „profitiert“ und inoffizielle „Interventionen“ bei rumänischen Behörden unternommen, die sie mit „kleinen Aufmerksamkeiten“ begleiteten, um Leute aus Rumänien rauszuholen. Verschwiegen wird (willentlich oder aus Unwissen?), dass der Eiserne Vorhang die Ausreise der infolge des Kriegsgeschehens getrennten Familienmitglieder verhinderte, sodass einige Personen keinen anderen Ausweg hatten, als zu diesem Prozedere zu greifen. Bis zur Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Rumänien und der Bundesrepublik gab es nur Wirtschaftsvertretungen im anderen Staat, an die auch mit dem Problem „Familienzusammenführung“ herangetreten wurde.

Laut einer Urkunde aus dem Fonds des Zentralkomitees der RKP (Abteilung auswärtige Beziehungen, Dossier 42/1959, Historisches Zentralarchiv Bukarest) seit 1954. Die deutsche Seite versuchte, das Junktim Wirtschaftsverhandlungen – Familienzusammenführung wiederholt zu trennen, gelungen ist das nicht. Die für Rumänien günstigen Wirtschaftsklauseln (und später Zinsen bei Krediten) erwiesen sich als wirksames Druckmittel für das Freigeben der im Land verbliebenen Deutschen. Das oben zitierte (im besprochenen Band nicht veröffentlichte) Dokument beweist, dass die Securitate schon früh ihre Hand im Geschäft hatte: zu den drei rumänischen Unterhändlern bei einem Wirtschaftsgespräch gehörte Ion Mihai Pacepa, zwischen 1956-1960 der stellvertretende Leiter der rumänischen Wirtschaftsagentur und Leiter der Spionage-Niederlassung in der Bundesrepublik.

Der Dokumentenband

Verfolgt werden kann anhand der im Band abgedruckten Urkunden (18 davon auch als Faksimile), wie die Securitate-Offiziere in den Gesprächen mit den deutschen Unterhändlern für die Ausreise von Rumäniendeutschen immer mehr Devisen forderten. In den 1960er und 1970er Jahren ließ die rumänische Seite sich zudem Geschenke machen. Für das Zentralkomitee der KP und das Innenministerium nahmen Securitate-Offiziere 1970 zum Beispiel sechs Autos, darunter einen Mercedes 250 SE mit Fernseher und einen BMW in Empfang. „Fãrã platã“ (ohne Zahlung), so das Dokument. Später kaufte man modernste Technik und andere Waren aus einem Teil des Freikauf-Geldes. Nachdem Ceausescu seinen wirtschaftlichen Alleingang eingeschlagen hatte und immer mehr Geld für die größenwahnsinnigen Projekte, aber auch die Schuldenabzahlung brauchte, erbaten die Unterhändler von der Bundesregierung Kredite mit günstigem Zinssatz.

Alles im Gegenzug für den „guten Willen“, Rumäniendeutsche ausreisen zu lassen. Was wenig bekannt und erstmals von Alexandru Popescu (ehemaliger Kulturattaché an den rumänischen Botschaften in der BRD und Österreich in seinem Buch „România si cele trei rãzboaie mondiale în arhivele diplomatice germane si austriece“, Iasi 2002) erwähnt wird: Bundeskanzler Helmut Kohl bot 1987 (über Unterhändler Dr. Hüsch) im Vorfeld des Rumänien-Besuches vom 21.-22. Dezember an, die „Konvention auf alle Personen deutscher Herkunft auszuweiten, ganz gleich, ob es sich um Fälle von Familienzusammenführung handelt oder nicht“ (S. 686). Die Position wird 1988 nochmals bekräftigt, in einem Schreiben von Dr. Hüsch an „Ministerialrat Dr. Anghelache“ in dem mitgeteilt wird: „Gleichwohl bleibt die deutsche Seite daran interessiert, die Familienzusammenführung zu intensivieren, beziehungsweise sie in kürzester Zeit abzuwickeln.

Sie ist bereit, eine weit höhere Anzahl von Bürgern deutscher Volkszugehörigkeit aus der Sozialistischen Republik Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland aufzunehmen.“ Der deutschen Seite wurde stets abgestritten, sich auch für jene einzusetzen, die nicht ausreisen wollen, was so nicht stimmt. „Darüber hinaus ist die deutsche Seite in allen Fällen zu neuen Verhandlungen bereit, um die Lebensverhältnisse der Bürger deutscher Volkszugehörigkeit, insbesondere ihr Verbleiben in der Sozialistischen Republik Rumänien, zu erleichtern,“ heißt es in demselben Schreiben (in Faksimile S. 918-919). Versucht hat die deutsche Seite ab der 1980er Jahre über diesen Weg soziale und kulturelle Förderungen für die Rumäniendeutschen anzubieten und vermitteln, für den Erhalt der Identität und um ein Verbleiben im Land angesicht der immer schlimmer werdenden Lage zu erleichtern (zum Beispiel den Druck von Sachbüchern, Unterstützung der deutschen Theater oder Bau von Altenheimen – jawohl, es war keine Nach-Wende-Absicht!). Dergleichen Themen blockte die rumänische Seite ab. Im Dezember 1987 bietet Deutschland angesichts der schlechten Versorgungslage humanitäre Hilfe an. Ihrem Mandat gemäß antworten die rumänischen Unterhändler: „Rumänien löst seine eventuellen Probleme selbst und fordert von Niemandem Unterstützung,“ (S. 687).

Das erstabgedruckte Dokument in dem von CNSAS herausgegebenen Band stammt von Januar 1962 und gibt Aufschluss, wie der Freikauf der Rumäniendeutschen eingefädelt worden ist: Anwalt Cr²ciun [erb²nescu (laut Urkunden Securitate-Agent) erhielt vom Stuttgarter Anwalt Ewald Garlepp (im Dokument Nr. 2 wird er als Vertreter des Auswärtigen Amtes bezeichnet, was sonst nirgend belegt ist) Geldsummen für die Vermittlung von Ausreisevisa. Der Kontakt bestand seit 1958. Garlepp legte das Geld in der Schweiz an und es stellte sich nun die Frage des Transfers der hohen Summen nach Rumänien, weswegen Direktion I Außeninformationen (der Securitate – die offiziell verschiedene Bezeichnungen hatte, einfachheitshalber in dieser Besprechung jedoch mit dem bekannten Kürzel benannt wird) Kontakt zur Direktion II Spionageabwehr aufgenommen hat. Jenseits des Geldtransfers bekunden die Offiziere großes Interesse an Garlepp, einem „einflussreichen Mann“, der beim Lösen einer Reihe von Nachkommensangelegenheiten helfen könne.

Diese werden als Köder verwendet, um Garlepp nach Rumänien einzuladen – und zwar von der Nationalbank. Sein erster Kontaktmann stellt sich als Anwalt Dr. Roman Porãstau vor, ist selbstverständlich Securitate-Agent, und schreibt in seinem Bericht, Garlepp sei gekommen um Möglichkeiten der „Repatriierung“ von Rumäniendeutschen in die Bundesrepublik zu erkunden und biete pro Familie zwischen 20.000 – 50.000 DM (S. 36-38.) Am 13. Juli 1962 genehmigt Innenminister Alexandru Drãghici nicht bloß die Ausreise von Albert Hann (aus Hermannstadt) gegen 30.000 DM sondern auch das „Fortsetzen dieser Kombinationen auch für andere Personen deutscher Nationalität, für die Garlepp bedeutende Devisensummen anbietet“ (S. 42). Die Securitate-Leute hatten das Finanzpotenzial derartiger Transaktionen erkannt, und „wahren Wirtschaftsleuten gleich“ dachten sie an „das Beseitigen der Konkurrenz durch Monopolisieren“, schreiben die Herausgeber (S. XXXII).

Am 9. August 1962 genehmigt Drãghici den Bericht, in dem mitgeteilt wird, dass ein „gedeckter Kanal zum Rausbringen aus dem Land von Personen mit Verwandten in der BRD“ geschaffen wurde. Es sei eine Möglichkeit, zum künftigen erfolgreichen Rausschleusen „unserer Agentur“ als auch für das ins Land Bringen von bedeutenden Devisensummen. Angesichts des neuen „Kanals“ bzw. von Anwalt Garlepp sollen künftig alle Ausreisen von Rumäniendeutschen in die Bundesrepublik über diesen „dirigiert“ und die ziemlich hohe Zahl an Familien, welche die Ausreise derzeit auf üblichem Weg erhalten, reduziert werden (S. 46-47). Im November 1962 bringt Garlepp eine Liste von über 100 Personen mit und es beginnt das Feilschen, d. h. die rumänische Seite versucht, möglichst viel Geld rauszuschlagen.

Die Bezeichnung „Kanal“ ist für diese Abwicklung bis zu ihrem Ende im Dezember 1989 genauso konstant geblieben, wie der Decknamen „Eduard“ (auch „Edward“ geschrieben) für den deutschen Beauftragten/Unterhändler, der von Garlepps Vornamen Ewald auf seinen Verhandlungspartner und Nachfolger (ab 1968) auf deutscher Seite, Dr. Heinz Günther Hüsch, übertragen worden ist. Auf rumänischer Seite übernehmen 1964 hochrangige Securitate-Offiziere die Verhandlungen und das Abwickeln der Geschäfte.


www.adz.ro/mb.htm
lucky_271065
schrieb am 26.08.2011, 23:21 Uhr
Straßenbau im europäischen Urwald
Umweltschützer sehen rumänische Nationalparks gefährdet
/ Von Thomas Wagner

Dort, wo es noch – nicht nur in den journalistischen Sommerlöchern wahrgenommene – frei lebende Bären gibt, wo ein dichtes Gestrüpp aus Bäumen, Sträuchern und Hecken das Durchkommen zum Abenteuer werden läßt, sollen zukünftig im Winter Skifahrer auf gewalzten Pisten talabwärts wedeln und im Sommer Tausende von Wochenendtouristen mit Autos zum Picknicken und Grillen kommen. Das befürchtet der World Wide Fund for Nature (WWF) für einen der letzten großen Urwälder Europas. Dieser liegt im Südwesten der Karpaten Rumäniens und setzt sich aus zwei benachbarten Nationalparks, Retezat und Domogled, zusammen.

Durch den Bau einer Schnellstraße soll Leben in die strukturschwache Region kommen. So will es die Regierung in Bukarest und der Staatschef höchstpersönlich. Zahlreiche Umweltschutz-Organisationen, allen voran der Wold Wide Fund for Nature, sehen darin aber eine ökologische Katastrophe und wollen mit einer Beschwerde bei der EU-Kommission gegen das Projekt vorgehen. Über den Stand der Dinge informierte sich Thomas Wagner bei den Hauptakteuren.

Kein Durchkommen in einem der letzten europäischen Urwälder

„Buchen, Fichten sind da. Die Bäume sind von verschiedenen Größen und unterschiedlich alt bis uralt. Viele Bäume sind umgestoßen worden oder gefallen, sind am Sterben, am Vermodern. Darauf und daraus wachsen neue Bäume. Das ist einfach eine natürliche Diversität und ein natürliches Leben in diesem Wald. Das ist ein wertvolles Habitat für den Luchs, für Wölfe und Braunbären. In Rumänien lebt zwei Drittel der gesamten EU-Population von Bären, Wölfen und Luchsen. Und dieses Gebiet ist eben auch überlebenswichtig dafür.“

Wenn Andreas Beckmann, Leiter des Donau-Karpatenprogramms im World Wide Fund for Nature, über den Domogled- und den Retezat-Nationalpark im Südwestteil der rumänischen Karpaten spricht, gerät er ins Schwärmen: Ein riesiges, 100.000 Hektar großes Biotop, das seit Jahrhunderten - bis auf Wanderweidewirtschaft spezialisierte Hirten – ungestört vor sich hinwuchert und schon in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als „Königliches Jagdrevier“ zum Nationalpark erklärt wurde, dem ersten Rumäniens. Noch ist die Lage dort wie beschrieben. Aber nun droht Ungemach für einen der letzten europäischen Urwälder: Der Bau und Ausbau der rund 100 Kilometer langen Nationalstraße 66A – Petroschen/Petrosani-Lupeni-Câmpu lui Neag–Cerna-Sat–Herkulesbad/B²ile Herculane – mitten durch die beiden Nationalparks.

„Für uns ist dieses Straßenbauprojekt sehr wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung in dieser Region. Wenn diese Region erst einmal erschlossen ist, wird das eine große Attraktion werden für Touristen. Und außerdem erhöht die Straße die Verkehrssicherheit. Wir glauben, das ist für diese Region eine sehr wichtige Zielsetzung,“ meint Sorin Lucaci, Direktor der Straßenbaudirektion in Temeswar, der auch für die 66A verantwortlich ist. Längst hat er im Nationalpark Retezat die Bagger und laut Umweltschützern leider auch die Sprengteams in Gang gesetzt. 47 der über 100 Kilometer langen Straße, die sich durch die beiden Nationalparks schlängelt, sind bereits fertig.

Langzeitfolge Siedlungsdruck

Umweltschützer Andreas Beckmann vom World Wide Fund for Nature sieht darin einen Naturfrevel ersten Ranges. Nicht nur, dass die Straße die natürlichen Bewegungsrouten der Bären, Luchse und Wölfe einfach durchtrennt - viel drastischer seien die langfristigen Folgen: „Eine Straße bringt auch Leute, Menschen. Sie bringt Ferienhäuser und so weiter. Müll, Lärm. Vergrämung. Dieser sekundäre Druck ist sehr ernst zu nehmen. Siedlungsdruck – Beginn der Zersiedlung dieser Gegend. Wir verlieren damit ganz einfach eine Wildnisgegend von Weltrang. Man kann sagen, die letzte in Europa, mit Ausnahme von Finnland.“

Dass die rumänische Regierung eine Nationalstraße einfach so mir nichts, dir nichts, durch zwei eigentlich geschützte Nationalparks bauen läßt, dies in offensichtlicher Übertretung ihrer beim EU-Beitritt 2007 eingegangenen Verpflichtungen, will Andreas Beckmann nicht in den Kopf: „Das Problem ist, dass die Umweltrechte in diesem Fall einfach zur Seite geschoben werden. Es muss in solchen Fällen eine Umweltprüfung gemacht werden. Die ist auch offiziell gemacht worden. Aber sie ist innerhalb von fünf Tagen gemacht worden. Das ist, so gesehen, eine Farce. Gerade in solch einem Gebiet müsste so etwas mindestens Monate dauern. Umweltverträglichkeitsprüfungen müssten schon gründlich gemacht werden – einfach, weil dieses Gebiet so wertvoll ist.“

Die Umweltrechte seien bei diesem Straßenbauprojekt mit Füßen getreten worden – ein schwerwiegender Vorwurf, den Sorin Lucaci vom Temeswarer Straßenbauinspektorat energisch zurückweist: „Die nationale Umweltagentur Rumäniens hat bei der West-Universität Temeswar eine Studie in Auftrag gegeben. Thema: Welche Auswirkungen hat der Straßenbau auf die Artenvielfalt?
Was muss man tun, um die Artenvielfalt so weit wie möglich zu erhalten, ja sogar zu unterstützen? Da haben Wissenschaftler aus den Bereichen Chemie, Biologie und Geografie zusammengearbeitet. Sie haben ganz konkrete Vorschläge ausgearbeitet. Die setzen wir um, weil sie dem Ziel dienen, die Auswirkungen des Straßenbauprojektes auf seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten auf ein Minimum zu reduzieren.“

„Ausgleichsmaßnahmen“ als Lösung

Sorin Lucaci verweist als Vertreter der rumänischen Straßenbauverwaltung auf zahlreiche, sogenannte „Ausgleichsmaßnahmen“: Damit sollen Eingriffe in die Natur wieder wettgemacht werden: „Wir planen eine ganze Reihe von Unterführungen und Brücken. Damit sollen seltene Tierarten, vor allem Amphibien, die Möglichkeit erhalten, unbeschadet von einer Seite der Straße zur anderen zu gelangen. Wir installieren Schilder an der Fahrbahn, die Reisende auf möglichen Wildwechsel aufmerksam machen.“

Für Naturschutzorganisationen wie den World Wildlife Fund for Nature sind das reine Alibimaßnahmen, während die Regierung die Regionen, in die die beiden Nationalparks eingebettet sind, vor allem für den Tourismus erschließen möchte. Das kommt nicht von ungefähr, denn die neue Nationalstraße 66A soll die strukturschwache Region des Kohlenpotts im Schiltal/Valea Jiului, in der auf EU-Druck viele Minen geschlossen wurden, mit dem Cerna-Tal Richtung Herkulesbad und Eisernes Tor an der Donau verbinden.

Die Straßenbauarbeiten gelten auch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die zahlreichen arbeitslos gewordenen Bergarbeiter in der Region. Dieser Zweck heiligt aber lang noch nicht die Mittel, sagen Naturschützer wie Andreas Beckmann vom „World Wildlife Fund for Nature“: „Es verstößt ganz sicher gegen nationales Recht. Es verstößt aber auch gegen EU-Recht. Es gibt ein Schutzgebietssystem in Europa, das Naturschutz-2000-Netzwerk. Und bei diesem Projekt geht es ganz klar gegen die EU-Richtlinien. Wir werden eine Beschwerde einreichen bei der Europäischen Kommission. Das Problem dabei ist, dass solche Beschwerden immer sehr lange Bearbeitungszeiten haben. Inzwischen werden im Retezat- und Domogled-Massiv der südwestrumänischen Karpaten in aller Öffentlichkeit und mit Ignorierung rechtlicher Vorschriften Tatsachen geschaffen.“


www.adz.ro/mb.htm
Anchen
schrieb am 27.08.2011, 13:30 Uhr (am 27.08.2011, 13:49 Uhr geändert).

Weitere Informationen dazu:

Agent green

New environmentalist (english)
wamba
schrieb am 27.08.2011, 14:03 Uhr (am 27.08.2011, 14:08 Uhr geändert).
Was sagen die Anwohner dazu?

"Agent green", ist das der kleine Bruder von "Agent orange" ?
lucky_271065
schrieb am 28.08.2011, 20:06 Uhr
Workcamp in Hammersdorf


Hammersdorfer Pfarrhaus wächst
Jugendarbeit und Umweltschutz in Renovierung des Pfarrhauses vereint


ans. Hermannstadt- „Streichen, Malen, das ist diese Woche die Hauptarbeit. Nach einem Gedanken für den Tag, wird jeden Morgen um 9 gestartet“, sagt Johannes Stefani und lächelt als er über das Workcamp für evangelische Jugendliche im Pfarrhaus Hammersdorf/Gusterita spricht. „Wir könnten auch eine Firma beauftragen, das Pfarrhaus zu renovieren. Das Haus soll aber wachsen, fertige findet man überall“, meint er. Seit Montag arbeiten acht Jugendliche aus Mühlbach/Sebes, Mediasch, Hammersdorf und mehreren Orten aus Deutschland eine Woche unter der Anleitung von Stefani und Gerhard Servatius-Depner, dem Pfarrer in Mediasch und stellvertretenden Vorsitzenden des Jugendwerks der evangelischen Landeskirche. Organisiert wird das Workcamp vom Jugendwerk und der evangelischen Kirchengemeinde Hermannstadt/Sibiu gemeinsam. Die Intention ist neben dem Zusammenkommen der Jugendlichen die Renovierung des alten Pfarrhauses.
(...)


hermannstadt.evang.ro/projekt-hammersdorf/
lucky_271065
schrieb am 28.08.2011, 20:10 Uhr
@ Wamba

"wamba", ist das der kleine Bruder von (Black) "mamba"?

P.S. Nur dem Wortwitz zuliebe. "Nichts für ungut."
Jolusia
schrieb am 28.08.2011, 20:22 Uhr
Wie? Was? Lucky...warst du etwa in Fantasialand in der Nähe von Köln?
wamba
schrieb am 28.08.2011, 20:39 Uhr (am 28.08.2011, 21:06 Uhr geändert).
Lucky du alte Speikobra,
nur Dir kann eine Verwandtschaft dieses netten Kerlchens mit einer Giftschlange einfallen.

Fahren Sie mit der Maus über die Box um die Vorschau anzuzeigen.
Wamba
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P.S. Auf Deutsch heißt sie "Schwarze Mamba ".

lucky_271065
schrieb am 28.08.2011, 23:39 Uhr (am 28.08.2011, 23:42 Uhr geändert).
@ Wamba
Lucky du alte Speikobra,
nur Dir kann eine Verwandtschaft dieses netten Kerlchens mit einer Giftschlange einfallen.


Ach, so ein nettes Kerlchen willst Du sein, Wamba? Und ich dachte schon, Du bist das aggressive Nilpferd auf Deinem Bild... Passt besser zu Deinem Stil, finde ich.
lucky_271065
schrieb am 29.08.2011, 00:56 Uhr
Aufsatz einer rumänischen Schülerin (17) zum Thema "Romania mea" ("Mein Rumänien"):


Gina Camelia Roman:
ROMÂNIA MEA: „ŢARA CONTROVERSELOR!”
ELEVĂ ÎN CLASA A X-A.
LOCUL ÎNTÂI DIN 52 DE PARTICIPANŢI. CÂŞTIGĂTOAREA CONCURSULUI DE ESEURI „ROMÂNIA MEA” – PNL VASLUI 2011



Mi se spune că sunt un copil îndrǎzneţ aflat pe treptele maturizǎrii… Frumoasă caracterizare… Mă simt cuprinsă de un vârtej analitic şi mă gândesc că aş putea sǎ decupez scurte fragmente de viaţă autentic românească, într-o dimineaţă frumoasă de vară. De comun acord cu gândurile mele, mai ridic odatǎ binoclul şi privesc în zare pentru a da frâu liber vocii interioare. Astfel, privesc la România, aceastǎ ţarǎ teribil de simplǎ şi frumoasǎ, trecutǎ adesea prin focurile unor rǎzboaie, despre care am învăţat la istorie că nu au fost întotdeauna ale ei, aclamatǎ şi blamată, şi oacheşǎ, cu oameni care visează să trăiască în altă ţară. Iluzoriu? Nu ştiu ce să zic de la înălţimea celor 17 ani ai mei...
Este ţara mea, ţarǎ scǎpatǎ din mânǎ ce se îndreaptǎ spre un declinul sadic creat de propriile mentalitǎţi? Ar fi absurd sǎ pun aceste cuvinte pe umerii numelui de România? Nu, eu nu sunt în mǎsurǎ sǎ învinuiesc ţara pentru nimic ci doar sǎ atrag atenţia cǎtre „umilul” megieş român.
Este cert faptul cǎ într-o zi voi putea pǎrǎsi aceastǎ ţarǎ... Privesc, stagnez dar nu, stingher ca un fobist aflat în faţa propriei uşi fǎrǎ cheie… Cutez a-mi părăsi ţara şi a începe viaţa într-o ţarǎ perfectǎ? Este România o ţară perfectă? Cum ar arăta o ţară perfectă, cu oameni perfecţi? România este locul unde am crescut, am împǎrţit bucurie, tristeţe, am învǎţat sǎ iubesc, sǎ dau frâu liber imaginaţiei, sǎ cred în forţele proprii, sǎ mǎ exprim, sǎ ajut, sǎ caut rǎspunsuri, sa ignor, sǎ sper ca într-o zi eu cu un grup de oameni asemeni mie vom putea pune baze solide într-o ţarǎ ierarhic magnifică, iar spectacolul proastei imagini va înceta.
Mă simt prinsǎ în mrejele ţării care, cu o ultimă sforţare, încearcă să mă ademenească prin masivele ei înzǎpezite iarna, prin adierea florilor de primavarǎ, cu aerul ei de fecioară adormitǎ de bogǎţia verii şi dezmierdată de o bǎtrânǎ toamnǎ târzie, traversată dinspre vest spre est de zonele întinse de câmpie cultivatǎ cu sapa şi cu calul, de oameni care s-au chinuit să-şi dea un rost propriei vieţi. Purtǎm cu noi veacul frumuseţii, a dorului de drumeţii, a muncii obositoare de la câmp care nu curge parcă prin vene deşi glasul biroului şi ora 7 pândeşte perfid… De undeva, din inima ţării se aude tulburător imnul în culorile sfinte de curcubeu, tricolor al unui popor ce pe zi ce trece uitǎ sǎ trǎiascǎ, având un cult al acumulării de traume. Probleme sau pǎreri tardive, puse faţǎ în faţǎ cu românul, se aud ca dintr-o crevasă: avem facilitǎţi insuficiente, fonduri inexistente, tinere talente distruse de piţipoance cu sex appeal, faptul cǎ pentru clasa politicǎ suntem simple instrumente de vot cu propuneri indecente, dacă indecenţă înseamnă echivalenţa vot – peşte congelat, cǎ noi deşi nu avem suficiente case... construim monumente, cǎ bunele maniere par a se gǎsi la intelectuali sau în aparenţǎ la cei cu portofele nepurtate în buzunar, presiuni cǎ la capǎtul sǎrǎciei se aflǎ viaţa, clubul, luxul. Cumplit este faptul cǎ fiecare dintre noi avem idealuri şi sentimente, suntem o întreagǎ naţiune ce ne cǎutam valori şi încă îndrăznim să sperăm că vom trăi o viaţǎ care sǎ nu se transforme în tipul de hranǎ fǎrǎ condiment.
Aş vrea să cred că, orice curs vor lua lucrurile, România este în noi, totul ţine de noi, redresarea ţine de noi, că le suntem datori celor care au luptat de veacuri pentru fiecare palmă de pamânt. Aş vrea să se trezească în noi spiritul civic şi să ne gândim că nu am putea privi altfel România decât locul unde copiii sunt învǎţaţi sǎ vorbeascǎ româneşte, sunt educaţi şi purtaţi de mânǎ în grǎdiniţe, apoi la şcoalǎ.
Dacǎ m-ar întreba cineva de unde sunt, cu siguranţǎ aş şti sǎ rǎspund: din Vaslui, de pe o stradǎ anume, locuiesc într-un bloc, fost gri, actualmente colorat fǎrǎ nicio noimǎ, colţ cu maneaua vecinului de la parter şi cu bormaşina celui de la 3 care sparge şi meştereşte de cel puţin un an. Mǎ uit în oglindǎ analitic, cred cǎ arǎt bine, pǎrul îmi cam face figuri, dar deja nu-l mai iau în seamǎ. Cobor scǎrile prudent, mi-e teamǎ sǎ nu alunec, a spǎlat proaspǎt femeia noastrǎ de serviciu. La capǎtul culoarului deja zǎresc aceleaşi siluete, vecinii mei care ascultǎ muzicǎ pusǎ în casǎ de afarǎ. Încerc să-i ignor, aşa cum ignor şi replica de fiecare zi a mamei, mama nu se poate abţine sǎ nu exclame „Ce dracu or face ǎştia toatǎ ziua în faţa blocului? Alţii de vârsta lor au şi copii. Mai târziu îţi dau în cap pentru o bucatǎ de pâine!” În naivitatea ei, speră... să nu ajung şi eu ca ei.
Înaintez spre ieşirea din scarǎ. Vali, un urecheat ciudat, mǎ salutǎ zâmbind cu gura plinǎ de seminţe. Schiţez un zâmbet, mǎ mai întreabǎ ceva, dar nu mai aud ce, nici nu mai doresc sǎ aflu, dar le simt privirea fix pe fundul meu. Brusc, mǎ întreb dacǎ vreunul o fi avut în viaţa lui emoţii la românǎ, sau s-o fi strǎduit la matematicǎ. Îmi vine un gând şi mai ciudat în minte. Cum or fi arǎtat când erau bebeluşi, moi şi pufoşi. Ce aşteptǎri o fi având de la ei nişte mǎmici nedormite? Unde, pe ce scarǎ a societǎţii ar trebui sǎ-i aşez? Sunt scursuri, sunt plevuşcă? Or fi, dar sunt români, la fel ca şi mine! Asta nu pot ignora. Ce şanse primesc ei şi de la cine? Ce şanse primesc eu şi de la cine? Prin urmare, eu am un reper, eu cea dintr-o familie obişnuitǎ, ei – din familii la fel de obişnuite, ca şi mine! Lǎsati de capul lor, au alte repere… Eu, de pe strada X, din blocul X ca şi ei, eu din Vaslui, ca şi ei, eu din România ca şi ei… Din România mea şi din România lor…
Mergând spre şcoalǎ, mǎ gândesc brusc la ce aş vrea sǎ mǎ fac când voi fi mare. Mesajele primite sunt cel puţin bulversante: „Şcoala româneascǎ scoate tâmpiţi”! Oi fi şi eu unul dintre ei? Cu siguranţǎ! „Medicii din România sunt cei mai slabi din Europa, şi e la modǎ sǎ te tratezi în strǎinǎtate”... Toate fetele de vârsta mea vor sǎ se facǎ modele sau... nu ştiu... Ceva care sǎ le aducǎ mulţi bani şi faimǎ.
Îmi atrage brusc, deodatǎ, atenţia un afiş publicitate rupt. Încǎ se mai observǎ zâmbetul „ca pentru pozǎ” al celui care promitea ca şi alţii... marea cu sarea! Mǎ întreb, n-o fi şi el un produs al şcolii româneşti. Dacǎ da, avem acelaşi numitor comun, eu şi cu domnul din afişe, suntem tâmpiţi. De ce aş vota un tâmpit?
Drumul cǎtre şcoalǎ e un spectacol cotidian. Îmi propun mereu sǎ vǎd ceva, o pǎrticicǎ din ţara asta. In acest moment vǎd o femeie cǎrând o sacoşe, însoţitǎ de soţul care fumeazǎ o ţigarǎ… şi simt brusc că nu mai vreau să mă gândesc la nimic…
Gina Camelia ROMAN
Liceul Teoretic „Emil Racoviţă” – Vaslui

gerri
schrieb am 29.08.2011, 06:40 Uhr (am 29.08.2011, 06:40 Uhr geändert).
@ Hallo lucky,tatsächlich ein wunderbarer Aufsatz,sie waren immer schon poetisch eingestellt und schuld waren auch immer Andere....

Gruß, Geri
Shimon
schrieb am 29.08.2011, 09:03 Uhr (am 29.08.2011, 09:08 Uhr geändert).
@gerri
schuld waren auch immer Andere....
Genau wie bei @gerri - da sind auch immer zwei Andere Schuld...
Shimon
schrieb am 29.08.2011, 09:03 Uhr (am 29.08.2011, 09:08 Uhr geändert).
Oi fi şi eu unul dintre ei? Cu siguranţǎ! „Medicii din România sunt cei mai slabi din Europa, şi e la modǎ sǎ te tratezi în strǎinǎtate”...
Weil die Guten im Westen arbeiten…
lucky_271065
schrieb am 29.08.2011, 10:48 Uhr
Nur im Sommer setzt immer ein "Touristenstrom" zu den Zahnärzten in Rumänien ein.
Shimon
schrieb am 29.08.2011, 10:58 Uhr (am 29.08.2011, 10:59 Uhr geändert).
Die in Rumänien aufgewachsenen, wollen den billigen Zahnersatz – da spielt Qualität und Service oft keine große Rolle…

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