Hertha Mueller ein Symbol der rumaeniendeutschen Literatur

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rhe-al
schrieb am 25.04.2008, 14:45 Uhr
The history of Igor schrieb:

Rhe-al, ich finde Deinen Einwand vis-a-vis dem Ausdruck rumaeniendeutsch schon auch wichtig, aber so einfach ist das glaub ich nicht (es ist ein von aussen hineingetragenes Konzept). Es wird schon auch von 'innen' so verwendet. Man muss ja nicht zwischen Identitaeten waehlen (entweder Sachse oder rumaeniendeutsch oder deutsch oder Hermannstaedter oder Mann oder Frau oder Europaeer oder Mensch), sondern benutzt verschiedene Identitaeten in bestimmten Situationen (die sich auch mitunter aendern).

Ich habe (peinlicherweise) aus Interesse auf google kurz nach den Ausdruecken 'rumaeniendeutsch', 'rumaeniendeutsche' und 'rumaeniendeutsches' auf Siebenbuerger.de gesucht. Es gab ueber 3,000 hits. Was das besagt weiss ich nicht genau, aber es sei mal in den Raum gestellt.


Igor, mir ist es auch bewusst, dass sich mittlerweile der Begriff rumäniendeutsch mehr oder weniger eingebürgert hat, keine Frage.

Um zu verdeutlichen was ich sagen wollte:

wenn es beispielsweise nicht reicht zu sagen: "die Schriftstellerin Herta Müller...etc...etc..." eventuell/alternativ auch: "die deutsche Schriftstellerin Herta Müller...etc...etc..." und man sich hingerissen fühlt auch die Herkunft zu nennen, wird dann aus dem obigen Beispiel:
"die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller...etc...etc...";
ist zwar ein Sammelbegriff, aber doch eine etwas vage "Näherbestimmung", dann sollte man das so formulieren, dass keine Fragen offen bleiben.

...ist nur meine Meinung, ohne Anspruch auf Richtigkeit.
Elsi
schrieb am 25.04.2008, 15:08 Uhr (am 25.04.2008, 15:34 Uhr geändert).
Ich glaube, man kann Recht haben und trotzdem im Unrecht sein...
Man hat natürlich das Recht Herta Müller ungeachtet ihrer Wurzeln zu begreifen. Nichtsdestotrotz ist es genauso legitim sie über ihre Herkunft zu definieren (ob rumäniendeutsch, sächsisch, schwäbisch etc), denn sie schreibt fast ausschließlich über das, was sie nach Deutschland mitgebracht hat...Außerdem wird sie in Deuttschland unter dieser Rubrik geführt. Was evtl. nichts anderes bedeutet, als eine deutsche Literatur mit besonderer Ausprägung. Ihr wird außerdem "vorgeworfen", dass sie "nie wirklich" in Deutschland angekommen sei, weil sie sich den "deutschen" Themen nicht wirklich widmet. Es ist eben eine Literatur "auf Messers Schneide" und der einen oder der anderen Position evtl. näher zu stehen (das, in Form einer Frage (!)) als der anderen sollte kein Grund sein, gereizt zu reagieren.
rhe-al
schrieb am 25.04.2008, 15:30 Uhr
Elsi schrieb: Ich glaube, man kann Recht haben und trotzdem im Unrecht sein...
Man hat natürlich das Recht Herta Müller ungeachtet ihrer Wurzeln zu begreifen. Nichtsdestotrotz ist es genauso legitim sie über ihre Herkunft zu definieren (ob rumäniendeutsch, sächsisch, schwäbisch etc), denn sie schreibt fast ausschließlich über das, was sie nach Deutschland mitgebracht hat...Außerdem wird sie in Deuttschland unter dieser Rubrik geführt. Was evtl. nichts anderes bedeutet, als eine deutsche Literatur mit besonderer Ausprägung. Ihr wird außerdem "vorgeworfen", dass sie "nie wirklich" in Deutschland angekommen sei, weil sie sich den "deutschen" Themen nicht wirklich widmet. Es ist eben eine Literatur "auf Messers Schneide" und der einen oder der anderen Position evtl. näher zu stehen als der anderen sollte kein Grund sein, gereizt zu reagieren.


Elsi, ich würde nie auf den Gedanken kommen, Herta Müller ohne ihre "Wurzeln" begreifen zu wollen.
Es würde sie ohne diese, möglicherweise, gar nicht als Schriftstellerin geben.

Mir liegt nun mal eine Formulierung wie z.B. "banat-schwäbische Schriftstellerin", oder "siebenbürgisch-sächsischer Schriftsteller" näher als "rumäniendeutsche Schriftsteller", wenn es um Allgemeinheiten geht.

Dass ich gereizt reagiert habe ist mir unbewußt, wo hast du das feststellen können?
Elsi
schrieb am 25.04.2008, 15:41 Uhr (am 25.04.2008, 15:43 Uhr geändert).
rhe-al, wenn es dir nicht bewußt war, dann ist es wohl meine "Empfindlichkeit", die mir einen Streich gespielt hat, als ich den Hinweis, dass man so formulieren sollte, dass keine Fragen offen bleiben sollten, als etwas "gereizt" interpretierte. Ich nehme die kleine Bemerkung zurück.
rhe-al
schrieb am 25.04.2008, 15:55 Uhr
Elsi schrieb: rhe-al, wenn es dir nicht bewußt war, dann ist es wohl meine "Empfindlichkeit", die mir einen Streich gespielt hat, als ich den Hinweis, dass man so formulieren sollte, dass keine Fragen offen bleiben sollten, als etwas "gereizt" interpretierte. Ich nehme die kleine Bemerkung zurück.


Du bist wohl zart besaitet Elsi?
Ist schon OK
Elsi
schrieb am 25.04.2008, 18:03 Uhr
Warum schreibt H. Müller nicht (auch) über Deutschland? Sie ist ein kritischer Geist und ein bisschen verwundert es einen schon... Die Berechtigung dieser Frage lehnt sie völlig ab, mit Argumenten, die allesamt nachvollziehbar sind und ohne Zweifel treffend, mit ihren Selbstverständis stimmig. Ihre „Verweigerung“, sich der Realität Deutschlands zu stellen, wird für mich aber auch versinnbildlicht durch folgende…Geschichte: In irgendeinem Buch beschreibt sie, dass ein junger Mann sie nach einer Lesung in Saarbrücken (sie war erst kurze Zeit in D-land) eingeladen hatte, am nächsten Morgen mit ihm zum Frühstück über die Grenze nach Frankreich zu gehen. Sie lehnt ab. Sie sagt: „Ich hätte nicht nur über die Brücke zum Frühstück nach Frankreich gehen müssen, sondern vor allem durch dieses mitgebrachte Wissen, das mir im Kopf pulsierte“. Sie lehnt ab: „um ihm die Leichtigkeit zu lassen – auf die er ja ein Recht hatte – ein gleiches Recht wie ich einen inneren Zwang, diesem meinem Wissen Rechnung zu tragen.“(mit ‚Wissen’ meint sie natürlich ihre „Grenzerfahrungen – die ganze Bandbreite des Begriffs).
Nun mal ganz abgesehen davon, dass mich noch nie jemand zum Frühstück nach Frankreich eingeladen hat…;0) , geht es um Abgrenzung, aber auch um eine gewisse Schonhaltung, die sie gegenüber D-land (der junge Mann steht für Deutschland ) einnimmt. Dieses „Schonen wollen“, könnte mit ein (vielleicht völlig nichtiger) Grund sein, dass sie sich der Realität in Deutschland nicht annimmt. Ich glaube diese Schonhaltung, diese Kritikscheue aus Dankbarkeit für das Hier-sein-dürfen gerade auch in der älteren Generation (?)aus SbB ausmachen zu können. Irre ich mich ?

Joachim
schrieb am 25.04.2008, 19:27 Uhr
Wie wäre es denn, wenn wir uns einmal zum Frühstück in Frankreich, z. B. im Elsass zumn diskutieren treffen würden.
Natürlich nur wenn Ihr Lust habt. Wir könnten uns dann über H.Mueller unterhalten.
XIX kann leider noch nicht dabeisein. Er muß erst noch den Inhalt verstehen lernen.
Mit freundlichem Gruß
Joachim
hanzy75
schrieb am 25.04.2008, 20:30 Uhr
Elsi schrieb: Ich glaube diese Schonhaltung, diese Kritikscheue aus Dankbarkeit für das Hier-sein-dürfen gerade auch in der älteren Generation (?)aus SbB ausmachen zu können. Irre ich mich ?


Es gibt Leute, die sind Deutschland dankbar, und kritisieren trotzdem, und fallen in Ungnade - siehe Richard Wagner.
xix
schrieb am 25.04.2008, 20:34 Uhr
@Joachim:
Ich furze auf dein Frühstück!
rhe-al
schrieb am 25.04.2008, 20:41 Uhr
Elsi schrieb: Warum schreibt H. Müller nicht (auch) über Deutschland? Sie ist ein kritischer Geist und ein bisschen verwundert es einen schon... Die Berechtigung dieser Frage lehnt sie völlig ab(...)


Ich glaube man sollte einen Schriftsteller das schreiben lassen was ihm "unter den Fingernägeln brennt".

Elsi
schrieb am 25.04.2008, 20:41 Uhr
Nun, ich bin SbSächsin und diese gewisse Schonhaltung ist mir nicht fremd. Da kann ich mich gar nicht herausnehmen. (Darüber hinaus etwas selbstironisch und völlig frei von Neid )H. Müller beendet die kleine Episode mit: "So sah es damals in mir aus". Sie läßt nur scheinbar offen, ob ihre Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt eine andere gewesen wäre, weil "dieses mitgebrachte Wissen" immer noch "im Kopf pulsiert".
Elsi
schrieb am 25.04.2008, 21:10 Uhr

rhe-al:
Ich glaube man sollte einen Schriftsteller das schreiben lassen was ihm "unter den Fingernägeln brennt".




Ich fürchte, man hat gar keine andere Wahl...
rhe-al
schrieb am 25.04.2008, 21:25 Uhr
Elsi schrieb:
rhe-al:
Ich glaube man sollte einen Schriftsteller das schreiben lassen was ihm "unter den Fingernägeln brennt".


Ich fürchte, man hat gar keine andere Wahl...


doch, die Wahl hätte man, könnte/wollte man Auftragsliteratur schreiben oder sich dem "mainstream" anpassen. Die Frage ist nur ob man bereit ist das zu tun, ob man morgens noch in den Spiegel schauen könnte.
Elsi
schrieb am 25.04.2008, 21:44 Uhr
rhe-al schrieb: Elsi schrieb:
rhe-al:
Ich glaube man sollte einen Schriftsteller das schreiben lassen was ihm "unter den Fingernägeln brennt".


Ich fürchte, man hat gar keine andere Wahl...


doch, die Wahl hätte man, könnte/wollte man Auftragsliteratur schreiben oder sich dem "mainstream" anpassen. Die Frage ist nur ob man bereit ist das zu tun, ob man morgens noch in den Spiegel schauen könnte.


Nun, das ist recht mißverständlich formuliert. "Man sollte einen Schriftsteller lassen..." und
"die Wahl hätte man, wollte man Auftragsliteratur schreiben..."
Einmal meinst du mit "man" jemand anderen als den Autor und dann wieder meinst du mit "man" den Autor selbst...

Ich will dir wirklich nichts, aber warst nicht du das, der unbeirrt auf eine ganz bestimmte Art der Formulierung eines Lehrsatzes im Thread Islam pochte...??
Man muß echt höllisch aufpassen, wenn man auf andere zielt...es könnte sich um Boumerangs handeln und die kommen zurück...
Ist schon OK.
rhe-al
schrieb am 25.04.2008, 21:56 Uhr
Elsi schrieb: rhe-al schrieb: Elsi schrieb:
rhe-al:
Ich glaube man sollte einen Schriftsteller das schreiben lassen was ihm "unter den Fingernägeln brennt".


Ich fürchte, man hat gar keine andere Wahl...


doch, die Wahl hätte man, könnte/wollte man Auftragsliteratur schreiben oder sich dem "mainstream" anpassen. Die Frage ist nur ob man bereit ist das zu tun, ob man morgens noch in den Spiegel schauen könnte.


Nun, das ist recht mißverständlich formuliert. "Man sollte einen Schriftsteller lassen..." und
"die Wahl hätte man, wollte man Auftragsliteratur schreiben..."
Einmal meinst du mit "man" jemand anderen als den Autor und dann wieder meinst du mit "man" den Autor selbst...

Ich will dir wirklich nichts, aber warst nicht du das, der unbeirrt auf eine ganz bestimmte Art der Formulierung eines Lehrsatzes im Thread Islam pochte...??
Man muß echt höllisch aufpassen, wenn man auf andere zielt...es könnte sich um Boumerangs handeln und die kommen zurück...
Ist schon OK.


ich finde, wollte man gerecht sein, das könnte man so gar nicht vergleichen.

ich wollte schon fragen, ob du nicht etwa den Leser oder Aussenstehende meintst mit: "Ich fürchte, man hat gar keine andere Wahl..."
aber du bist mir zuvorgekommen.

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