Steuererklärung - Unterstützung Hilfsbedürftiger

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Augenstern
schrieb am 09.09.2009, 23:23 Uhr
Seit Jahren mache ich für meinen Onkel die Steuererklärung. Seine Frau hat Angehörige ersten Grades in Rumänien, die finanziell unterstützt werden. Diese Hilfe konnte bisher von der Steuer abgesetzt werden. Aus Rumänien brauchte man vom Rathaus (sfat) eine "Bedürftigkeitsbescheinigung".

Für Rentner kein Problem, da jeder weiss, die Renten sind zum Leben zu gering zum Sterben zu hoch.

Dieses Jahr nun gibt es Probleme. Der Sfat will die Bedürftigkeitsbescheinigung nicht mehr ausstellen. Verweist an die Rentenstelle in Hermannstadt.
Diese wiederum verweist an das Finanzamt in Deutschland, das diese Bescheinigung selber anfordern soll.

Das Finanzamt in D sagt, sie haben noch nie so eine Bescheinigung angefordert.

Was kann man da machen?
Hat jemand Erfahrungen in dieser Richtung und kann mir sagen was Sache ist?
Ich verstehe nicht, warum sich die Rumänen so anstellen, mit Polen gibt es keine Probleme, obwohl die schon länger in der EU sind.

Ist es nur Bequemlichkeit? Und wie kann man das "Problem" lösen?
Bin auf Tipps und Anregungen gespannt. Danke für Eure Hilfe!:)

Augenstern
getkiss
schrieb am 10.09.2009, 22:09 Uhr (am 10.09.2009, 22:11 Uhr geändert).
So weit ich weiss, gibt es auch in Rumänien so was wie ein Mindestlohn, bzw. Mindestrente.
Nun die tatsächliche Einkünfte damit vergleichend dem Finanzamt die Hilfe begründen (nachfragen ob das reicht?)

...Bürokratie ist weltweit verbreitet...Faule Staatsdiener auch...und da Rumänien in der EU ist, gibt es sowas wie ein Sozialabkommen...
Horwath
schrieb am 16.09.2009, 15:03 Uhr (am 16.09.2009, 15:07 Uhr geändert).
Hallo Augenstern,

in Deutschland gibt es für alles Formulare, sogar 2sprachig.
Die "Unterhaltserklärung rumänisch" kann bei der Finanzverwaltung heruntergeladen werden. Einfach google fragen Suchbegriff : "Unterhaltserklärung rumänisch"

Dieses Formular vom rum. "Sfat" ausfüllen lassen, Stempel etc. und die Sache ist erledigt.

Viel Erfolg beim Kampf gegen die "Bürokratie"
http://www.fm.nrw.de/allgemein_fa/service/formulare/est/06_unterhalt/60_unterhaltserklaerung_rumaenisch.pdf
Josy
schrieb am 22.09.2009, 12:17 Uhr
hallo,

einfach den Rentenbescheid übersetzen lassen (von einem beeidigten Übersetzer) und an das Fi-Amt als Anlage zur Steuererklärung schicken.

Grüße
Josy
Augenstern
schrieb am 22.09.2009, 16:18 Uhr (am 22.09.2009, 16:18 Uhr geändert).
Danke für Eure Beiträge. Es hat sich erledigt: und zwar war das zuständige Finanzamt so kulant, dass sie auf diese Bescheinigung aus Rumänien verzichtet haben und nur anhand der Angaben und Nachweise den Unterstützungsbetrag anerkannt haben und es eine Steuererstattung gab.

Toll ... leider etwas selten bei den deutschen Behörden.

Was die rumänischen Behörden angeht, muss man leider feststellen, dass die Mitgliedschaft in der EU keine positiven Auswirkungen auf die Bürokratie hat. Ich bin der Meinung, es ist pure Faulheit und Bequemlichkeit und man ist ihnen leider ausgeliefert. Wenn sie die Bedürftigkeitsbescheinigung nicht ausstellen wollen, tun sie dies einfach nicht. Was will man dagegen machen? Ihnen mit Vorschriften kommen? Die lachen einen doch nur aus.

Tja... gut dass es hier dafür reibungslos lief.
gogesch
schrieb am 23.09.2009, 12:35 Uhr
Meine Erfahrungen zeigen, dass nicht alle rumänischen Behörden "faul und was auch immer" sind. Ich hab in den letzten 3 Jahren sehr viel im Rathaus in Temeswar und vor kurzem eine Angelegenheit in Hermannstadt zu regeln gehabt und ... eshat problemlos geklappt.

Ohne den persönlichen Fall angreifen zu wollen:
wieso müssen wir mit unseren Steuergeldern Sozialhilfe in Rumänien leisten?
Wenn jemand einen Verwandten ersten Grades unterstützen möchte ist es seine private Angelegenheit.

Dieses Thema hab ich vor 20 Jahren schon nicht verstanden... aber ich muss auch nicht alles verstehen.
Augenstern
schrieb am 23.09.2009, 15:07 Uhr
Und warum sollte man nicht mit den Steuergeldern Bedürftige in Rumänien unterstützen?

Gogesch, ziehst du auch andere Sachen in Zweifel, die mit Steuergeldern bezahlt werden? Oder verstehst und akzeptierst du sie alle?

Ich denke, dass wir alle noch genug Steuern in Deutschland zahlen und dass die Beträge um die es hier geht, den deutschen Staat wohl weder ärmer noch reicher machen. Da gibt es weiss Gott andere Hausnummern.

Das Thema ist für mich hiermit erledigt... in jeder Hinsicht!
Fabritius (Moderator)
schrieb am 23.09.2009, 18:35 Uhr
@ Gogesch:

Unterstützung unterhaltsbedürftiger Verwandter ist steuerlich abzugsfähig. Es ist gerecht, wenn dieses nicht vom Wohnsitz des Unterstützungsempfängers abhängig gemacht wird, weil ja auch die Unterhaltsverpflichtung nicht davon abhängt (wenn meine Eltern in Siebenbürgen wohnen, bin trotz dem ich als Sohn zu deren Unterhalt verpflichtet, wenn sie diesen nicht selbst tragen können).

Die Unterstützung erfolgt ja auch nicht "mit Steuergeldern" sondern mit dem eigenen verdienten Geld der Verwandten. Diese müssen nur darauf nicht auch noch zusätzlich Steuern zahlen. Das ist ein wesentlicher Unterschied.

Letztlich entlasten unterstützende Verwandte die Gemeinschaft dadurch, dass sie für die hilfebedürftigen Verwandten aufkommen und diese so nicht der Gemeinschaft (also uns anderen) zur Last fallen.

Grüße
Horwath
schrieb am 24.09.2009, 16:06 Uhr
@ gogesch

Wenn der Deutsche Staat beim Einkommen das "Welteinkommen" besteuert, dann ist es nur recht und billig auch demenstsprechend bei den Außergewöhnlichen Belastungen die Unterstützung Weltweit zuzulassen. Oder nicht ?
Lavinia
schrieb am 24.09.2009, 18:15 Uhr (am 24.09.2009, 20:37 Uhr geändert).
Wieso die Aufregung? Bis vor ein paar Jahren konnten die Firmen die immensen Schmiergelder, die sie im Ausland einsetzten, um Aufträge zu bekommen von der Steuer absetzen...
Ich glaube aber, dass man in diesem Fall auf die Bedürftigkeitserklärung verzichten konnte...
Die ist ja auch entwürdigend, für einige Menschen, gell?


gogesch
schrieb am 25.09.2009, 09:26 Uhr (am 25.09.2009, 09:27 Uhr geändert).
Ich habe extra geschrieben: "Ohne den persönlichen Fall angreifen zu wollen", aber leider wird jedes Wort als persönlicher Angriff empfunden. Das ist aus meiner Sicht auch ein wichtiger Grund warum die Rokestuf den Bach runtergegangen ist.

Augenstern
dieses Thema liegt mir schon seit meiner Ankunft in Deutschland quer im Magen.
Nach meiner Ankunft in D hab ich mitgekriegt, dass unsere Landsleute ihre "ach so bedürftigen" Angehörigen unterstützen wollten. Zu diesem Zeitpunkt (erstes Halbjahr 1990) haben unsere Sachsen in Siebenbürgen gelebt wie die Maden im Speck oder Gott in Frankreich oder was auch immer...

ausserdem finde ich auch, wie der Staat Geld über den Osten regnen lässt, bedürftige und unbedürftige (auch mich) mit Abwrackprämien beglückt oder unser Gesundheitssystem gegen die Wand fährt, nicht wirklich prickelnd um nicht zu sagen ... zum ko.....
joyflight
schrieb am 25.09.2009, 10:12 Uhr (am 25.09.2009, 10:14 Uhr geändert).
Hi Gogesch,

nur zur Info: für mich sieht's nicht wie persönliche Angriffe aus (auf beiden Seiten) - auch wenn mit einer rhetorischen Frage geantwortet wurde.

zu Deinem letzten Kommentar hätte ich 2 Anmerkungen:

1. du bringst die persönliche Situation von Menschen mit einer zugegebenermassen auch von mir anerkannten staatlichen "Misere" durcheinander: wenn der Staat schlecht wirtschaftet (egal ob ideologisch, ökonomisch oder einfach durch Politiker-Dummheit motiviert), heisst das noch lange nicht, dass der Steuerbürger dies über seine persönliche Situation automatisch ausgleichen muss/kann/soll.
Wie von Fabritius deutlich dargestellt, besteht für jeden einzelnen Steuerbürger eine gewisse Steuergerechtigkeit, die u U gerade auch bei gering - mittelverdiener die zusätzliche Bürden "am Hals" haben evtl überlebenswichtig sind (nur um an Dein Herz zu appellieren), aber auch generell im Sinne der Gleichbehandlung (z B mit dem Stiftungsbesitzer, i d R multi-Millionär, der auch gemeinnützige Sachen vollbringt) zumindest Gleichheit vor dem Steuergesetz hervorrufen soll.
Hier geht es wahrscheinlich nicht darum, dass der Onkel seine Mama unterhält, was wir alle als selbstverständlich betrachten würden, und in einer Soxen-Mentalität uns moralisch nie trauen würden damit "Geschäfte" zu machen, sondern um die Schwippschwapp-Schwäger und somit eine einigermassen "Fremd"leistung an die Gesellschaft.
(um es bös zu formulieren: jede Spende an die 3. Welt wird anerkannt- warum also nicht auch an Rumänien?)

Zumindest für mich nachvollziehbar, und wenn das Gesetz es hergibt, warum nicht.
Wenn Du jedoch dieses Steuergesetz als nicht adäquat empfindest (was für mich eine logische Schlussfolgerung aus Deiner Reaktion wäre), dann hast Du aber noch viel mehr Arbeit mit Deinen Protesten in diesem Steuer-System - allerdings wären sie viel konkreter: nur, Du dürftest Dich nicht auf diesen Punkt versteifen, an unserem Steuersystem gibt es noch viel viel mehr, und viel Wichtigeres zu tun (frag mal die FDP)

2. deinen "Maden im Speck" Kommentar kann ich leider gar nicht nachvollziehen.
Ich geh mal davon aus, dass Anfang 1990 die Leute in Rumänien positiv geschätzt durchschnittlich ca 100,-€ Jahresgehalt hatten
Dies hat sich sukzessive zu 100,-€ monatlich hochgearbeitet, allerdings im Laufe von mehr als 10 Jahren.
Die letzten 5-8 Jahre ging's noch rasanter auf 300,- € monatlich.

Ok, die durchschnittlichen Gehaltssteigerungen waren enorm.
Aber "der einfache Arbeiter/Angestellte" kann Anno 2008 immer noch nicht mit 300,- Monatsgehalt eine Miete von 400,- (durchaus üblich in Hermannstadt) bezahlen.

Ergo leben die Menschen entweder von Vorleistungen (Häuser = Besitzstand von früher, da sind tatsächlich mehrere Sachsen betroffen) oder von Nebenjobs, oder von "überdurchschnittlichen Jobs" oder aber von Hilfe und Transferzahlungen jeder Art.

Wo ist jetzt die Made, und wo der Speck?
Versuch dies mal objektiv zu beantworten, nicht mit "ich hab's ja gesehn, denen geht's gut" - solche Beiträge gibt's ja genügende, ... in der Rokestuf
;-)


gogesch
schrieb am 25.09.2009, 10:25 Uhr (am 25.09.2009, 10:28 Uhr geändert).
joy. Der Umschwung von "persönlicher Situation auf "staatlichen "Misere" hat ihren Ursprung in der Frage von Augenstern: Gogesch, ziehst du auch andere Sachen in Zweifel, die mit Steuergeldern bezahlt werden? Oder verstehst und akzeptierst du sie alle?

Steuergerechtigkeit werden wir hier sicher nicht herstellen können.

Mit "Maden im Speck" bezeichne ich den Anteil an Landsleuten, die in Siebenbürgen auf gepackten Koffern auf ihre schnelle Ausreise warteteten und mit Arbeit und Lohn nichts mehr am Hut hatten.
Für diese Menschen, wurden Hilfsgüter verschickt und Steuerersparnisse beantragt und die Betroffenen konnten ihre gefüllten Keller und Kammern bis zur Ausreise nicht leer kriegen. Es geht hier NUR um das erste Halbjahr 1990.
Sicher gibts auch Gegenbeispiele.
joyflight
schrieb am 25.09.2009, 10:51 Uhr (am 25.09.2009, 10:54 Uhr geändert).
"Oder verstehst und akzeptierst du sie alle?"

Antwort: nein, unser Steursystem ist der Super-Gau.
Das heisst aber lange nicht, dass einzelne Sachbearbeiter es verstehn, und über Anerkennung immer gerecht entscheiden -> denen muss man "systematisch das Handwerk legen" bzw. beibringen, und ihre Streich-Orgien ein bisschen eindämmen.

Es ist umso erfreulicher zu hören, dass durch Fremdverschuldung in Rumänien, eine Kulanz in einer deutschen Steuerbehörde, wie durch ein Wunder, entstanden ist - danke Augenstern für solche Einblicke, you made my day

"Steuergerechtigkeit werden wir hier sicher nicht herstellen können."
Aber wenn wir uns austauschen, sind wir informierte Bürger, und haben eher eine Chance. Mit inklusive Gratis-Tipps von juristischen Profis - hier leidet bestimmt keine (Steuer)Moral.
(und ich könnte euch Tipps geben, über nicht anerkannte Berufe und dazugehörige Werbungskosten)

Die Hilfsgüter nach der Revolution haben vielen vor Augen geführt, wie ungesteuerte, planlose, anonyme schlechtes-Gewissen-Spenden Probleme bereiten (können) bei der Verteilung.
Völlig richtig, es ist traurig an der Destination zu sehen was daraus wird, wenn einiges schief läuft.
Aber gerade das ist Anlass, gezielter Förderung, Spenden und Unterstützung zu steuern. Das geht nur durch persönlichen Einsatz, und keinesfalls durch eine 50,- Euro Überweisung zu Weihnachten, an einen Unglücks-Verein wie UNICEF oder Konsortien (bei denen klar ist dass allein ein Verwaltungsmitglied das 1.000 fache wöchentlich selbst konsumiert)

Wenn ich's aus Deinen Überlegungen richtig verstehe, spricht gerade DAS Argument der sinnlosen anonymen Spenden FÜR lieber gezielte Unterstützung -> ergo ebenso für steuerliche Gleichbehandlung, da hier (angenommen bei gleichen Beträgen) die Effizienz ungleich höher ist, und die Erfolgskontrolle sofort vorgenommen werden kann (im Gegensatz zu nie, bei den anonymen).

Übrigens Gedanken, die Du auf meiner homepage schon seit längerem verfolgen kannst - den steuerlichen Aspekt werde ich aufgrund dieser Diskussion hinzufügen.
gogesch
schrieb am 25.09.2009, 11:21 Uhr (am 25.09.2009, 11:25 Uhr geändert).
Ich glaube, gerade als Siebenbürger Sachsen, haben wir andere Möglichkeiten (oder soll ich gleich "Pflichten" sagen?) unsere Spenden unter zu bringen.

Ich sehe mein Geld z.B. lieber in der Stiftung der Gundelsheimer Bibliothek als in der Verwaltung einer Global-NGO.

Eine kleine Anekdote zur Spendenverteilung an Siebenbürger Sachsen im ersten Halbjahr 1990 in Siebenbürgen:
Im Hofe eines Nachbars steht ein vollgepackter LKW und die beiden Fahrer in bester siebenbürger Weinlaune am Küchentisch. Ich kriegte den Autoschlüssel hingehalten, mit der Aufforderung: nimm dir was du magst.
Leider war es ca. eine Woche vor meiner Ausreise und ich war enfach zu faul mich mit noch mehr unnötigem Kram zu beschäftigen.

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