Ein schönes Gedicht

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Wanderer
schrieb am 20.06.2011, 14:24 Uhr
Der Szekler Landtag

Adelbert von Chamisso

Ich will mich für das Faktum nicht verbürgen,
Ich trag' es vor, wie ich's geschrieben fand;
Schlagt die Geschichte nach von Siebenbürgen.
Als einst der Sichel reif der Weizen stand
In der Gespannschaft Szekl, kam ein Regen,
Wovor des Landmanns schönste Hoffnung schwand.
Es wollte nicht der böse West sich legen,
Es regnete der Regen alle Tage,
Und auf dem Feld verdarb des Gottessegen.
Erhört des Volkes laut erhob'ne Klage,
Gefiel es, einen Landtag auszuschreiben,
Um Rat zu halten über diese Plage.
Die Landesboten ließen sich nicht treiben,
Sie kamen gern, entschlossen gut zu tagen
Und Satzungen und Bräuchen treu zu bleiben.
Da wurde denn, nach bräuchlichen Gelagen,
Der Tag eröffnet, und mit Ernst und Kraft
Der Fall vom Landesmarschall vorgetragen:
"Und nun hochmögende Genossenschaft,
Weiß Einer Rat? Wer ist es, der zur Stunde
Die Ernte trocken in die Scheune schafft?"
Es herrschte tiefes Schweigen in der Runde;
Doch nahm zuletzt das Wort ein würd'ger Greise
Und sprach gewichtig mit beredtem Munde:
"Der Fall ist ernst, mit nichten wär' es weise,
Mit übereiltem Ratschluß einzugreifen;
Wir handeln nicht unüberlegter Weise.
Drum ist mein Antrag, ohne weit zu schweifen,
Laßt uns auf nächsten Samstag uns vertagen;
Die Zeit bringt Rat, sie wird die Sache reifen."
Beschlossen ward, worauf er angetragen.
Die Frist verstrich bei ew'gen Regenschauern,
Hinbrüten drauf und bräuchlichen Gelagen;
Der Samstag kam und sah dieselben Mauern
Umfassen noch des Landes Rat und Hort,
Und sah den leid'gen Regen ewig dauern.
Der Landesmarschall sprach ein ernstes Wort:
"Hochmögende, nun tut nach eurer Pflicht,
Ihr seht, der Regen regnet ewig fort.
Wer ist es, der das Wort der Weisheit spricht?
Wer bringt in unsres Sinnes düstre Nacht
Das lang erwartete, begehrte Licht?
Zur Tat! Ihr habt erwogen und bedacht.
Ich wende mich zuerst an diesen Alten,
Dess' Scharfsinn einmal schon uns Trost gebracht:
Ehrwürd'ger Greis, laß deine Weisheit walten!"
Der stand und sprach:"Ich bin ein alter Mann,
Ich will euch meinen Rat nicht vorenthalten:
Wir sehn es vierzehn Tage noch mit an,
Und hat der Regen dann nicht aufgehört,
Gut! regn' es dann, so lang' es will und kann."
Er schwieg, es schwiegen, die das Wort gehört,
Noch eine Weile staunend, dann erscholl
Des Beifalls Jubel-Nachklang ungestört.
Einstimmig ward der Ratbeschluß angenommen,
Der nun Gesetzeskraft behalten soll. -
So schloß ein Szekler Landtag, der zum Frommen
Des Landes Weiseres vielleicht geraten,
Als mancher, dessen Preis auf uns gekommen.
So wie die Väter, stolz auf ihre Taten,
Nach bräuchlichen Gelagen heimgekehrt,
Erschien die Sonne, trockneten die Saaten,
Und schwankten heim die Wagen goldbeschwert.
Knuppes
schrieb am 23.06.2011, 16:37 Uhr
Hier ein echter Klassiker, nachdenklich und tiefgründig, indem so viel Wahres steckt.
Lebensstufe um Lebensstufe muss jeder Mensch (mitunter mühsam) steigen mit der
Hoffnung und dem Streben nach noch weiterführenden und höheren Stufen.

Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
(Hermann Hesse)
walter-georg
schrieb am 29.06.2011, 10:17 Uhr (am 29.06.2011, 10:20 Uhr geändert).
En klīn wualtch Vijeltschen (Duannerschmarter Dialekt)

Et såß en klīn wualtch Vijeltschen
åf ienem dianklen Niastchen.
Et sung de gunz Wäntchernocht;
senj Stiamm da muesst iem klanjen.

"Sanj tau mir mī, sanj tau mir mī,
tau klienet wualghet Vijeltschen.
Ech wiall dir schreiwen åf denj Hieft
miat gialem Guld uch granjer Setch!"

"Hålt tau denj Guld, hålt tau denj Setch,
ech wiall dir nimi sanjen.
Ech bian en klīn wualtch Vijeltschen,
uch niemest kūn mech zwanjen!"

"Gung tau erō ian`t dieffer Tōl,
der Reif, die wird dich driacken."
"Driackt mech der Reif, der Reif ias kålt,
Fra Suann wird mech erqiacken!"
der Ijel
schrieb am 30.06.2011, 23:49 Uhr
Ech fanjden et fenj Walter, dått Tea hïsch hemmlich åf de Geschmack bäst kun, Säck når wegter, em fanjd noch deser old-older hisch Gedichter uch Līdcher. Uch sakseschen.

Ech hun uch gesackt end hun des Version nierest fangden, wo et hīsst :
Ech wiall dir schreiwen åf denj Hieft

--et äs sonst iwerol de Riad vum schreiwen åf denj Flijelchen.

Än dem Merian-Heft Siebenbürgen vun 1969 huet Bernhard Capesius en original Version verfåst, schued da äs net online.

Åf ener Privat HP vun Holger Saarmann hun ech zwor uch en sachsesch Version fangden, lēt sich awer net kopieren.

Villecht verrētst Tea eas wo Tea des Version huest fangden?


Aus Siebenbürgen von 1516.
Es gibt in Liederbüchern viele leicht unterschiedliche Varianten davon.


http://www.sibiweb.de/ge_mu/vijeltch.htm

Es saß ein klein wild Vögelein
Minnelied aus Siebenbürgen. Von 1516

2.Sing du mir mehr, sing du mir mehr,
du kleines, wildes Vöglein!
Ich will um deine Federlein
dir Gold und Seide winden.
walter-georg
schrieb am 01.07.2011, 13:12 Uhr
@ der Ijel: Tea hueßt richtich erkuhnt, daut ech anstått Flijel, Hieft geschriwen hun. Genah esi hun ech uch net gränen Nästchen, sanjdern dianklen Niastchen geschriwen.

Bä`m åf denje Flijel wor et mer ze lunk, ålsi hun ech det mät denj Hieft ersåtzt.

Uch bä`m Nästchen hun ech - det äs der vilecht net afgefållen - gränen mät dianklem ersåtzt, well et äm Wänjter nichen grän Nästcher gien kuhn.
der Ijel
schrieb am 01.07.2011, 13:27 Uhr
Chea Walter, ech hun et gūnz genah durchgeliasen, end merken demnoh huest Tea salwest drun eramgeschnäppelt?

Et äs jo nichen Verbrēchen, når äs et geat ze wässen.
Doch granj Nēstcher git et doch, uch äm Wängter.

Hm-- dem Fijelchen åft Hīwt ze Schreiwen ? åf dēn Gedunken wēr ech net kun.
Det Flijelchen stiht praktesch zer Verfäjeng, und passt derzea noch zem Reim.

Adee bas zem nächsten Mol
Martin der Ijel
Wanderer
schrieb am 06.07.2011, 18:44 Uhr
In der Heimat war ich wieder...
Martin Greif (Friedrich Hermann Frey)

In der Heimat war ich wieder,
alles hab ich mir besehn,
als ein Fremder auf und nieder
mußt ich durch die Straßen gehn.

Nur im Friedhof fern alleine
hab´ich manchen Freund erkannt,
und bei einem Leichenstein
fühl´ich eine leise Hand.



Meine Heimat
Martin Greif (Friedrich Hermann Frey)

Meine Heimat liegt im Blauen,
fern und doch nicht allzu weit,
und ich hoffe sie zu schauen
nach dem Traum der Endlichkeit
Wenn der Tag schon im Versinken
und sein letztes Rot erbleicht,
will es manchmal mich bedünken,
daß mein Blick sie schon erreicht.
Knuppes
schrieb am 12.07.2011, 17:41 Uhr
Das alte Bauernhaus
(mein Elternhaus)

Es könnt so viel erzählen,
das alte Bauernhaus.
Vor vielen, vielen Jahren
ging das Glück dort ein und aus.

Mit seinen eignen Händen
baute es mein Vater auf,
für sich und seine Lieben,
doch dann nahm das Schicksal
seinen grausamen Lauf ...

Dunkle Wolken kamen gezogen,
Angst in den Augen, was wird nun geschehn?
Sie hatten doch nichts verbrochen
und doch mussten sie aus ihrer Heimat gehn.

Das alte Haus, es könnt erzählen,
von sorglosen Tagen in Liebe und Glück.
Die Jahre vergingen, die Schmerzen, sie blieben.
Wie sehnten sie sich in ihr Bauernhaus zurück!

Und steh' ich heute vor dem Haus,
die schöne Natur ringsherum,
dann strahlt es noch immer viel Wärme aus,
das macht mich so traurig und stumm.

Mein Elternhaus könnte erzählen
von Freude, von Trauer und Schmerz.
Was bleibt, sind Erinnerungen,
tief eingebrannt in meinem Herz.

© Maria Kindermann
Knuppes
schrieb am 12.07.2011, 22:56 Uhr
Alt möcht ich werden

Alt möcht ich werden wie ein alter Baum,
mit Jahresringen, längst nicht mehr zu zählen,
mit Rinden, die sich immer wieder schälen,
mit Wurzeln tief, dass sie kein Spaten sticht.
In dieser Zeit, wo alles neu beginnt,
und wo die Saaten alter Träume reifen,
mag wer da will den Tod begreifen - -
ich nicht!

Alt möcht ich werden wie ein alter Baum,
zu dem die sommerfrohen Wandrer fänden,
mit meiner Krone Schutz und Schatten spenden
in dieser Zeit, wo alles neu beginnt.

Aus sagenhaften Zeiten möcht ich ragen,
durch die der Schmerz hinging, ein böser Traum,
in eine Zeit, von der die Menschen sagen:
Wie ist sie schön! Oh, wie wir glücklich sind!

(Louis Fürnberg)

Knuppes
schrieb am 21.07.2011, 13:33 Uhr
"Unsere Erinnerungen lassen uns in die Vergangenheit reisen
und in die Zukunft entführen uns die Träume." (Unbekannt)

Sprüche des Konfuzius

Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
Ewig still steht die Vergangenheit.

Keine Ungeduld beflügelt
Ihren Schritt, wenn sie verweilt.
Keine Furcht, kein Zweifeln zügelt
Ihren Lauf, wenn sie enteilt.
Keine Reu, kein Zaubersegen
Kann die stehende bewegen.

Möchtest du beglückt und weise
Endigen des Lebens Reise,
Nimm die zögernde zum Rat,
Nicht zum Werkzeug deiner Tat.
Wähle nicht die fliehende zum Freund,
Nicht die bleibende zum Feind.

Dreifach ist des Raumes Maß:
Rastlos fort ohn Unterlaß
Strebt die Länge; fort ins Weite
Endlos gießet sich die Breite;
Grundlos senkt die Tiefe sich.

Dir ein Bild sind sie gegeben:
Rastlos vorwärts mußt du streben,
Nie ermüdet stillestehn,
Willst du die Vollendung sehn;

Mußt ins Breite dich entfalten,
Soll sich dir die Welt gestalten;
In die Tiefe mußt du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.
(Friedrich Schiller)
Knuppes
schrieb am 30.07.2011, 20:42 Uhr
Erinnerung

Lindes Rauschen in den Wipfeln,
Vöglein, die ihr fernab fliegt,
Bronnen von den stillen Gipfeln,
Sagt, wo meine Heimat liegt?

Heut im Traum sah ich sie wieder,
Und von allen Bergen ging
Solches Grüssen zu mir nieder,
Dass ich an zu weinen fing.

Ach, hier auf den fremden Gipfeln:
Menschen, Quellen, Fels und Baum,
Wirres Rauschen in den Wipfeln, -
Alles ist mir wie ein Traum.

Die fernen Heimathöhen,
Das stille, hohe Haus,
Der Berg, von dem ich gesehen
Jeden Frühling ins Land hinaus,
Mutter, Freunde und Brüder,
An die ich so oft gedacht,
Es grüsst mich alles wieder
In stiller Mondesnacht.
(Joseph von Eichendorff)

Knuppes
schrieb am 31.07.2011, 21:04 Uhr
Wer hat nicht als Kind schon geträumt, fliegen zu können?
Hier ein wunderbares Gedicht von Michael Ende.
Wünsche einen schönen Sonntagabend!

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fliegen...
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Der Traum vom Fliegen

...und wenn Du es wieder mal müde bist,
wie eng und begrenzt Dein Leben ist,
und die ganze Erde erscheint Dir fest
umsponnen von einem grauen Netz,
in dem Du hilflos verfangen bist,
ein Netz aus Gewohnheit, Gewalt und Gesetz,
ein Netz aus Grenzen von Staat zu Staat,
Grenzen aus Dummheit und Stacheldraht,
Grenzen des Geldes, begrenzte Zeit
und die Grenzen der eigenen Fähigkeit......

....und wenn Du Dich wiedermal wundgestoßen
an den Gitterstäben, den kleinen und großen,
und Du weißt genau: Du kommst nie mehr vom Flecke,
Du bleibst gefangen im engen Raum,
dann hockst Du Dich nieder in Deiner Ecke
und träumst den alten Traum:

Du breitest weit Deine Arme aus, und
ein tiefer Atemzug!
Du schwingst Dich empor über Straße und Haus
im traumhaften Vogelflug.
Du fliegst und Du fliegst und Du brauchst kein Ziel,
das Dasein selbst ist Glück!
Keine Grenze dort unten bekümmert Dich viel,
und Du möchtest nie zurück.

Es ist alles so einfach. Du wunderst Dich kaum.
Und Du weißt in dem Traum: Es ist kein Traum!

Und Du fragst Dich, warum man es vergisst,
warum man nicht glaubt daran,
dass man immer so frei wie ein Vogel ist,
und in Wahrheit fliegen kann.

(Michael Ende)
Knuppes
schrieb am 05.08.2011, 11:29 Uhr
Überall bin ich zu Hause (Ubi bene, ibi patria!)

Überall bin ich zu Hause
überall bin ich bekannt;
macht das Glück im Norden Pause
ist der Süd mein Vaterland.
Lustig hier und lustig da
ubi bene, ibi patria!

Federleicht ist mein Gepäcke
und mein Blut so jung und frisch,
ob ich in der Hütte decke
oder im Palast den Tisch.
Hungrig hier und durstig da
ubi bene, ibi patria!

Alles, was ich eigen habe
trag' ich in der Tasche fort.
und es muss mir mit zu Grabe
muss mir bleiben hier und dort.
Lustig hier und lustig da
ubi bene, ibi patria!

Eine Pfeiffe wie ein Fässchen
wenig Münze, Rock und Hut
und ein kleines Stiefelgläschen
seht, das ist mein Hab und Gut.
Trinke hier und rauche da
ubi bene, ibi patria!

Freilich, manches Pumpregister
kennt mich, doch das drückt mich nicht;
denn ein jeglicher Philister
borgt mir auf mein froh' Gesicht.
Borge hier und borge da
ubi bene, ibi patria!

Hab' so manche Stadt gesehen
manche Universität;
wollt' es mir nach Wunsch nicht gehen
hab' ich schnell mich umgedreht.
Lerne hier und lerne da
ubi bene, ibi patria!

Wo man mir aus hellem Stolze
weder Ross noch Wagen lieh,
ritt ich auf dem Ziegenholze
war mir selbst Kavallerie.
Gehe hier und reite da
ubi bene, ibi patria!

Winkt mir hinterm vollen Glase
Amors süsses Minnespiel,
wähl' ich bald die nord'sche Nase
bald das griechische Profil.
Küsse hier und trinke da
ubi bene, ibi patria!

Und so komm' ich durch das Leben
bin vergnügt in jedem Land,
denn wo's Küsse gibt und Reben
bin ich überall bekannt.
Lustig hier und lustig da
ubi bene, ibi patria!

Winkt mir hinterm vollen Glase
einst Freund Hain hinaus zum Streit
streck ich fröhlich mich im Grase
überall zum Tod bereit
Erde hier und Erde da
ubi bene, ibi patria!

(nach Fr. Hückstädt - 1806)
Knuppes
schrieb am 10.08.2011, 20:52 Uhr
Wie eine Kerze verzehrt sich die Zeit

Wie eine Kerze verzehrt sich die Zeit,
flackerndes Licht im Wind.
Pläne, Hoffnungen, Freude, Leid,
warst du nicht gestern erst Kind?

Neugierig voller Tatendrang,
wolltest du nicht Berge versetzen?
Leben mit Erfolg und Glück übersetzen,
schien Zukunft nicht unsagbar lang?

Jetzt, da der Schnee der Jahre dich ziert
und Erfahrung die Flügel breitet,
hat sich dein Blick vertieft und geweitet,
hast auch du deine Grenzen gespürt.

Erstrebenswertes verlor an Glanz,
Wünsche änderten ihr Gesicht,
gewachsen ist die Toleranz,
und die Hoffnung verlagerte ihr Gewicht.

Neue Aufgaben stehen im Raum,
gelassen beginnst du zu sieben,
doch im Stillen träumst du den alten Traum,
von Leben, Lachen und Lieben.

(Verfasser unbekannt)
Haiduc
schrieb am 10.08.2011, 22:01 Uhr
Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leib entbrennte,
Da hab ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!

Zwei junge Gesellen gingen
Vorüber am Bergeshang,
Ich hörte im Wandern sie singen
Die stille Gegend entlang:
Von schwindelnden Felsenschlüften,
Wo die Wälder rauschen so sacht,
Von Quellen, die von den Klüften
Sich stürzen in die Waldesnacht.

Sie sangen von Marmorbildern,
Von Gärten, die überm Gestein
In dämmernden Lauben verwildern,
Palästen im Mondenschein,
Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
Wann der Lauten Klang erwacht
Und die Brunnen verschlafen rauschen
In der prächtigen Sommernacht.

J.F.v.Eichendorff / Sehnsucht

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