Verrückte Welt

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Kurt Binder
schrieb am 15.09.2023, 19:13 Uhr
Wörter, die uns ins Schleudern bringen

Nur Skeptiker sehen in jedem Vorhang - ein Verhängnis!

In so manchem sogenannten ‚Fortschritt’ wäre es besser gegangen, wenn wir schon vor Beginn – fort geschritten wären !

Ein Hirsch hat es gut; er ist sen Leben lang immer bestens in seine täglichen Aufgaben einGeweiht!

Für Optimisten ist eine Aufgabe die Anregung, etwas zu tun - für Pessimisten, etwas zu beenden!

Wird die Kopfsteuer eigentlich nach dem Gewicht des Gehirns erhoben?
Kurt Binder
schrieb am 20.09.2023, 08:51 Uhr
Verrückt, aber glaubwürdig

Das Butterbrot, das Frätzchen,
das macht so seine Mätzchen.
Und fällt es hinunter,
die Butter zu unter -
lacht Murphy sich ins Lätzchen.

Von 'nem Taucher hörte man unken,
er sei, von Leidenschaft trunken,
beinahe stündlich
und äußerst gründlich
abgrundtief gesunken.

Ein Teen an der Volkshochschul’
belegte 'nen Kurs in „Cool-
nis“, dass er hinfort,
sich in Rekord-
und Erfolgserlebnissen suhl!
Kurt Binder
schrieb am 28.09.2023, 07:05 Uhr
Vom Alptraum bis ins Stadion

„Wohin gehst du mitten in der Nacht? Hast du einen Notruf bekommen?“, fragt die Frau eines Bergretters ihren Mann, der in voller Montur zur Tür hinausgehen will.
“Nein, Schatz – aber ich hatte einen so schönen Alp-Traum!“

In einer Kaschemme stehen zwei vagabundige Typen an der Bar, schlürfen ihren Martini, und schweigen sich seit längerer Zeit an. Darauf sagt der eine zum andern:
“Du – der Ede von diesem Kaminsky hat mir geflüstert, du könntest mit fremden Jwelen sehr gut umgehen - stimmt das?“
“Na ja, schon“, erwidert der andre geschmeichelt. „Jedenfalls wurde ich noch nie gefasst!“ Der eine grinst.
“Dann sei jetzt gefasst“, meint er zynisch, „denn ich bin nämlich spezialisiert auf böse Buben*innen, die noch nie gefasst wurden!“, holt Handschellen aus der Tasche, und legt sie dem Profi-Mopser an.

„Ich kann es beim besten Willen nicht nachempfinden, dass die Fußballspieler nach dem ersten Einlauf noch soviel Kraft haben, ganze 45 Minuten nonstop über das Stadion zu rennen!“
“Na ja – wahrscheinlich rutschen deshalb manche so oft auf den Knien auf den Schiri los, um ihn um Gnade vor dieser Tortur anzuflehen!“
Kurt Binder
schrieb am 02.10.2023, 17:25 Uhr
Der feine Unterschied

Der Käfer, der bis auf die Spitze
des Halmes kroch bei großer Hitze,
war mindestens in gleicher Form,
wie Messner auf dem Matterhorn.

Und konnte auch nach solchem Siegen
wie trunken hoch zur Sonne fliegen.
Doch Reini musst’ bei allen Wettern,
schon irgendwie hinunterklettern.
Kurt Binder
schrieb am 08.10.2023, 07:55 Uhr
Komischkeiten

Treffen sich zwei Drillinge. Fragt Archibald, der Älteste:
“Wo ist Willibald, unser Junior?“
„Er kommt Alsbald!“, erwidert Theobald, der Mittlere.

Treffen sich zwei Brathähnchen im Flug. Sie wollen sich ausweichen, kollidieren aber trotzdem mit voller Kruste. Wie konnte das geschehen?
Das eine war Linksflügler!

Die günstigste Konstellation für eine Liebeserklärung ist die, wenn das Sternbild Andromeda durch die goldenen Äpfel der Hesperiden im Zeichen der Hochzeitsreise Jupiters mit seiner Venus auf Mallorca steht!
Dies soll allerdings nur für Fans des Sternzeichen-Voodoos wirksam sein.

Sie: „Liebst du mich?“
Er: „Wie meinsr du da?“
Sie: „Na ja, ob du immer mit mir zusammen sein, und mir ein Leben lang treu bleiben willst?“
Er: “Was willst du damit sagen?“
Sie: “Na ja, dass du mit keiner andern ins Bett gehst!“
Er: „Wie soll ich das verstehen?“
Sie: „Dass du nur mit mir unter die Decke schüpfst!“
Er: „Was soll uns das bringen?“
Sie: „Ein Baby!“
Kurt Binder
schrieb am 12.10.2023, 18:14 Uhr
Komischkeiten 2

Das Dümmste, was ein Storch zu einem Frosch sagen kann, nachdem er ihn zum Dinner erkoren hat, ist:
“Sei kein Frosch!“ Na, wie?

Ein Schornstein bekam plötzlich Keuchhusten. Er ging zum Arzt, und der riet ihm, sofort mit dem Rauchen aufzuhören.

Ein Weltenbummler bot der Kannibalen-Dame beim Spazierengehen galant den Arm an. Von ihr ist eine von drei Antworten zu erwarten; welche ist wohl die unwahrscheinlichste?
„Danke, aber ich habe schon gefrühstückt!“
„Danke, aber ich esse nur gebratenes Fleisch!“
„Danke, aber ich bin Vegetarierin!“
Kurt Binder
schrieb am 19.10.2023, 10:01 Uhr
Superman’s return
DIE Story

Ich hielt mich zwar nicht für einen Versager – dennoch wollten mir in der letzten Zeit einige lächerlich einfache Vorhaben nicht so recht gelingen. Rein zufällig habe ich gestern Abend einen Film gesehen, in dem so ein komischer Clown in einem noch komischeren Kostüm mit voraus gestreckter Faust durch die Luft flog, und damit alle Probleme auf der ganzen Welt im Handumdrehen, bzw. im Faustumdrehen löste.
Er war in ein eng anliegendes azurblaues Trikot gekleidet, das seine Muskeln und andere prominente Bereiche überzeugend in Pose setzte. Darüber trug er eine rote Badehose, und seine strammen Beine steckten in kniehohen roten Stiefeln – offensichtlich ein superwertiges Zalando-Produkt.
Und da diese bikolore Kombination auch noch unsren siebenbürgischen Nationalfarben entsprach, und ich mich nach einer gründlichen Prüfumg meiner Physis im Spiegel, bis auf einige unwesentliche Kleinigkeiten absolut deckungsgleich mit dem – wie ich im Laufe des Filmes erfuhr - Super-Helden befand, stand mein Entschluss fest.
“Das kann ich auch!“, sagte ich mir, und bestellte sofort online ein komplettes Superman-Kostüm.
Als ich es anlegte, fühlte ich sofort ein mir bisher unbekanntes Fluidum durch meinen Körper strömen. Aber etwas fehlte noch.
In diesem Augenblick klingelte es an der Haustür. Nun, das mit dem Fliegen hatte bis jetzt nicht so recht geklappt. Nach mehreren Versuchen flog ich zwar – aber immer nur auf die Nase. Also verzichtete ich vorläufig auf diese Pflichtübung, und schritt entschlossenen Schrittes, nur mit ausgestreckter Faust auf die Haustür zu, da ich wieder mal einen Staubsauger-Vertreter dahinter vermutete.
Ich öffnete, meine geballte Faust traf einen Polizisten, der sich in der Hausnummer geirrt hatte, genau auf die Nase. Er fiel zwar nicht um, stellte mir aber auf der Stelle mehrere Strafzettel aus: Wegen tätlichen Angriffs auf eine Amtsperson, dadurch deren Behinderung an der Ausübung ihrer Pflichten, unerlaubtes Tragen eines die Obrigkeit irritierenden Habits, Anmaßung eines fragwürdigen Hamdlungsbefugnisses, und ...
Nach einer kurzen Verhandlung wurde ich einstimmig für schuldig erklärt, zu lebenslanger Haft verurteilt, aufgehängt, und, das Schecklichste: Ich durfte mein Leben lang – keine Bertramsuppe mehr essen!!

Hier angekommen, lehnte ich mich zurück, und las diese Geschichte auf dem Bildschirm noch einmal aufmerksam durch. Doch dann fand ich sie derart blöd, dass ich beschloss, um keine Nachahmungen anzuregen - sie nicht ins Forum zu setzen.
Kurt Binder
schrieb am 04.11.2023, 06:47 Uhr
Komischkeiten 3

Fritz zu Franz: „Kannst du mir bitte deine Telefonnummer geben?“
Franz: „Das kann ich leider nicht!“
Fritz: „Wieso kannst du mir deine Telefonnummer nicht geben?“
Franz: „Weil ich sie nicht kenne!“
Fritz: „Wieso kennst du deine Telefonnummer nicht?“
Franz: „Weil ich mich nie anrufe!“
Fritz: „Aha!“
Franz: „Du sagst es. Ich hab mich einmal angerufen, und da hat mir der AB mitgeteilt, dass ich auf den Malediven sei!“
Fritz: „Wann war das etwa?“
Franz: „Gestern Abend!“
Fritz: „Ja, das könnte stimmen. Ich hab dich heute Morgen angerufen, und da hat der AB mir mitgeteilt, dass du auf den Malediven seist!“
Franz: „Das sagte ich doch gerade!“
Beide, sehr nachdenklich: „Hhmm ...!?!“

Sagt der Mann zu seiner Frau:
“Ach, komm ins Bett, und lass doch das blöde Geschirrspülen für später – es läuft dir ja nicht weg!“
“Ja, leider!“, seufzt sie ergeben.

Draußen stürmt es, blitzt und donnert, die Meereswellen überspülen schäumend den Strand und dringen weit ins Land hinein. Ein Feriengast steht am Fenster, guckt hinaus, und sagt zu seiner Frau:
“Ist ein richtiges Badewetter heute!“
„Du wirst doch nicht etwa bei diesem Wetter baden wollen?“, fragt seine Frau entsetzt.
“Warum nicht?“, meint er, geht ins Badezimmer - und steigt in die Badewanne.
Kurt Binder
schrieb am 11.11.2023, 07:51 Uhr
Daisy-Saga

Es war einmal eine Ost-Schleswig-Holsteinische Wildflugente. Nun gab es ja zu jener Zeit in Ost-Schleswig-Holstein mehrere, ja sogar viele Ost-Schleswig-Holsteinische Wildflugenten. Das Besondere war jedoch, dass diese Ost-Schleswig-Holsteinische Wildflugente, zum Unterschied zu anderen Ost-Schleswig-Holsteinische Wildflugenten den adeligen Namen ‚Daisy’ trug! Und genauso wollen wir sie ab jetzt und hier nennen. Natürlich nur aus philantropischer Rücksicht auf unsre Zungen, die sich beim Lesen von – na, ihr wisst schon - garantiert jedesmal verhaspelt haben, wenn sie anstatt dem süßem ‚Daisy’ das schwierige – na, ihr wisst schon – radebrechen mussten. Dagegen spräche allerdings der bedenkliche Tatbestend, dass Adelige in der Regel lange Namen tragen, doch – lassen wir es in diesem Sonderfall dabei bewenden!
Nun genoss diese Ost-Schles..., also Daisy unter ihren Artgenossen in Entenhausen eine besondere Achtung, da sie als einzige einen Namen trug, der wahrscheinlich schon in dem Buch Habakuk, in den Prophezeihungen der alten Mayas, und in den haarsträubenden Weissagungen Ras-Putins mit Respekt, großgeschrieben und stets in Habt-Acht-Stellung erwähnt wurde.
So watschelte unsere besondere Daisy also in hochhackigen Schuhen einher, trug eine riesige rote Masche auf dem Kopf, und blickte unter rekordverdächtig langen, seidigen Wimpern hervor, mal verliebt auf die coolen Erpel-Jungs, mal bitterbose auf andere Daisy-Verschnitte, die sich erkühnten, ihr mittels Wimpernlänge oder riesigen Haarschleifen ihren Rang in der Schar streitig zu machen. Und dennoch begann eines Tages ihr Thron bedenklich zu wanken, als eine bitterböse, neidische Artgenossin das Gerücht verbreitete, Daisy sei eine Emporkömmlingin, und in Wirklichkeit nur eine armselige – Zeitungs-Ente!
Der Sturz war tief und hart – Daisys Enttäuschung aber noch viel tiefer und härter! Sie verließ Entenhausen, und flog – was O-S-H-Fl-Enten besonders gut können, nicht über die übliche Entenflugroute, sondern über den Südpol nach Kalifornien, um zur rekonvaleszierenden Erholung etwas frische Luft zu schnappen. Allerdings behaupten eruiernde, neidische Lästerzungen, dass sie sich dort bloß einen Kaiser-Pinguin erkaisern wollte.
Wie sie nun so im sonnigen Kalifornien beschwingt durch die Straßen watschelte, vernahm sie plötzlich eine Stimme:
“Du, sieh mal dort, diese flotte Lotte mit dem sexy Bürzel – wär die nicht etwas für unsren Donald?“
Nun, alle eure diesbezüglichen Vermutungen zu dem weiteren Verlauf in Sachen Daisy sind absolut deckungsgleich mit unsrem heutigen Wissen um ihre steile Karriere und der unaufhaltsamen Expansion der Duck-Dynastie! Daisy war hiermit entdeckt, wurde ihrem künftigen Ehegatten Donald vorgestellt, wonach sie im Hinblick auf die Erhaltung ihrer Art, und unter dem jeder verantwortungsbewussten Ente (außer der Quietsch-Ente) innewohnenden Vermehrungswillen unverzüglich in Aktion flatterten. Bereits nach einiger Zeit schon legte Daisy mit dem Einverständnis des mutmaßlichen Vaters einen Drilling, den sie Tick, Trick und Track tauften.
Die Duck-Dynastie erweiterte sich zulegends und zuhörends, und ist bis heute zu einem Ruhm gelangr, dem alle Rühme dieser Welt nicht den kleinsten Tropfen Wasser tröpfeln können:
Sie hat in den Herzen aller Kinder Einzug gehalten, und ist heute daraus nicht mehr wegzudenken! Oder wie man so treffend sagt;

Ente gut, alles gut!
Kurt Binder
schrieb am 15.11.2023, 06:35 Uhr
Die Metamorphose 1/2

Die Geschichte, die ich nun erzählen werde, klingt ungeheuerlich und völlig unglaubwürdig. Leider kann ich für ihren Wahrheitsgehalt nicht einstehen, weil sie auch mir nur erzählt wurde.
Da wohnte also in einem kleinen Zweizimmer-Appartement ein gewisser Herr Jekel. Er war in jeder Hinsicht eine unauffällige Erscheinung, jedoch mit allen Vorzügen eines kleinen, sehr kleinen Büroangestellten ausgestattet. Eine dickglasige Brille verriet seine Kurzsichtigkeit, sein Bäuchlein zeugte von seiner sitzenden Beschäftigung, und ein strahlendes Glätzchen war heftig im Vormarsch und überzog bereits zwei Drittel seiner Kopfhaut. Außerdem trug er immer einen uralten, grauen Streifenanzug, und einen Schlips, der ewig schief hing.
Die Menschen, die ihm begegneten, grüßten ihn respektvoll, denn Herr Jekel war als freundlicher, rechtschaffener Mann bekannt. Hinzu kam, dass er Junggeselle war - ein Umstand, der besonders die zahlreichen ledigen Damen des Hochhauses motivierte. Leider war er so schüchtern, dass er jedes Mal jungfräulich rot anlief, wenn ihn jemand ansprach.
Wie an jedem anderen Morgen verließ Herr Jekel auch heute pünktlich um 6:30 Uhr seine Wohnung und begab sich gemessenen Schrittes zum Aufzug. Während er in die Tiefe fuhr, befiel ihn eine merkwürdige Unruhe. Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen, und seine Hände begannen zu zittern. In der Tiefgarage angekommen, trat er aus der Kabine heraus, und näherte sich seiner Box. Währenddessen ging eine deutlich sichtbare Veränderung mit ihm vor. Seine etwas rachitische Haltung straffte sich und sein schleppender Gang wurde zügiger. Er schien jetzt um mindestens zehn Zentimeter gewachsen zu sein. Das demütige Lächeln verschwand und machte einer bleichen Starre Platz, die in wenigen Augenblicken das ganze Gesicht überzog. Je näher er der Garagenbox kam, umso schneller beschleunigte er seine harten Schritte, und eine ungeheure Erregung bemächtigte sich seiner. Sein Atem ging schwer und stoßweise. Keuchend schloss er das Garagentor auf und schleuderte es dröhnend gegen die Decke. Als er im Halbdunkel den alten, grauen Käfer stehen sah, glomm es böse in seinen verkniffenen Augen auf. Er trat hastig näher und streichelte zärtlich das Heck, und seiner Brust entrang sich ein sehnsüchtiges Stöhnen. Dann öffnete er die Tür, stieg vor Begierde zitternd ein und startete.
Zu dem Aufheulen des Motors gesellte sich ein heiserer Freudenschrei. Seine behaarte Pranke packte das Lenkrad mit eisernem Griff, und dann katapultierten 240 PS den Wagen aus der Garage heraus und jagten ihn röhrend die steile Auffahrt hinauf, und hinaus auf die Straße. Den brandneuen Audi, den er dabei anstieß und seine Stoßstange herunterriss, bemerkte er gar nicht mehr. Mit radierenden Reifen bog er links in die Hauptstraße ein - und dann trat er das Gaspedal voll durch.

Teil 2 folgt morgen
Kurt Binder
schrieb am 17.11.2023, 06:52 Uhr
Die Metamorphose 2/2

In der Stadt herrschte der typische, beruflich bedingte Stoßverkehr. Gerade wollten mehrere Menschen bei grüner Ampel die Straße überqueren, als sie den schweren, schwarzfunkelnden Wagen bemerkten, der auf sie zuraste. Ungläubig sprangen sie entsetzt zur Seite, und er donnerte vorüber. Ein altes Mütterchen, das nicht schnell genug war, wurde auf das harte Pflaster geschleudert und brach sich den Arm. Mehrere Passanten wurden von der langen Stichflamme versengt, die aus dem Auspuff herausloderte.
Die Polizei war gleich darauf zur Stelle, doch musste sie sich gar sonderbare Dinge anhören. Die Aussagen der Augenzeugen waren schockierend. Einige behaupteten, dass das Auto mindestens acht Meter lang war und mit schwarzen Panzerplatten belegt gewesen sei. Andere wollten hinter der Frontscheibe ein Monster mit rotglühenden Augen gesehen haben, und aus seinem offenen Rachen sei eine grüne, geifernde Zunge herausgehangen, jawohl, so war es! Und sein borstiger Schädel sei von gelben Dämpfen eingehüllt gewesen, und es habe ihnen mit seiner riesigen, pelzigen Faust gedroht. Und alle bestätigten, dass es penetrant nach Pech und Schwefel gestunken habe. Die Autonummer? Die hatte sich keiner angesehen, weil alles viel zu schnell ging.
Inzwischen raste der Panzerwagen auf die große Kreuzung zu. Da wechselte die Ampel auf Rot, und das Monster sah auf einmal rot. Es knurrte gereizt, umkrallte das Steuer mit beiden Pratzen und gab Gas. In der Querstraße setzten sich die Autokolonnen schon in Bewegung - da preschte es mitten in sie hinein. Die ersten Fahrer konnten rechtzeitig abbremsen. Den hinteren Autos gelang das nicht mehr, und sie krachten aufeinander auf, Blech bohrte sich in Blech, Scheiben zersplitterten auf die Straße, die Türen sprangen auf. Es wurde geschimpft und geflucht, Schwerverletzte jammerten, und die Passanten rannten scharenweise zusammen und gafften. Das Chaos war perfekt.
Aus dem Rachen des Monsters kroch ein krächzendes Gelächter. Sein unförmiger Schädel mit der vorstehenden Stirn und den buschigen Augenbrauen, der schwer und halslos auf dem buckligen Rumpf saß, wackelte vor irrer Begeisterung hin und her. Es raste weiter die dicht befahrene Hauptstraße hinunter, rempelte die Autos, die ihm im Wege standen, einfach zur Seite, zwang den Gegenverkehr, auf die Gehsteige auszuweichen, und fegte dann in eine Einbahnstraße hinein. Sein Kampfgefährt drückte alles, was ihm entgegen kam, brutal an die Wand. Das nächste Halteschild ignorierte er einfach, schoss über die Straße hinüber, prallte beinahe mit einem Laster zusammen, überfuhr für alle Fälle noch einen Dackel und verschwand in der nächsten Seitenstraße.
Wenige Minuten später rollte der alte, graue Käfer behutsam auf den Parkplatz der Firma Mayer & Schmidt. Und kurz danach betrat Herr Jekel, wie an jedem anderen Morgen, pünktlich um sieben Uhr demütig sein Büro, und wünschte jungfräulich errötend einen guten Morgen.
Kurt Binder
schrieb am 27.11.2023, 15:03 Uhr
Evas Apfel
Die Verführung – einmal anders

Missmutig trete ich auf den Balkon und starre durch die Trübe der feuchten, morgendlichen Nebel auf die Straße. Noch herrscht Ruhe, denn am Sonntag Morgen haben manche Menschen die Gewohnheit, ihre Matratzen länger warm zu halten. Zwar wäre es jetzt Zeit füt ein deftiges Frühstück, doch alles in mir sträubt sich gegen jedwede Vergewaltigung meiner Appetitlosigkeit. Dabei lungern im Kühlschrank, geduldig wartend die köstlichsten Bunitäten für jede Tageszeit.
Doch plötzlich schimmert es licht durch die grauen Schwaden, wird rasch heller – und dann weichen die Nebel wie Gardinen zur Seite, um einem blendenden Strahlen ehrfüchtig Platz zu machen, das nur von dem blitzenden Weiß der mit Aronal geputzten Zähnen übertroffen werden kann!
Eine ziemlich sehr vormittelalterliche junge Frau weiblichen Geschlechts wedelt, sich selbst bewusst langsam unter meinen Stielaugen vorbei. Sie zelebriert wie alle Frauen jene Gangart, in welcher sie, natürlich unbewusst alle ihre optisch wahrnehmbaren Reize von Norden bis Süden gezielt einsetzt, in der Hoffnung, dass meine stalkenden, an sexuelle Belästigung grenzenden Blicke nicht die einzigen seien. Kurz – sie visualisiert alles, was auf einer Skala von 1 bis 10 die Note 20 verdient! Und dann wendet sie mir ihr Gesicht zu - und lächelt.
Leute, ab hier sag ich nix mehr, denn es wurde schon tausendfach gesagt – angefangen von den Höhlenmalereien, über Mona Lisa bis Marylin Monroe & CO, und jeder weitere Versuch wäre Blasphemie. Eines aber fällt mir besonders auf, saugt mich in seinen Bann, verzaubert mich – bin ihm rettungslos verfallen.
Links und rechts von ihrer reizenden Stupsnase leuchten mir zwei rote Bäckchen entgegen - zum Anbeißen, wie zwei Äpfel ...
“Gott liebt dich doch!“, denke ich - stürze heißhungrig ins Haus, greife mir aus der Kammer zwei rote Berlepsch-Äpfel, und verschlinge sie mit Griebsen und Stielen.
Kurt Binder
schrieb am 29.11.2023, 07:03 Uhr (am 29.11.2023, 07:07 Uhr geändert).
Im Wartezimmer 1 / 2

Ein Gang zum Arzt ist immer ein aufregendes Erlebnis. Wenn man die Ursachen dieser Wallfahrt, die meist weniger angenehm sind, wegdenkt, bleibt etwas übrig, das sich keiner entgehen lassen sollte.
Beim Empfang geht es immer mehr oder weniger gleich zu. Mit mehr oder weniger persönlicher Zuwendung, oder mit weniger oder mehr sachlicher Distanz heißt es:
„Ihre Karte bitte - danke!“ - (Schreib-schreib, tipp-tipp) - „Sie dürfen im Wartezimmer Platz nehmen.“
„Danke, sehr freundlich.“ Wenn man darf, warum nicht? Also tritt man ein. Ich trete also ein und grüße laut und vernehmlich:
„Guten Morgen!“
Es ist interessant festzustellen, wie viele Leute heutzutage schwerhörig sind. Zwar sehen mir fast alle entgegen, denn ein Neuankömmling wird immer angestarrt und kurz ob seiner optischen Bonität begutachtet. Doch antworten von zehn Wartenden nur zwei gut vernehmbar auf meinen Gruß, zwei nicken mir zu, einer hebt nur kurz den Kopf - das sind bis jetzt 50% - und für den Rest bin ich Luft.
In meiner Jugend habe ich von einem gewissen Herrn Knigge gelernt, dass man grüßt, wenn man einen geschlossenen Raum betritt, in dem sich Menschen befinden - und das selbst dann, wenn man der Bundespräsident persönlich ist. Für die im Raum Befindlichen erwächst daraus die moralische Pflicht, zu antworten. Also bin ich mir keines Vergehens bewusst und schätze, dass die anderen 50% im Zuge ihrer Neuorientierung in die coole Moderne, von der Angst gebeutelt, eventuell spießig zu erscheinen, eben nicht „kniggerig“ sein wollen.
In einem Wartezimmer, besonders in einem kleineren, setzt man sich so, dass man sich möglichst weit weg von dem drin bereits anwesenden Patienten befindet. Man könnte sich ja anstecken. Außerdem wird so das Risiko einer Anbiederung klein gehalten. Wenn dann ein Dritter hereinkommt, sucht der sich einen Stuhl aus, der am weitesten von den beiden bereits Sitzenden steht. Das ergibt ein ungefähr gleichseitiges Dreieck. Nun tritt aber ein Vierter ein. Der gerät schon in Schwierigkeiten, denn sein Platz muss zwangsläufig eine der drei Seiten halbieren. Ein Fünfter und ein Sechster gerät in die gleiche Situation, weil ja noch zwei Seiten frei sind. Noch ist alles locker und gelöst, und man schmökert zwecks Veredelung der Allgemeinbildung in den Affären der Prinzessin Eulalia oder grämt sich über den entflogenen Lieblingspapagei eines dürren Supermodels.
Die sketchverdächtige Atmosphäre beginnt aber erst dann, wenn weitere Personen grüßend oder in-seinwollend nicht grüßend, betreten den Raum betreten. Ihr geübtes Auge sagt ihnen sofort, dass sie sich nun unter höherem Risiko, als ihr natürlicher Abwehrinstinkt erlaubt, unter Gefährdung der eigenen Pelle, näher an einen Fremden setzen müssen! Glücklich ist, wer da noch einen Platz findet, der sich zwischen zwei freien Stühlen befindet, die als Niemandsland eine Sicherheitszone darstellen. Dieser Platz wird mit Siegermiene im Flug erobert. Aber damit hat es auch schon fertig mit lustig.
Die Stühle sind also bis jetzt so besetzt, dass dazwischen immer noch einer frei ist. Nun aber tritt Hinz ein. Sofort bündeln sich die Blicke aller Wartenden zu einem konvergenten Abwehrstrahl, der ihn voll auf die Brust trifft. Hinz strauchelt zwar, aber da er auch warten darf, nähert er sich einem freien Stuhl zwischen zwei jungen Frauen. Automatisch driften beide auseinander und gucken in entgegengesetzte Richtungen, wenn Hinz zwischen ihnen unverschämterweise Platz nimmt. Nach und nach treten noch mehrere Hinze ein, und bald sitzen alle in Dreiergruppen in folgender Ikebana-Konstellation da: Hinz in der Mitte, und links und rechts von ihm je zwei von seiner Ausstrahlung Abgestoßene. Doch dann wird es brenzlig, denn jetzt tritt Kunz in das Wartezimmer.

Teil 2 folgt morgen

Kurt Binder
schrieb am 30.11.2023, 06:14 Uhr
Im Wartezimmer 2 / 2

Auch er wird von der Spitze des Abwehrstrahls getroffen, doch da er kräftiger als Hinz ist, beachtet er ihn nicht, sondern geht mit gewinnendem Lächeln genau auf den Zwischenraum zwischen zwei menschlichen Ikebanas zu. Dieser ist zwar von Frau Hinze und Frau Kunze fast zugewachsen, doch als Kunz nun den beiden sein üppiges Gesäß zuwendet, um zwischen ihnen zu sesseln, fahren sie empört auseinander und erstarren in der Lotrechten.
Das Gleiche geschieht nach und nach mit den anderen Ikebanas durch die Invasion von weiteren Kunzen, bis das Zimmer voll ist und alle stocksteif, möglichst weit weg vom Nachbarn da sitzen, wobei ganz unauffällig nach links und nach rechts geschielt wird, ob die Abstände auch stimmen.
Es ist gar nicht so einfach, als Ölgötze unter Ölgötzen zu sitzen, weil sich hier gleich zu gleich nicht so gern gesellt. So sitzt man gezwungenermaßen jemandem gegenüber, den man nicht kennt und der es ebenfalls krampfhaft vermeidet, einen ansehen zu müssen. Aber - wohin sehen, wenn man von ebenfalls ratlosen Artgenossen umringt ist, die auch nicht wissen, wohin sie die indiskreten Blicke richten sollen?
Der Luftraum ist jetzt gerammelt voll von Sehstrahlen, die sich so zu orientieren versuchen, dass sie sich um Himmels Willen nicht ins Gehege kommen. Trotzdem pendelt sich langsam ein kompliziertes, räumliches Strahlengitter ein, denn Insider-Patienten haben darin schon reiche Erfahrung. Nur Kunz Nr.3 und Hinz Nr.1 verheddern ihre Sehstrahlen derartig, dass es fast zu einer Auseinandersetzung kommt. Aus diesem bunten Konglomerat von Profis, Amateuren und FDP (Friedlich Duldende Patienten) heraus erkennt man einen Neuling sofort und mühelos auf den ersten Blick.
Als nämlich Hinz Nr.2 seinen Blick völlig unbedarft nach unten zu der schmalen, neutralen Zone zwischen zwei Stühlen richtet, wo sich allerdings sehr ordnungswidrig das spitze Knie von Frau Kunze Nr.1 befindet, wird er von dieser angefahren:
„Was starren Sie so auf meine Beine, Sie Lüstling? Noch nie ein sexy Knie gesehen?“ Die beste Lösung ist es, einen Punkt an der Wand, möglichst weiter oben, fest ins Auge zu fassen und diesen sehr interessiert zu betrachten. Ich entdecke bald nach dem Eintreten über dem Kopf meines Gegenübers eine Spinne, die ich sofort beschlagnahmen will. Doch mein Nachbar links brummt ärgerlich:
„He, Sie - weg da, das ist meine Spinne!“ Weiter rechts bemerke ich einen kleinen, schwarzen Punkt. Ich wende mich meiner Nachbarin rechts zu und frage sie höflich und sehr gewählt:
„Verzeihung, ist jener Fliegenschiss noch frei?“ Sie nickt langsam. Dabei vermied sie es, ihre Augen von ihrem Blickstützpunkt abzuwenden.
„Ja, ich glaube schon.“, entgegnet sie. „Ich habe den Kaugummi gegenüber, rechts unten am Stuhlbein abonniert!“
„Vielen Dank!“ Schnell stütze ich meinen Blick darauf, denn Kunz der Letzte bewirbt sich gerade um einen Stehplatz. Nach zehn Minuten wird mir der schwarze Punkt langweilig und ich frage die Kaugummiabonnentin:
„Wollen wir mal tauschen?“ Sie will nicht, denn der Kaugummi ist noch ziemlich frisch, aber mit der Spinne klappt es auf Anhieb. Bloß ist die inzwischen in das Blickfeld von Hinz Nr.5 gekrochen, und das ergibt wiederum einen ...

„Herr Binder ins Zimmer Nr.2 - Herr Binnn - derr, bitteee!“

Kurt Binder
schrieb am 04.12.2023, 09:18 Uhr
Voluntas hominis est eius caelum*

Zugegeben – ich wollte bloß ein bissel angeben, wozu Google mir kostenlos geflüstert hat. In Wahrheit ist mein Latein aus der frühen Schulzeit schon lange am Ende, wobei – nochmals zugegeben, es auch damals der Rhetorik Ciceros nichtmal in die Nähe gekommen ist.
Nun hat mich das Leben während eines langen, von Agnostik geprägten Werdeganges gelehrt, dass mein Wille mit meinem Himmelreich keineswegs identisch ist! Von den vielfältigen Ansichten dazu hat mich besonders die lebensnahe Ergänzung Karl Mays: „ ... oder seine Hölle!“ zu einer grundsätzlichen Skepsis zu allem und jedem bewogen. Und aus dieser Skepsis heraus „Es kann sein - kann aber auch nicht sein“ bin ich nach Jahren akribischen Suchens nach mir selbst zu dem Schluss gekommen, dass zwischen einem Willen und dessen Konkretisierung noch einige Schritte liegen müssen, welche in diesem Aphorismus mit der Behauptung „ist“ ignoriert werden. Zutreffender müsste es demnach heißen:
“Des Menschen Wille könnte sein Himmelreich sein“!
So gesehen ist das Sprichwort „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“ ehrlicher, da es eben nur auf diese Schritte, also auf den Weg hinweist, und somit den Willen nicht selbstverständlich mit dem Ziel identifiziert!
Nun, da ich mich mittlerweile selbst gefunden habe, wechsle ich für weitere Erläuterungen von der streng philosophischen Prägung dieser Einleitung auf eine mir wesentlich geläufigere Ebene.
Den ausschlaggebenden Tritt für die richtige Denkrichtung habe ich von einem Glas griechischer Kalamata-Oliven in würziger Salzlake bekommen. Ich saß am Tisch, und empfand plötzlich einen Heißhunger nach Oliven in würziger Salzlake. Im Vertrauen auf das Himmelreich meines Wunsches schloss ich also die Augen – und wollte! Und als ich sie wieder öffnete – siehe da, da stand tatsächlich – kein Glas mit Oliven vor mir. Und so musste ich eben die oben erwähnten Schritte, in diesem Fall ins Geschäft gehen, einkaufen, heimkommen usw. unternehmen, um in den Genuss der Oliven zu kommen. Ich kann also auf Grund dieser Erfahrung ruhigen Gewissens behaupten:
‚Errare humanum est!’**, ohne Gefahr zu laufen, mit den altehrwürdigen Erkenntnissen unsrer Altvorderen zu kollidieren.
Es wäre also ratsam, wie ich meine, auch um die Umwelt zu schonen und Energie zu sparen, noch in der Erwägungsphase eines Willens diesen mindestens dreimal zu überdenken!
Die ultimative Lösung zum Ebnen jedweden Weges zwischen Willen und Himmelreich hat, wie er behauptete ein Bekannter, der Karl P. entdeckt. Auch er war auf dem Horror-Trip zur Selbstfindung durch den zähen Schlamm der Misserfolge gerobbt.
Hocherfreut berichtete er mir eines Tages, dass sich die Ausdauer seines eisernen Willens gelohnt hätte. Er habe nämlich schon nach zwei Jahren - eine Eintrittskarte zu einem mit Spannung erwarteten Fußball-Endspiel ergattern können!! Ich erstarrte. Ein unglaublicher Erfolg – und dann auf Anhieb gleich auf der höchsten Ebene des absolut Allerwertesten! Da ich schon seit meiner Kindheit davon träumte, mit Super-Model Heike Klump einmal essen zu gehen, fragte ich:
“Mein Gott, Karl P.– wie hast du das denn fertiggebracht?“ Er holte abgrundtief Luft.
„Du musst deinen Willen erst hypnotisch aktivieren, dann spirituell profilieren, und zuletzt diagonal-transzedental punktuell fokusieren!“, erklärte er.
’Ach soo – also wenns weiter nichts ist’, dachte ich, und fragte:
“Okay, alles klar, und – wie geht das?“ Er zuckte die Achseln.
“Keine Ahnung – aber es funktioniert!“

Wie ich schon sagte – lieber noch dreimal überdenken, als wie Karl P. blauäugig - einen Dämon heraufbeschwören!
„Quod erat demonstrandum!“*** – danke, Google!


*) lat: Des Menschen Wille ist sein Himmelreich
**) lat: Irren ist menschlich
***) lat: Was zu beweisen war

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