Weihnachtsbaum im Dialektvergleich

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der Ijel
schrieb am 19.12.2009, 16:47 Uhr
Einen längeren Prosatext in mehreren Fortsetzungen will ich hier herein setzen. Er ist in meinem Heimatdialekt geschrieben und anschliessend in die Schriftsprache übersetzt worden.
Leider ist es mir nicht möglich Texte im PdF zweispaltig nebeneinander herein zu setzen.



Ach wär´ich doch ein Weihnachtsbaum!

Ein Regentröpfchen war meine Mutter
und mein Vater ist der Wind.
Der Berg auf dessen Schulter ich geboren bin,
nannte mich sein Patenkind.
Er selbst, der Berg, wurde von den Menschen
Sonnenaufgang genannt.
Die beiden Flüsse aber, welche links und rechts
aus dem Inneren dieses Berges sprießen,
nannten wir, Kleine Sorge und Große
Zuversicht. Dort bin ich geboren
im Lande Jenseits der Wälder.

Der Tag meiner Geburt jedoch,
hat keinen Namen.
Auch das Jahr ist nicht bekannt,
denn mitten in der Ewigkeit bin ich geboren.
Auch der Berg sowie die Flüsse
und das Land hatten Anfangs keine Namen.
Doch es zogen Menschen durch die
Länder diesseits der Wälder,
und gaben dem Land den Namen
Jenseits der Wälder.

Eines Tages kamen Menschen
bis zu meinem Heimatberg, blieben in seiner Nähe,
um in seinem Schatten zu wohnen.
So bekam der Berg den Namen Sonnenaufgang.
Das Land nannten sie Zuhause.
Kleine Sorge und Große Zuversicht
nannten sie die beiden Flüsse.

Damals war ich noch nicht geboren.
Aber während meines Lebens habe auch ich
die beiden Flüsse, meine Lieblinge,
immer bei ihrem Namen genannt.

Am Tag meiner Geburt soll es
einen heftigen Sturm gegeben haben.
Der Wind soll alles sehr bewegt haben.
Mich soll er von einer Tanne mitsamt
dem Wassertröpfchen welches ich
meine Mutter nannte, gerissen,
und den Berg hinauf getragen haben.
Dort bin ich dann aufgewachsen.
Die Menschen aber diesseits,
und jenseits der Wälder sind immer
hin und her gezogen.
Ich habe ihnen zugeschaut.


Wä jearren wer iech a Kreastbam!
(Roder Dialekt)
An Triepes Woasser wos men Muetter,
und me´ Vööter äs der Wäänt.
Der Bairch åf des siener Össelt iech jebauren
ben, soit Poot ke´ miech.
Ean soalwest, den Bairch, hiessen de
Mienschen Sonnenåfjaung.
Dä zwien Fleass åwer, dä ois diesem Bairch
lürz uch raichts aroisfliessen,
hiesse´mir Klinzich Soarch uch Jrüs
Zeuversicht. Doi bän iech jebauren,
an dem Lamd åf jiener Siet vüm Besch.

Di Duch åwer, un dem iech jebauren
ben, hüt nichan Nümen.
Uch dot Joihr es net bekammt,
denn mettelt an der Iiwijet ben iech jebauren.
Wedder di Bairch niuch dä Fleass,
niuch dot Lamd håtten üm Üfaung Nümen.
Åwer et jiengen Mienschen dürch
dä Lunder åf dieser Siet vüm Besch
und joiwen dem Lamd den Nümen,
åf jiener Siet vüm Besch.

Aist an Duch kwoimen Mienschen bäs za
menem Haimetbairch, und bliewen a´
siener Neet, am a sienem Schåden ze wünnen.
Asü bekwam di Bairch den Nümen Sonnenåfjaung.
Dot Lamd hiessen sä dehaim.
Klienzich Soarch uch Jrüss Zeuversicht
hiesse´sä dä zwien Fleass.
Deu wos iech niuch net jebauren.
A menem Laiwen åwer, hün uch iech
dä zwien Fleass, men Läfleng
än mät dem Nümen bestiemmt.

Üm Duch mener Jebürt soll et
an störke´Stürem jejain hün.
Der Wäänt soll oalles jer bewaicht hün.
Miech soll a vün ar Dunn, mät samt
der Triepes Woasser, dä iech
mean Muetter hiess, jereassen
uch åf de´ Bairch jedrån hün.
Doi bän iech droi åfjewössen.
De Mienschen åwer, åf dieser,
uch åf jiener Siet vüm Besch
sien än hänen uch doinen jezaucht.
Iech hün ´en zeujesähn.

--Fortsetzung folgt---
der Ijel
schrieb am 23.12.2009, 17:28 Uhr (am 23.12.2009, 17:43 Uhr geändert).
Zuerst waren sie alle Heiden.
Sie sammelten Beeren, Früchte, Nüsse und Pilze,
Sie jagten das Wild und töteten es.
Sie trieben das Vieh, schlachteten und töteten.
Bekämpften sich untereinander
und töteten sich gegenseitig.

Dann kamen Christen,
aber auch sie brachten das Schwert mit,
und haben viel Blut fließen lassen.
Die Christen nannten die anderen Menschen alle Heiden.
Unter denen waren auch welche,
die nannten alle andern Barbaren.

Dann waren wieder welche da, die nannten
sich selbst Awaren, andere wurden Kumanen,
Petschenegen und Mongolen genannt.
Diese wiederum nannten andere Szekler,
die Szekler nannten die andern Sachsen,
die Sachsen aber nannten die übrigen
Walachen und die sagten zu
den letzten Zigeuner.

Zu der Zeit hatte der Weihnachtsbaum
weder für die Heiden noch für die Christen
eine Bedeutung, wäre dem nicht so gewesen,
hätten sie sicher einen aus mir gemacht.
Doch so blieb ich gottlob verschont
und bin mit der Zeit zur prächtigsten
Tanne des Berges hochgewachsen

Einige Jahrzehnte später geschah es dass
ich eine Schwester bekam.
Sie wuchs in meiner Nähe,
gedieh in meinem Schatten
und erlebte eine friedliche glückliche Kindheit.
Schlank und in strahlender Frische strebte sie
nach oben, reifte heran und übertraf bald alles
was sich an vollkommener Schönheit
und jugendlicher Anmut vorstellen lässt. -

Es überkam mich Eifersucht ob ihrer Schönheit.
Mit Mühe nur gelang es mir,
dieses Laster abzuschütteln.
Und nicht selten verwandelte sich dies in Mitleid,
ja in Herzzerreissende Sorge
um meine jüngere Schwester.
---------

Denn zu der Zeit
begannen die Menschen
Interesse an jungenTannen zu zeigen,
welche sie als Weihnachtsbäume opferten.
Und meine jüngste Schwester wünschte sich
nichts sehnlicher, als weg von hier, heraus aus
der Eintönigkeit unseres alten Heimatberges.
Das Leben draußen auszukosten und ihr
jugendliches Leben in vollen Zügen zu genießen.
In ihrer kindlichen Unerfahrenheit ließ sie sich
vom grellen Licht, und vom glitzerndem
Geschmeide der leichten Modewelt blenden
und verführen. Sie sehnte sich nach etwas wofür
sie nicht geschaffen war, fand das Leben hier
oben langweilig und konnte bald, nicht einmal
den Ruf des Habichts mehr ertragen.

So kam nun der Mensch mit der Axt-
Meine Schwester verkannte Sinn und Zweck ihres Lebens,
sie glaubte fest daran das strahlende Kinderaugen,
das Produkt des Weihnachtsbaumes seien,
für das es sich lohnen würde,
Stamm und Wurzeln zu verlassen,
um dann einige Tage später
auf der Müllhalde in Flammen unterzugehen.

Von Schmerz und tiefer Trauer war die
nächste Zeit meines Lebens geprägt.
Das Eichhörnchen welches in meinem Geäst
nistete war ein Trost für meinen Verlust.
Täglich brachte mir der Nebel frischen Tau
aus dem Tal der Großen Zuversicht,
und wenn er sich dann wie ein Vorhang
über unsere Wipfel lüftete, bekam ich
freie Sicht bis weit ins Tal hinunter.
Mit Wehmut schaute ich dem geschlängelten
Lauf des Flusses nach, den ich am liebsten
auf seinen Wellen begleitet hätte.- -

Von sanften Winden umschaukelt
träumte ich dann, von den Wellen
des unendlichen Meeres,
vor dem ich mich
zu verneigen, bestrebt war.
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Dirscht woire´ sä oalles Haiden.
Sä sümmelten Braimen, Wåld-Frücht, Neass
uch Schwimm. Sä jiuchten Wåold-Jedairer an
deeden öi. Sä driewen det Veih, an deden öi.
Bekrächten siech oinderanamder
an schleagen siech düt.

Dråi kwoimen Kreasten,
åwer uch sä bröchten det Schwairt meat,
an hü´viel Bleut låsse fliessen. De Kreasten
hiessen dä amder Mienschen oalles Haiden.
Zwäschen den woiren uch ear,
dä hiessen dä amdern oalles Barbaren.
Dåi woiren uch ear dä hiessen siech
sålwest Awaren, amdern hies em Kumanen,
Petschenegen uch Mongolen.
Dies hiessen dä amdern Zoitchel, de Zoitchel
hiessen dä amdern Såksen,
de Såksen åwer hiessen dä iewrijen
Bloich, und de Bloich soiden
ken dä letzten Zijünnen.

An der Ziet håt der Kreastbam
wedder far de Haiden niuch far de Kreasten
an Bedädeng, wer dot net asü jewaist,
hatten sä, sächer ienen ois mir jemucht.
Åwer asü bliew iech Gottseidaunk verschünt
und, ben mät der Ziet zer stierkester
Dunn füm jamzen Bairch jewössen.

Noi an wiefel Joirzienten kwam et dezeu
dått iech an Seaster bekwam. Dä wues
a´mener Neet, bekliew siech a´menem Schåden,
und arlaiwt an friedlich, jeloatchlich Kändhait.
Rüm uch strohlend freasch, straift sä an de Leaft,
an wörd asü haisch, dåt sä bold oalles iewertröf
wut em siech ü´vollkommener Schinheit uch
jügentlicher Freasch, vaurstållen kam.
Iech wörd eifersüchtich åf men Seaster.
Mät Moi når jelång et mir diet Loster
öizeschirreln. Und net sålden
verwamdelt et siech droi a´ Metlaid.
Iech wörd zem Hoarzzerreissen besoarcht
am men joinest Seaster.
--------------

Denn za der Ziet fiengen de Mienschen ün,
siech far jång Dunnen ze interessiiren,
dä säi droi åls Kreastbaim ünzången.
Und men joinest Seaster woanscht siech
neast siinlicher, ås awiech häiher. Arö fün
diesem lungweelijen olden Haimetbairch.
Det Laiwen dertnieden ze jeniessen, uch fün
der Jügend dot ze bekün wut dem Laiwen
jebiirt: Frauhait. An ärihrer kändlichen
Oiarföhrenhait lies sä siech vüm Jelieser,
uch vüm låchten Verspriechen der modernen Welt
blenden uch verfoiren. Sä sihnt siech nåi east,
far wot sä net jeschuffen wos. Sä famd det
Laiwen häi auwn lungweelich, an koind bold
nameal den Hainevaugel mi kreien hiiren.

Asü kwam dråi der Miensch mät der Åkkes- -
Men Seaster verkammt Senn uch Zwäck äres
Laiwens. Sä jelauft feest drün;
dått det strohlen der Känderaugen
dem Kreastbam ze verdaunken wer,
far wot et siech lühnen miest, Ståmp uch
Würzeln ze verlåssen, am droi an wiefel Dåich
lamzemer, åf am Meastploatz ze verbroien.

Schmearz uch Troor wos dernåi a menem
Laiwen åf der Duchesaurneng.
Dot Aichhearrenchen wut a´menen Eesten wünt,
wos an Trüst far mene Verloast.
Jeden Duch bröcht mir der Naiwel Freaschen Tau
ois dem Tol der Jrüssen Zeuversicht.
Und wun di siech droi wä a´Vaurhaung iewer
eus Speatzten höw, bekwam iech frau Sicht
bes fear eanen an dot Tol.
Mät Wimeut such iech dem Floas, a jeder
Kråmmeng nåi, mät dem iech
am läwsten metjeschwåmmen wer- - .

Sööcht schoikelt miech der Wäänt,
und dråi draimt iech, vün den Wållen
am Mair. Vüm Mair draimt iech,
var dem iech miech
ze vernaijen bestraift wos.

Fortsetzung folgt---
der Ijel
schrieb am 09.01.2010, 13:50 Uhr
Oft wurde ich
vom Schrei des Bussards
aus meinem träumen geweckt.-
und wie glückselig empfand ich, in
voller Nüchternheit Freude darüber,dass
die Menschen keinen Weihnachtsbaum
aus mir gemacht hatten.

Es war ein friedliches, ruhiges Leben
oben im Bereich meiner Berge.
Nur die Menschen in den Tälern gönnten
sich den Frieden nicht, und ließen sich
gegenseitig nicht in Ruhe.
Kaum waren Kuruzen raubend und mordend
durchs Land gezogen, kamen Szekler,
Kroaten, Serben und bewaffnete Husaren,
um dem Kaiser das Land streitig zu machen.
Bald darauf geschah es auch, das ein Szekler
mit einer scharfen Axt, daher kam, der suchte
die schönsten Tannen des Sonnenaufgangs
heraus, und hieb sie der Reihe nach ab.- -
Dies bedeutete für uns den Tod.
Und eines Tages, kam die Reihe auch an mich.

Doch wie seltsam, und merkwürdig
ja unglaublich es klingen mag, -
es begann für mich ein neues Dasein.
Es kam mir vor als sei dieses zweite Leben
Belohnung dafür, dass ich mich von Jugend an,
blindlings und bedingungslos im Vertauen
dem Menschen zur Verfügung gestellt hatte.
Nun wusste ich mit Gewissheit ;
Es sollte aus mir noch etwas werden.
Meinen schönsten Jugendtraum hatte ich
nicht vergessen, und wieder sah ich mich
von den Wellen der Großen
Zuversicht getragen - -

Könnte es denn wahr werden ?
Sollte ich vielleicht doch noch
der Mastbaum eines stolzen
Segelschiffes werden,
um Weltmeere zu durchkreuzen ?
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Zietchliech arwucht
iech dråi, vüm kreischen
des Hainefaugels ois menem Draimen-
Und wä jeloatchlich fealt iech miech, an
koint miech wärläch noachtern froien drief,
dått de Mienschen nichan Krweastbam
ois mir jemuecht hoatten.

Et wos a´friedlich, reuich Laiwen
doi Auwen åf menem Bairch.
Når de Mienschen an den Teelern jånden
siech den Frieden niet, an liessen siech
gejesietich net a´ Reu.
Kum woiren Kuruzen rauwend uch maurdend
dürch´d Lamd jezaucht, kwoimen Zåtchel,
Kroaten, Serben uch bewaffent Husaren,
am dem Kaiser det Lamd striedich ze muchen.
Bold dernåi wos et asü fear dått, an Zåtchel
mät ar schörfer Åkkes kwam, di seak siech
dä hieschest Dunnen üm Soannenåfjaunk
arois, und häch se der Riend noi öi - -
Dot håt far eus den Düd ze bedäden.
Und aist an Duch, kwam de Riend uch ü´miech.

Doch wä merkwiirdich,
uch net zem jelaiwen dot klaune´maich,
et fieng a freasch Laiwen far miech ün.
Et kwam mir faur, wä wun diet zweit Laiwen
Belühneng weer far dot, dått iech miech vü
Jügend åf, bländ uch bedaunengslüs am
Vertrauen dem Mienschen zer Verfoijeng
jestolt hoat. Neu woast iech mät Jewesshait ;
Et sal ois mir niuch east werden.
Menen hieschesten Jügenddram håt iech
net verjessen. Und wieder such iech mich
vün den Wållen der Jrüssen
Zeuversiecht jedrån- -

Sal dot neu niuch woihr wearden.
Wer iech villiecht niuch der
Scheafbam åf am jrüssen
Scheaf wearden am det
Mair an der Wärelt ze dürchkruizen ?

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Das Rasseln einer schweren Eisenkette
weckte mich diesmal aus meinem Traum.
Die Kette wurde mir um den Leib geschlungen.
Von einem Büffelpaar wurde ich bis
dicht ans Wasser der Großen Zuversicht
geschleppt. Das Wasser aber wurde über
ein riesiges Rad geleitet, welches eine
kreischende Säge bewegte,
und diese schließlich, wurde
durch meinen Leib auf und ab gezogen.

Dies war eine schmerzliche Behandlung.
Doch das Wasserrauschen der Großen
Zuversicht, und ein Gefühl der Dankbarkeit
half mir den Schmerz verkraften, so dass
es geschehen konnte. Dies Schicksal teilten
alle meine Geschwister mit mir.

So wurden wir zu Brettern gesägt.
Weil mein Stamm nun die breitesten
Bretter geliefert hatte, wurde ich gesondert
zum trocknen auf einen Stapel geschichtet.
Es vergingen nun nur noch einige Jahre,
bis der Schreiner aus Weiskirch mich abholte.
Man kann sich denken was der mit mir vorhatte.
Es sollte aus meinen Brettern ein klassisches
Möbel hergestellt werden. Weil nun der
genannte Schreiner mit Vorliebe Truhen machte,
hatte er den Namen Trunnebutzer bekommen.
Meine Bretter waren für die Herstellung
einer Truhe auch sehr geeignet.
Die Breite eines Brettes ergab die benötigte
Fläche zu einem Truhendeckel.
Vorderwand, Rückwand sowie der Boden,
wurde jeweils aus einem Stück gefertigt.

Aus der Werkstatt kam ich in eine andere, wo
die Frau Trunnebutzers, mich mit bizarren
Arabesken und wunderbaren Blumenmustern bemalte.
Es war eine Freude und ein Genuss,
von Frauenhänden so liebevoll behandelt zu werden.

Und nicht zum erstenmal überkam mich
heimlich dieses Gefühl der Genugtuung
und der Dankbarkeit, dem Schicksal gegenüber,
kein Weihnachtsbaum, aber auch kein
Schiffbaum geworden zu sein.

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Det zingeln vün ar schweren eiserånen Kåten,
wåtcht miech dietmeal ois menem Dram.
Dä Kåten wörd mir iewer de Broast
jewätchelt. Zwien störk Beaffel schloapten
miech bäs fest ün´t Woasser mener Jrüssen
Zeuversicht. Dot Woasser åwer wos iewer an
jrüs Råd jelait, dot Råd bewaicht an launk
Saich. Und dä Saich musst
schließlich, dürch menen
Kierper åfen uch öwen jedausen wearden.

Dot wos an schmerzhåft Behamdleng.
Åwer det Woasserroischen vün der Jrüssen
Zeuversicht uch dot Jefoil der Daunkberkait,
holf mir de Schmerz verkruften asü dått
et jeschän koint. Diet sålf Lös trüf
men Jeseasterer oalles.

Asü wörden mir za Brådern jesaicht.
Wol me´ Ståmp åwer dä braidest
Bråder jeliewert hoat wörd iech jesoindert
zem driechen åf an Schauwer jeschlicht.
Et verjiengen neu når an wiefel Joir
bes der Deschlar vü´ Weiskirch miech öihault.
Am kam siech dinken wut di mät mir faur hoat.
Et sal ois menen Brådern an oldvåtersch Möbel
jemucht werden. Wol åwer di Deaschlar
am läwsten når Trünnen mucht,
håt hai den Nümen Trunnebutzer bekün.
Men Bråder woiren, zem an Trünn
drois muchen am beesten jeaijent.
Ai´ Bråt wos asü brait dått an
Trünnendåtchel arois kwam. Fedderschtdail,
Haunderschtdail uch der Boadem wörd oalles
ois ienem Stoatch jemucht.

Ois der Wairkesch kwam iech an dä amder,
woi de Frau Trunnebuzer miech mät besoinderen
Arabesken uch mät woinderbören Mustern
bemoilt. Et wos an Froid uch a´ Jenoas,
vün Frauenhunden asü
zörtlich behamdelt ze werden.

Und net zem ierschte meal iewerkwam
miech haimlich diet Jefoil der Zefriedenhait
uch Daunkberkait, dem Schäksel kenief, dått
iech net a´ Kreastbam, åwer uch nichan
Scheafbam woarden wos.

Fortsetzung folgt.
der Ijel
schrieb am 14.01.2010, 14:18 Uhr (am 14.01.2010, 14:20 Uhr geändert).

Auf dem Jahrmarkt
in Schässburg wurde ich aufgestellt.
Es war der 11. November 1870
Bauern kamen aus umliegenden Dörfern,
um Kleider, Stoffe, Schuhe und Werkzeug
zu kaufen. Handwerker aus Agneteln, Reps,
Mediasch, aus dem Burzenland, aus dem
Unterwald, waren gekommen, auch
Nösnerländer waren dabei, ihre
Ware feilzubieten.

Zwei Brautleute aus Rode waren
auch zu diesem Jahrmarkt gekommen.
Um die Aussteuer für die Braut zu besorgen.
Mit aufgeputztem Pferdegespann kamen die.
Das gab Aufsehen.
Einen Mastbullen hatten sie mitgebracht,
um ihn beim Metzger abzuliefern.

Im Vorbeigehen entdeckten sie mich,
und die junge Frau, nahm ihre Augen
nicht mehr von mir. Für den Preis
des Schlachtviehes wurde ich
dem Schreiner abgekauft.

Doch bevor ich in dem Pferdewagen
verpackt wurde, kam Frau Trunnebutzer
mit Farbe und Pinsel, um die Namen
der neuen Besitzer auf der Innenseite
meines Deckels hinein zu malen.
Die Jahreszahl durfte nicht fehlen,
denn das war das Hochzeitsjahr der beiden .
Johann Imrich und Katharina geborene
Derra. Hochzeitstag 19. Jan 1871.

In Rode gab es ein festliches Begrüßen.
Von allen Seiten wurde ich bewundert
und gelobt wegen der kunstvollen Bemalung
und der echten Farben.
Man nannte mich Hochzeitstruhe,
und ich bekam in der guten Stube einen
Ehrenplatz. An der Frontseite zwischen den
Fenstern wurde ich aufgestellt
Ich war das Prunkstück der Familie
und Blickfang für Besucher.

------------
Åf dem Joirmert
a Schessbrich wörd iech åfjestolt.
Et wos der 11. November 1870
Jeboren kwoimen ois viellen Jemainen,
am Klaider, Stuf, Scheagen uch Werkzuich
ze kaifen. Hamtrengar ois Ångeniteln, Repes,
Midwesch, ois dem Bürzelamd, ois dem
Oinderwold woire´ kün, asüjör
Nösnarlundar woiren derbäi,
ärir Wör feilzebäden.

A Bruitpör vü´Röd wos auch
bä diese´Joirmert kün.
Am de Oisstair far de Bruit ze besoarjen.
Mät bekriindem Rössewiugen woiren dä kün.
Dot juf Åfsän. A jemeest Raundchen håtte sä
meatbröcht Am dot bäm Schlöchthois
öizeliewern. Am Vebeijoan soigen sä miech,
und dä jång Frau, nam de Augen
vü´mir nieman awiech. Far dot Jeeld
vü´m Raudchen, wörd iech
dem Deaschlar öijekauft.

Doch befaur iech an dem Rössewiugen
verpåckt wörd kwam de Fra´Trunnebuzer
mät Foarw uch Pinsel, am de Nümen
vün den neuen Beseatzarn åf der weisser Siet
menes Dåtchels åf ze måilen.
De Joiresziul taurft net fehlen,
denn dot wos det Bruilleftjoir der zweanen.
Johann Imrich uch Katharina geborene
Derra. Hochzeitstag 19. Jan.1871

A Röd wörde´ mir festlich bejrutzt.
Vün ålle Sieten wörd iech bewoinderd uch
jelauwt, am dä kunstviul Bemåleng
uch dä echt Foarwen.
Am hies miech neu de Oisstairtrünn und
iech bekwam an der fedderster Stüw
den Ihre-Ploatz, dertfaur zwäschen den
Fienstern wörd iech åfjestolt.
Iech wos det Pårådistoatch der Famili
uch Blätchfaung far Besoatchar.

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Meine Aufgabe war es nun
dem jungen Bauern
die Sonntagsstiefel, Anzug, Gürtel,
Brustpelz den langen Kirchenpelz sowie die
besondere Marderfellmütze von einem Sonntag
zum andern aufzubewahren.

74 Jahre lang bin im selben Haus gestanden.
Einmal, nein zweimal, hat man in dieser Zeit
von Rode aus, das Nordlicht sehen können,
und mir war es vergönnt von diesen
seltenen Ereignissen Notiz zu nehmen.
Denn die Leute die es mit ihren Augen
gesehen hatten, schrieben es mit Bleistift
auf der weißen Innenseite meines Deckels auf.

Im Hause der Immrichs habe ich viele
freudige Feste erlebt, aber auch traurige Tage.
Da waren Zwei Kriege in der Zeit.
Mein Besitzer war im ersten Krieg gefallen.
Als der zweite Krieg ausbrach, zogen
seine beiden Söhne an die Front
und kamen nie wieder. Dann kam
der Zusammenbruch und die Flucht.
Das Haus in dem ich zusammen mit andern
schönen Möbeln stand, wurde von seinen
Besitzern plötzlich verlassen,
und es dauerte nicht lange
bis fremde Menschen darin Einzug hielten.

Die nannten sich Besitzer,
und führten sich auch so auf.
19 Jahre lang hat dieser Zustand gedauert.
Dann kamen wieder neue Bewohner.
Diese schoben mich in die Gerätekammer, wo ich
zum Aufbewahren von Schweinefutter missbraucht wurde.
Eine solche Erniedrigung
habe ich 12 Jahre lang durchhalten müssen.

Doch das schlimmste kam noch.
Als die Bewohner auch wegzogen, weil in dem
Haus eine öffentliche Einrichtung entstehen
sollte, wurde ich rasch an Zigeuner veräußert.
Aus dem Schuppen kam ich nun in einen Hof,
wo Hühner und Gänse auf mir herumflattern
durften. Da stand ich im Regen und im
Schlamm eine Zeit lang. Man wollte mich
zerlegen um meine Bretter für den Bau
eines Hühnerverschlages zu verwenden.
Doch zunächst diente ich dem
Schweinenachwuchs als Kinderstube.- -

---------------------

Men Åfjoiw wos et neu,
dem jången Jeboren
de Soindechstiewel, Ünzeach, Braide-Rämen,
Bråstlåz, den launke´Kirchepelz uch, natirlich
den besoinderen Förlenkhut vün ienem
Soindech zem amdern åfzebewöhren.

74 Joihr bän iech am sålwen Hois jestamden.
Aist, nei zweimel, hüt em an dieser Ziet
vü´Röd ois, det Nordlächt jesän.
Und mir wos et verjånnt vün diesem
såldenen Arajnes Notiz ze niin.
Denn dä Luit dä et mät äriiren Augen
jesähn hoatten, schriewen et mät Reiseblei
åf der weisser Siet menes Dåtchels åf.

Am Aimrich–Hois hün iech viell froidich
Fest arlaiwt, åwer uch troorich Daach.
Et woiren zwiin Kräch an der Ziet.
Mean Beseatzar wos am iirschte Kräch
jefoallen. Wä di zweit Kräch oisbriuch,
ziugen sien zwiin Sinn ün de Fruunt,
an kwoimen net wieder.
Droi kwam der Zesümmebrech uch de Flucht.
Dot Hois an dem iech Zesümmen mät amder
haische´ Möbeln steamd, wörd vü´sienen
Beseatzarn jehlich verloassen,
und et doort net lung
bäs freamd Mienschen hair eanziugen.

Dä hiessen siech Beseatzar,
und feurten siech uch asü åf.
19 Joihr lung hüt dier Zeustamd jedoort.
Dråi kwoimen wieder freasch Bewünar.
Dä schierchten miech an de Kelterschuppen
woi iech åls Mailtrünn far de Schwien
mesbriecht wörd._Asunnan Arniedrijeng
hün iech 12 Joihr lung oisholden miessen.
Åwer dot lichtest kwam niuch.
Wä dä Bewünar auch awiech ziugen, wol an
dem Hois an Kunzelau eajericht wearde´sal,
wörd iech kiernich bä de Zijünnen verkauft.
Ois dem Schuppen kwam iech neu an den Höf,
woi Juus uch Hainen åf mir amarentch
ploaddern taurften. Dåi steamd iech dråi
am Reen uch an der Möör an Ziet lung.
Am wal miech zeklaiden uch ois menen
Brådern an Hainestol muchen,
Doch vaurlaifich muest iech
droi klinzich Fårkeltcher herbrijen.

Fortsetzung folgt.
der Ijel
schrieb am 30.01.2010, 07:33 Uhr (am 30.01.2010, 07:37 Uhr geändert).
Es war dann im Jahre 1975
kurz vor meinem 105. Geburtstag,
als ein Krämer bei den Zigeunern vorbeikam.
Der erkannte meinen erbärmlichen Zustand,
kaufte mich sofort für seine Sammlung.
Ich gereinigt und anständig behandelt.

Lang und abenteuerlich war dann mein Weg
bis ich hierher kam, wo ich jetzt stehe.
Darüber aber, möchte ich nichts erzählen.
Nur zu gern möchte ich wissen, wie es meinen
Schwestern gegangen ist, seit man uns wieder
auseinander gerissen hat.

Einem Gespräch habe ich gelauscht.
Da hieß es, die eine sei in Münster, die
andere in Berlin, die nächste in Gundelsheim,
die vierte in Wien, die fünfte in Budapest.
Jeweils ins Kunstmuseum seien sie gelangt.

Die sechste jedoch sei auf dem Weg nach
Amerika verschollen.
Von der ältesten war mir bekannt das sie
sehr lange in Bonn bleiben musste,
wegen der UNESCO.

Die jüngste aber, sei von der Frau Holle in
Heidingsfeld eingesperrt, und bis auf
den heutigen Tag nicht abgelöst worden.
Sie sei in die, nur zu gut bekannte Affäre
um des Bürgermeisters Tochter tief verwickelt.

Was mich betrifft, stehe ich nun schon
25 Jahre lang auf diesem Platz *.
Habe nichts zu bereuen, wie bewegt und
abenteuerlich meine Vergangenheit auch war.
Es hat sich gelohnt zu vertrauen.

Meine Aufgabe ist es nun, den Menschen
aus der Vergangenheit zu erzählen.
Obwohl es auch eine Zukunft gibt,
haben sie es nicht gerne,darüber
nachzudenken.

Bestimmt gibt es eine Zukunft.
Sagte ich doch am Anfang meiner Erzählung
dass ich mitten in der Ewigkeit geboren bin,
und die Ewigkeit besteht aus zwei Teilen;
Die Zeit vor meiner Geburt ist Vergangenheit.

Und die Zeit nach meiner Geburt ist Zukunft.
Die Zukunft jedoch, hat kein Ende.
Nur die Menschen sind der Meinung,dass diese
im Dunkeln liege,und niemand in der Lage sei,
sie zu durchleuchten.
Durch-leuchten ?
Bei diesem Gedanken stockt mir der Atem.
Ach, wär´ ich doch ein Weihnachtsbaum geworden.

-Ende-

*Im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg
Martin Hedrich 25 Okt.2002

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Et wos dråi am Joir 1975
kürtsch var menem 105. Jebürtsduch,
wä a´ Krēmar za den Zijünnen kwam.
Di arkamt menen Zeustamd zem arboarmen,
kauft miech far sien Sümmleng.
Iech wörd jerainicht uch üständich behamdelt.

Launk uch jefeerlich wos dråi me Wiech
bäs iech hair kwam woi iech ienzet stoan.
Iewer dot åwer, wal iech neast arzailen.
Når ze jearen wail iech weassen
wä et menen Jeseastern es jejungen
sänt em eus oisanamder jereassen hüt.

An am Jespriech hün iech meatjehürt
Dåi wos de Raid, dä ain wer a Münster,
dä amder a Berlin, dä dreat a Gundelsheim,
dä viirt an Wäänen, dä fuuft a Budapeast.
Oalles wēre sä ant Museum jelungt.

Dä saist åwer wer åf dem Wiech ken
Amerika verlauren jejungen. Vün der åldester
woast ich dått sä lung a Bonn bleiwen muest.
Am de UNESCO.

Dä joinest åwer, wēr vün der Frau Holle an
Heidingsfeld ejespeart, und bäs
åf den huidijen Duch net öijelüst woarden.
Sä wer an der Jeschicht mät des Birjarmaister
seiner Dauchter dief verwätchelt.

Wut miech betreft Stoan iech neu schün sänt
25 Joihren häi åf diesem Ploatz.*
Doch hün iech neast ze beroien, wä bewaicht
uch jefeerlich men Verjungenhait uch wos.
Et hüt siech jelühnt ze vertrauen.

Men Åfjoif es häi neo, de Mienschen
ois der Verjungenhait ze arzailen.
Mēr et uch an Zeokunft jiet,
hün dä et net jären drif noizedinken.
Bestiemmt jiet et an Zeokunft.

Såit iech doch üm Üfaung mener Arzaileng
dått iech mettelt an der Iiwijet jebauren bean,
und de Iiwijet bestait ois zwean Dailen;
Dä Ziet far mener Jebüürt es Verjungenhait.
Und dä Ziet noi mener Jebüürt es Zeokunft.
De Zeokunft åwer, hüt nichan Unt.

Når de Mienschen sien der Maineng dått
sä am Denkeln lau, und niemest wer am
stamden se ze dürchschienen- - -
Dürch-schienen ?
Bä diesem Jedaunken stockt mir der Oidem.
Wer iech doch läwer a Krestbam woarden .

*Im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg
Martin Hedrich 25 Okt. 2002

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