erstellt am 13.10.2003 um 16:50 Uhr
Kurze Geschichte des Siebenbürgischen Wandervogel:Bereits 1907 wurden Gruppen des Österreichischen Wandervogel überall in den deutschen Gebieten Österreichs bis hinab ins ferne Siebenbürgen gegründet. Bekannt ist, dass der Lehrer Theodor Fabini aus Schäßburg, der in Berlin studierte seine Schüler nach wandervogelart in die Natur führte. Hermannstädter Gymnasiasten der Wandervogelgruppe Alwyl unter Führung von Capesius untenahmen eine 10-tägige Großfahrt von Hermannstadt nach Kronstadt. Weitere Gruppen gab es in allen deutschen Städten zwischen Klausenburg, Bistritz, Hermannstadt und Kronstadt. Ausser in Kronstadt, wo die Bewegung von Handwerksburschen getragen wurde, ging sie im allgemeinen von Schülern der Gymnasien aus. 1918 wurde Siebenbürgen dem Königreich Rumänien zugeschlagen und im November des selben Jahres wurde der Siebenbürgische Wandervogel gegründet. In den 20er Jahren gab es auch zahlreiche Mädchengruppen. Der Siebenbürgische Wandervogel wurde stark von deutschen Gruppen wie der schlesischen Freischar beeinflusst, mit denen gemeinsame Fahrten unternommen wurden und viele siebenbürgische Wandervogelgruppen wurden nach Deutschland eingeladen.
1927 wurde die Arbeitsgemeinschaft Siebenbürger und Banater Wandervogelgruppen gegründet, die sich 1929 in Mediasch zum "Bund südostdeutscher Wandervögel" umbenennt. In zahlreichen Arbeitslagern auf freiwilliger Basis wird die Schutzhütte am Bilea-Lac in den Südkarpaten wiederhergestellt. 1934 wurden die Arbeitseinsätze von der rumänischen Regierung verboten, da man diese als neue Parteiorganisation ansah. Dei einzige zugelassene Organisaton der Deutschen in Rumänien, die "Deutsche Volksgruppe" führte diese Arbeiten dann mit den Wandervögeln weiter und es entwickelten sich daraus alle möglichen sozialen Einrichtungen wie Kindererholungslager, Schuldienst und andere. Viele Wandervogelgruppen bauten sich in alten Wehrtürmen oder aus Scheunen ihre Heime, wo sie ihre Nestabende abhielten, was stark zum Gemeinschaftsbewußtsein beigetragen hat. Später hat dann Walter Hatzak ein "Jugendherbergswerk" in Siebenbürgen aufgebaut.
In den 30er jahren nehmen nationalistische tendenzen in der "Deutschen Volksgruppe" zu und es kam zur Spaltung in eine stark nationalistische "Deutsche Erneuerungsbewegung" und die gemäßigtere oppositionspartei der "Deutschen Volkspartei in Rumänien", die vom Wandervogelführer Fred Bonfert geführt wurde. Auch Bischof Walter Klein kam aus dem Wandervogel.
Aus dem Wandervogel, der überwiegend streng lutherisch geprägt war, kamen schon früh kritische Stimmen zu Hitlers Politik. Die Wandervögel lernten auf ihren Wanderungen im Vielvölkerstaat Rumänien schnell, dass sie fremde Völker und Menschen genauso achten mußten wie das eingene Volk und dass die Achtung und Liebe des eigenen Volkes auf der Achtung jeden anderen Volkes beruht.
Später mischte sich die Reichsregierung in Berlin in den Streit der "Deutschen Volksgruppe" ein. Die Führer beider Parteigruppen wurden nach Deutschland berufen und durch einen "Volksgruppenführer" ersetzt. Die Jugend wurde unter "bedingungslosen Gehorsam" auf den "Führer" eingeschworen. Damit wurde die Freiheit des Einzelnen und die für Wandervögel und deutsche Pfadfinder verbindliche Meißner-Formel, wo jeder "aus eigener Verantwortung, mit innerer Wahrhaftigkeit sein Leben gestalten müsse" ausgelöscht.
Viele Wandervögel starben im Krieg oder während der Deportationen, von denen alle Deutschen in Rumänien nach dem Krieg betroffen waren und wo sie jahrelang unter menschenunwürdigen Zuständen in der Sovjetunion arbeiten mussten. So endete die Jugendbewegung in Siebenbürgen. Noch heute besteht aber ein "Siebenbürgischer Freundeskreis" des ehemaligen "Südostdeuschen Wandervogels".
Das Abzeichen des Siebenbürgischen Wandervogel, ist aus Silber und zeigt eine Wildgans in einen Ring, Durchmesser ca. 15mm.