erstellt am 19.02.2006 um 00:21 Uhr
Integration, geht uns dieses Thema überhaupt etwas an? Brauchen wir uns an dieser Diskussion über Integration überhaupt zu beteiligen? Wir, die wir doch alle so gut deutsch sprechen, so deutsch sind, dass es manchmal schon weh tut?Wenn man von Ausländern spricht fühlen wir uns regelmäßig nicht angesprochen und viele von uns meinen sie wären auf jeden Fall deutscher als Ali und Mehmet in der dritten Generation.
Stimmt dass denn wirklich? Sind wir wirklich so deutsch wie wir meinen es zu sein? Von welcher Definition des "Deutschsein" gehen wir denn aus? Was meinen die anderen wenn sie von "Deutsch" oder "Deutschsein" sprechen? Meinen wir das Gleiche? Reden wir etwa aneinander vorbei? Ist uns die deutsche "Leitkultur" wirklich näher? Wie balkanisch sind wir eigentlich? Wie sehr hat der balkanische Einfluss auf uns gewirkt? Welche Spuren hat er hinterlassen?
Sollen wir etwa das Kompliment "Sie sprechen aber gut deutsch!" ernst nehmen oder sollen wir uns darüber ärgern, wie es so viele tun, weil "man" ja schliesslich wissen muss (müßte), dass wir in unserer ehemaligen Heimat unter anderen auch deutsch gesprochen haben und es nicht erst hier in Deutschland gelernt haben.
Und ist Sprache wirklich das "Alleinseligmachende" in Fragen der Integration? Gewiß, es ist ein wichtiger Punkt, aber bestimmt nicht der Einzige.
Gut, wir sprechen relativ gut deutsch, aber sind wir deshalb besser integriert? Bilden wir nicht auch unsere eigene Welt, ziehen wir uns denn nicht auch unsere Gemeinschaft zurück, weil wir uns unverstanden fühlen? Und das trotz oder vielleicht auch gerade wegen der "relativ" guten Deutschkenntnissen. Wir hören und verstehen auch den leisesten Spott in den Aussagen des Anderen. Und wir reagieren gereizt und beleidigt und ziehen uns gleich zurück, wenn wir auch nur den leisesten Verdacht habe, dass man uns verhöhnt.
Unsere Erfahrungen, unser Vorleben und unsere Einstellungen stimmen eben nicht mit den Gepflogenheiten von hier überein. Der hier gelebte Individualismus und die "kohlsche Sozialisation" und der in der Nachkriegszeit gepredigte Selbsthass der Deutschen sind uns fremd. Wir sind anders, und wir wollen auch nicht gleich alles über Bord werfen was wir gelernt haben, was uns geprägt hat. Wir hatten bevor wir nach Deutschland kamen kein Problem damit zu sagen, das wir Deutsche sind, wir waren stolz darauf. Wir haben unser Deutsches Bewußtsein nicht auf die Zeit des dritten Reiches reduziert, und hassen uns auch nicht selber wie es viele Deutsche tun.
Die deutsche Gesellschaft sollte sich nicht zu sehr auf den Faktor Sprache als alleinseligmachenden Faktor stürzen, sondern ein bisschen weiter denken, und durchaus auch mal selbstkritisch hinterfragen, wie es denn um die Bereitschaft bestellt ist, die Zugewanderten, welcher Nationalität auch immer, den Zugang zur eigenen Kultur, zum eigenen Kreis zu gewähren und umgekehrt sollten auch die Zugewanderten unabhängig von ihren Sprachkenntnissen, die Bereitschaft, das Interesse und das Verständnis überdenken mit denen wir einander begegnen.
Sprache als Schlüssel der Integration