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Thema: Schulden wir Siebenbürgen nicht noch was?
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orchesterfallturm Mitglied Beiträge: 9 Von:Niedersachsen, 28865 Lilienthal Registriert: Sep 2006
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erstellt am 04.11.2006 um 11:01 Uhr
Nach mehr als 20 Jahren bin ich in diesem Spätsommer mal wieder in Siebenbürgen gewesen. Ich konnte mich frei bewegen und hatte nicht mehr die bedrückende Angst, vor dem uns jahrzehntelang unterdrückenden System. An vertrauten Plätzen überkamen mich schnell die eigenen Erinnerungen. An anderen Stellen konnte ich die Ausstrahlung der untergehenden siebenbürgisch-sächsischen Kultur noch deutlich wahrnehmen. Nun habe ich Zweifel und das Gefühl, geflüchtet zu sein. Ich verspüre sogar ein schlechtes Gewissen, denn ich bin mir sicher, etwas sehr wertvolles aufgegeben zu haben. Ganz nüchtern betrachtet stelle ich weiterhin fest, dass der Prozess nicht mehr umkehrbar ist. Ich bin als Siebenbürger geboren worden, meine Erziehung und auch das Denken wurden wesentlich dadurch geprägt. Tief im Inneren glaube ich sogar etwas davon zu spüren, was uns unsere jahrhundertealte Tradition überliefern konnte. Das alles so fern der alten Heimat! Nun verbleibt noch die Frage, zwischen der melancholischen Erinnerung und der Gewissheit, auch einer derer zu sein, die das Schiff verlassen haben und damit den Untergang provoziert zu haben, nämlich: Schulden wir Siebenbürgen nicht noch was?Ich bin gespannt auf konstruktive Beiträge zu diesem Thema. IP: gespeichert |
seberg Mitglied Beiträge: 40 Von:Hessen Registriert: Okt 2002
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erstellt am 04.11.2006 um 14:47 Uhr
einzig konstruktiv bei Schuldgefühlen und Melancholie ist eine anständige BehandlungIP: gespeichert |
riokardo Mitglied Beiträge: 885 Von:D 73614 Schorndorf Registriert: Mrz 2004
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erstellt am 04.11.2006 um 14:58 Uhr
Beim Psychiater?IP: gespeichert |
seberg Mitglied Beiträge: 40 Von:Hessen Registriert: Okt 2002
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erstellt am 04.11.2006 um 15:08 Uhr
na-na riokardo,wie kannst du denn sowas denken?!IP: gespeichert |
der Ijel Mitglied Beiträge: 455 Von: Registriert: Apr 2004
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erstellt am 04.11.2006 um 16:13 Uhr
Tief im Inneren glaube ich sogar etwas davon zu spüren, was uns unsere jahrhundertealte Tradition überliefern konnte::: Zitat Ende---Richtig Orchesterfallturm,nur schade dass Sie hier kaum Konstruktives erwaten können. Ich bin überzeugt dass viele unserer Lansleute genau so denken wie Sie.Wenige aber gibt es die ihre Gedanken so grosszügig preisgeben. ---Und Sie? sagen es halblaut und nicht so frei heraus, kommt mir vor, weil Sie sich in einer hohen Bastei erstmals verschanzt zu haben scheinen---- -- Sicher schulden wir unseren Wurzeln,und der Kultur die uns prägte in erster Linie Achtung--- (vieles gehört hierher noch herein doch ich finde die Worte nicht)-auch den Mensche gegenüber welche unseren Platz dort eingenommen haben, sind wir schuldig, zur Tatsache zu stehen und sie spüren lassen dass die Ironie der Geschichte,in diesem Kapitel uns nicht umgeworfen hat. -Der Prozess ist nicht umkehrbar. Das ist richtig. Doch unser Denken können wir erneuern---- Auch zur Parabel mit dem verlassenen Schiff könnte man sagen: Richtig. So ist es. -da fällt mir Kolumbus ein mit seinem Ei-- Wie wärs nun wenn dieses Schiff, noch nicht gesunken, noch nicht zum Wrack geworden,sich noch aufstellen liesse, eben wie das bekannte Ei des Kolumbus --? IP: gespeichert |
Desico Mitglied Beiträge: 1 Von: Registriert: Nov 2006
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erstellt am 04.11.2006 um 17:49 Uhr
orchesterfallturm: Warum werfen Sie Perlen vor die Säue? Kennen Sie die Qualität dieses Diskussionsforums denn nicht? Aus den Reaktionen auf Ihr Schreiben müssen Sie gemerkt haben, daß ein solches Thema die hier aktiven, publizitätsheischenden aber nicht besonders gebildeten "Teilnehmer" vollkommen überfordert. Ijel: Bravo! Der Rest: Aus Ihren Bemerkungen ist festzustellen, daß Sie von den jetzt in Rumänien herrschenden Realitäten keine Ahnung haben. Woher Sie die Arroganz haben zu bestimmen, was in der Zukunft noch machbar ist und was nicht, ist vollkommen unbegreiflich. Eindeutig ist natürlich daß das Wiederaufleben der deutschen Kultur in Siebenbürgen Ihre Auswanderungsentscheidung zu einem Abfallprodukt der Geschichte machen wird. Aus diesem Grund können Sie es natürlich nicht verkraften, daß die deutsche Minderheit in Siebenbürgen nicht nur nicht untergegangen ist, sondern nach einem absoluten Tiefpunkt wieder wächst. Wegreden lässt sich so etwas kategorisch nicht. Aber solche Informationen besitzen Sie offensichtlich nicht. Und überhaupt: Die siebenbürgisch-sächsische Kultur findet in Siebenbürgen statt, nicht in Deutschland. Gegenüber denjenigen, die in Rumänien geblieben sind, haben Sie keine Glaubwürdigkeit. Bemühen Sie sich nicht, mir zu antworten, ich begebe mich kein zweites Mal auf das kleinbürgerliche Niveau der hier anzutreffenden Teilnehmer.
[Dieser Beitrag wurde von Desico am 04.11.2006 editiert.] IP: gespeichert |
riokardo Mitglied Beiträge: 885 Von:D 73614 Schorndorf Registriert: Mrz 2004
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erstellt am 04.11.2006 um 19:14 Uhr
Zitat: Aus den Reaktionen auf Ihr Schreiben müssen Sie gemerkt haben, daß ein solches Thema die hier aktiven, publizitätsheischenden aber nicht besonders gebildeten "Teilnehmer" vollkommen überfordert.
Nein, wirklich? Da ist es gut daß sich zumindest EIN (ein)Gebildeter in diesem sonst so mediokren Forum blicken läßt. Und von Arroganz zu sprechen ist der Gipfel der Arroganz. Daß dein erster Beitrag auch dein letzter war, ist zumindest ein Trost. Ciao Defico! Niemand wird dich vermissen! [Dieser Beitrag wurde von riokardo am 04.11.2006 editiert.] IP: gespeichert |
lori Mitglied Beiträge: 1089 Von:D 90766 Fürth Registriert: Okt 2002
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erstellt am 05.11.2006 um 18:22 Uhr
Guten Abend,Da offenbart uns Orchesterfallturm seine Gefühle und führt uns in Dimensionen über die -ich gebe es offen zu- ich nie nachgedacht habe, und ihr Kollegen seberg und riokardo, habt nichts anders zu tun als ihm "eine zu pfeffern".Das ist nicht die feine Art und ist nur Wasser auf die Mühlen Desicos, mit deren(dessen) Meinung ich keineswegs konform bin. Gruss Lori IP: gespeichert |
fritz1966 Mitglied Beiträge: 30 Von: Registriert: Jul 2005
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erstellt am 05.11.2006 um 19:10 Uhr
Wieso sollten wir Siebenbürgen noch etwas schulden?! Eher umgekehrt bei all dem, was wir dort zurücklassen mussten. Außerdem profitiert Siebenbürgen bis heute - und heute ganz besonders – von dem, was von den Siebenbürger Sachsen einmal dort aufgebaut wurde. Das und die verhältnismäßig gute Entwicklung der letzten Jahre (zumindest in den größeren Zentren) seien Siebenbürgen gegönnt; von einer weiter reichenden Schuld kann ich aber nichts erkennen.Gruß Fritz
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Henny unregistriert
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erstellt am 05.11.2006 um 20:02 Uhr
In erster Reihe schulden wir unseren Kindern die glückliche, zufriedene und sichere Zukunft für die wir alles zurückgelassen haben. Wir schulden unserem Gewissen die Sicherheit es richtig gemacht zu haben und dem besten Freund schulden wir noch ein Pali am nächsten Sachsentreffen, aber sonst schulden wir keinem was. Henny.P.S. Der Bank schulden wir noch den Kredit für das Haus, aber dann ist die Brínzá pápat. IP: gespeichert |
orchesterfallturm Mitglied Beiträge: 9 Von:Niedersachsen, 28865 Lilienthal Registriert: Sep 2006
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erstellt am 05.11.2006 um 20:37 Uhr
Die ersten Stellungnahmen sind doch gar nicht mal so schlecht - schließlich war mir sehr wohl bewußt, welche Vielfalt an Reaktionen auf meine emotionale Schilderung kommen können. Nun beanspruche ich bei allen Antwortenden zumindest deren Interesse an dem Thema. Die Mühe, die sich jeder Einzelne durch seinen Beitrag machte, verdeutlicht doch Interesse - Interesse an was? Nun eben an Siebenbürgen.Die Verarbeitung der individuellen Gefühle, zu diesem Thema, ist in den Beiträgen gut zu erkennen. Jeder löst es eben auf seine Art. Manch einer scheint masiv zu verdrängen, anderen fehlt die Erinnerung oder gar die Erfahrung an das, was Siebenbürgen einmal darstellte. Ich freue mich darüber, durch diesen Austausch vieles wieder intensiver zu erinnern. IP: gespeichert |
Robert Administrator Beiträge: 751 Von:BRD Registriert: Sep 2000
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erstellt am 05.11.2006 um 22:55 Uhr
Zitat: Original erstellt von orchesterfallturm: Die Verarbeitung der individuellen Gefühle, zu diesem Thema, ist in den Beiträgen gut zu erkennen. Jeder löst es eben auf seine Art. Manch einer scheint masiv zu verdrängen, anderen fehlt die Erinnerung oder gar die Erfahrung an das, was Siebenbürgen einmal darstellte.
Unsere Vorfahren haben Siebenbürgen als Kulturlandschaft geprägt. Was mich persönlich beeindruckt, ist das Gemeinwesen, dessen Einrichtungen das Wohl des Einzelnen wie das der Gemeinschaft förderten. Von diesen Einrichtungen habe ich 20 Jahre lang auch reichlich profitiert. Ich habe die 70er und 80er Jahre mitnehmen duerfen und bin dankbar dafuer. Rückblickend gesehen kann ich mich somit brüsten zu der Erlebnisgeneration zu gehoeren, die noch alles (inkl. Matura) vor dem Exodus mitnehmen konnte. Ich habe meinen sbs. und landlerischen Vorfahren einiges zu verdanken. Wenn ich also jemandem etwas schuldig bin, dann sind es die Menschen unseres bemerkenswerten Volkes, die mit dieser besonderen konstitutionellen Lebenskraft ausgestattet, über Jahrhunderte hinweg Identität, Zusammenhalt und Durchsetzungskraft der Siebenbürger Sachsen maßgebend beeinflusst haben. Auch wenn die gesellschaftlichen Bedingungen mittlerweile ganz andere sind und die damalige Welt (bspw. zu Zeiten des Habsburgerreiches) in mancherlei Hinsicht fremd geworden ist, lohnt es diese kulturelle Lebenskraft zu ergründen, um sie möglicherweise auch weiterhin zu pflegen und zu verteidigen. Die Sachsen von damals haben es uns vorgemacht und über Jahrhunderte durch Anpassung an die Verhältnisse und im stetigen Austausch mit dem Herkunftsraum ihre kulturellen Werte bewahrt und weiterentwickelt. Ein Ausdruck dieser besonderen konstitutionellen Lebenskraft der Siebenbürger Sachsen ist für Prof. Dr. Gerhard Michael Ambrosi die Tätigkeit von Carl Wolff gewesen. Quellen: http://www.landler.com/aktien/wolff/index.html und http://www.uni-trier.de/ambrosi/files/publik/ambrosi/wolff/indexwd.html IP: gespeichert |
seberg Mitglied Beiträge: 40 Von:Hessen Registriert: Okt 2002
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erstellt am 06.11.2006 um 12:01 Uhr
So kann man es auch sehen, Robert, das ist schön gesagt, vielleicht brauchen wir es so schön, um nicht zu verzweifeln. Ich fürchte aber, es ist nur die halbe Wahrheit und „besondere konstitutionelle(?) Lebenskraft“ gar zu schön und sogar irreführend. Wir sind/waren als „Volk“ nichts Besonderes oder irgendwie besonders bemerkenswert, auch wenn es die Leistungen und Erungenschaften unserer Vorfahren durchaus gewesen sein mögen und als solche anzuerkennen und zu erhalten sind. Ohne Schuldgefühle! (Schuldgefühle und überheblicher Nationalstolz sind die zwei Seiten der selben Medaille).[Dieser Beitrag wurde von seberg am 06.11.2006 editiert.] IP: gespeichert |
el.delicado Mitglied Beiträge: 22 Von: Registriert: Nov 2003
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erstellt am 06.11.2006 um 12:03 Uhr
Hallo Orchesterallturm,endlich mal wieder ein toller Beitrag. Liebe Leute, ich schüttel absolut ensetzt den Kopf über mancher Diskussionsniveau. Was ist denn das??? Ich kann die Gefühle von Orchesterallturm zu 100% nachvollziehn. Mir ging es genauso als ich das erste mal nach 15Jahren Siebenbürgen wieder besucht habe. Ich war gepackt von einerseits Melancholie und andererseits Wut über unsere eigene Oberflächlichkeit dem Materiellen Wohlstand hinterher gelaufen zu sein. Ich hätte gerne was getan das Rad ein bisschen zurückzudrehn und andererseits doch resigniert dass es nicht mehr möglich ist. Meine Meinung ist dass wir was sehr Wertvolles vernichtet haben etwas Größeres was mir gar nicht gelingt in dürren Worten wiederzugeben; es ist ein Gefühl. Es waren die Traditionen, die Geborgenheit, der Zusammenhalt...Die andere Frage ist inwieweit die neuen Zeiten nicht auch Vorort die Kultur torpediert hätten, inwieweit das neue Streben jeden Zusammenhalt aufgelößt hätten...Fragen über Fragen Ob wir Siebenbürgen in welcher Form auch immer was schulden weiss ich nicht. Die letzten Mohikaner Vorort unterstützen um unser schlechtes Gewissen zu beruhigen? Spenden um Kirchen zu renovieren um eine großes "Dorfmuseum" ohne Seele zu erhalten? Gruß, Frank IP: gespeichert |
riokardo Mitglied Beiträge: 885 Von:D 73614 Schorndorf Registriert: Mrz 2004
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erstellt am 06.11.2006 um 13:03 Uhr
Mal überspitzt gefragt: Waren/sind wir die besten Siebenbürger? Denn Siebenbürgen und das Banat sind doch zweifellos die am besten entwickeltsten Landesteile des heutigen Rumäniens. Hat es etwas damit zu tun daß hier viele Deutsche/Deutschstämmige lebten? Oder ist es Zufall. Übertriebener Nationalstolz nein, aber genausowenig falsche Bescheidenheit. Und nach was sehnen wir uns eigentlich? Nach dem Siebenbürgen von 1990 oder nach dem heutigen? Meiner Ansicht nach gibt es das "alte" Siebenbürgen nicht mehr und wird es niemehr wieder geben. Aber das, was sich daraus entwickelt hat und in Zukunft noch entstehen wird, hätte es so ohne die jahrhundertealte Existenz der SBSachsen (Trotz oder gerade wegen ihres Exodus), sicher nicht gegeben. Aus der "Zeit der Sachsen" sind nicht nur Kirchenburgen und betonierte Friedhöfe geblieben sondern viel mehr. IP: gespeichert |