(Wappen) Siebenbuerger Sachsen in Baden-Württemberg (Wappen)
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4.1 Jugend in der Landsmannschaft

Rainer Lehni

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Aufgaben und Ziele der Jugendarbeit

"Einem Bedürfnis der Basis folgend, zugleich einer Absicht der Bundesleitung der Landsmannschaft entsprechend, begann 1978 eine Wiederbelebung der Jugendarbeit, die sich seither in einem kontinuierlichen Prozess der Entwicklung befindet. Die Belebung der Jugendarbeit kam vor allem dadurch zustande, dass eine immer größere Zahl spätausgesiedelter Jugendlicher das Bedürfnis einer jugendpflegerischen Betreuung artikulierte. Die Aufgabenstellung der Jugendarbeit innerhalb der Landsmannschaft ist eine doppelte: einerseits die Erziehung der jungen Menschen zu selbstbewussten und kritischen Mitgliedern unserer Gesellschaft, die später als Erwachsene den an sie gestellten Anforderungen gewachsen sind. Dies gilt insbesondere für die spätausgesiedelten Jugendlichen. Andererseits sollen den Jugendlichen die Probleme unseres Volksstammes nahegebracht werden: die politische Situation in der Heimat Siebenbürgen, Aussiedlung, Integration, Kulturpflege usw. Jugendgruppen bilden den Kern jeder modernen Jugendarbeit. Nur in der Gruppe hat der Einzelne die Möglichkeit, sich zu entfalten und zu verwirklichen. Man muss hierbei beachten, dass junge Menschen heutzutage Gelegenheit zu Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung suchen. Autoritäre Leitungsstile sind in der Jugendarbeit passé. Ein Programm muss dadurch, dass es attraktiv, phantasievoll und modern gehalten ist, für sich selbst werben. Im Hinblick auf die Zukunft muss abschließend festgestellt werden, dass sich die Jugendarbeit in letzter Zeit positiv entwickelt hat, dass aber noch viel zu tun bleibt."

Mit diesen Gedanken umriss Hans-Reiner Polder, Bundesjugendreferent der Landsmannschaft zwischen 1978 und 1986, zu Beginn der achtziger Jahre die Ziele der modernen Jugendarbeit in der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V. Diese setzte 1978 ein, die Früchte dieser Arbeit sind auch heute noch sichtbar. Höhen und Tiefen in der Jugendarbeit gab es seither auch, durch die Fluktuation in der Jugendarbeit wird sich dies auch nicht verhindern lassen. Es ist nicht nur ein Problem unseres Verbandes, sondern der meisten Vereine in Deutschland in der heutigen Zeit überhaupt. "Die Jugendarbeit ist ein Feld, wo es nur langsam Lorbeeren zu ernten gibt, sie ist aber der unerlässliche Quell überhaupt für jede weitere landsmannschaftliche Leistung", schreibt Siegfried Schebesch 1975 in der Siebenbürgischen Zeitung zu einer Zeit, als Jugendarbeit in der Landsmannschaft so gut wie nicht vorhanden war. Weiter schreibt Schebesch, dass die Jugend zusammengeführt werden müsse, "die dabei entstehenden Bande wären die Fundamente, auf denen ein Weiterbestehen der Landsmannschaft und ihrer unverzichtbaren Arbeit ermöglicht würden. (...) Die Verbindung von Ferien, Urlaub und Gemeinschaft ist der einzig begeisternde, vernünftige und ideale Weg, um jungen Menschen ein Gefühl für siebenbürgisch-sächsische Eigenart und Lebensfähigkeit zu geben."

Für die Aktivitäten der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD), der 1986 gegründeten Jugendorganisation der Landsmannschaft, ist heute die Mischung aus Praxis, Theorie und Unterhaltung kennzeichnend. Sie will, wie es im ersten Artikel ihrer Jugendordnung heißt, "das kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen erhalten und sich für die Fortsetzung ihrer jahrhundertealten Geschichte einsetzen. Dabei ist es insbesondere ihr Ziel, den Landsleuten zu helfen und zur Festigung ihres Zusammenhalts und ihres Gemeinschaftslebens über Grenzen hinweg beizutragen."

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Die Anfänge der Jugendarbeit

Die ersten Versuche von Jugendarbeit stammen aus den frühen fünfziger Jahren, also kurz nachdem die Landsmannschaft 1949 gegründet wurde. Sie wurde damals hauptsächlich vom "Arbeitskreis junger Siebenbürger Sachsen" und dem Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben auf Bundesebene oder in den einzelnen Gruppen betrieben. Auf Landesebene war dies zu jener Zeit in Baden-Württemberg nicht möglich.

Die siebenbürgisch-sächsische Jugendarbeit im Westen Deutschlands begann 1952 als eine reine "Jugendpflege" des Hilfskomitees. In diesem Jahr veranstaltete das Hilfskomitee sein erstes siebenbürgisch-sächsisches Jugendzeltlager, dem in den nächsten Jahren weitere folgten. Hinzu kamen noch Jugendrüstzeiten, die ebenfalls vom Hilfskomitee organisiert wurden. Der "Arbeitskreis junger Siebenbürger Sachsen" traf sich nach Angaben von Otto Depner vom 26. Dezember 1952 bis 1. Januar 1953 zu einer Freizeit auf der Jugend-Burg Hoheneck in Mittelfranken. Das Thema der Freizeit lautete "Bleiw saksesch Uert", man diskutierte über die damalige Lage der Gemeinschaft. Hervorgehoben wurde dabei die Kontaktpflege untereinander. Die 30 dort anwesenden jungen Frauen und Männer wurden alle auf einer Postkarte namentlich festgehalten. Darunter sind die Unterschriften von Pfarrer Wigant Weltzer, Balduin Herter, Paul Philippi, Otto Depner u.a.

1956 trafen sich erstmals Jugendliche anlässlich des Heimattages der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl in der dortigen Jugendherberge. Im Jahr darauf fand ebenda das erste "Siebenbürgisch-Sächsische Jugendtreffen" statt. Diese Zeltlager und Jugendtreffen erfreuten sich zusehends eines großen Zuspruchs mit jeweils einigen Hundert jugendlichen Teilnehmern.

In die zweite Hälfte der fünfziger Jahre fällt auch die Gründung der ersten Jugendgruppen in Siedlungszentren unserer Landsleute. 1960 gab es in Deutschland und Österreich 19 Jugendgruppen, davon zehn in Deutschland. Von eigentlicher Jugendarbeit konnte zu diesem Zeitpunkt in Deutschland jedoch lediglich in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Berlin gesprochen werden. Die positive Entwicklung der Jugendarbeit zwischen 1955 und 1960 war auf die gute, enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Landsmannschaft, Hilfskomitee und dem "Arbeitskreis junger Siebenbürger Sachsen" zurückzuführen. Besonders deutlich war diese Entwicklung bei den alljährlichen Heimattagen zu Pfingsten in Dinkelsbühl zu erkennen. Viele der Jugendgruppen nahmen geschlossen daran teil und beteiligten sich an den Trachtenzügen und den Jugendtreffen. 1963 gab es in Dinkelsbühl erstmals Jugendwettspiele in sportlichem und künstlerischem Bereich. Der erste Volkstanzwettbewerb war 1964 mit sieben Tanzgruppen, darunter auch eine Tanzgruppe aus Stuttgart. Zu jener Zeit beschränkte sich die Zahl der Jugendgruppen in Baden-Württemberg auf zwei, und zwar je eine in Stuttgart und Mannheim/Heidelberg. Die Jugend dieser Zeit wuchs jedoch bald aus diesen Gruppen heraus, so dass bis Anfang der siebziger Jahre die Jugendarbeit einen Tiefpunkt erreichte beziehungsweise praktisch nicht mehr vorhanden war.

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Der Beginn der modernen Jugendarbeit

Der durch die Zeit bedingte Generationswechsel machte die Notwendigkeit deutlich, Nachwuchs heranzubilden um die Arbeit der Landsmannschaft zu sichern. Dieses Ziel wurde sehr spät in Angriff genommen, als die Zukunft der Landsmannschaft als ungewiss einzustufen war. Lediglich die Internationalen Jugendlager der Siebenbürger Sachsen wurden ab 1971 in zweijährigem Rhythmus durchgeführt.

Ende Dezember 1975 fand auf Schloss Horneck in Gundelsheim eine Arbeitstagung junger Siebenbürger Sachsen statt. Jugendreferenten und Jugendliche, die aktiv die Sache der Landsmannschaft vertraten, hatten sich hier versammelt, um gemeinsam mit dem Bundesvorsitzenden Erhard Plesch und dessen Stellvertreter Dr. Wolfgang Bonfert den Grundstein zu einer modernen, gut organisierten Jugendarbeit für ganz Deutschland zu legen. Man war sich einig, dass Jugendarbeit fortan nicht mehr isoliert in den einzelnen Landes- oder Kreisgruppen betrieben werden soll, sondern nach einem koordinierenden Plan, den die Jugendreferenten mit dem Führungsgremium der Landsmannschaft erstellen sollen. Nur so kann eine lebensfähige Jugendorganisation bestehen, die auch imstande ist, die Landsmannschaft in ihrer sozial-politischen Aktivität zu unterstützen. Ein erster Versuch, eine bundesweite Jugendorganisation zu bilden, wurde 1976/77 unternommen.

Das Jahr 1978 ist dann als Wendepunkt und Wiederbelebung der Jugendarbeit der Landsmannschaft zu bezeichnen. Im Herbst 1978 übernahm Hans-Reiner Polder das Amt des Bundesjugendreferenten. Mit ihm kam ein Novum hinzu, die Jugend schuf ein sogenanntes "erweitertes Bundesjugendreferat". Damit wurde die Arbeit auf Bundesebene auf eine bis dahin nicht bekannte breite gemeinschaftliche Basis gestellt. Konkret wurde beschlossen: die Abhaltung von regelmäßigen Jugend- und Tanzgruppenleiter-Seminaren, Intensivierung der Kontakte zur siebenbürgisch-sächsischen Jugend in Österreich, Kanada und den USA, die Schaffung des "Jugendforums" in der Siebenbürgischen Zeitung und die Stelle eines Bundesjugendbeauftragten im Bundesvorstand der Landsmannschaft. Dieses Amt übernahm Dr. Wolfgang Bonfert, der zusammen mit Hans-Reiner Polder in den folgenden Jahren maßgeblich als Initiator und Förderer der Jugendarbeit tatkräftig mitwirkte.

Diese positive Entwicklung auf Bundesebene musste nun auch auf das Land Baden-Württemberg übertragen werden. Jugendreferent in Baden-Württemberg war zwischen 1975 und 1978 Günter Klusch. Aus dieser Zeit sind die zwei Skilager zu erwähnen, die jeweils zur Jahreswende 1976-77 und 1977-78 in Unken in Österreich veranstaltet wurden. Über das zweite Skilager berichtet Günter Klusch in der Siebenbürgische Zeitung in der Ausgabe vom 31. Januar 1978:

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Skilager in Unken

Wie schon letztes Jahr trafen sich auch dieses Mal zum Jahreswechsel junge Siebenbürger von Köln bis Graz auf dem Pichler- und Schilcherhof bei Unken/Salzburger Land.

Des großen Andranges wegen (über 65 Teilnehmer) mußten in dieser Saison zwei Häuser gemietet werden, in denen sich bald rege Aktivität entfaltete. In diesen elf Tagen herrschte nie Langeweile: tagsüber Skifahren, Schlittschuhlaufen, Spaziergänge und Schneemann bauen, darauf typisch siebenbürgische Verpflegung durch einen eifrig kochenden Küchendienst. Allabendlich Tanz und Unterhaltung, gekrönt durch ein großes Silvesterfest mit Brötchen, Bowle und Sekt. Dazwischen Spiele, Witze, spontanes Schauspiel der Heiligen Drei Könige, mit Situationskomik gewürzt, Faschingsvorgriffe und Gesang. Aber auch ernstere Gemüter kamen auf ihre Kosten: mehrere Dia-Vorträge über Bergsteigungen im Pamir, Reisen durch Kanada, USA, Mexiko und die Karibik.

Um hygienische Notwendigkeiten nicht zu kurz kommen zu lassen, mieteten wir für einen Abend das gesamte Hallenbad in Unken. Diese Größenverhältnisse bereiteten einigen Unkener Geschäftsleuten Schwierigkeiten: in der Metzgerei und in der Bäckerei entstanden hilflose Gesichter, wenn wir die Regale leerkauften. Die dazu nötige Organisation und Finanzierungsabwicklung übernahm der uns schon seit dem letzten Jahr wohlbekannte Herbert Schönauer. Dieses positive Erlebnis hat uns veranlaßt, das Skilager zu einer festen Einrichtung werden zu lassen.

Am 12. Februar 1978 übernahm Kristian Friedelt das Amt des Landesjugendreferenten. Es sollte nun versucht werden, Jugendgruppen in den einzelnen Kreisgruppen aufzubauen. Als guter Auftakt dazu sind ein Treffen der Jugend im neueröffneten Jugendraum im Haus der Heimat in Stuttgart am 11. Mai 1979 sowie ein Skilager zu Ostern 1979 zu nennen. Der Vorstand der Landesgruppe beschäftigte sich in seiner Hauptversammlung vom 2. April 1979 mit der Jugendarbeit. Das Ergebnis war, dass Jugendarbeit bei den Erwachsenen zu beginnen hat, das heißt, aus der Erwachsenengeneration sollten Mitarbeiter als Begleiter der Jugend beistehen. Dem Beispiel im Bundesvorstand folgend erklärte sich Hans Polder bereit, als "erwachsener" Betreuer der Jugendarbeit in Baden-Württemberg tätig zu sein. Um die Jugendtätigkeiten zu verbessern wurden vom Landesvorstand folgende Zielsetzungen angenommen: Gründung von Jugendgruppen in allen Kreisen und Nachbarschaften mit einer entsprechenden Jugendleitung, Betreuung dieser Gruppen durch die Vorstände der Kreisgruppen und Nachbarschaften, Ermittlung einer genauen Übersicht der bestehenden Gruppen und die konkrete Erarbeitung der Zielsetzungen der Jugendtätigkeit in Baden-Württemberg.

Heinke-Anne Lienert wurde am 21. Juni 1980 als kommissarische Landesjugendreferentin eingesetzt, nachdem Kristian Friedelt aus beruflichen und altersbedingten Gründen sein Amt niedergelegt hatte. Lienert hatte bisher am Jugendforum der Siebenbürgischen Zeitung mitgearbeitet und leitete in Waiblingen die "Siebenbürgische Jugend Waiblingen" (Sijuwa). Diese Jugendgruppe war in den nächsten Jahren eng mit der Arbeit der Landesjugendreferentin verbunden und unterstützte deren Tätigkeit aktiv mit. Heinke Lienerts Start war nicht einfach, da sie die Unterstützung vieler Kreisgruppen und Nachbarschaften, in denen Jugendtätigkeit kaum existierte, vermisste. Mit ihrer Arbeit setzte in den folgenden Jahren nun endlich auch in Baden-Württemberg eine positive Entwicklung der Jugendarbeit ein.

Bei der Wahl des neuen Landesvorstands am 17. Januar 1981 wurde Lienert zur Landesjugendreferentin gewählt. Hans Polder, der Landesjugendbeauftragte, stellte bei dieser Hauptversammlung fest, dass der Jugendarbeit von Seiten der Landsmannschaft lange Zeit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden war. Die Wiederbelebung habe in Baden-Württemberg erst in den letzten Jahren, vor allem seit Heinke Lienerts Amtsantritt, stattgefunden und trage nun Früchte, wie die Mitwirkung Jugendlicher in den Chören, Sing- Tanz- Theater- und Trachtengruppen zeigte. Landesjugendreferentin Heinke Lienert konnte während ihrer Amtszeit eine Reihe erfolgreicher Veranstaltungen auf Landesebene durchführen. Erstmals wurde im Herbst 1980 ein Landesjugendseminar organisiert, über welches die Siebenbürgische Zeitung vom 31. Oktober 1980 berichtete:

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Landesjugendseminar und eine Menge Pläne

Am 11.-12. Oktober fand in Stuttgart das erste Landesjugendseminar der Landesgruppe Baden-Württemberg statt. Gastgeber war die Jugendgruppe Waiblingen. Dem Ruf der Landesjugendreferentin Heinke Lienert waren 23 Teilnehmer aus Freiburg, Ulm, Rastatt, Pforzheim, Heidelberg, Waiblingen, Ludwigsburg, ja sogar aus Steinen (Lörrach) und Friedrichshafen gefolgt.

Nachdem Heinke die Teilnehmer begrüßt hatte, gab es für die Hungrigen Suppe und Gulasch. Hans Polder gab uns einen kurzen Überblick über Entstehen, geschichtliche Entwicklung und Bedeutung der Landsmannschaft. Dabei unterstrich er, daß die Siebenbürger Landsmannschaft keine politische oder kirchliche Organisation ist, trotzdem auf manchen Gebieten wirksam werden konnte und kann: Zusammenhalt der Landsleute, Mitgliedern in sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen Hilfe zu gewähren, vor allem Neuankömmlingen (Spätaussiedlern) und solchen, die nicht aus Rumänien ausreisen können, jedoch Hilfe nötig haben (mit Büchern, Medikamenten), Erhaltung und Weiterführung des Kulturerbes aus Siebenbürgen u. v. a. Einer der Tätigkeitsbereiche, die in den letzten Jahren mehr und mehr an Bedeutung zugenommen haben, ist die Jugendarbeit: Organisation von Jugendgruppen, Planung von Kinder- und Jugendlagern. In der anschließenden Diskussion ermunterte er die Teilnehmer aus den verschiedenen Teilen Baden-Württembergs zur Gründung neuer Gruppen.

Nach einer Unterbrechung ging es weiter das Skilager, von der Jugendgruppe Waiblingen vom 26.12.1980 bis 5.01.1981 in Lengenfeld, Österreich, geplant, wurde besprochen, es kamen Teilnehmerzusagen auch von Anwesenden des Jugendseminars. Hans Polder hat uns die Unterstützung der Landsmannschaft zugesagt.

Heinke erklärte, wie man ein Ferienlager für Kinder und Jugendliche plant, sie schlug vor, ein Jugend- und ein Kinderlager in den Sommerferien in Baden-Württemberg zu organisieren. Für das Kinderlager stehen Ort und vorläufiger Termin 2. und 3. Sommerferienwoche in Tennenbronn/Schwarzwald fest, dazu haben sich als Betreuer sowohl für das Kinderlager als auch für das Jugendlager Teilnehmer gemeldet. Auch hierfür sagte Hans Polder finanzielle und organisatorische Hilfe der Landsmannschaft zu.

Nach dem langen Nachmittag gab es Butterbrezeln zum Abend, dann wurde getanzt und gesungen bis gegen Mitternacht.

Am Sonntagmorgen wurde fortgesetzt. Zwei Gäste kamen noch dazu: Bundesjugendreferent Hans-Reiner Polder und Horst Löffler, Landesvorsitzender der DJO. Die Schwierigkeiten bei der Gründung von Jugendgruppen wurden besprochen; dabei wurde der Vorschlag geäußert, Neuankömmlingen in Deutschland in den Übergangswohnheimen als Kreisjugendbeauftragte moralische und fachliche Unterstützung bei Ämtern und Amtsgängen zu geben und das zu tun, war der größte Teil unseres Treffs bereit! Hans-Reiner Polder machte den Vorschlag, um sich fachliches Wissen anzueignen, an einem Seminar teilzunehmen. Es wurde auch gleich der Termin für das nächste Landesjugendseminar geplant: 8., 9., 10. Mai 1981 im Jugendhaus der DJO in Ehningen (bei Böblingen). Da können aber auch alle teilnehmen, die neugierig sind, Leute kennenlernen wollen, gerne tanzen und singen.

Zum Jahreswechsel 1980-81 fand ein erfolgreich verlaufenes Skilager im österreichischen Unterried statt. Ebenso erfolgreich war der erste Landesjugendball im Februar 1981 in Ludwigsburg, der auf Anregung des Landesjugendbeauftragten Hans Polder initiiert und von der Sijuwa durchgeführt wurde. Die Journalistin Elke Lienert schrieb über diesen Ball, dass alle eine "einzige, große Gemeinschaft" bildeten. Einen Meilenstein setzte das Landesjugendreferat mit der Einrichtung der Kinderferienlager. Das erste Lager fand in Tennenbronn im Schwarzwald vom 27. Juli bis 7. August 1981 statt. Humor- und liebevoll schildert Ursula Stolz den Kinderalltag in diesem Lager aus der Sicht einer Betreuerin (Siebenbürgische Zeitung vom 30. August 1981):

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Kinderalltag mit Tänzern, Turnern und Sängern ...

"Wenn Engel Ferien machen, lacht der Himmel." Engel waren die 28 Kinder, die wir im Kinderlager in Tennenbronn, Schwarzwald, zu betreuen hatten, nicht gerade immer. Und Ferien waren es für uns vier Betreuer Heinke Lienert, Landesjugendreferentin und "Boß", Hannelore Lienert, Daniel Roth und Ursula Stolz auf keinen Fall. Aber der Himmel lachte.

Wir unternahmen lange Wanderungen durch den Wald, spielten Völkerball, Volleyball, Tisch- und Feldtennis usw.

Anfangs hatten wir Betreuer noch die Illusion, daß die Kinder abends, müde vom Wandern und der frischen Luft, ins Bett fallen würden. Wer aber nach Mitternacht tatsächlich müde ins Bett fiel, das waren wir.

Zwar war um 22 Uhr Nachtruhestunde, aber da war noch die allabendliche Gute-Nacht-Geschichte, und hinterher mußten wir mit den immer noch quietschfidelen Kindern geistige Machtkämpfe austragen und sie überreden, endlich einzuschlafen. Vergeblich: begeistert vom vielen Wandern, setzten die Kinder gegen Ende der Freizeit ihre Wandertouren nachts fort, von einem Zimmer ins andere. Das bedeutete für uns Betreuer: Aufstehen, egal zu welcher nächtlichen Stunde, Kinder in ihre Zimmer sortieren und wieder Ordnung schaffen. Und morgens, noch vor sieben Uhr, mußten wir trotzdem wieder putzmunter und voller Energie sein. Denn die Kinder waren es sowieso.

In der ersten Woche gab es besonders viel zu tun. Am Sonntag war ein Elternbesuchstag eingeplant, und wir wollten die Eltern mit einem Programm und einer Ausstellung überraschen.

Die Ausstellung umfaßte Selbstgebasteltetes wie gestickte Deckchen, ausgesägte Sperrholzfiguren, bemalte Steine, Linoldrucke von siebenbürgisch-sächsischen Kirchen, geflochtene Körbchen und ähnliches. Wobei zu erwähnen ist, daß die Jungen und Mädchen gleichermaßen geschickt und gleichermaßen begeistert stickten und sägten.

Das über einstündige Programm war fast ausschließlich von den Kindern zusammengestellt worden. Sie erwiesen sich als kleine Genies im Erfinden von Sketches und Gedichten. Hier als Kostprobe das von Brigitte Schuller verfaßte Eröffnungsgedicht: "Liebe Eltern! Wir machen im Lager heute / für große und kleine Leute / Theater, Tanzen, Singen / hoch soll das Feste klingen. Euer Besuch, der ist sehr nett, / drum legen wir uns nicht ins Bett. / Wir wollen mit euch zusammensein / und lassen euch heut nicht allein. Eine ganze Woche wart ihr allein, / das wird schon schlimm gewesen sein. / Drum treffen wir uns alle hier, / das gefällt allen und auch mir."

Aber nicht nur Dichter und Schauspieler, auch Tänzer, Turner und Sänger kamen bei unserem Programm zu ihrem Recht. Regisseuer bei den Sketches waren Heinke Hanek, Karin Brückner und Markus Müller. Zur Überraschung auch der Kinder trat sogar ein richtiger Zauberer auf: der Landesjugendbeauftragte Hans Polder hatte uns besucht und seine Trickkiste mitgebracht.

Aber das Programm für die Eltern war nicht der einzige Höhepunkt unserer Kinderfreizeit. Erwähnt werden müssen auch die beiden Busausflüge, das Verkleidungsfest zum Abschied, die Preisverleihung für das am schönsten aufgeräumte Zimmer, das von Hannelore Lienert gedichtete Lagerlied ...

Zu erwähnen wäre vor allem noch, daß die Kinder im nächsten Jahr wiederkommen wollen. Und wir selber haben nichts dagegen. Denn trotz aller Mühe hat es uns Freude gemacht, den Kindern zwei angenehme Ferienwochen ermöglicht zu haben.

Diesen Veranstaltungen folgten ein Skilager in Val Thorens, Savoyen (Frankreich), vom 26. Dezember 1981 bis 9. Januar 1982 und ein Frühjahrsseminar vom 15. bis 16. Mai 1982 in Ludwigsburg mit Themen wie Jugendalkoholismus in Übergangswohnheimen und Hilfestellungen zur Gruppenarbeit. Hinzu kam die Eröffnung eines Gesprächskreises für interessierte junge Erwachsene in Stuttgart mit Autorenlesung der Journalistin Elke Lienert am 30. April 1982. Im Sommer des gleichen Jahres folgte in Albstadt-Burgfelden ein weiteres Kinderlager. Eine der aktivsten Jugendgruppen, die Jugendgruppe Bietigheim-Sachsenheim, veranstaltete am 25. September 1982 in Großsachsenheim einen weiteren gelungenen Landesjugendball.

Wegen anderweitiger Verpflichtungen musste Heinke Lienert am 6. November 1982 das Amt der Landesjugendreferentin zur Verfügung stellen. Zu ihrem Nachfolger bestätigte der Landesvorstand kommissarisch Hansotto Lang. Unter seiner Regie folgten 1983 als Alternative zu den Jugendlagern der vergangenen Jahre eine Wanderung von Pfronten nach Innsbruck vom 24. bis 31. August sowie eine erfolgreiche Kinderfreizeit vom 23. August bis 3. September in Egenhausen bei Nagold. Die Grundschullehrerin Anni Polder berichtete über diese Freizeit in der Siebenbürgischen Zeitung vom 30. September 1983:

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Zwei herrliche Wochen unter Gleichgesinnten

"Das Ferienlager ist nun aus, / und alle Kinder fahren nach Haus. / Was uns aus dieser schönen Zeit blieb, / ist Freundschaft und unser Lagerlied." So sangen die Jungen und Mädchen des Kinderlagers bei der Abschlußfeier. Es war der 19. Vers des Lagerliedes, das die Kinder während der Lagerzeit gedichtet hatten. 23 Kinder hatten sich auf dem "Kapf" im Nordschwarzwald eingefunden, um im Kinderlager Baden-Württemberg zwei Wochen ihrer Schulferien zu verbringen. Sie kamen aus Baden-Württemberg und Bayern und sind hier zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen.

Die vier Betreuer wurden von ihren Zöglingen in Atem gehalten. Wald und Flur wurden durchstreift, Ausflüge zum Erzgrubensee und auf die Schwäbische Alb zu der Nebel- und Bärenhöhle organisiert, eine Reithalle wurde besichtigt, wo jedes Kind auf einem richtigen Reitpferd reiten durfte, wir tummelten uns im Freibad, organisierten ein Grillfest und Discoabende, und natürlich fehlte ein großes Lagerfeuer nicht. Dazu der Sport. Er erstreckte sich vom Morgenturnen bis zu Wettkämpfen. Alle Buben waren begeisterte Fußballspieler. Es gab ein Tischtennis-Turnier. Erwähnt sei auch der Wettbewerb für das schönste Zimmer. Er hat uns direkt "putzsüchtig" gemacht.

Es wurde auch viel gehandarbeitet und gebastelt. Deckchen, Buchhüllen wurden gestickt, Teller, Brettchen mit sächsischen Motiven und Kirchenburgen bemalt oder eingebrannt, aus Bastuntersetzer geflochten, aus gepreßten Blumen Glückwunschkarten angefertigt, Steine bemalt, Kupferbilder gedrückt, eine Mappe für die Lagerzeitung angefertigt. Am letzten Tag konnte alles in einer Ausstellung bewundert werden.

An den Abenden wurden Filme vorgeführt, Dias gezeigt, Spiele organisiert, Lieder gesungen, und der Zauberer vom Dienst gab täglich einen Zaubertrick zum Besten. Auch über uns Siebenbürger Sachsen wurde gesprochen. Über unsere Vergangenheit, unsere Zukunft. Nicht nur unser Siebenbürgerlied wurde gesungen, sondern auch andere Lieder in Mundart. Es kann als Plus gewertet werden, daß insbesondere die Mädchen wieder sächsisch lernen wollen. Die Kinder fanden es "so furchtbar toll", unter Gleichgesinnten zu sein. Sie freuten sich, daß sie sprechen konnten, wie ihnen der Schnabel gewachsen war, ohne aufzufallen, daß sie für ihre Probleme, die oft mit unserer sächsischen Eigenart zusammenhängen, ein offenes Ohr fanden. All die schönen Erlebnisse wurden in einer "Lagerzeitung" festgehalten. Die Reporter hatten alle Hände voll zu tun.

Als am 3. 9. die Eltern kamen, um ihre Kinder abzuholen, glänzte in allen Kinderaugen die Freude des Wiedersehens, viele konnten die Wehmut der Trennung nicht unterdrücken. Als das bunte Programm zu Ende war, ging es ans Abschiednehmen. Vielen Kindern hat es so gut gefallen, daß sie am Kinderlager 1984 wieder teilnehmen wollen.

Das nächste Herbstseminar des Landesjugendreferats fand am 15.-16. Oktober 1983 in Rastatt statt. Jugendreferenten, Jugendgruppenleiter und interessierte Jugendliche waren angereist, um Erfahrungen auszutauschen und sich über die Jugend- und Zweitmitgliedschaft der Landsmannschaft zu informieren. Der Kreisgruppenvorsitzende von Rastatt, Ernst Sturm, referierte über die Geschichte Rastatts und Hansotto Lang las das Referat von Hans Hartl "Zur Lage der Deutschen in Rumänien" vor. Gemeinsam organisierten das Bundesjugendreferat und das Landesjugendreferat Baden-Württemberg Anfang 1984 ein Kulturseminar in Sachsenheim. Thema des Seminars war das Urzelbrauchtum in Agnetheln und Großsachsenheim. Darüber schreibt die Siebenbürgische Zeitung vom 29. Februar 1984:

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Jugendseminar in Sachsenheim

Am 3.-5. Februar fand in Sachsenheim parallel zum Urzelnlauf ein Brauchtumsseminar mit dem Thema "Der Urzelnlauf in Agnetheln und in Sachsenheim" statt. Am Samstagvormittag lernten die 36 angereisten Jugendreferenten und Jugendgruppenleiter unter der Leitung von Klaus Böhmer verschiedene Trachtentänze. Nach dem Mittagessen mischten sich die Teilnehmer unter die Urzeln, um dieses lebendige Brauchtum mitzuerleben. So folgten sie am Nachmittag mit großem Interesse dem Programm des Urzelnlaufs. Am Abend nahmen dann fast alle am traditionellen Urzelnball teil.

Am Sonntagmorgen ging es dann gleich mit einem Referat über die Entstehung des Urzelnlaufs in Agnetheln und die Weiterführung dieses Brauchtums in Sachsenheim weiter. Vorgetragen wurde das Referat vom Altzunftmeister der Urzeln, Herrn Wächter. Er erklärte uns auch die Funktionsweise der Zünfte in Siebenbürgen und auch das Zusammenwirken der Urzelnzunft in Sachsenheim mit der Schwäbisch-Alemannischen Narrenvereinigung. Danach referierte Herr Steilner über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Geschichte der Siebenbürger Sachsen und der anderen ostdeutschen Stämme. Von beiden Referaten lernten die Teilnehmer sehr viel, und sie waren begeistert vom Inhalt. Da die Bundesfrauenreferentin Frau Scola anwesend war, nutzten die Teilnehmer diese Chance und diskutierten mit ihr über Trachtenanfertigung und -beschaffung. Nach dem Mittagessen fuhren die Jugendreferenten und -gruppenleiter mit neuem Wissen über Brauchtum und Geschichte der Siebenbürger Sachsen heim.

Weitere Veranstaltungen waren 1984 das Frühjahrsseminar vom 2. bis 4. März in Obernheim zum Thema Gruppenführung und erstmals ein gemeinsames Jugendlager der Landesgruppen Bayern und Baden-Württemberg im Sommer in Berchtesgaden.

Bei den Landesvorstandswahlen am 17. März 1984 wurde zwar Bernhard Nowak zum Landesjugendreferenten gewählt; da dieser das Amt jedoch nicht antrat, wurde es weiterhin von Hansotto Lang ausgeübt. Am 24. November 1984 übergab Lang das Amt an Samuel Fleischer. Neuer Landesjugendbeauftragter wurde Hans Edwin Steilner.

Im Februar 1985 gab es gemäß einer Statistik zehn Tanzgruppen in Baden-Württemberg: Bietigheim-Sachsenheim, Freiburg, Göppingen, Heidenheim, Heilbronn, Lörrach, Ravensburg, Metzingen, Schwäbisch Gmünd und Ulm. In weiteren Kreisgruppen waren Jugendreferenten und Jugendgruppen aktiv.

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Die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD)

Auf Bundesebene trat die siebenbürgisch-sächsische Jugendarbeit 1985-86 in eine neue Phase ihrer Entwicklung. Die Jugendgruppen waren in den letzten Jahren verstärkt auf Bundesebene in Erscheinung getreten. Bei den Heimattagen in Dinkelsbühl waren sie zu einem festen Bestandteil geworden. Durch den Einsatz des Bundesorganisationsreferenten der Landsmannschaft Johann Schuller wurde die Jugend immer mehr in das Heimattagsprogramm mit eingebunden. 1985 beispielsweise waren die Organisatoren, Programmveranstalter und Programmleiter fast durchwegs Jugendliche. Man empfand es als selbstverständlich, dass die Jugend die Bildung einer bundesweiten landsmannschaftlichen Jugendorganisation anstrebte.

Auf einem Bundestreffen der Jugendreferenten und Jugendgruppenleiter in Saarlouis im Dezember 1985 wurde unter der Leitung von Hansotto Lang über Fragen eines Jugendstatuts beraten. Zudem wurde die erste Bundesjugendleitung konstituiert. Nach intensiven Vorbereitungen wurde die "Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD)" als eine bundesweite Gemeinschaft und Jugendorganisation der Landsmannschaft geschaffen. Auf dem Verbandstag der Landsmannschaft vom 19. bis 20. April 1986 wurde die SJD als vollwertige Gliederung der Landsmannschaft von den Delegierten in dieselbe aufgenommen. Erster Bundesjugendleiter der SJD wurde Hansotto Lang, der wie der bisherige Bundesjugendreferent Hans-Reiner Polder aus Baden-Württemberg kam. Seit dem 26. Oktober 1986 hat die SJD auch eine eigene Jugendordnung, die vom Bundesvorstand der Landsmannschaft ihre Zustimmung erhielt.

Der "Jungsachsentag" als oberstes Organ der SJD fand zum ersten Mal im Oktober 1987 in Sachsenheim statt. Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet verabschiedeten die neue Jugend- und Geschäftsordnung der SJD und wählten erstmals direkt eine Bundesjugendleitung.

Seitdem hat sich die SJD kontinuierlich weiterentwickelt. Heute zählen bundesweit fast 50 Jugend- und Volkstanzgruppen zur SJD. Das Kultur- und Freizeitangebot für junge Siebenbürger Sachsen und Freunde Siebenbürgens wurde stetig erweitert, die Zusammenarbeit mit anderen siebenbürgisch-sächsischen Institutionen und ostdeutschen Jugendverbänden intensiviert und der Kontakt zu den siebenbürgisch-sächsischen Jugendlichen in den USA, Kanada und Österreich und seit 1990 in Siebenbürgen im Rahmen der Föderationsjugendlager verstärkt.

Die SJD sieht es als ihre Aufgabe und Verpflichtung an, das kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen zu erhalten und sich für die Fortsetzung ihrer jahrhundertealten Geschichte einzusetzen. Der Jugend fällt die Aufgabe zu, die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft in der Zukunft lebendig zu erhalten. Diese Vorgaben gilt es in zeitgemäßer und angemessener Form in der Jugendarbeit umzusetzen. Erstes Ziel der SJD muss dabei sein, Jugendarbeit vor allem für junge Menschen durchzuführen und sich an ihren Belangen zu orientieren. Siebenbürgisch-sächsische Jugendarbeit kann immer nur so gut sein, wie es gelingt, auf die Vorstellungen und Wünsche der Jugendliche einzugehen und diese mit dem kulturellen und geistigen Erbe der Siebenbürger Sachsen in Einklang zu bringen.

Nach dem Rücktritt von Hansotto Lang im Februar 1988 übernahm Harald Roth im März 1988 das Amt des geschäftsführenden Bundesjugendleiters. Roth bekräftigte den Willen der Jugend Teil und Motor der Landsmannschaft zu sein und richtete einen Appell an alle Gruppen der SJD, auf dem Weg der Zusammenarbeit mit den Landes- und Kreisgruppen der Landsmannschaft weiter voranzuschreiten. Mit Roths Amtsübernahme trat die SJD in eine neue entscheidende Phase ihrer Entwicklung. Auf Bundesebene wurden jährlich verschiedene Seminare durchgeführt, darunter Seminare zu geschichtlichen und kulturellen Themen und Presseseminare. Seit der Jahreswende 1986-87 findet jährlich auch die Siebenbürgische Ferienakademie statt, deren Ziel es ist, der jungen Generation einen Zugang zur Geisteswelt und Geschichte Siebenbürgens zu geben. Besonders bei den Heimattagen in Dinkelsbühl war der Aufschwung der Jugendarbeit sichtbar. Hier fanden zwischen 1987 und 1990 auch wieder Volkstanzwettbewerbe statt. Heute sind die Heimattage ohne die Mitarbeit der Jugend undenkbar. Zum Aufgabenbereich der Jugend gehören heute die Betreuung des Jugendzeltplatzes, die Sportveranstaltungen, die Aufstellung des Trachtenzuges und des Fackelzuges, das Offene und Gemeinsame Tanzen der Tanzgruppen, der Abzeichenverkauf, die Verleihung des Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreises und bis vor einigen Jahren auch die Jugendgottesdienste.

Beim zweiten Jungsachsentag in Ingolstadt vom 10. bis 12. November 1989 konnte eine erfolgreiche Bilanz der Jugendarbeit der letzten Jahre gezogen werden. Harald Roth wurde zum Bundesjugendleiter wiedergewählt. Nach der Revolution in Rumänien im Dezember 1989 führten Vertreter der SJD zu Beginn des Jahres 1990 Gespräche mit Vertretern deutscher Einrichtungen in Siebenbürgen und Bukarest. Im Mittelpunkt stand dabei die kulturelle Hilfe und deren Umsetzung. Ebenso wurden in einem Hilfskonvoi der SJD im Auftrag des Bundesinnenministeriums und des Sozialwerkes der Siebenbürger Sachsen Lebensmittel, Kleidung und technische Geräte in diese Gebiete gebracht.

Am 13. April 1991 übergab Harald Roth, der studiumbedingt zurücktreten musste, das Amt des Bundesjugendleiters an Haro Schuller. Durch Schullers ausgewogenes und zugleich zielbewusstes Auftreten wurde die Jugendarbeit weiter vorangebracht, neue Interessenten konnten dafür gewonnen werden, zugleich wurde ein gutes Verhältnis zur Landsmannschaft gepflegt. Die bisherigen Schwerpunkte sollten auch in Zukunft beibehalten werden. Zu Pfingsten 1991 fand erstmals beim Heimattag in Dinkelsbühl das Offene und Gemeinsame Tanzen der Tanzgruppen statt, ein Programmpunkt, der seither zu den Höhepunkten der jährlichen Heimattage zählt.

Am dritten Jungsachsentag vom 2. bis 4. Oktober 1992 in Würzburg wurde der erste Volkstanzwettbewerb der SJD ausgetragen. Dieser Wettbewerb erfreute sich zusehends einer großen Beliebtheit und ist neben dem Heimattag die zweitwichtigste Veranstaltung, mit der die SJD jährlich in Erscheinung tritt. Als gleichberechtigte Gliederung der Landsmannschaft führte die SJD 1993 erstmals den Heimattag in eigener Regie durch. Dabei wurde auch zum ersten Mal der Siebenbürgisch-Sächsische Jugendpreis vergeben, der seither jährlich an Persönlichkeiten vergeben wird, die sich um die Jugendarbeit verdient gemacht haben.

Ortwin-Rainer Bonfert wurde beim vierten Jungsachsentag der SJD am 7. Oktober 1995 in Heusenstamm als Nachfolger von Haro Schuller zum Bundesjugendleiter gewählt. Die bisherigen Veranstaltungen wurden erfolgreich weitergeführt. Innerhalb der Landsmannschaft war die SJD auch Vorreiter in Sachen Internet, da die junge Generation im Bereich der neuen Medien besser zurechtkommt und bereit ist den Wissensvorsprung für die Belange der Siebenbürger Sachsen einzusetzen. Das zehnjährige Jubiläum der SJD wurde beim sechsten Volkstanzwettbewerb am 22. November 1997 in Fürth gefeiert. Bei dieser Veranstaltung kritisierte Bonfert in einer kämpferischen Rede die ungerechtfertigten Rentenkürzungen bei Aussiedlern. Die SJD setzt sich für deren Rücknahme ein, da sie die Generation der Eltern zu Sozialhilfeempfängern mache. Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr nannte die Jugendorganisation der Landsmannschaft einen "Garanten des Fortbestandes unserer siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft." Dürr äußerte dabei auch die Hoffnung, dass sich die siebenbürgisch-sächsische Jugend auch künftig zum gemeinschaftsstiftenden Kulturerbe bekennen und zugleich den Herausforderungen dieser von einem rauhen sozialen Klima geprägten Zeit gewachsen sein werde. Es ist "eine Generation herangewachsen, die bereit ist, sich mit der Zeitgeschichte in Siebenbürgen, Deutschland und Europa auseinanderzusetzen, die offen ist, europäisch zu denken, ohne ihre eigene Identität zu verleugnen, und die fähig ist, im Bewusstsein der gemeinsamen Verantwortung auf andere zuzugehen statt auszugrenzen."

Ein neues Mitgliederkonzept war Schwerpunktthema des fünften Jungsachsentages am 25. Oktober 1998 in Nürnberg. Das vorgeschlagene Konzept soll der finanziellen Unterstützung der Jugend- und Landesgruppen der SJD dienen. Das Plenum des Jungsachsentages beauftragte die Bundesjugendleitung gemeinsam mit einem Arbeitskreis des Bundesvorstandes der Landsmannschaft einen umsetzbaren Vorschlag für den Verbandstag 1999 zu erarbeiten und im Falle seiner Annahme auch durchzusetzen. Zum neuen Bundesjugendleiter wählten die Delegierten Siegfried Schmidt. Es bleibt zu hoffen, dass die siebenbürgisch-sächsische Jugendarbeit auch in Zukunft aktiv und präsent bleibt. Es müssen jedoch neue junge Leute und vor allem die heute jüngere Generation für die Arbeit in den verschiedenen Gruppen und Bereichen der SJD begeistert werden. Dieser Aufgabe müssen sich in der Landsmannschaft alle stellen.

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Die Siebenbürgisch-sächsische Jugend in Deutschland Landesgruppe Baden-Württemberg

Nach Schaffung der SJD auf Bundesebene musste diese auch auf Landesebene in Baden-Württemberg ihre zukünftige Arbeit mit Leben erfüllen. Dies war kein leichtes Unterfangen und sollte erst in den neunziger Jahren mit der Bildung der ersten Landesjugendleitung der SJD Baden-Württemberg erfolgreiche Früchte tragen.

Am 22. Februar 1986 bestätigte die Landesdelegiertenversammlung Heinz-Otto Lutsch und Siegfried Volker Habicher als neue Landesjugendreferenten. Es gab eine gute Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendring und der Deutschen Jugend in Europa (DJO), dem Dachverband der landsmannschaftlichen Jugendgruppierungen. Leider mussten die Landesjugendreferenten auch feststellen, dass in Baden-Württemberg einige Gruppen nur noch auf dem Papier existierten. Auch die Passivität einiger Jugendgruppen und mangelndes Interesse gegenüber Aufrufen usw. mussten festgestellt werden.

Mit einem überzeugenden Bekenntnis zu der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen beging die Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmannschaft am 3. Juni 1989 auf dem Messegelände Killesberg in Stuttgart ihr 40jähriges Bestehen. Lebendiges Brauchtum würdigte dieses Jubiläum entsprechend. Auch die Jugend trug zu diesem erfolgreichen Festprogramm bei. Die Jugendtanzgruppen aus Schwäbisch Gmünd und Öhringen zeigten Volkstänze. In der anschließend von der Kreisgruppe Heilbronn aufgeführten "Bauernhochzeit in Siebenbürgen" trugen die Jugendlichen der Heilbronner Tanzgruppe mit zu dem großartigen Erfolg dieses Singspiels bei.

Bei der Hauptversammlung der Landesgruppe mit Neuwahlen am 16. September 1989 wies der scheidende Landesjugendreferent Lutsch auf die ganze Problematik einer Jugendarbeit bei fehlender geschlossener Wohnsiedlung, nicht vorhandener Motivation, bei Desinteresse verursacht durch ein allgemeines Angebot an Freizeitvergnügen hin. Dennoch sei auf Kreisebene von einigen Tätigkeiten wie Tanz-, Theater-, Trachten- und Sportgruppen etwas zu hören, wo die Jugend nicht einer identitätslosen Anpassung erliege. Was fehle, seien neue Konzepte, Perspektiven und mehr Eigeninitiative.

Bis 1991 war das Landesjugendreferat nicht besetzt. Im Frühjahr 1991 übernahm Uwe Knall kommissarisch dieses Amt. Knall trat ein schweres Erbe an, da es in erster Linie sehr viele Schwierigkeiten gab, vor allem bedingt durch das passive Verhalten vieler Jugendlicher. Zu Pfingsten 1991 beteiligten sich die SJD-Landesgruppen Baden-Württemberg und Bayern gemeinsam an der Organisation mehrerer Bereiche beim Heimattag in Dinkelsbühl.

Die nächsten Jahre sollten erneut einen Aufschwung in der siebenbürgisch-sächsischen Jugendarbeit in Baden-Württemberg bringen. Seit der Revolution und dem Sturz des Diktators Ceausescu in Rumänien im Dezember 1989 war der größte Teil der noch in Siebenbürgen verbliebenen Siebenbürger Sachsen nach Deutschland ausgereist und hatte sich hauptsächlich in Baden-Württemberg und Bayern niedergelassen. Somit kamen auch viele junge Siebenbürger Sachsen in die Bundesrepublik. Dieses Potential an jungen Menschen führte dazu, dass in vielen Kreisgruppen Tanz- und Jugendgruppen gegründet oder neu belebt werden konnten.

Diese Entwicklung wirkte sich auch positiv auf die Jugendarbeit auf Landesebene aus. Bei den Landesvorstandswahlen 1992 wurden zwei neue Landesjugendreferentinnen gewählt: Ines Grempels von der Tanzgruppe Heilbronn und Melitta Weber von der Tanzgruppe Stuttgart. Die beiden Landesjugendreferentinnen mussten in ihrer Arbeit praktisch bei Null anfangen. Bekannt waren ihnen zu diesem Zeitpunkt lediglich fünf Jugendgruppen in Baden-Württemberg. Als Ergebnis eines Rundschreibens an alle Kreisgruppenvorsitzenden konnten alle bestehenden Jugendgruppen und die Jugendreferenten der Kreisgruppen ermittelt werden. Zu diesen wurden Kontakte auf- bzw. ausgebaut. Diese Aktion sollte als erste und unverzichtbare Basis der zukünftigen Arbeit dienen.

Das Landesjugendreferat konnte vom 13. bis 14. März 1993 in Tübingen ein erstes Jugendleiterseminar durchführen, welches der Konsolidierung der Zusammenarbeit der Jugendlichen in Baden-Württemberg diente. Gleichzeitig war es auch Vorbereitung für das "Offene Tanzen" der Tanzgruppen beim Heimattag in Dinkelsbühl. Hier sollte die SJD Baden-Württemberg unter der Leitung von Ines Grempels auch die Zeltplatzordnung durchführen. Diese schwierige Aufgabe, eine der zeitaufwendigsten und nervenaufreibendsten beim Heimattag, wurde auch in den nächsten beiden Jahren unter der Leitung von Ines Grempels erfolgreich gemeistert.

Ferner leisteten die Landesjugendreferentinnen Hilfestellung bei der Gründung neuer Tanzgruppen, intensiv wurde mit der Bundesjugendleitung der SJD und dem DJO-Landesverband Baden-Württemberg zusammengearbeitet. Letztgenannte Organisation unterstützte, vor allem auch finanziell, die Vorhaben der SJD in Baden-Württemberg. Diese gute Zusammenarbeit dauert bis heute an. Erfolgreich über die Bühne lief auch das erste Volkstanzseminar in Baden-Württemberg. Darüber berichtete Melitta Weber in der Siebenbürgischen Zeitung vom 30. November 1993:

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Erstes Volkstanzseminar in Baden-Württemberg

Unter Obhut der Landesjugendleiterinnen Melitta Weber und Ines Grempels fand zwischen dem 22. und 24. Oktober in der Jugendherberge Tübingen das erste Volkstanzseminar für siebenbürgische Tanzgruppen in Baden-Württemberg statt. Obwohl die Einladungen dazu erst zwei Wochen vor dem Termin verschickt worden waren, meldeten sich innerhalb kürzester Zeit acht Tanzgruppen mit unterschiedlicher Teilnehmerzahl an. Als Hauptreferent konnte Hartmut Liebscher, Landesgeschäftsführer der Deutschen Jugend in Europa (djo) und Referent für Volkstanz, gewonnen werden.

Von ihm fachkundig angeleitet, übten am Samstag 55 tanzbegeisterte Teilnehmer insgesamt sechs Tänze ein. Ein gemeinsamer Ballbesuch am Samstagabend und die vorher zusammen durchgeführte Stadtbesichtigung trugen auch ihrerseits zum guten Verlauf der Zusammenkunft bei und halfen den Teilnehmern, sich untereinander besser kennenzulernen.

Unter Ines Grempels, die ihre Erfahrung als Leiterin der Tanzgruppe Heilbronn einbrachte, wurden dann am Sonntagvormittag weitere Tänze einstudiert. Auch die Tanzgruppen aus Heidenheim und Stuttgart steuerten je einen Tanz bei.

Nach dem abschließenden Mittagessen saß noch ein harter Kern von 15 Teilnehmern einige Stunden beisammen, sang Lieder und tauschte Eindrücke und Erfahrungen aus. Einstimmig wurde der Wunsch nach weiteren ähnlichen Veranstaltungen geäußert. Man war sich darin einig, daß das Wochenende in jeder Hinsicht gelungen war. Die Landesjugendleiterinnen werden, ermutigt durch den Erfolg, für 1994 die Organisation von ein oder gar zwei Volkstanzseminaren auf Landesebene ins Auge fassen, hoffend, daß die Nachfrage weiter steigen wird.

Bei der Arbeitstagung der Jugendlichen im Januar 1994 wurde der Rahmen für die weitere Zusammenarbeit abgesteckt. Die Weitergabe der Termine der Jugendgruppen an die Bundesjugendleitung und deren Veröffentlichung im "Jugendinfo" der SJD waren erste sichtbare Ergebnisse. Zufriedenstellend verlief auch das nächste Volkstanzseminar in Ehningen, an dem sich sechs Gruppen mit 45 Jugendlichen beteiligten. Im Sommer 1994 betreute Melitta Weber die Teilnehmer am Föderationsjugendlager der Siebenbürger Sachsen während ihres einwöchigen Aufenthaltes in Baden-Württemberg. Die nächsten Monate dienten nun der Vorbereitung einer Großveranstaltung. Am 6. Mai 1995 sollte der erste Landesjugendtag der SJD Baden-Württemberg in Korntal bei Stuttgart stattfinden. Nach einer hervorragenden Vorbereitung, unter anderem fand eine Arbeitstagung mit Vertretern von acht Tanzgruppen im Februar 1995 statt, wurde dieses Ereignis zu einem vollen Erfolg. Nachdem am 18. März 1995 bei der Neuwahl des Landesvorstandes das Landesjugendreferat neu besetzt wurde, und zwar mit Ines Grempels als Landesjugendreferentin sowie Gerhard Botsch und Rainer Lehni als ihre Stellvertreter, wurde beim Landesjugendtag zum ersten Mal eine Landesjugendleitung der SJD direkt von den über 150 Jugendlichen gewählt. Zur Landesjugendleitein wählten die Jugendlichen Ines Grempels, zu ihren Stellvertretern wurden Gerhard Botsch und Michael Hann gewählt. Weitere Jugendliche wurden als Beisitzer/Referenten in die Jugendleitung gewählt: Ute Borger, Heidelinde Roth, Hubert Drechsler und Rainer Lehni. Ausführlich berichtete Rainer Lehni in der Siebenbürgischen Zeitung vom 20. Mai 1995 über dieses Ereignis:

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"Dro kån ech uch noch saksesch ..."Erster Landesjugendtag in Baden-Württemberg

Siebenbürger Sachsen
Landesjugendleitung der SJD Baden-Württemberg auf dem Landesjugendtag in Korntal, 6. Mai 1995

Am 6. Mai 1995 fand in der Stadthalle Korntal bei Stuttgart erstmals ein Landesjugendtag der siebenbürgisch-sächsischen Jugendgruppen aus Baden-Württemberg statt. Vorangegangen war eine mehr als halbjährige Vorbereitung, unter anderem eine Arbeitstagung in Stuttgart im Februar 1995, wo der Ablauf des Jugendtages beschlossen wurde. Verantwortlich war hauptsächlich Melitta Weber, Kulturreferentin der Landesgruppe Baden-Württemberg, bis März 1995 Landesjugendreferentin, von der auch die Initiative zu diesem hervorragend organisierten Jugendtag ausging. Unterstützung fand man auch beim Vorstand der Landesgruppe der Landsmannschaft, der die finanzielle Seite dieser Veranstaltung absicherte.

Am Samstag, dem 6. Mai 1995, war es soweit. Frühmorgens wurde die Stadthalle in Korntal geschmückt. Ein Transparent mit der Aufschrift "Landesjugendtag 1995" wurde von der Gruppe aus Schwäbisch Gmünd erstellt; von der Stuttgartern kamen Blumenschmuck und Trachtenpuppen für die Bühne, die Bietigheimer waren für Tischkarten sowie den Info- und Verkaufsstand verantwortlich. Die Abrechnung der Fahrtkosten wurde dankenswerterweise von Renate Fritsch und Elke Penteker (beide Schwäbisch Gmünd) übernommen.

Eröffnet wurde der Landesjugendtag von Melitta Weber, die die elf teilnehmenden Gruppen (Bietigheim, Heilbronn, Mannheim-Heidelberg, Metzingen, Mosbach, Ravensburg, Schorndorf, Schwäbisch-Gmünd, Stuttgart, Ulm und den Jugendreferenten aus Freiburg), den Bundesjugendleiter Harro Schuller und den Geschäftsführer der SJD, Ortwin Bonfert, herzlich begrüßte. Es folgten die Tätigkeitsberichte über die letzten drei Jahre von den bisherigen Landesjugendreferentinnen Melitta Weber und Ines Grempels.

Erstmals wurde dann die Landesjugendleitung von den Jugendlichen selbst gewählt. Landesjugendleiterin wurde Ines Grempels (Landesjugendreferentin und Tanzgruppenleiterin von Heilbronn). Ihre Stellvertreter sind Gerhard Botsch (Stellvertretender Landesjugendreferent und Tanzgruppenleiter von Stuttgart) und Michael Hann (Jugendreferent von Mosbach). Zu Beisitzern in der Landesjugendleitung wurden gewählt: Rainer Lehni (Stellvertretender Landesjugendreferent und Pressereferent der Tanzrgruppe Stuttgart), Hubert Drechsler (Tanzgruppenleiter von Ulm), Ute Borger (Tanzgruppe Stuttgart) und Heidelinde Roth (Tanzgruppenleiterin von Bietigheim).

Nach dem gemeinsamen Mittagessen folgte der erste Höhepunkt dieses Samstagnachmittags, der Wettbewerb "Junge Leute kennen die Geschichte Siebenbürgens" in Quizform mit je zwei Kandidaten aus acht Gruppen. Für alle anwesenden Jugendlichen war es eine spannende Geschichtsstunde, in der die Geschichte der Siebenbürger Sachsen von der Ansiedlung im 12. Jahrhundert bis zum Massenexodus der letzten Jahre von den Kandidaten dargestellt wurde. Sieger wurden zum Schluß Ute Ehrlich und Helge Krempels (Bietigheim); die Plätze zwei und drei belegten Ute Borger und Rainer Lehni (Stuttgart) bzw. Rosina Roth und Georg Bardas (Mosbach).

Zweiter Höhepunkt des Nachmittags war das kulturelle Programm, gestaltet von neun Tanz- und Jugendgruppen aus Baden-Württemberg unter dem Motto "Dro kån ech uch noch saksesch ...". Dem Motto entsprechend hatten die Beiträge der Gruppen mehrheitlich einen siebenbürgischen Bezug. Dankenswerterweise hatte Sabine Gaber von der Tanzgruppe Stuttgart kurzfristig die Moderation des Programms übernommen; Horst Eckenreiter, ebenfalls Stuttgart, spielte auf dem Akkordeon die Auf- und Abmärsche der Gruppen.

Eröffnet wurde der kulturelle Nachmittag von Melitta Weber mit der Begrüßung der Ehrengäste und einer kurzen Ansprache, in der sie die erfolgreiche Jugendarbeit im Lande erwähnte. Sie dankte dem ehemaligen Landesvorsitzenden Richard Löw für die dreijährige Zusammenarbeit. Es folgten Grußworte mehrerer Ehrengäste. Richard Löw, Stellvertretender Bundesvorsitzender der Landsmannschaft, brachte angesichts der vielen Teilnehmer seine Hoffnung zum Ausdruck, daß die Jugendtätigkeit auch in anderen Kreisgruppen des Landes verstärkt wird. Der Landesvorsitzende von Baden-Württemberg, Michael Trein, ergänzte passend zum Motto des Landesjugendtages das "Mer wallen bleiwen, wat mer sen". Er versprach, in der Unterstützung der Jugendarbeit dort anzuknüpfen, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Wichtig war seine Bemerkung "Der Jugend muß und kann man sehr viel zumuten".

Der Landeskulturreferent des BdV, Albert Reich, übermittelte Grüße vom BdV-Landesvorsitzenden, Staatssekretär Gustav Wabro, und wünschte den siebenbürgisch-sächsischen Jugendlichen für die Zukunft Spaß, aber auch Ernst bei ihrem Tun, da es auch Bekenntnis zur Herkunft sei. In seinem Grußwort an die Jugendtagteilnehmer zeigte sich Harro Schuller, Bundesjugendleiter der SJD, vor allem beeindruckt vom Engagement der Jugendlichen beim Geschichtsquiz.

Nun kamen aber die Jugendlichen zum Zuge. Volkstümliche Flötenstücke spielte zu Beginn des Programms die Flötengruppe der Tanzgruppe Stuttgart. Volkstänze zeigten die Gruppen aus Schwäbisch Gmünd, Schorndorf, Heilbronn, Stuttgart, Bietigheim, Mosbach, Metzingen und Ulm. Hervorragend gespielt von der Jugendgruppe Mannheim wurde die Spinnstubenszene aus dem Theaterstück "Äm Ihr uch Gläck" von Grete Lienert-Zultner. Mit dem Sketch "Das moderne Rotkäppchen" konnte die Jugendtanzgruppe Bietigheim-Sachsenheim aufwarten. Zwischendurch wurden Gedichte in sächsischer Mundart vorgetragen, sowie eines der bedeutendsten Werke der siebenbürgisch-sächsischen Lyrik, die "Siebenbürgische Elegie" von Adolf Meschendörfer. Ein Abschlußwort der neugewählten Landesjugendleiterin Ines Grempels rundete das kulturelle Programm ab.

Dieser Landesjugendtag endete am Abend mit einem Offenen Volkstanzen in Tracht, musikalisch begleitet von der "Plochinger Volkstanzmusik" unter Leitung von Heinz Scholze. Der Landesvorsitzende und Geschäftsführer der DJO Baden-Württemberg, Hartmut Liebscher, richtete dabei ein Grußwort an die Jugendlichen und drückte seine Hoffnung auf engere Zusammenarbeit zwischen der DJO und den siebenbürgisch-sächsischen Jugendgruppen in Baden-Württemberg aus. Als Geschenk überreichte er Ines Grempels eine CD mit Tanzbeschreibung "Kinder- und Jugendtänze". Mit einigen gemeinsam getanzten siebenbürgischen Volkstänzen fand dieser erste Landesjugendtag in Baden-Württemberg seinen Abschluß.

Die neue Landesjugendleitung konstituierte sich am 11. Mai 1995, dabei wurden Probleme, Veranstaltungen und sonstige anfallende Aufgaben diskutiert. Besprechungen der Landesjugendleitung wurden nun in regelmäßigen Abständen mehrmals jährlich durchgeführt.

Erfreulich war die Tatsache, dass sich die Jugendgruppen immer aktiver an der Gestaltung des Heimattages zu Pfingsten in Dinkelsbühl beteiligten. Trachtenumzug, Offenes und Gemeinsames Tanzen, Sportveranstaltungen, Zeltplatzordnung und Festabzeichenverkauf werden ganz oder teilweise von der SJD durchgeführt. Auch Baden-Württemberg ist an dieser erfolgreichen Tätigkeit aktiv mitbeteiligt. Für das Zeltplatzteam von 1994 organisierte Ines Grempels im Sommer 1995 eine Hüttenfreizeit in Irndorf auf der Schwäbischen Alb. Grempels arbeitete in den nächsten Jahren auch auf Bundesebene immer aktiver in der SJD mit. Zusammen mit der SJD-Bundeskulturreferentin Margot Schnell organisierte sie 1996 und 1998 die Vorbereitungsseminare für den Heimattag in Dinkelsbühl, die in den beiden Jahren in Mosbach stattfanden.

Auf Landesebene fand am 28. Oktober 1995 ein Volkstanzseminar in Stuttgart-Untertürkheim statt, während sich am 4. November 1995 die Gruppenleiter in Stuttgart zu einer Tagung mit dem Thema "Rückblick 1995 und Planung 1996" trafen. Bei der nächsten Arbeitstagung am 24. Januar 1996 im Haus der Heimat in Stuttgart beschäftigten sich die Gruppenleiter und Jugendreferenten mit der Zusammenarbeit der Jugendgruppen mit den Kreisgruppen, der DJO und untereinander. Zur Sprache kamen dabei positive wie negative Erfahrungen. 1996 folgten ein Volkstanzseminar vom 16. bis 18. Februar in Mosbach, ein Freizeitwochende im Juni in Ulm und ein weiteres Volkstanzseminar vom 29. November bis 1. Dezember in Heilbronn. Letztgenanntes Seminar war kein reines Volkstanzseminar, da erstmals auch ein Vortrag angeboten wurde. Martin Rill zeigte Dias von Luftaufnahmen siebenbürgisch-sächsischer Orte und Baudenkmäler aus der "Dokumentation der Kulturlandschaft Siebenbürgen anhand von Luftaufnahmen".

Im Jahr 1997 folgten zwei weitere Landesseminare. Das erste, ein Brauchtumsseminar, fand vom 18. bis 20. April in Schwäbisch Gmünd statt. Neben Volkstanz sang man unter Anleitung des Dirigenten der Siebenbürger Blasmusik Stuttgart Gernot Wagner gemeinsam Lieder. Die Volkskundlerin Irmgard Sedler referierte anhand von Dias zum Thema "Siebenbürgisch-sächsische Patriziertracht im Wandel der Zeit". Leider war dieses erfolgreich verlaufene Seminar nicht so gut besucht, jedoch soll die fast vollständige Teilnahme der Jugendtanzgruppe Schwäbisch Gmünd hier erwähnt werden. Über das zweite Seminar des Jahres berichtet Ute Borger in der Siebenbürgischen Zeitung vom 20. Januar 1998:

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"Gebatscht, gefingert und geküßt"

Am Nikolaus-Wochenende, vom 5. bis 7. Dezember, fand in der Jugendherberge Heilbronn das alljährliche Volkstanzseminar der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend (SJD), Landesgruppe Baden-Württemberg, statt. Knapp 40 Volkstanzfreudige hatten sich eingefunden, um bei Walzer-, Polka-, und Schottischklängen neue Tänze zu erlernen sowie alte Schrittfolgen zu vervollkommnen. Zu diesem Zweck hatte die Landesjugendleitung einen alten und ihr wohlbekannten Volkstanzhasen eingeladen, nämlich Hartmut Liebscher, den Landesvorsitzenden der DJO Baden-Württemberg. Er machte mit uns eine musikalische Reise quer durch den deutschsprachigen Raum mit Tänzen aus Pommern, Österreich, Deutschland, ja er führte uns tänzerisch sogar bis nach Skandinavien, genauer gesagt nach Schweden. Kreistänze, Zweipaartänze, Tänze in der Reihe und Quadrillen wurden einstudiert.

Den Anfang machte die Bunte Polka, die stellvertretend für Hartmuts bunt zusammengewürfeltes Programm stehen sollte. Es folgten weitere paarbezogene Tänze, da erfahrungsgemäß bei Volkstanzseminaren so manche Freundschaft geschlossen und sogar der Grundstein für spätere Ehen gelegt wurde. In dieser Tradition zeigte Hartmut drei Tänze, darunter einen süddeutschen Wechseltanz, den Batscher aus Welden, der vielen wahrscheinlich dadurch in Erinnerung bleiben wird, dass ihre Handflächen vom vielen Klatschen schmerzten. Beim Fingerschottisch, einem norddeutschen Tanz, hatten wir dann die Gelegenheit, einen ruhigen Tanz mit anspruchsvollen Merkmalen, wie beispielsweise dem Schottisch-Schritt, einzuüben. Den Höhepunkt am Samstag bildete Fünftour (mit Kuß), ein Tanz aus Pommern. Da Hartmut weiß, daß in manchen siebenbürgischen Gruppen das Küssen einfach zur Gruppendynamik gehört, und da er selbst auch kein Kind von Traurigkeit ist, wurde beim Einüben des Tanzes sehr viel gelacht und noch mehr geküßt allerdings ganz sittsam nur auf die Wangen.

Am Nachmittag kam dann der Nikolaus, der uns allen natürlich gegen Vorzeigen eines Tanzes prall gefüllte Päckchen bescherte. Den Abend ließen wir am Bad Wimpfener altdeutschen Weihnachtsmarkt ausklingen, auf dem wir es uns in weihnachtlicher Atmosphäre bei Glühwein gutgehen ließen.

Am Sonntagvormittag hieß es dann, erneut die müden Glieder zum Tanzen zu bewegen. Es galt, die Tänze vom Vortag zu wiederholen und neue zu lernen. Den krönenden Abschluß bildete die Landskrona, ein schwungvoller Tanz aus Schweden, der vielen Teilnehmern auf Anhieb gefiel.

Es bleibt zu hoffen, daß das Seminar allen Teilnehmern viel Vergnügen bereitet und daß jeder aus dem vielfältigen Programmangebot geeignete Tänze für sich und seine Gruppe mit nach Hause genommen hat.

Der zweite Landesjugendtag wurde zum herausragenden Ereignis des Jahres 1998. Er fand nach einer erneut intensiven Vorbereitung vom 22. bis 23. März in Oedheim/ Heilbronn statt. Landesjugenleitung und -referat sowie die aktiven Gruppen konnten zum Ende der dreijährigen Amtszeit auf eine mühevolle, aber auch schöne und erfolgreiche Arbeit zurückblicken. Im Tätigkeitsbericht, der am Landesjugendtag sowie auf der Hauptversammlung der Landesgruppe am 4. April 1998 vorgelegt wurde, kam dies zur Sprache. Betont wurde jedoch auch, dass die Situation in der Jugendarbeit im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren schwieriger geworden ist. Eine gewisse Interessenlosigkeit bei manchen Gruppen wurde nicht verschwiegen, ebenso die Tatsache, dass sich einige Gruppen bei keiner Veranstaltung auf Landesebene beteiligt haben. Jedoch überwiegen die positiven Ergebnisse dieser Amtszeit. Hervorzuheben sind die guten Kontakte zur DJO Baden-Württemberg, die aktive Beteiligung baden-württembergischer Gruppen an den Heimattagen in Dinkelsbühl sowie die erfolgreiche Teilnahme einiger Gruppen an den Volkstanzwettbewerben der SJD. Über den Landesjugendtag 1998 schrieb Rainer Lehni in der Ausgabe vom 15. April 1998 der Siebenbürgischen Zeitung:

"Jugend ist bereit, wenn man sie fordert"

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Landesjugendtag 1998 in Baden-Württemberg

Siebenbürger Sachsen
Landesjugendleitung der SJD Baden-Württemberg auf dem Landesjugendtag in Heilbronn, 22. März 1998

Vom 21. bis 22. März fand in Oedheim und Heilbronn der Landesjugendtag 1998 der Landesgruppe Baden-Württemberg der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) statt. Die Landesjugendleitung hatte die siebenbürgisch-sächsischen Jugend- und Tanzgruppen aus Baden-Württemberg eingeladen, um miteinander ein Wochenende zu verbringen, ein Kulturprogramm zu gestalten, Rückschau auf die vergangenen drei Jahre zu halten und eine neue Landesjugendleitung zu wählen.

Landesjugendleiterin Ines Grempels konnte im Katholischen Gemeindehaus in Oedheim bei Heilbronn sieben teilnehmende Gruppen begrüßen: die Jugendtanzgruppe Bietigheim-Sachsenheim, die Jugendtanzgruppe Heilbronn, Kinder- und Jugendtanzgruppe Ludwigsburg, die Jugendtanzgruppe Schwäbisch Gmünd, die Jugendtanzgruppe Stuttgart, die Volkstanzgruppe Stuttgart und die Tanzgruppe Tuttlingen.

Es folgte ein kultureller Nachmittag, den die teilnehmenden Gruppen gestalteten. Peter Mrass (Volkstanzgruppe Stuttgart) hatte dankenswerterweise die Moderation des Programms übernommen, das sich allen Teilnehmern als äußerst vielseitig und unterhaltsam darstellte.

Siebenbürger Sachsen
Die Tanzgruppen Bietigheim-Sachsenheim und Heilbronn auf der Landesgartenschau in Mosbach, September 1997

Die Volkstanzgruppe Stuttgart zeigte mehrere Volkstänze, bei denen auch Kinder der Kindertanzgruppe Stuttgart mittanzten. Zwischen den Tänzen wurden siebenbürgisch-sächsische Sinnsprüche von Mitgliedern dieser Gruppe vorgetragen. Die Tanzgruppen aus Ludwigsburg, Bietigheim-Sachsenheim und Heilbronn führten ebenfalls Volkstänze auf, Astrid Sutoris (Tanzgruppe Heilbronn) trug die "Siebenbürgische Elegie" von Adolf Meschendörfer und ein Mundartgedicht vor. Zwei Sketche und eine Pantomime zum wohl bekanntesten siebenbürgisch-sächsichen Volkstanz "Et wor emol en reklich Med" wurden von der Tanzgruppe Schwäbisch Gmünd aufgeführt.

Zwischen den Auftritten der einzelnen Gruppen führte der "Zauberer Klingsor aus Siebenbürgen" die Jugendlichen auf eine "Reise durch das Zauberland Siebenbürgen". In die Rolle des Zauberers schlüpfte Roland Hönig, Vorsitzender der Kreisgruppe Aalen, der seit vielen Jahren die Kunst des Zauberns hobbymäßig betreibt. In dieser Rolle und in jenen des "Doktor Krise aus Bukarest", des "Adligen Roland von Ebesfalva" und des "Tschiripik aus Halvelagen" begeisterte er das Publikum. Dank der guten Mischung kam das fast dreistündige, kurzweilige Gesamtprogramm gut bei den jugendlichen Zuschauern an und sorgte für beste Stimmung im Saal. Sie setzte auf dem Jugendball mit der Band "Amazonas" bis in die frühen Morgenstunden fort.

Siebenbürger Sachsen
Die Jugendtanzgruppen Heilbronn und Stuttgart und die Tanzgruppe Lörrach-Müllheim bei den Bundeskulturtagen der Landsmannschaft in Freiburg, 13. November 1998

Zum offiziellen Teil des Landesjugendtags konnte der stellvertretende Landesjugendreferent Rainer Lehni am nächsten Morgen die Gruppen und mehrere Ehrengäste in der Jugendherberge Heilbronn begrüßen. Im Namen des Bundesjugendleiters Ortwin Bonfert und der gesamten Bundesjugendleitung dankte Helge Krempels, stellvertretender Bundesjugendleiter der SJD, der scheidenden Landesjugendleitung für die geleistete Arbeit. Besonderen Dank zollte er der scheidenden Landesjugendleiterin für ihre entschlossene und einsatzbereite Art das Amt zu führen und auf Landes- und Bundesebene ihr Bestes zu geben. Ein Ehrenamt, sagte Helge Krempels, sollte jungen Menschen Nutzen bringen. Dies sei der "ideelle Lohn für seine Mühe, die Akzeptanz derer, für die er wirkt, deren Freunschaft und Verbundenheit und die Erlangung gesellschaftlicher Kompetenz, die über die Grenzen der Vereinsarbeit hinaus persönlich, im privaten und beruflichen Umfeld sich positiv auswirkt; der Jugendliche, der sich heute unter Seinesgleichen engagiert, wird besser lernen, die Aufgaben des Morgen zu schultern."

Siebenbürger Sachsen
Keramikmalkurs beim Brauchtumsseminar in Heilbronn, 3. Oktober 1998

Die Gruppen der SJD in Baden-Württemberg bilden ein solides Fundament für die Zukunft der Landsmannschaft, eine Jugend, auf die in den kommenden Jahren verstärkt Aufgaben im Bereich der Öffentlichkeits- und Kulturarbeit zukommen werden. "Die Jugend ist dazu bereit, wenn man sie fordert!", sagte der stellvertretende Bundesjugendleiter.

Michael Trein, Landesvorsitzender von Baden-Württemberg, meinte, daß es einen einzigen Garanten für die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft in Deutschland gebe, und dies sei die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland. Es sei die Pflicht jeden einzelnen, so Trein, das Erbe der Ahnen weiterzupflegen. Dafür braucht man eine starke und geschlossene Gemeinschaft mit vielen aktiven Gruppen. Die SJD Baden-Württemberg sei eine starke Organisation, die ihre Arbeit vorbildlich geleistet hat, "eine gute Jugend, auf die wir stolz sein können, ja sogar müssen".

In ihrem Grußwort würdigte Melitta Reich, Landeskulturreferentin von Baden-Württemberg, das Engagement der Anwesenden. Sie lobte die Arbeit in den Gruppen, wo Gemeinschaft gebildet und gelernt werde. Hartmut Liebscher, der Landesvorsitzende der DJO Baden-Württemberg, erwähnte in seinem Grußwort die gute Zusammenarbeit und die freundschaftlichen Beziehungen die zwischen SJD und DJO auf Landesebene herrschen.

Über die Arbeit in der abgelaufenen Amtsperiode legte Landesjugendleiterin Ines Grempels in ihrem Tätigkeitsbericht Rechenschaft ab. Sie dankte allen Mitgliedern der Landesjugendleitung für die gute Zusammenarbeit und erinnerte an die Veranstaltungen der vergangenen drei Jahre. Ihrem Bericht war zu entnehmen, daß es in Baden-Württemberg zur Zeit 14 Tanzgruppen und drei Kindertanzgruppen gibt. Es folgten der Kassenbericht des stellvertretenden Landesjugendleiters Gerhard Botsch, der Abrechnungsbericht der Landesgeschäftsstelle sowie die Entlastung der Landesjugendleitung.

Ein Wahlpräsidium, bestehend aus Melitta Reich, Hartmut Liebscher und Helmut Wenzel, leitete anschließend die Wahl des neuen Vorstands. Zum neuen Landesjugendleiter wurde Gerhard Botsch (Volkstanzgruppe Stuttgart), zu seinen Stellvertretern wurden Christine Göltsch (Tanzgruppe Heilbronn) und Johann Krestel (Tanzgruppe Bietigheim-Sachsenheim) gewählt. In die anderen Ämter der Landesjugendleitung wurden berufen: zum Kassenwart Astrid Kelp (Tanzgruppe Heilbronn), zur Schriftführerin Betina-Michaela Zerbes (Tanzgruppe Heilbronn), zu Referenten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Michael Dick (Jugendtanzgruppe Stuttgart) und Peter Mrass (Volkstanzgruppe Stuttgart) und zur DJO-Referentin Brigitte Borger (Volkstanzgruppe Stuttgart). Zu Kassenprüfern wurden Astrid Sutoris (Tanzgruppe Heilbronn) und Rainer Lehni (Jugendtanzgruppe Stuttgart) gewählt.

Der Landesjugendtag endete mit einem Schlußwort des neuen Landesjugendleiters, der auf gute Zusammenarbeit und eine breite Unterstützung hofft. Er wolle sich bemühen alle Tanzgruppen zu unterstützen und ihnen zu helfen, so daß siebenbürgisch-sächsische Tradition weitergepflegt und entwickelt werde.

Der neugewählte Landesjugendleiter Gerhard Botsch wurde von der Delegiertenversammlung der Landesgruppe am 4. April 1998 in Stuttgart auch als Landesjugendreferent bestätigt, während Christine Göltsch und Johann Krestel zu jugendlichen Beisitzern im Vorstand der Landesgruppe berufen wurden. Die erste Veranstaltung der neuen Führungsriege bildete ein überaus gut besuchtes und interessantes Brauchtumsseminar vom 2. bis 4. Oktober 1998 in Heilbronn. In der Siebenbürgsichen Zeitung vom 15. November 1998 berichteten darüber Christine Göltsch und Peter Mrass:

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Kreatives Brauchtumsseminar der SJD Baden-Württemberg

Die im März 1998 neugewählte Landesjugendleitung der SJD in Baden-Württemberg veranstaltete Anfang Oktober erstmals ein Seminar, das sie unter das Motto "Gemalt, getanzt und zugehört" stellte. Es fanden sich über 50 junge Leute aus acht Tanzgruppen in der Jugendherberge Heilbronn ein. Wie aus dem Motto ersichtlich, handelte es sich diesmal nicht ausschließlich um ein Tanzseminar, vielmehr waren im Programm auch ein sächsischer Malkurs und ein Vortrag enthalten.

Zurück in der Jugendherberge und gestärkt duch das Mittagessen, konnte das Tanzen angegangen werden. Als Tanzleiter hatten die Veranstalter Ursula Brenner, Vorsitzende des Sing- und Spielkreises Heilbronn, gewonnen. Zum Warmwerden wurde mit einer Reihe schwäbischer Tänze begonnen. Weitere Reigen rundeten das Tanzprogramm ab.

Danach hielt die bekannte Volkskundlerin Irmgard Sedler einen Vortrag über "Aberglaube in Siebenbürgen". Das Thema war für die Jugendlichen besonders interessant, da Aberglaube auch heute noch tief im Volk verwurzelt ist, gewissermaßen als Spiegel unserer Ängste und Befürchtungen. Sedler behandelte abergläubische Bräuche in Siebenbürgen im Lauf der Geschichte, darunter die Hexenverfolgungen und Hexenverbrennungen des Mittelalters. Zudem erwähnte sie als speziell siebenbürgische Prägungen des Aberglaubens die "Truden", "Bäschmottern" und ihre rumänischen Gegenstücke. Des weiteren ging die Referentin auf Beispiele abergläubischen Handelns ein, beispielsweise verschiedene Präventivmaßnahmen rund um Schwangerschaft, Geburt oder Taufe. Solche abergläubischen Bräuche haben sich in sächsischen Dörfern bis in die achtziger Jahre dieses Jahrhunderts gehalten. Viele der Beispiele lösten bei den Jugendlichen Erstaunen und Heiterkeit aus. Die Gestaltung des Abends blieb jedem selber überlassen, in kleinen oder großen Gruppen wurde tanzgruppenübergreifend alles Mögliche unternommen.

Am Sonntag vormittag galt es dann, die müden Knochen erneut zum Tanzen zu bewegen. Das fiel dann niemandem besonders schwer, sollten doch neue Tänze einstudiert und die vom Vortag wiederholt werden. Das waren "Marschkonter", "Tresskowitzer Menuett" und "Großer Achter", wobei insbesondere letzterer großen Anklang bei den Tanzpaaren fand. Bei dem gemeinsamen Mittagessen in der Jugendherberge kam der Puls nach den beschwingten Tanzrunden dann doch noch zur Ruhe, und man konnte das gemeinsam Erlebte nochmals Revue passieren lassen: Die meisten Teilnehmer kamen zum Schluß, ein interessantes Wochenende erlebt und sich gut unter Freunden gefühlt zu haben.

Das Jahr 1999 steht auch bei der Jugend im Zeichen des 50jährigen Jubiläums der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. Eine Arbeitstagung der Jugendgruppenleiter beschäftigte sich am 6. März 1999 unter anderem auch mit diesem Jubiläum. Aus diesem Anlass werden die Jugendlichen am 16. Oktober 1999 bei der 50-Jahr-Feier der Landesgruppe Baden-Württemberg im Forum Ludwigsburg mit einer gemeinsamen Darbietung aller Tanzgruppen dieses Ereignis entsprechend würdigen.

Ein Seminar zu einem ganz anderen Thema, nämlich Westerntänze, organisierte die Landesjugendleitung vom 7. bis 9. April 1999 in Ludwigsburg. Die langjährige Tanzleiterin von Heilbronn, Stefanie Hummel, konnte die zahlreich teilnehmenden Jugendlichen in amerikanischen Line und Square Dance einführen. Schnell waren die Jugendlichen mit den noch ungewohnten Schritten wie "juke-box", "kick-wal-change", "shuffle-step" oder "pivot-step" vertraut. Bei herrlichem Frühlingssonnenschein wurde erstmals bei einem Seminar unter freiem Himmel getanzt. Das von Christine Göltsch organisierte Seminar war ein voller Erfolg und motiviert die Landesjugendleitung, auch in Zukunft Wochenendseminare zu verschiedenen Themen anzubieten. Nicht zuletzt dienen diese auch dem gegenseitigen Kennenlernen, der Pflege gemeinsamer Interessen, der Weiterbildung und dem Fortbestand der Gruppen.

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Übersicht


Landesjugendreferenten der Landesgruppe Baden-Württemberg

1975-1978 Günter Klusch
1978-1980 Kristian Friedelt
1980-1982 Heinke-Anne Lienert
1982-1984 Hansotto Lang
1984-1986 Samuel Fleischer
1986-1989 Heinz-Otto Lutsch und Siegfried Volker Habicher
1991 Uwe Knall
1992-1995 Ines Grempels und Melitta Weber
1995-1998 Ines Grempels, Gerhard Botsch und Rainer Lehni
seit 1998 Gerhard Botsch

Landesjugendleitungen der SJD Baden-Württemberg

1995-1998
Ines Grempels, Landesjugendleiterin
Gerhard Botsch und Michael Hann, Stellvertretende Landesjugendleiter
Ute Borger (DJO-Referentin), Heidelinde Roth, Hubert Drechsler und Rainer Lehni (Schriftführer und Pressereferent), Beisitzer

seit 1998
Gerhard Botsch, Landesjugendleiter
Christine Göltsch und Johann Krestel, stellvertretende Landesjugendleiter
Astrid Kelp, Kassenwart
Betina-Michaela Zerbes,Schriftführerin
Michael Dick und Peter Mrass, Pressereferenten
Brigitte Borger, DJO-Referentin
Astrid Sutoris und Rainer Lehni, Kassenprüfer

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Übersicht


Der Volkstanz bei den siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppen in Deutschland

Bundesweit bestehen zu Beginn des Jahres 1999 etwa 50 siebenbürgisch-sächsische Tanzgruppen. Die meisten davon sind jugendliche Tanzgruppen, hinzu kommen einige Erwachsenentanzgruppen (Bsp. in Kirchheim-Nürtingen und Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg) sowie vier Kindertanzgruppen (davon drei in Baden-Württemberg: Biberach, Schwäbisch Gmünd und Stuttgart). In Baden-Württemberg sind derzeit 14 jugendliche Tanzgruppen aktiv, mehr sind es lediglich in Bayern. Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz folgen erst mit großem Abstand. Die Tanzgruppen nennen sich Jugendtanzgruppen, Volkstanzgruppen oder einfach Tanzgruppen, meistens mit dem Zusatz "siebenbürgisch-sächsisch". Bei öffentlichen Auftritten inner- und außerhalb des landsmannschaftlichen Lebens wird eine Vielzahl von Tänzen aufgeführt, die alle unter dem Begriff "Volkstanz" zusammengefaßt werden können. Dieses ist jedoch ein weit dehnbarer Begriff, vor allem wenn es heißt, eine "siebenbürgisch-sächsische Tanzgruppe tanzt siebenbürgisch-sächsische Volkstänze". Ähnliche Äußerungen hört oder liest man häufig. Dieser Meinung kann so jedoch nicht zugestimmt werden. Alle Tanzgruppen führen Volkstänze aus dem gesamten deutschen Sprachraum auf, ja sogar darüber hinaus (Beispiel Skandinavien). Selbst die "deutschen" Volkstänze müssen differenziert betrachtet werden, gehören doch teils uralte Tänze und teils neue Tänze aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts dazu, die nicht überall dem Begriff "Volkstanz" zugeordnet werden. Da jedoch, wie auch bei der Volkstracht, der Volkstanz in seiner Entwicklung nicht stagniert, sondern sich permanent weiterentwickelt, wird heute dies alles unter den Begriff "Volkstanz" gestellt. Ein weiteres Merkmal des Volkstanzes, die Vielfalt, ist ebenfalls bei unseren Tanzgruppen bemerkbar. Ein Tanz beispielsweise wird von mehreren Gruppen getanzt, jedoch in verschiedenen Varianten. Die Gruppen übernehmen die Tänze aus unterschiedlichen Quellen oder ändern den Tanz auf ihre Gegebenheiten ab.

Die siebenbürgisch-sächsischen Volkstänze bilden im heutigen Repertoire der Tanzgruppen nur einen kleinen Teil, die weitaus meis ten Tänze kommen aus dem restlichen deutschen Sprachraum, vor allem aus Norddeutschland, den ehemaligen deutschen Ostgebieten und der Alpenregion. Für die Volkstänze aus diesen Gebieten steht mehr Literatur (inklusive Musik) zur Verfügung, als für den siebenbürgisch-sächsischen Volkstanz. Für diesen gibt es das Standardbuch "Deutsche Volkstänze, die man in Siebenbürgen tanzte und zum Teil noch tanzt" von Marie Luise Schuster, das 1981 in Hermannstadt erschienen ist. Die Tanzgruppen kennen es unter dem Namen "Das blaue Buch". Darin sind neben siebenbürgisch-sächsischen Tänzen auch Tänze aus dem gesamtdeutschen Sprachraum und Skandinavien vorhanden. Tänze aus diesem Buch werden von den Tanzgruppen jeweils zu Pfingsten beim Heimattag in Dinkelsbühl gemeinsam vor der Schranne vorgeführt, viele der Tänze sind auch im Repertoire der Tanzgruppen zu finden. Doch der Mehrheit der Tanzgruppen fehlt eine Live-Musikbegleitung (beispielsweise ein Akkordeonspieler), so dass die Aufführung der meisten Tänze somit nicht möglich ist. Lediglich die Tänze, die in Dinkelsbühl getanzt werden, und einige wenige andere sind für die Tanzgruppen auf Band verfügbar, ein Manko, das behoben werden muss, da sonst die Gefahr besteht, dass diese Tänze vollkommen in Vergessenheit geraten. Einen positiven Beitrag dazu hat 1997 der DJO-Landesverband Baden-Württemberg gebracht, indem er die CD "Deutsche Volkstänze aus Siebenbürgen" veröffentlichte, die einzige Veröffentlichung mit ausschließlich siebenbürgisch-sächsischem Volkstanzgut. Die Tänze stammen aus dem "Blauen Buch" von Marie Luise Schuster, lediglich die Tanzbeschreibungen wurden leicht überarbeitet. Zu hoffen ist, dass dieses Beispiel bei weiteren Musikgruppen, Vereinen o.ä. Nachahmer findet, damit siebenbürgisch-sächsisches Volkstanzgut für die Zukunft erhalten bleibt.

Der Volkstanz bildet heute das Band, das alle siebenbürgisch-sächsischen Jugend- und Volkstanzgruppen in Deutschland verbindet. Er ist die Basis für die Jugendarbeit in den Gruppen und trägt dazu bei, die Siebenbürger Sachsen wirksam in der Öffentlichkeit darzustellen. Die Entwicklung der letzten Jahre führte zu einer hohen tänzerischen Qualität unserer Tanzgruppen. Dies konnte dank der Volkstanzseminare auf Bundes- und Landesebene und der seit 1992 jährlich stattfindenden Volkstanzwettbewerbe der SJD erreicht werden. Sichtbar ist dies neben den zahlreichen Einzelauftritten der Gruppen vor allem bei den schon erwähnten Volkstanzwettbewerben und bei den Heimattagen der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl. Diesen Stand der siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppen gilt es zu pflegen und zu bewahren. Für die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland ist und bleibt die Pflege des Volkstanzes ein Schwerpunkt ihrer zukünftigen Arbeit.

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© 1999 Landesgruppe Baden WürttembergVerband der Siebenbürger Sachsen spring an den Anfang des Dokumentes