(Wappen) Siebenbuerger Sachsen in Baden-Württemberg (Wappen)
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Jugendgruppen in Stuttgart bis zur Gründung der Kreisgruppe 1988

In der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart gab es im Laufe der Jahre mehrere Jugendgruppen. Gründungen und Auflösungen von Jugendgruppen waren immer wieder zu verzeichnen. Eine Kreisgruppe für Stuttgart und Umgebung wurde erst im Januar 1967 gegründet. Da diese aber später nur formhalber bestand, nahm der Vorstand der Landesgruppe die Aufgaben der Kreisgruppe wahr. 1988 wurde die heutige Kreisgruppe Stuttgart mit einem richtigen Vorstand neugegründet.

In Stuttgart trafen sich schon vor Ende des Zweiten Weltkrieges in die Region verschlagene junge Siebenbürger Sachsen, um über ihre Lage zu sprechen. Im Laufe der nachfolgenden Ereignisse kamen immer mehr Landsleute hinzu, so dass sich in Stuttgart ein richtiger Sammelpunkt für Siebenbürger Sachsen bildete. Gleich nach Gründung der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen (damals noch "Verband der Siebenbürger Sachsen") und ihrer Landesgruppe Baden-Württemberg im Jahr 1949 entfaltete sich in Stuttgart ein reges landsmannschaftliches Leben. Es bildeten sich hier einige "freiwillige" Gruppierungen, wie beispielsweise die sogenannte "Sonntagsgruppe", die 1950 gegründet wurde und sich die Aufgabe stellte, den vielen sächsischen Mädchen, die aus der sowjetischen Deportation nach Deutschland gekommen waren, eine Bleibe sowie Arbeit und eine Aufgabe zu suchen. Die Gruppe hatte in der "Unteren Stadt" ihr Stammlokal, wo man eine "wunderbare" Wirtin alten Schlages gefunden hatten, die ihnen zur Seite stand. Dort waren oft 40 bis 50 Jugendliche beisammen.

Eines der ersten Treffen siebenbürgisch-sächsischer Jugendlicher aus Stuttgart und Baden-Württemberg überhaupt fand Anfang August 1952 statt. Eine kleine Schar aus Stuttgart und Umgebung war der Einladung von Balduin Herter nach Neufürstenhütte gefolgt, wo man gemeinsam vier Tage der Besinnung und der frohen Gemeinschaft miteinander verbrachte. Mit Walter Wägner und Pfarrer Gondosch diskutierte die Gruppe in lebendigem Gespräch über Glaubensfragen. In beseelter Art leitete Maria "Mitzi" Schmidt das gemeinsame Singen und den Volkstanz, wobei sie reiches siebenbürgisches Lied- und Tanzgut lebendig machte, während die Abende Stephan Ludwig Roth und dann auch kurzweiligen Heimatgeschichten gewidmet waren. "Es waren erfüllte Tage, ein bescheidener Anfang", wie Herter in der Siebenbürgischen Zeitung formulierte.

In den nächsten Jahren fanden in halbjährlichem Abstand im Waldheim auf dem Stuttgarter Frauenkopf Treffen junger Siebenbürger Sachsen aus Stuttgart und Umgebung statt. Das fünfte dieser Treffen, am 21.–22. April 1956, bot ein reichhaltiges Programm aus Vorträgen, ausgiebigem Singen, Tanzen, Spielen und Spazierengehen. Dass hier ein wirklicher Kreis entstanden war, zeigte das Bedürfnis sich öfter zu treffen. Das wurde möglich, so dass sich die "Frauenkopfler" zweimal monatlich in einem Jugendheim in Stuttgart treffen konnten. Diese Jugendgruppe bestand bloss bis 1957, während die Treffen im Waldheim auf dem Frauenkopf auch in den nächsten Jahren bis Anfang der sechziger Jahre regelmäßig veranstaltet wurden. Bei der sechsten Wochenendfreizeit vom 27.-28. Oktober 1956 wurde neben den üblichen Aktivitäten auch lebhaft über die Frage diskutiert "Sollen wir junge Siebenbürger Sachsen, wenn sich die Lage in unserer Heimat ändert, nach Hause zurückkehren oder nicht?" Im gleichen Jahr, 1956, unternahm der Stuttgarter Kreis junger Siebenbürger Sachsen auch Wanderungen ins Remstal und auf die Teck (Schwäbische Alb). Über die Frauenkopftreffen wurde regelmäßig im Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendbrief, der damaligen Jugendbeilage der Siebenbürgischen Zeitung, berichtet. So schreibt der Jugendbrief in seiner Ausgabe Nr. 7 vom Mai 1957:

Wieder einmal Frauenkopf

Am Sonnabend und Sonntag, dem 6. und 7. April, war das Ferienwaldheim wieder einmal im "Besitz" der siebenbürgischen Jugend. Obwohl es regnete, was die Wolken hergaben, war das Haus voll. Andreas Möckel hatte den Gesang, den Volkstanz und die Tanzspiele in die Hand genommen, die teils zu gefiedelter, teils selbstgesungener Begleitung die Glieder durcheinanderschüttelten. Herr Winfried Fiala zeigte wunderbare Bilder von seiner Rumänien- und Siebenbürgenreise 1956 und erzählte von seinen interessanten Erlebnissen. Pfr. Dr. Paul Philippi hielt den Morgengottesdienst. Er predigte über das neue Gebot, mit dem die christliche Gemeinde als die letztgültige Ordnung und unüberwindliche Gemeinschaft in die Welt getreten ist. Nachher schilderte Herr Reiter in einem außerordentlich anschaulichen und reichhaltigen Vortrag die Lage der deutschen Minderheiten in den osteuropäischen Staaten. Hier haben wir wirklich was gelernt! Die Aussprache zeigte, daß Herr Reiter aufmerksame Zuhörer hatte.

Am Nachmittag wurde nach Gesang und Tanz auch über unseren Jugendbrief und die weiteren Zusammenkünfte der Jugend gesprochen. Es war erfreulich, daß fast alle den Jugendbrief kannten, lasen und wünschten, daß er in dieser Form vielleicht aber jeden Monat weitererscheine. Die Stuttgarter Jugendgruppe vereinbarte gleich für den folgenden Tag (!) schon das nächste Treffen. (...)

Nach zweijähriger Pause wurde in Stuttgart wieder eine Jugendgruppe gegründet. Beim Gründungsabend am 20. April 1959 hatten sich 25 Jungen und Mädchen aus Stuttgart und Umgebung im Jugendhaus Stuttgart-Nord eingefunden. Hier fanden auch die regelmäßigen Zusammenkünfte alle 14 Tage statt, später traf man sich im Jugendhaus Stuttgart-Mitte. Hier wurde gemeinsam gesungen, getanzt, gespielt, diskutiert und Vorträgen gelauscht. Hin und wieder besuchte Marianne Licker die Gruppenabende, dann lehrte sie die Jugendlichen neue Volkstänze, die allen viel Spaß bereiteten. Manchmal beteiligte man sich auch an den Veranstaltungen der Landsmannschaft und der Stuttgarter Blaskapelle mit Theaterstücken und Volkstänzen. Als der seit 1960 amtierende Leiter der Gruppe, Diethart Zimmermann, Anfang 1961 dieses Amt aus beruflichen Gründen zur Verfügung stellen musste, führte dies zur Auflösung der Gruppe.

Ende Juli 1962 war es endlich wieder so weit, dass die Stuttgarter Jugendgruppe neu entstehen konnte. Wie in den Jahren zuvor traf man sich zweimal monatlich im Jugendhaus Stuttgart-Mitte. Die meisten Jugendlichen hatten die Auflösung der Stuttgarter Jugendgruppe miterlebt und waren daher skeptisch geworden. Ihre Befürchtungen zerstreuten sich aber sehr schnell. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe, die durch etliche neu in die Bundesrepublik zugewanderte Jugendliche verstärkt wurde, wuchs ständig und schmiedete schließlich eine feste Gemeinschaft. Dies gelang vor allem durch die gemeinsamen Unternehmungen. Als erstes wurde ein Ausflug an den Ebnisee und nach Welzheim organisiert. Es folgte ein "Zwetschgenknödelabend", bei dem 464 Knödel vertilgt wurden. Beim Erntedankfest der Landesgruppe 1962 trat die Gruppe erstmals mit Volkstänzen und sächsischen Liedern auf. Man beteiligte sich ferner am zehnjährigen Jubiläum der Kreisgruppe Mannheim und bei einem Volkstumsabend der Ostdeutschen Jugend in Stuttgart. Beim Heimattag in Dinkelsbühl zu Pfingsten 1964 war die Tanzgruppe Stuttgart eine der sieben Tanzgruppen, die am ersten Volkstanzwettbewerb teilnahmen. Seit Ende der sechziger Jahre bis 1980 fehlen Informationen über eventuell stattgefundene Jugendaktivitäten in Stuttgart. 1980/81 bestand eine Jugendgruppe unter der Leitung von Heinke Lienert und Kristian Friedelt, die sich alle zwei Wochen im Haus der Heimat zum Tanzen und gemütlichen Beisammensein traf.


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