(Wappen) Siebenbuerger Sachsen in Baden-Württemberg (Wappen)
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19. Jugendarbeit: Blick in die Zukunft

Rainer Lehni

Die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) als Teil der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland versteht sich auch in Zukunft als deren Nachwuchsorganisation und damit auch als ideenstiftender Motor innerhalb der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft. Getreu ihrem Motto "Tradition ist bewahrter Fortschritt, Fortschritt ist weitergeführte Tradition" (Carl Friedrich von Weizsäcker) versucht die SJD, durch ihre Tätigkeiten Neues und Altes in jugendgemäßer Form zu verbinden, um das kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen und die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft zu erhalten und zu fördern. Es gilt die Identität der Siebenbürger Sachsen in Deutschland im Hinblick auf die Zukunft unserer Volksgruppe weiterzupflegen. Hierzu gehören ein ausgeprägtes Traditions-, Kultur- und Geschichtsbewusstsein, ein "back to the roots" kombiniert mit Modernität und Kreativität. Dieses kann bei Jugendlichen nur durch eine attraktive, phantasievolle und moderne Gestaltung der Jugendarbeit in der Landsmannschaft erreicht werden. Das Identitätsbewusstsein junger Siebenbürger Sachsen in Deutschland soll dadurch gefördert und gestärkt werden. Man grenzt sich ab, jedoch nicht im negativen Sinne; es wird versucht die Herkunft, die Charakteristika des siebenbürgisch-sächsischen Volksstammes in die hiesige Gesellschaft zu integrieren. Die Siebenbürger Sachsen müssen sich mit ihren jahrhundertealten Erfahrungen in der neuen Heimat einbringen, um damit zu einem harmonischen Miteinander in unserer Gesellschaft beizutragen.

Die Hauptbereiche der landsmannschaftlichen Jugendarbeit auf Bundesebene bleiben die Volkstanzwettbewerbe und Volkstanzseminare, die Mitgestaltung der Heimattage in Dinkelsbühl, Fortbildungsseminare, Öffentlichkeitsarbeit und die Tagungen der Bundesjugendleitung, bei denen die konkrete Planung der Veranstaltungen erfolgt und aktuelle Themen behandelt werden. Der Bereich Volkstanz ist und bleibt auch für die Zukunft der wichtigste und populärste Bereich der siebenbürgisch-sächsischen Jugendarbeit; er motiviert Jugendliche zur Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur und Herkunft. Durch die Seminare, Wettbewerbe und Heimattage hat sich in den siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppen ein Gemeinschaftsbewusstsein geformt, aus dem sich ein Pool junger aktiver Leute herausbildet, wie Siegbert Bruss 1995 in der Siebenbürgischen Zeitung formulierte. Besonders zur Schau kommt die Tätigkeit der SJD bei den Heimattagen in Dinkelsbühl, wo ein Großteil der organisatorischen Bereiche in den Händen der Jugendlichen liegt. Zusätzlich zu dem Bereich Volkstanz versucht die SJD Jugendlichen durch Seminare weitere Elemente des siebenbürgisch-sächsischen Brauchtums, wie beispielsweise Urzellauf oder Kronenfest, näherzubringen. Ferner versteht sich die SJD als "Dienstleister"; durch ihre Fortbildungsseminare, die in Zusammenarbeit mit anerkannten Bildungsstellen erfolgen, versucht sie, Jugendlichen in Schule, Beruf und Alltag zu helfen. Diesen Zielsetzungen schließen sich die Landesjugendgruppen der SJD und auch die Jugend- und Tanzgruppen an. Hauptziel der letztgenannten bleibt die Pflege der Volkstänze und Trachten sowie das Kennenlernen und Erhalten heimatlicher Traditionen. Hinzu kommen aber auch Freundschaften und eine Vielzahl gemeinsamer Freizeitaktivitäten, die ein Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppen schaffen. Durch ihre Darbietungen zu den verschiedensten Anlässen leisten die Tanzgruppen ferner einen hervorragenden Beitrag zur Öffentlichkeits- und Integrationsarbeit. Zu diesen Anlässen gehören auch zukünftig gleichermaßen Auftritte bei Veranstaltungen der Landsmannschaft und anderer siebenbürgisch-sächsischer Einrichtungen als auch bei Veranstaltungen nichtsiebenbürgischer Art. Nur durch diese können die Siebenbürger Sachsen auf sich aufmerksam machen. In Baden-Württemberg beteiligen sich seit einigen Jahren regelmäßig siebenbürgisch-sächsische Gruppen an den Heimattagen Baden-Württemberg und den Landesgartenschauen. Hinzu kommt die Teilnahme an Begegnungsfesten, Straßenfesten, Volksfesten, kirchlichen Veranstaltungen und ähnlichem.

Innerhalb der SJD bildet die Arbeitsgemeinschaft Siebenbürgisch-Sächsischer Studenten und Jungakademiker (ASJ) eine lockere Gruppe, die sich mit Themen zur siebenbürgischen Geschichte und in letzter Zeit verstärkt mit Themen der Gegenwart beschäftigt. Die jährlichen Föderationsjugendlager finden jeweils abwechselnd in Deutschland, Österreich, Kanada, den USA und Siebenbürgen statt und dienen insbesondere dem Kennenlernen der dortigen siebenbürgisch-sächsischen Jugend sowie dem Meinungs-, Erfahrungs- und Gedankenaustausch untereinander.

Neben der Landsmannschaft haben sich auch weitere siebenbürgisch-sächsische Vereine der Arbeit mit Jugendlichen verpflichtet. Der Studentenkreis Studium Transsylvanicum hat die Einführung in die Landeskunde Siebenbürgens und die wissenschaftliche Beschäftigung mit dieser zum Ziel. Im gesamteuropäischen Kontext behandelt dieser Kreis die Geschichte, Kultur und Sprache aller Völker Siebenbürgens bis zur Gegenwart. Ein beachtlicher Teilnehmerkreis nimmt die vielfältigen Angebote an Fachkolloquien, Workshops und Ferienakademien wahr. Die halbjährliche Publikation "Siebenbürgische Semesterblätter" ist mittlerweile eine anerkannte wissenschaftliche Einrichtung. Der touristisch ausgerichtete Jugendreiseverein Transsylvania Tours e.V. will durch seine Studien- und Begegnungsreisen den Kontakt zu Siebenbürgen und Siebenbürger Sachsen erleichtern, das Heimatbewusstsein stärken, den allgemeinen Jugendaustausch und persönliche Kontakte fördern. Diese Reisen führen nach Siebenbürgen und in die Länder, die einen Bezug zu den Habsburgern haben. Weitere Jugendliche sind in der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins aktiv und auch in den siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften (HOG), wobei die Burzenländer HOGs hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Nicht unerwähnt bleiben soll das von Helmut Volkmer am Hochkönig (Österreich) organisierte siebenbürgisch-sächsische Jugendskilager, das 1999 sein 50-jähriges Bestehen feierte.

Wenn auch nicht jede Kreisgruppe eine Jugendgruppe besitzt, wenn auch in vielen Kreisgruppen eine Überalterung zu verzeichnen ist, soll und muss immer wieder versucht werden, Jugendliche für die ehrenamtliche Arbeit in der Landsmannschaft zu begeistern und heranzuziehen. Dadurch sollen mündige, verantwortungsbewusste junge Menschen in die Arbeit der Landsmannschaft eingebunden werden. Das stetige Auf und Ab in der Jugendarbeit der vergangenen 50 Jahre wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft anhalten, daher ist es die Pflicht aller Verantwortungsträger in der Landsmannschaft, die Jugendarbeit nie aus den Augen zu verlieren. Für die Zukunft der Landsmannschaft ist eine erfolgreiche Jugendarbeit unerlässlich, die Jugend muss gefordert, aber auch gefördert werden. Ein besseres Verständnis für die Probleme und Interessen Jugendlicher seitens der Generation der Erwachsenen ist wünschenswert und erstrebenswert. Nur miteinander kann erfolgreich die Zukunft der Landsmannschaft gestaltet werden.

Für die nächsten Jahre ist die Arbeit mit Jugendlichen auf Bundes-, Landes- und Kreisebene gesichert. Die Landesjugendleitung der SJD und die Tanzgruppen in Baden-Württemberg bilden hierfür eine gesicherte Basis. Im fünfzigsten Jahr seit Gründung der Landsmannschaft gibt es in Baden-Württemberg folgende siebenbürgisch-sächsische Tanzgruppen: Biberach, Bietigheim-Sachsenheim, Heidenheim, Heilbronn, Kichheim-Nürtingen, Lörrach-Müllheim, Ludwigsburg, Metzingen, Ravensburg, Schorndorf, Schwäbisch Gmünd, die Jugendtanzgruppe Stuttgart, die Volkstanzgruppe Stuttgart und Tuttlingen. Hinzu kommen Kindertanzgruppen in Biberach, Schwäbisch Gmünd und Stuttgart. Eine Zukunftsaufgabe für alle Mitarbeiter auf Landes- und Kreisgruppenebene bilden der Erhalt und die Förderung dieser Gruppen.

Man sollte jedoch auch realistisch in die Zukunft blicken und dabei erkennen, dass diese vielleicht nicht ganz so rosig aussehen wird. Ob es eine Nachfolgegeneration der heutigen siebenbürgisch-sächsischen Jugend geben wird, ist ungewiss. Wenn man die anderen Landsmannschaften jener deutschen Volksgruppen betrachtet, die vor mehr als 50 Jahren aus den damaligen deutschen Ostgebieten vertrieben wurden, so können diese heute fast keine Jugendarbeit mehr vorweisen. Dieses Schicksal könnte uns in einigen Jahren auch treffen. Heute sind die Siebenbürger Sachsen jedoch noch in der glücklichen Lage, hervorragende Kulturgruppen mit vielen aktiven jungen Menschen vorweisen zu können.

Damit das Kulturgut der Siebenbürger Sachsen noch möglichst lange erhalten bleibt, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Generationen innerhalb der Landsmannschaft von größter Bedeutung. Probleme, die in Zukunft unsere Volksgruppe betreffen, können nur gemeinsam angegangen und gelöst werden. Das bedeutet, dass Jugendliche verstärkt in die Entscheidungsprozesse der Landsmannschaft eingebunden werden müssen. Nur wenn es gelingt, weitere Jugendliche für unsere Tätigkeiten zu begeistern, kann die Zukunft der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland gesichert werden.


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