(Wappen) Siebenbuerger Sachsen in Baden-Württemberg (Wappen)
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16. Siebenbürgisch-sächsische Künstler einst und jetzt

Karin Bertalan

Madonna des Altars von Baller (spätes 15. Jh.), Holz mit Fassung
Madonna des Altars von Baller (spätes 15. Jh.), Holz mit Fassung
       

Außenposten westlicher Kulturformen und Zivilisationen im östlichen Europa - das sind die Siebenbürger Sachsen wohl schon immer gewesen. Wie schon im "Andreanum" ersichtlich, nicht bloß ihrem eigenen Selbstverständnis zufolge. Dabei hat der Standort Siebenbürgen (Transsylvanien) dem Gemeinwesen der deutschen Siedler und den von ihnen gepflegten Kulturformen seinen eigenen Stempel aufgedrückt. An Sakralbauten und deren plastischen und malerischen Ausstattung, an Zunft- und Wohnhäusern der Städte bis hin zum barocken Stadtpalais des 18. Jahrhunderts lassen sich die großen Linien der Kunstentwicklungen des mitteleuropäischen Raumes wiedererkennen, zugleich jedoch auch gewisse Eigenentwicklungen und Höhepunkte spezifischer Art feststellen. So unterscheiden die Kenner in der Baukunst des 15. bis frühen 16. Jahrhunderts als "siebenbürgische Sondergotik" die Phase des spätgotischen Ausbaus von Hallenkirchen, wie die Bergkirche in Schäßburg u. a., oder in der Goldschmiedekunst die typische Ziertechnik des siebenbürgischen Drahtemails (15. Jh.) oder im 17.-19. Jahrhundert die Holzdecken- und Emporenmalereien der sogenannten Blumenrenaissance und Besonderheiten der Bekleidungskultur etc., all diese als Ergebnis der günstigen oder der bedrohlichen Zeitläufe, etwa erschwertem Austausch in Handel und Handwerk.

Die heute weltweit beachteten Wehrbauten der Siebenbürger Sachsen, einst über 300 Wehrkirchen und Kirchenburgen in einzigartiger Dichte, seien hier vor allem als landschaftsprägendes Phänomen erwähnt. Errichtet unter immer wiederkehrender Gefährdung zum Schutz der Städte und als Fluchtburgen der Landgemeinden, durch Jahrhunderte ausgebaut, erneuert und erhalten, ist ihr einstiger Wehr- und Nutzungscharakter heute hinter den historischen Zeugniswert und die ästhetischen Werte zurückgetreten.

Die Oberschicht des städtischen Bürgertums, vermögend und mit weitreichenden Verbindungen, entwickelte, wie auch sonst in Europa, ihre Ansprüche an das künstlerische Handwerk. Frühe Künstlernamen siebenbürgischer Herkunft sind als Goldschmiede (Martin und Georg von Klausenburg), Maler (Nikolaus und Thomas von Klausenburg) oder Steinmetzen und Baumeister (Andreas Lapicida in Hermannstadt, Meister Konrad in Kronstadt) seit dem 14. und 15. Jahrhundert genannt und auch durch Werke der Altarkunst, der Bauplastik oder des Bronzegusses für uns fassbar. Auf der anderen Seite bezeugen einzelne bedeutende Schöpfungen der Bildplastik oder der Wand- und Tafelmalerei die Anwesenheit von österreichischen, Nürnbergischer oder Zipser Meistern bis in das 16. und späte 17. Jahrhundert in Siebenbürgen. Wohl ältestes erhaltenes Tafelbild weltlichen Charakters ist das Bildnis des Königsrichters Lukas Hirscher, 1522 in Ölfarben gemalt von Gregorius von Kronstadt. Mit seinem bezugsreichen Landschaftshintergrund (Martinskapelle und Törzburg) weist es deutliche Züge der gleichzeitigen binnendeutschen Porträtkunst auf. Ihm folgten jedoch in dem von Unruhen und kriegerischen Auseinandersetzungen gebeutelten 16. und 17. Jahrhundert kaum Werke derselben Art, statt dessen verlagerte sich die künstlerische Tätigkeit vor allem in den Bereich der Grabmalkunst. Zahlreiche Epitaphien und Grabsteine in den Stadtpfarrkirchen von Hermannstadt, Kronstadt, Schässburg oder Birthälm bringen das Formenempfinden der Renaissance- und der Barockzeit zur Geltung, auf kostbarste Weise in den Werken des Elias Nicolai, dessen Darstellung der Verstorbenen oft Porträtplastiken vergleichbar sind. Als prachtvolle Gesamtkunstwerke der Schnitz- und Schreinerkunst mit Figurenschmuck in farbiger Fassung und Vergoldung ist aus dem letzten Drittel des 17. und aus dem 18. Jahrhundert eine große Anzahl von Orgelprospekten erhalten geblieben.

Gregorius von Kronstadt, Bildnis des Königsrichters Lucas Hirscher (1522), Ölfarben/Holz
Gregorius von Kronstadt, Bildnis des Königsrichters Lucas Hirscher (1522), Ölfarben/Holz
       

Im 18. Jahrhundert kommt die Bildmalerei wieder zum Zuge, vorherrschend im Geschmack des österreichischen Spätbarock. Nicht unwesentlich hat zur Bildung des Publikums am südöstlichen Rand des Habsburgerreiches die bedeutende Kunstsammlung Baron Samuel von Brukenthals beigetragen, die seit 1817 öffentlich zugänglich wurde.

Das Zeitalter der Aufklärung brachte an höheren Schulen die Einführung eines geregelten Zeichenunterrichts (Freihandzeichnen seit 1774), wofür man sich um akademisch ausgebildete "Zeichenmeister" bemühte. Diese neue, wenn auch keineswegs glänzende Existenzgrundlage für bildende Künstler sollte erst später nachhaltig Wirkung zeigen. In der Tätigkeit des Malers Franz Neuhauser d. J. gestorben 1836 in Hermannstadt, der auch im neu eingeführten Steindruck, als Porträtmaler, vor allem aber als Entdecker der siebenbürgischen Landschaft sowie als vielseitig biedermeierlicher Schilderer bunten Volkslebens bekannt ist, deuten sich neuere Wege der Kunst in Siebenbürgen an. Ebenfalls Landschafter und feinsinniger Zeichner zugleich war Friedrich Ludwig Schuller, Kunsterzieher in Schässburg, wie auch Theodor Glatz, einer der Pioniere des neuen Bildmediums Fotografie. Das Ziel, neben der eigenen künstlerischen Leistung auch unter den Schülern junge Talente zu wecken, erreichte in ungeahnter Weise der gebürtige Mecklenburger Carl Dörschlag in Hermannstadt. Mit dem Aufbruch einer Reihe junger Kunstbeflissener, darunter auch Frauen, die sich allen Schwierigkeiten zum Trotz dem Künstlerberuf zuwandten, war ein erster Schritt in die Moderne getan, eine Generation, wenn auch ohne avantgardistische Sendung, so doch zur Überwindung spießbürgerlicher Kunstfremdheit in der Provinz entschlossen angetreten: Friedrich Mieß, Robert Wellmann, Fritz Schullerus, Karl Ziegler, Lotte Goldschmitt und Anna Dörschlag. Man setzte sich auch kulturpolitisch ein, es kam 1904 zur Gründung des "Sebastian-Hann-Vereins für heimische Kunstbestrebungen". In Kronstadt brachte die Zeitschrift "Die Karpathen" erstmals Kunstbeilagen in bester technischer Ausführung heraus. Ein beachtliches schöpferisches Potential wurde geweckt, dessen Wirkung bis heute nicht verblasst ist. Vom Naturalismus der Vorgänger rückten die Jüngeren entschieden ab. Die Besten - Hans Eder, Hans Mattis-Teutsch, Fritz Kimm, Grete Csaki-Copony, Hermann Konnerth oder Trude Schullerus - fanden auf ihre Weise Anschluss an die neue Ausdruckskunst ihrer Zeit. Die Gründung einer Galerie für einheimische moderne Kunst, neben den alten Kunstsammlungen des Brukenthalmuseums in Hermannstadt, angestrebt seit 1914 durch eine Gruppe um den Maler Ernst Honigberger, konnte zwar nicht gleich, durch Verkauf eines hochbewerteten alten Bildes (Jan van Eycks "Mann mit der blauen Sendelbinde") durchgesetzt werden, doch fanden sich langsam auch Möglichkeiten, zeitgenössische sächsische Kunstwerke im Museum zu sammeln.

Im ungarischen und rumänischen kulturellen Umfeld der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen hat die siebenbürgische Kunst deutscher Prägung einen eigenen Stellenwert inne gehabt, vor allem durch die herb-männliche, manchmal visionäre Porträtkunst und die eindringlichen Golgatha-Bilder von Hans Eder, durch die suggestive Zeichenkunst von Fritz Kimm, durch die Grafiken von Hans Hermann u. a. Eine herausragende Künstlerpersönlichkeit Kronstadts war Hans Mattis-Teutsch, dessen Malerei, Linolschnitte und Kleinplastiken in eigenwilliger Weise den siebenbürgischen Rahmen sprengen und der internationalen Avantgarde zugerechnet werden können. Er war Kunsterzieher in seiner Heimatstadt und starb dort 1960. Mattis-Teutsch hat in der Berliner Galerie "Der Sturm" ausgestellt, sich früh der Budapester Bewegung "MA" angeschlossen, in Berlin und Bukarest Aufmerksamkeit erregt und ist bis zuletzt seinem "musikalischen Expressionismus" treu geblieben.

Neben der Kunst der Ausnahme-Talente entwickelte sich eine eher moderate heimische Kunstszene, womit kein Dilletantismus gemeint ist, sondern eine wohlgepflegte realistische Malerei mit im- und expressionistischen Inflexionen. Aus echter Natur- und Heimatverbundenheit genährt, weit entfernt von akademischen und modischen Vorgaben, brachte sie innerhalb der kleinen ethnischen Gruppe sehr wohl das Lebensgefühl ihrer Epoche zum Ausdruck. Ihre Vorliebe galt dem Landschaftsbild und dem traditionsreichen Dorfleben Siebenbürgens.

Den schwersten Stand hatte die Bildhauerkunst, und das seit vielen Jahrzehnten. Für die beiden öffentlichen Denkmale, Bronzestandbilder für Bischof Georg Daniel Teutsch in Hermannstadt (1899) und für den Reformator Johannes Honterus in Kronstadt (1898) errichtet, hatte man Künstler aus Deutschland verpflichten müssen: im erstgenannten Fall Adolf von Donndorf aus Stuttgart, im letzteren Haro Magnussen. Mit plastischen Werken sind seit den 20er Jahren in Kronstadt Margarete Depner und Hans Guggenberger zu erwähnen.

Zur Erschütterung und letztlich zur Auflösung der Kunstentfaltung deutscher Spielart ist es am Ende des Zweiten Weltkrieges in Siebenbürgen zwar nicht sofort und auf dramatische Weise, etwa durch Vertreibung, gekommen; statt dessen aber Schritt für Schritt durch den entmündigenden und existenzbedrohenden Strukturwandel der Heimat selbst. Einzelne Künstler waren in Richtung Westen geflüchtet, so Fritz Kimm und Norbert Thomae, dieser mit dem Treck der Nordsiebenbürger noch während des Krieges. Schwere Nachkriegsjahre blieben ihnen nicht erspart, wie auch manchem der früher schon in Berlin, München, Stuttgart oder gar Königsberg ansässigen Künstler aus Siebenbürgen, denken wir etwa an den massiven Verlust ihrer Werke, wie bei Ernst Honigberger und Hermann Konnerth.

Für Studierende an deutschen Hochschulen war, oft nach Kriegsdienst und Gefangenschaft, so bei Heinz Schunn, der Weg zurück nach Siebenbürgen nicht mehr möglich. Exemplarisch wohl der Lebensweg des Stuttgarter Architekten und Bildhauers Hans-Wolfram Theil, geboren 1921 in Bistritz/Siebenbürgen: Zum Abschluss der Ausbildung erst 1946 nach Unterbrechung gelangt, hat sich Theil mit vollem Einsatz, von 1950 bis 1985 mit eigenem Architekturbüro, dem Wiederaufbau seiner neuen, der württembergischen Heimat gewidmet, bedeutende Bauten in Stuttgart, Aalen, Göppingen u. a. Orten geschaffen, ohne dabei seine siebenbürgischen Wurzeln zu vergessen. Das lässt sich an seinem landsmannschaftlichen Engagement ablesen oder an späten Bildwerken, Porträtbüsten oder auch an der Mitarbeit an der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl.

Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl (1967)
Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl (1967)
Entwurf: Hanne Schorp-Üflumm, Bildhauerin
Erbaut: Hans-Wolfram Theil, Architekt
       

In Stuttgart befand sich zu Kriegsende, verwitwet, auch die bedeutende siebenbürgische Malerin Grete Csaki-Copony. Oskar Schremmer, Mitinitiator der Künstlergilde Esslingen e. V., hat sie einmal als "die große alte Dame der siebenbürgischen Malerei" bezeichnet, womit jedenfalls die wesentlichen Züge ihrer ungewöhnlichen Begabung gemeint waren. Grete Csaki-Copony gehörte 1948 zu den Künstlern, die an der Bad Cannstätter Gründungsausstellung der Künstlergilde beteiligt waren.

Die Gilde, aus der Not der Betroffenen, vertriebene Künstler und Kunstkenner aus ehemals deutsch besiedelten Ostgebieten, entstanden und in Esslingen angesiedelt, verstand sich als Sammelbecken für Kunstschaffende aller Sparten - Musiker, Theaterleute, Literaten, bildende Künstler – sowie Kunstwissenschaftler. Zielsetzung war, dem Vergessen und völligen Verlöschen der künstlerischen Traditionen und Werte des in Jahrhunderten im Osten gewachsenen Kulturerbes entgegenzuwirken, nicht zuletzt im Sinne der Vertriebenengesetzgebung auf Bundes- und auf Länderebene. So wurde bei der Gilde nicht nur dokumentiert und archiviert, soweit die Kräfte reichten, sondern zugleich der aktive Bereich künstlerischen Lebens durch Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und ähnliche Veranstaltungen angeregt und durch Preisverleihungen gefördert. Ein weiterer entscheidender Schritt, insbesondere für die bildenden Künste, war die Einrichtung der Ostdeutschen Galerie Regensburg, die räumlich entsprechend ausgestattet und fachkundig betreut, auch eigene Sammlungen anlegt und somit auch forthin den Anteil ostdeutscher Kulturarbeit an den gesamteuropäischen Entwicklungen einzubringen vermag. Gemeinsame Veranstaltungen mit den Kunstschaffenden ost- und südostdeutscher Länder sind heute Hauptanliegen der Gilde und ihrer Regensburger Galerie, woran sich die Siebenbürgischen Künstler auch laufend beteiligen.

Unterschiedlich, auch im Hinblick auf den Zeitpunkt ihrer Aussiedlung aus dem Ostblockland Rumänien, gestalteten sich im Westen Existenzgründung und Eingliederung junger oder auch älterer Künstler, wobei Österreich und die Schweiz seltener zur neuen Heimat wurden als besonders die süddeutschen Länder. Entscheidend im Verlauf einer Karriere sind fraglos immer Begabung und Intensität der schöpferischen Kräfte, das Format der eigenen Persönlichkeit. Denken wir beispielsweise an den gebürtigen Kronstädter Friedrich von Bömches (geb. 1916), an sein vielbeachtetes Werk mit der großen Dynamik der Linie und dem tiefschürfenden Ausdruck seines Menschenbildes, das ihm sowohl in rumänischen Kunstkreisen als auch im Kunstleben des Landes Nordrhein-Westfalen (seit 1978 lebt er in Wiehl) und darüber hinaus reichlich Beachtung und Anerkennung gebracht hat.

Wie von Bömches war auch der Vielzahl der jüngeren, zwischen 1930 und 1950 geborenen siebenbürgisch-deutschen Künstler der Weg zu mitteleuropäischen Kunst- und Lehranstalten seit 1945 versperrt. Fast ausnahmslos wurde diese Generation in Rumänien an den Kunstakademien Bukarest und Klausenburg ausgebildet, ideologisch, aber auch künstlerisch-visuell unter anderen Vorzeichen als die der europäischen Moderne. Was im Einzelfall, nach Umsiedlung in den Westen und nach amtlicher Anerkennung von Qualifikationen, doch auch zu Herausforderungen im gesellschaftlichen wie im künstlerischen Bereich führen musste. Kaum einer ist dabei gestrauchelt. Hingegen hat die größere Vielfalt der Chancen, der sich bietenden neuen Ausdrucksmittel erstaunlich diverse und auch bedeutsame Lebenswege der Künstler an den neuen Standorten möglich gemacht. In folgender knapper Aufzählung seien anschließend nur wenige Beispiele herausgegriffen:

Christian Jacobi, Namibia (1977), Batiktechnik (Ausschnitt)
Christian Jacobi, Namibia (1977), Batiktechnik (Ausschnitt)
       
Helmut von Arz (geb. 1930), Grafiker, Professor, heute in Essen
Marianne Simtion-Ambrosi (geb. 1930), Malerin, heute in Berlin
Christian Jacobi (geb. 1930), Architekt, Fotograf, Textilkünstler, heute Ruschweiler
Katharina Zipser (geb. 1931), Malerin, heute München
Pomona Zipser (geb. 1958), Wandmalerei, Holzschnitzkunst, heute München
Kaspar Teutsch (geb. 1931), Kunsterzieher, Grafiker, dekorative Gestaltung, heute München
Peter Jacobi (geb. 1935), Bildhauer, Professor, heute Wurmberg bei Pforzheim
Sieglinde Bottesch (geb. 1938), Malerin und Grafikerin, Kunsterzieherin, heute Ingolstadt
Renate Mildner-Müller (geb. 1940), Grafikerin, Malerin, heute Winnenden
Kurtfritz Handel (geb. 1941), Bildhauer, Kunsterzieher, Schulleiter, heute Nürtingen
Gert Fabritius (geb. 1941), Grafiker, Kunsterzieher, heute Ostfildern/Stuttgart
Johann Kares (geb. 1953), Bildhauer, heute Tübingen.

Bemerkenswert, dass bei den spätausgesiedelten siebenbürgischen Künstlern die Bildhauer und Grafiker sich vorbildlich behaupten, ja, auch Erfolgskarrieren aufweisen. Renate Mildner-Müller, in Kronstadt Schülerin von Harald Meschendörfer, in Klausenburg Meisterschülerin der Grafikabteilung der Kunstakademie bis 1966, war insbesondere bekannt durch ihre Illustrationen von Kinderbüchern und ihre Aquarellkunst voll fantasie- und humorvoller Leichtigkeit: "... ihre besten Bilder sind selbsterdachte Märchen" (Walter Mieß). Seit 1977 in Württemberg wohnhaft und in Stuttgart in der Erwachsenenbildung tätig, hat sich ihr Wirkungsfeld ausgeweitet und zugleich der Horizont ihrer künstlerischen Anliegen vervielfältigt. Workshops und internationale Kontakte zu ihrem – immer noch liebsten – Gebiet, der künstlerischen Schriftgestaltung und die reiche Ausstellungstätigkeit der letzten Jahre zeigen die Weiterentwicklung der Künstlerin und ihre besonderen Fähigkeiten, mit traumhafter Farbigkeit und gleichzeitig mit Symbolen und Elementen der Wirklichkeit auf ganz eigene Weise umzugehen.

Kurt Fritz Handel, Porträt Arch. Marko Scholl (1955), Farbholzschnitt
Kurt Fritz Handel, Porträt Arch. Marko Scholl (1955), Farbholzschnitt
       

Nicht weniger aufschlussreich ist die Laufbahn des Bildhauers Kurt Fritz Handel. Neben langjähriger kunsterzieherischer Tätigkeit schon in Rumänien mit Aufträgen für den öffentlichen Raum, zur Brunnen- oder Parkgestaltung sowie Porträtistik betraut, brachte der Künstler mit der Begabung auch solide Berufserfahrung ein, als er 1985 aussiedelte. Schon ab 1986 fand er ein Tätigkeitsfeld als entwerfender Künstler bei der Kunstgießerei Strassacker in Süßen/Neckar, für die er bis heute erfolgreich tätig ist. Seine Ausstellungstätigkeit, zudem seine Dozentur und Leitungsarbeit an der Jugendkunstschule Nürtingen weisen darauf hin, wie der Künstler sich einbringt in die Kunstlandschaft seiner neuen Heimat.

Peter Jacobi, Pforzheimer Säule, (1989-93), Grauguss
Peter Jacobi, Pforzheimer Säule, (1989-93), Grauguss
       

Peter Jacobi, ebenfalls Bildhauer, mit Studienabschluss an der Bukarester Akademie der Künste und beachtlicher Ausstellungsaktivität bis hin zur Teilnahme an einer Biennale in Venedig, hat seit 1971 in Pforzheim eine Professur an der Fachhochschule für Gestaltung inne, in Europa und darüber hinaus, in den USA, in Australien und Kanada vielfach ausgestellt, Workshops geleitet und Vorträge gehalten, ist gefragt in Jurys und Kommissionen. Seine Werke, meist für Freiräume geschaffen, aus harter Materie, aufstrebend, öfter noch schwer lagernd und erdgebunden, scheinen in ihrer geschlossenen Form seine Gedanken über letzte Dinge, über Dauer und Vergänglichkeit, über die "Geschlossenheit des Zerfallenden" bildhaft darzustellen. Seine Pforzheimer Säule leugnet nicht die Bezüge zu früheren Vorbildern, zu den Werken des einzigen rumänischen Bildhauers von Weltformat Constantin Brâncusi.

Gert Fabritius, Gelb brennend, (1997), Farbholzschnitt
Gert Fabritius, Gelb brennend, (1997), Farbholzschnitt
       

Gert Fabritius, der 1967 sein Diplom an der Klausenburger Kunstakademie im Holzschnitt ablegte, zeigte anfänglich in Rumänien mit Arbeiten für Buchverlage und Zeitungen einen "osteuropäisch inspirierten, volkstümlichen Figurenstil". Spätestens 1977 auf der Internationalen Buchkunst-Ausstellung in Leipzig hatte er seine Chance, sich auch international einen Namen zu machen. Seit 1978 in der Bundesrepublik Deutschland, in Ostfildern-Nellingen ansässig und als Kunsterzieher beschäftigt, hat er konsequent den eigenen Weg fortgesetzt, sich in den 80er Jahren nicht nur von dem "Urvater" des neueren Holzschnitts, Hap Grieshaber, vollkommen gelöst, sondern auch die strengen Gesetze des Holzdrucks hinter sich gelassen und laboriert souverän mit farbiger Überlagerung, großformatigen Kollagen und Übermalungen, so dass statt der Auflagendrucke jetzt der Unikatcharakter autonomer Bilder und sogar freistehender Objekte aus großen Druckstöcken bei ihm vorherrscht. Dabei prägen immer noch geistige und ideelle Inhalte die Zeichnungen und Drucke, Themen der menschlichen Existenz, der antiken und der christlichen Mythologie. 1997 wurde Fabritius von der Künstlergilde Esslingen der Lovis-Corinth-Preis verliehen. In der Laudatio setzt Dr. Axel Feuß die Entwicklung des Siebenbürgers in den Kontext des deutschen Expressionismus überhaupt und zeigt seine Nähe auf zu Künstlern wie Arnulf Rainer und Bernhard Schulze. Eine Berliner Galerie (Sievi) vertritt Gert Fabritius, neue Werkgruppen werden in zahlreichen Ausstellungen vorgestellt.


© 1999 Landesgruppe Baden WürttembergVerband der Siebenbürger Sachsen spring an den Anfang des Dokumentes