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Wer ist Hagen Rether? (Seite 2)

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Autor Thema:   Wer ist Hagen Rether?
Biervampir
unregistriert
erstellt am 10.02.2005 um 09:51 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Und das schlimmste ist, nicht mal dem Kölner Stadtanzeiger erzählt er was über seine Heimat bzw. die Heimat seiner Eltern (gut sie haben auch nicht danach gefragt, aber was solls), trotzdem bin ich zutiefst schockiert

[Dieser Beitrag wurde von Biervampir am 10.02.2005 editiert.]

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hanzy
Administrator

Beiträge: 1805
Von:Heisede
Registriert: Sep 2000

erstellt am 10.02.2005 um 10:24 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von hanzy anzusehen!   Klicken Sie hier, um hanzy eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
...bis mal einer herausfindet, das er auch ein Muräne ist, wie der Maffay, dann fragen sie alle danach

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der Ijel
Mitglied

Beiträge: 455
Von:
Registriert: Apr 2004

erstellt am 10.02.2005 um 10:54 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von der Ijel anzusehen!   Klicken Sie hier, um der Ijel eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat

Ist dies eine Ableitung des berühmten Zitats von Billy Wilder (Jack Nicholson?) Hart wird hier mit einem ins Gericht gegangen, der's gewagt hat, die Saxen nicht in den höchsten Tönen zu loben und preisern. .[/B][/QUOTE]

Hallo Zusammen
Das mit den Hämorrohiden war keine Anspielung auf ein berühmtes Zitat von Billy Wilder, sondern ein Versuch ihn selbst,Hagen Rether in gewandelter Form zu zitieren.
Wo er doch wörtlich sein Intewiew mit den Worten beginnt: Mit Preisen ist es so wie mit Hämorrohiden,irgendwann kriegt jeder Arsch welche- - Irgendwie beisst sich diese Methapher selbst ins Hinterteil, oder bin da nur ich etwas empfindlich wenn ich der Meinung bin dass diese "Pointe" nicht unbedingt in ein Interwiew gehört.
Klingt das nicht Protzenhaft,nach Dünkel oder,wie soll ich nur blos sagen um verstanden zu werden, hoch vom Roß ?- - auch den Jargon "Hinterfotzig" finde ich so abscheulich, den man leider gelegentlich so locker gebraucht, - - -Die Sprache Goethes und Herders ist nun mal identisch mit derjenigen des bekannten Götz. Leider- -
Vielleicht vergaß ich dass Kabarettisten Hofnarren sind, denen alles erlaubt ist. Salonunfähigkeit inklusiv.
Ihn zum trivialen substanzlosen Künstler stempeln zu wollen,steht mir nicht zu. Von seiner Kunst die ich zu schätzen weiss, versteh ich zu wenig. Nocheimal leider.
Hab nur dem sevens Recht geben wollen,wenn er der Meinung war dass die SbZ.verschwenderisch mit kostbarem Papir umgeht- -wenn von jemandem die Rede ist, dem seine Herkunft so wenig bedeutet.
Oder gewinnen wir den Herrn Hagen Rether vielleicht doch noch für eine Benefiz- vorstellung welche der Förderung eines anderen Kulturzweiges dienlich sein könnte ?
Ein Kulturzweig welcher bis jetzt stiefmütterlich von unseren Germanisten, Literaten und KULTURreferENTEN links liegen gelassen worden ist.
Die Mundart in Schrifft und Zeitung z.B. Ja genau dass meinte ich mit kostbarem Papir.
Angeblich soll es eine Ecke geben welche der Mundartliteratur reserwiert ist.Schade nur dass die Mundartschreiber und Forscher nicht in der Lage sind sich zu organisieren. So die Meinung des Herrn Siegbert Bruss.
Ech hat ze bidden mat dese´Wiertern.
der Ijel


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Biervampir
unregistriert
erstellt am 10.02.2005 um 11:26 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
"Hab nur dem sevens Recht geben wollen,wenn er der Meinung war dass die SbZ.verschwenderisch mit kostbarem Papir umgeht- -wenn von jemandem die Rede ist, dem seine Herkunft so wenig bedeutet"

Und genau das hat riokardo angesprochen !!!

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Siegbert Bruss
Moderator

Beiträge: 68
Von:Deutschland, 80335 München
Registriert: Feb 2001

erstellt am 10.02.2005 um 11:30 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von Siegbert Bruss anzusehen!   Klicken Sie hier, um Siegbert Bruss eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Wenn "der Ijel" auf die siebenbürgisch-sächsischen Mundartautoren zu sprechen kommt, weicht er zwar vom Thema Hagen Rether etwas ab, veranlasst die Redaktion aber zu einer kurzen Stellungnahme. Die Siebenbürgische Zeitung hat ihre Spalten für den jungen Kabarettisten zu Recht weit geöffnet und damit indirekt zu einem kontroversen Dialog eingeladen. Dazu stehen wir. Dass heißt aber nicht, dass die Mundartautoren dadurch kein Forum mehr finden. Im Gegenteil: Es finden zurzeit Gespräche statt, um eine seit langem geplante Mundartecke in absehbarer Zeit doch noch ins Leben zu rufen.

[Dieser Beitrag wurde von Siegbert Bruss am 10.02.2005 editiert.]

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RA Fabritius
Mitglied

Beiträge: 301
Von:D-81679 München
Registriert: Okt 2000

erstellt am 10.02.2005 um 13:09 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von RA Fabritius anzusehen!   Klicken Sie hier, um RA Fabritius eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
Original erstellt von Riokardo ... und ich nehme mit grosser Wahrscheinlichkeit an, dass eben die Tatsache, dass Rether sich aus seiner Herkunft "nichts macht" zu dieser Ablehnungshaltung geführt hat. Und somit ist es für mich logisch dass, hätte Rether von Siebenbürgen und dem edlen Saxenvolk geschwärmt, die Be- (Ver)urteilung anders ausgesehen hätte...

Hi Riokardo,

sorry, wenn ich provoziert haben sollte, ist und war bestimmt nicht beabsichtigt. Vielleicht habe auch ich mich verrannt oder leichtfertig provozieren lassen (z.B. von der oben zitierten Diktion und den Vermutungen), Schwamm drüber.

Melde mich hier wieder, wenn ich bei Rether war und seine Inhalte besser kenne.

Schönes Wochenende

[Dieser Beitrag wurde von RA Fabritius am 10.02.2005 editiert.]

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riokardo
Mitglied

Beiträge: 885
Von:D 73614 Schorndorf
Registriert: Mrz 2004

erstellt am 12.02.2005 um 04:37 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von riokardo anzusehen!   Klicken Sie hier, um riokardo eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
- auch den Jargon "Hinterfotzig" finde ich so abscheulich, den man leider gelegentlich so locker gebraucht, -


Kleine Klammer:
Dieses Wort hat nicht die Bedeutung welche ihm von manchem "Nordlicht" vielleicht zugeordnet wird, sondern heisst einfach "hinterhältig". Das Wort "Fotzen" heisst im Bayerischen (übrigens auch im landlerischen Dialekt) "scharfes Mundwerk", die Schwaben sagen "Gosch"
Und wer weiss was ein "Fotzenhobel" ist? (Klingt übrigens auch net gerade salonlike?)

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Elfi
Mitglied

Beiträge: 219
Von:
Registriert: Apr 2004

erstellt am 12.02.2005 um 11:45 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
[QUOTE]

[Dieser Beitrag wurde von Elfi am 17.01.2007 editiert.]

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joker
Mitglied

Beiträge: 390
Von:Frankreich
Registriert: Jan 2001

erstellt am 12.02.2005 um 13:48 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von joker anzusehen!   Klicken Sie hier, um joker eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
riokardo:

Und wer weiss was ein "Fotzenhobel" ist?


ne mundharmonika?


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der Ijel
Mitglied

Beiträge: 455
Von:
Registriert: Apr 2004

erstellt am 14.02.2005 um 19:14 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von der Ijel anzusehen!   Klicken Sie hier, um der Ijel eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat

Lustig lustig- - -
Danke Riokardo, danke Joker für diese Belehrung. Hab mich im Lexikon für Jargonkunde wirklich nicht ausgekannt.
Unverzeihlich für einen Dialektforscher.
Zum Glück gehöre ich in diesem Fall noch zu den Laien. Komme also noch glatt davon ?
Da unterscheide einer Kitsch von Kunst,
oder Ethik von Eckel- - - -
Bedunke mech.


[Dieser Beitrag wurde von der Ijel am 16.02.2005 editiert.]

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joker
Mitglied

Beiträge: 390
Von:Frankreich
Registriert: Jan 2001

erstellt am 19.02.2005 um 17:17 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von joker anzusehen!   Klicken Sie hier, um joker eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Fernsehtip heute: Samstag, 19.02.2005 22.05 Uhr auf 3sat

Zitat:
Deutscher Kleinkunstpreis 2005 - Kabarett/Musik, D 2005 Samstag, 19.02.2005
Beginn: 22.05 Uhr Ende: 23.05 Uhr Länge: 60 Min.
VPS: 22.05
Gäste: Lisa Politt, Gerhard Bronner, Gunkl alias Günther Paal, Hagen Rether
Moderation: Frank-Markus Barwasser

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gabler
Mitglied

Beiträge: 1
Von:
Registriert: Apr 2005

erstellt am 04.04.2005 um 02:12 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von gabler anzusehen!   Klicken Sie hier, um gabler eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Also ich finde den Mann ziemlich gut und kann die Aufregung hier und in einem anderen Forumbeitrag keineswegs nachvollziehen. Wer Hagen Rether live gesehen hat weiß wie man seine (in der Tat manchmal sehr harten) Statements einzuordnen hat. Allerdings: was die Sbz-Berichterstattung angeht gebe ich euch recht. Ziemlich unnötig über den grünen Klee gelobt. Eine Drehung zu weit.

Naja, auf jeden Fall gab es am Donnerstag sogar im renommierten Rheinischen Merkur eine ganze Seite Portrait. So unbeschrieben kann das Blatt Rether also nicht mehr sein. In Anlehnung an die Ksta-Meldung hier mache ich auch mal Copy & Paste:


HAGEN RETHER
Böser Mann am Klavier

Autor: KONSTANTIN KEHL

Der Präsident des Deutschen Bundestages ist ein Freund der Kultur. Im Rahmen des politischen Aschermittwochs lud Wolgang Thierse in diesem Jahr Kabarettisten ins Berliner Abgeordnetenhaus. Als er im Januar die Presse über sein Vorhaben informierte, lag am nächsten Morgen ein entrüsteter Brief des CSU-Kollegen Max Straubinger auf seinem Schreibtisch. Veranstaltungen, bei denen Politiker durch den Kakao gezogen würden, hieß es darin, gehörten nicht in die Gebäude des Parlaments. Der erstaunte Bundestagspräsident rechtfertigte sich und ließ das Programm unverändert durchführen. Mit von der Partie war Musikkabarettist Hagen Rether, der im letzten Jahr alle namhaften Wettbewerbspreise des Genres einheimste. Und wer den Gewinner des Deutschen Kleinkunstpreises 2005 kennt, dürfte die Aufregung sogar ein wenig nachvollziehen können.
Hagen Rethers routinierte Kombination aus fundiertem Wissen über politische Konfliktthemen und der Weisheit eines Mittdreißigers bescherte ihm den „Stuttgarter Besen“, das „Fohlen von Niedersachsen“, den Bonner „Prix Pantheon“ und andere wichtige Kabarett-Ehrungen. Skrupellos und charmant vorgetragen, bringt der Essener die politische Klasse in Erklärungsnot. Holger Pfahls vor Gericht, eine auf Waldorfpädagogik schwörende Kultusministerin in Bayern sowie Unions-Kanzlerkandidat Stoiber, der mit dem „Inkontinenzteam“ bei der Bundestagswahl punkten wollte, summiert er zu einer niederschmetternden Diagnose über das „wiederverneinte Deutschland“: „Die Werte gehen, Schröder bleibt!“ Das „böse Wort mit F“ lässt er dabei nicht aus. Sie wissen, welches? Genau, FDP.

Es ist Samstagabend. Was die Herren Politiker in Kurzform haben erdulden müssen, geht im Rahmen des Heidelberger Kleinkunstfestivals Carambolage als knapp dreistündiges Programm mit dem Titel „Liebe“ über die Bühne. Der Newcomer überrascht sein Publikum mit fiesen Pointen, über deren Verdaulichkeit in der Pause heiß diskutiert wird. Eingebettet sind sie in versöhnliche Klavieruntermalung und überraschende Assoziationsketten. Rether wird schließlich mit stürmischem Applaus verabschiedet.

Körperlich ist der böse Mann am Klavier bereits ein Großer: Mit seinen fast zwei Metern überragt er nahezu alles, was ihm scheinbar die Sicht auf das Leid des kleinen Mannes versperren will. Die rot-weiß-schwarze Binde mit Arbeitsamt-Emblem, die er in einer türkischen Schneiderei fertigen ließ und sich provokativ über den rechten Oberarm streift, hat er vorm beschaulichen Plausch im Foyer abgelegt. Auch den unbenutzten Baseballschläger, ein martialisches Bühnenutensil, ließ er auf dem Flügel im Saal liegen.

Ansonsten entspricht der Newcomer äußerlich dem Schnösel, den er auf der Bühne mimt: akkurat gebundener Pferdeschwanz, weißes Hemd und schwarzer Schlips. Mancher Journalist hat sich über diese dandyhafte Garderobe bereits den Kopf zerbrochen, weil sie auf den ersten Blick nicht zu seinem gelegentlich unfeinen Redefluss passen mag. „Dabei kleide ich mich fast immer so“, entzaubert er alle Spekulanten, die unmittelbar nach der One-Man-Show über den „bewussten Kontrast“ fachsimpelten.

Apropos Fachsimpeln: Wenn Hagen Rether über Politik redet, dann ist das alles andere als aufgeschnapptes Halbwissen aus der Straßenbahn. Täglich durchforstet er vier bis fünf Tageszeitungen, um jeden noch so kleinen Fauxpas der politischen Elite akribisch auf ihren kabarettistischen Nutzwert zu prüfen. Denn wenn es etwas gibt, was sich Rether nicht auf den adrett gekleideten Leib schneidern mag, dann ist es die neunmalkluge Einfallslosigkeit, die seine Mitstreiter zum Verschleiß von „Luxusthemen“ verleitet. Witze über die Frisur von CDU-Chefin Angela Merkel etwa oder über das Aufbauen von Ikea-Regalen. Dieses Feld überlässt er den massentauglich zurechtgeschnipselten Ulknudeln im Privatfernsehen: „Das ist mir zu niederträchtig und langweilt mich zu Tode.“ Der Wahl-Essener tritt lieber in die Fußstapfen von kabarettistischen Schwergewichten wie Mathias Richling, Georg Schramm oder Matthias Belz.

Politik, das hat Helmut Kohl einmal behauptet, wird mit dem Kopf und nicht mit dem Kehlkopf gemacht. Dem hat Hagen Rether nichts Geringeres entgegenzusetzen als die Kraft seiner Stimme. Der gelernte Pianist mit der soliden Sangeskunst macht Politik – zumindest in dem Sinne, dass er die oft gut situierten Kabarettgänger an deren soziale Sprengkraft erinnert. Es wirkt ein bisschen so, als würde er heimlich lauschen, wenn sich die Kumpel im Ruhrpott in den Trinkhallen versammeln und mit einer Mischung aus Hohn und Sorge über die Wahnwitzigkeiten des politischen Betriebs urteilen.

Im Pott, da fühlt er sich wohl: „Ich liebe die Mentalität der Menschen. Es ist ganz anders als in Städten wie Köln, wo die Modediktatur herrscht und man erst mal von außen abgescannt wird.“ Mit 20 Jahren ist er aus Freiburg nach Essen gekommen, um an der Folkwang-Hochschule Musik zu studieren. Als er nach dem erfolgreichen Abschluss immer noch als Klavierbegleiter von Kabarett-Doktor Ludger Stratmann seinen Unterhalt verdient, organisiert er sich selbst Auftritte vor einem Dutzend Zuhörern. Das ist nun gut drei Jahre her. In der Zwischenzeit hat der Geheimtipp die Runde gemacht, und die exquisiten Stätten deutschen Kulturtreibens melden bei Rethers Gastspielen immer öfter ausverkaufte Säle.

Der Zyniker spricht über die Frauen dieser Welt, über Politikergattinnen und über Anke Engelke. Er greift all die Geschichten des Alltags auf, an denen wir auf Seite eins Anteil nehmen, verknüpft sie miteinander und denkt immer eine Ecke weiter. Die Psyche von Bundesinnenminister Otto Schily, der sich ebenfalls als Waldorfschul-Fan outete, hat er „eingehend“ analysiert: „Das kommt davon, wenn man in der analen Phase nur Holzspielzeug bekommt.“ Oder die von Torwart Oliver Kahn: „Ein Mann wie Steffi Graf.“ Manchmal redet er so leise, dass man genau zuhören und innerlich zurückspulen muss. Komplexe Themen wie die leidige Altersvorsorge bündelt er deshalb zu simplen Wortspielen: „Früher wollte man heim ins Reich, heute will man reich ins Heim.“

Nicht fehlen darf die Grönemeyer-Nummer – der absolute Renner im Programm. Sie ist in einer Zeit entstanden, als der Bochumer Popstar die Leidensgeschichte nach dem Tod seiner Frau in dem Song „Mensch“ verarbeitete, während die Öffentlichkeit längst von seiner neuen Lebensgefährtin wusste. „Grönemeyer spielt sich als Gutmensch auf, das finde ich nicht richtig“, sagt Rether in ermahnendem Ton über den Popmusiker, der in London lebt und in Deutschland Platten verkauft. „Mich stört ja nicht seine Musik, mich stört die Attitüde.“ Es ist eines der wenigen Themen, die nicht im politischen Kontext stehen.

Politik ist dem Kabarettisten ein großes Anliegen. Viele Probleme werden seiner Meinung nach kleingeredet oder unter den Teppich gekehrt: „Benzin kann ja zum Beispiel gar nicht teuer genug sein, das muss man den Leuten sagen.“ Während der Familienvater am Bier nippt, folgen seine Blicke den schemenhaften Gestalten im Augenwinkel, die im Vorbeigehen zur gelungenen Vorstellung gratulieren. Ja, „Liebe“, das ist auch Liebe zu der Anerkennung, die er momentan von allen Seiten bekommt. Seine Genugtuung kann er nicht überspielen. Aber: Er ist ein stiller Genießer.

Die „Westdeutsche Allgemeine“ nennt ihn „den Pianisten mit den leisen Bosheiten“ – und legt mit dieser Einschätzung ungewollt Zeugnis ab über das verkrampfte Verhältnis von Humor, Identität und Political Correctness in Deutschland. Nein, Hagen Rether ist nicht leise böse, er ist auch nicht laut böse. Hagen Rether ist schlicht und ergreifend böse. Wenn er aus dem Nichts mit der braunen NS-Keule wedelt oder Gunther von Hagens als „größten Plastinator aller Zeiten“ feiert und das Lied von den „Drei Chinesen mit dem Einschussloch“ anstimmt, dann ist das bitterböses Kabarett. Allerdings bleibt es Kabarett in einer Form, die zum Nachdenken anregt. So geht Rether mit einer ungemütlichen, ergreifend vorgetragenen Arie vom Parkett: „Herr, die haben Angst, dass ihre Kinder verhungern, und wir haben Angst, dass unser Deo versagt. Herr, wie kriegen wir in ihren Drittweltschädel rein, dass du Europäer bist?“

„Wenn sich jemand über mich aufregt“, findet Rether, „zeigt das nur, wie empfindlich die Themen sind und wie wichtig es ist, darüber zu reden. Ich habe die Schmerzen nicht verursacht, sondern weise auf sie hin.“ Der Kabarettist hinterlässt einen bleibenden Eindruck und die Erkenntnis, über Dinge lachen zu können, die bisher unter dem Mantel des Schweigens verhüllt waren.

Einen Mantel streift er sich nun selbst über, denn draußen ist es kühl, und morgen wartet schon die nächste Stadt darauf, mit dem ewigen Schweigen abzuschließen.


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getkiss
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Beiträge: 1042
Von:D 81245 München
Registriert: Okt 2001

erstellt am 04.04.2005 um 06:40 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Zitat:
Original erstellt von getkiss:
Und nicht nur das!
Die Vorbestellung bei muenchenticket.de für "Liebe"am 14.03.05 ist schon abgelaufen!
getkiss

Nun, der gut gefüllte Terminkalender hat mich vom Gegenteil von Qualität überzeugt.
Da die Preise in München doch ziemlich hoch sind, besuchten wir die "Liebe" Rethers in Ebersberg.
Die halbe Stunde für die einfache Fahrt wurde vom der Differenz des Eintrittskarten-Preises mehr als gerchtfertigt.

Das kann man von der Vorstellung nicht sagen.

Ein müder Mann, der zynisch Bosheiten als Kabarett verkauft, auf seine Uhr öfters demonstrativ schaut nach dem Motto "wem opfere ich meine kostbare Zeit"...

Der kleine Gipfel war schon am Anfang. Da das Publikum sich erlaubt an Tischen zu sitzen wo gegessen und getrunken wird, löffelt der Wortkünsler mehr oder weniger gelangweilt seinen Joghurt...

Wie im Kölner Stadtanzeiger erwähnt, werden die Themen aus der Presse genommen. Die sind alle zu bekannt um noch kommentiert zu werden. Die Differenz zur Presse ist die Bissigkeit, Teilweise unflätig hervorgetragen.

Das der Künstler bekannte Vorfälle in der katholischen Kirche kritisiert ist sein gutes Recht, das er aber den Papst just in senem Todeskampf "zum Außstopfen" freigibt ist freilich nicht pietätlos sondern geschmacklos.

Und das hat mit Kabarett nichts mehr zu tun.

Alles in allem: Trotz des guten Klavierspiels und guter Immitation von Grönemeier - mit geändertem Text - war die Vorstellung platt, müde, voll mit Wiederholungen, möglicherweise wegen der Müdigkeit.

Oder war es eine "Pflichtvorstellung" vor einem Publikum "das nicht genügend zahlte"?

Es blieb uns die Feststellung:
Der "Nachwuchs" ist - trotz Preisen - noch lange nicht auf dem Niveau der altgedienten Kabarettisten. Und weil Geschmacklosigkeit nicht mit Kabarett gleich zu setzen ist, können wir uns für die Zukunft dies, trotz (eigenfinanzierter?) Pressereklame ersparen....

getkiss

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riokardo
Mitglied

Beiträge: 885
Von:D 73614 Schorndorf
Registriert: Mrz 2004

erstellt am 04.04.2005 um 12:32 Uhr    Klicken Sie hier, um sich das Profil von riokardo anzusehen!   Klicken Sie hier, um riokardo eine eMail zu senden!     Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Also, ich selber habe bei seinem Auftritt bei 3sat auch nicht viel mehr als Langeweile empfunden. Lisa Politt und Günther Paal waren meines Erachtens viel besser als Rether. Auch da konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er alles nur aus Langeweile vor sich herplappert. Na vielleicht ist es nur ein subjektiver Eindruck, jeder Kabarettist hat so seinen eigenen Stil, "Jeder schafft anders" wie es so heisst und vielleicht ist die zur Schau getragene Langeweile auch nur gemimt und er will es einfach so rüberbringen?
Salute!

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Grumpes
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Beiträge: 39
Von:
Registriert: Feb 2005

erstellt am 16.09.2006 um 20:52 Uhr          Beitrag editieren/löschen   Antwort mit Zitat
Ich schau gerade auf 3Sat eine Kabarett-Sendung. Hagen Rether ist dabei, er gibt sich Mühe, in dem, was er tut, aber ich kann mich Riokado nur anschließen...
Es kommt nichts rüber... Seine Kollegen in dieser Sendung (u.a. Volker Pispers, Matthias Deutschmann, Hans Liberg) sind um Längen witziger, treffender, sarkastischer, pointierter usw.

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