erstellt am 07.05.2004 um 14:11 Uhr
Oswald Otto Kessler; München, 5. Mai 2004Laiw Lieser der „Sakseschen Wält“, schün än der Programmschräft vum Ufung ases Diskussions- uch Baidrochsforums „Saksesch Wält“, hat ech uch Baidrach iwer de
Geschicht aser sakseschen Literatur ä Siweberjen versprochen. Et hot e wenich gedouert, bäs ich derza ku’ bän. Na äs et esi färr, ech begden dem interessierten Lieser en Bibliographie aller bekunten Sakseschen Publikationen vun den Ufengen bäs hegt. De afgezohlt Publikationen sen än mih Bibliotheken vürhunden. Derza zillt än ierschter Rend de Bibliothek des Brukenthalmuseums än Hermannstadt, dro än der „Siebenbürgische Bbibliothek“ (nebst Archiv), Schloss Horneck, 74831 Gundelsheim / Neckar, Tel. 06269-42150, uch än der Bibliothek äm „Haus des Deutschen Ostens“ (HDO), am Lilienberg 5, 81669 München, Tel. 089-449993-0.
Af’t ierscht hai:
OSWALD-OTTO KESSLER
DIE SIEBENBÜRGISCH-SÄCHSISCHE DICHTUNG,
EIN BIBLIOGRAPHISCHER UMRISS
DE SIWEBERJESCH – SAKSESCH DICHTUNG,
EN BIBLIOGRAPESCH AFSTÄLLUNG
TEIL I
VON DEN ANFÄNGEN BIS ZUR JAHRHUNDERTWENDE DES 20. JAHRHUNDERTS
(ANGDER UNDERM UCH FÜR DE FORSCHER DER LETZEBUERGER SPROOCH NÄTZLICH)
Für det allgemien Verständnes än detscher Sprooch verfasst.
1. Die wahrscheinlich ersten in siebenbürgisch-sächsischer Mundart gedruckten Texte sind das „Vaterunser“ (Seite 194) und der „Lobgesang des Zachariae“. ( Seite195) in Johannes Trösters „Das Alt/ und Neu/ Teutsche DACIA...“ erschienen in Nürenberg/ Verlag Johann Kramers, gedruckt bey Christoph Gerhard/ 1666. Johannes Trösters Familie könnte nach Ernst Wagner, bzw. nach SCHEINER aus Kerz stammen. Seine Ausbildung begann am Gymnasium in Hermannstadt, Siebenbürgen, er Studierte unter anderem in Nürnberg.
Quelle: „Das Alt und Neu-Teutsche Dacia...“ von J. Tröster, unveränderter Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1666 mit einer Einführung von Ernst Wagner, Böhlau Verlag Köln Wien, 1981
2. Erster bis heute bekannter und gedruckter, Gelegenheits-Text in siebenbürgisch-sächsischer Mundart ist ein wertvolles Glückwunschgedicht des Kronstädter Studenten Paulus Francisci, welches er seinem Freund und Landsmann Johannes Czekelius aus Deutsch-Kreuz gewidmet hat. Das Gedicht erscheint im Anhang an eine Disputation die am 19. Juni 1668 im „Großen Auditorium“ in Strassburg von Czekelius verteidigt wurde. Das Original der Disputation, als auch das Mundartgedicht wurden in den 80-er Jahren (1980) in der vom Rektor Martin Kelp im Jahr 1684 gegründeten Bibliothek der Schäßburger Bergschule in Siebenbürgen entdeckt.
Quelle: Wochenzeitschrift "Karpatenrundschau" vom 09. 01. 1987
3. Als dritte Quelle siebenbürgisch-sächsischer Dichtung gelten die in den „HECATOMBE SENTENTIARUM OVIDIANARUM, Germanice imitatarum... Aufgesetzt von Valentino Franck, Patricio. Typis Cibiniansis, Excudebat Stephanus Jüngling Anno 1679“ enthaltenen Texten. In diesem Werk bringt der Hermannstädter Königsrichter Valentin Franck von Franckenstein Übersetzungen von "Hundert auserlesener Sprüche deß berühmten röhmischen Poeten Ovidii Nasonis“, in den Sprachen deutsch, ungarisch, rumänisch und in siebenbürgisch - sächsisch.
Quellen: Dr Egon Hajek, „Die Hecatombe Sententiarum Ovidianarum des Valentin Franck von Franckenstein, Verlag des Südosteuropäischen Forschungsinstitutes, bei W. Krafft, Hermannstadt,1923, dieses Buch ist zu finden u.a. in der Martin Opitz Bibliothek in Herne, Deutschland. Siehe auch der Zeitungsartikel „Umb das Gemeinde Wesen hab ich mich sehr bemuehet, Vor 300 Jahren starb der Sachsenkomes Valentin Franck von Franckenstein“ , von Oswald Kessler, in der Siebenbürgischen Zeitung vom 31. Okt. 1997.
4. Johann Seivert, „Lob des Winters“ ein Gedicht als Muster für Bauernmundart, erschienen in einem Kalender, 1781.
Quelle: Quelle: Horst Schuller Anger, „Vill Sprochen än der Wält“ (Seite 10), Dacia Verlag, Klausenburg, 1988.
5. Johann Seivert, „Das hohe Lied Salomos in siebenbürgisch-sächsischer Sprache“, in „Ungarisches Magazin oder Beyträge zur ungarischen Geschichte, Geographie, Naturwissenschaften und der dahin einschlagenden Literatur“ bei Anton Löwe, Pressburg 1787.
6. Andreas Wolf, ein schmales, bisher übergangenes Bändchen mit zum Teil recht derben Hochzeitsversen in siebenbürgisch.-sächsischer Mundart, bei Hochmeister, 1792 erschienen.
Quelle: Horst Schuller Anger, „Vill Sprochen än der Wält“ (des weitern mit "Vill Sprochen..." angegeben)
7. Josef Filtsch, Büchlein mit Gelegenheitsversen, erschienen 1802.
Quelle: „Vill Sprochen...“
8. Ein Flugblatt und dessen Parodie, 1809, Quelle. „Vill Sprochen...“
9. Johann Karl Schuller, „Gedichte in Siebenbürgisch-Sächsischer Mundart“, Hermannstadt, 1840... „Der Berliner Gesellschaft für deutsche Sprache gewidmet“. In dieser Sammlung erscheint u.a. „Die Bauernhochzeit“ (wohl in Kleinscheuern bei Hermannstadt) der Susanne Löprich: „Woram klappert em mät Schellen,“ / Föng mö Moan iest un, ...
Ebenfalls in dieser Sammlung ein Gedicht in Kleinbistrizer Ortsdialekt, von Andreas Bayer. Dieses Gedicht ist ein schönes Beispiel Nordsiebenbürgischer Mundart, bei der die Ähnlichkeit mit der LËTZEBURGESCH SPROOCH am deutlichsten zu erkennen ist.
10. Friedrich Wilhelm Schuster „Siebenbürgisch-sächsische Volkslieder, Sprichwörter, Räthsel, Zauberformeln u. Kinder-Dichtungen“, Mit Anm. u. Abh. hrsg. Hermannstadt; Steinhaussen 1865. Das Buch ist vorhanden u.a. in der Bibliothek im "Haus des Deutschen Ostens" (HDO), Am Lilienber 5, in 81669 München, Tel. 089-449993-0.
11. Viktor Kästner, „Gedichte in siebenbürgisch-sächsischer Mundart“, Hermannstadt 1862, vom Vater des 1857 verstorbenen Dichters herausgegeben, zweite Auflage 1885 von Adolf Schullerus herausgegeben. Es folgten weitere Ausgaben.
Quellen: Lexikon d. sb. Sachsen.
12. G. A. Schullerus, sieben Predigten in Mundart, 1881,
Quelle: Rdolf Hörler, „Die mundartliche Kunstdichtung der Siebenbürger Sachsen“ Hermannstadt,1915.
13. G.A. Schullerus, Kantorgeschichten (z.B. "Wä en praf sachsesch Gebeiran aren klenen San Manier geliert huet“, Jahrgänge 1884, 1886, 1888, des Neuen und alten Hauskalenders. Ebenfalls G.A Schuller, zwölf kleine Schnurren in den "Landwirtschaftlichen Blättern", 1888.
Quelle: R. Hörler. »Die Munartliche Kunstdichtung . der Siebenbürger . Sachsen“ Hermannstadt,1915.
14. Michael Prall, „Bauernschwänke aus dem Nösnerland“ und Jakob Friedrich Graef, „Det irscht Brud“ und „Det Usterbued“, ebenfalls in Nösner Mundart, im Sonntagsblatt „Der siebenbürgische Volksfreund“ 1888, 1895.
Quelle: R. Hörler « Die Ma. Kunstd. d. Sb. Sachsen“ Hstdt. 1915
15. Franz Herfurth, Herausgabe des Sonntagsblattes „Der siebenbürgische Volksfreund“, in welchem in der Blütezeit dieses Blattes fast in jeder Nummer ein mundartlicher Beitrag zu finden ist. (wahrscheinlich ab 1898) Unter seinen bekanntesten Geschichten sind zu erwähnen: „Katreny – kost te schwejen“, Der.sb. Volksfreund, 1894, Nr.8, „Wann enner zem Aglack geburen ass“ (Kronstädter Mundart), ebenda, 1893, Nr.19, „Wuel äs Quuel“, in „Volksfreund-Kalender“ 1898, und „Ous der hemmleschen Housapentiek“, in „Neuer Volkskalender“ 1898.Quelle: R. Hörler, „Die ma.-Kunstdi. d.Sb. Sachsen“ Hermstdt, 1915.
16. Franz Herfurth hat auch Rosegger in die siebenbürgisch-sächsische Mundart übertragen, „Wei et dem Lurmes Krastel mat seynen pantalonigen Hosen gegange wor“, in „Volksfreund-Kalender“1898.
17. Als die beste mundartliche Predigt, stuft Rudolf Hörler, Franz Herfurts Vesperpredigt vom 3. Dezember 1893 in Wolkendorf bei Kronstadt, mit dem Titel „Ansprache an die Wolkendorfer“
Quelle: R. Hörler, „Die mundartliche Kunstdichtung der Siebenbürger Sachsen“, Hermannstadt 1915. Franz Herfurth wird im „Lexikon der Siebenbürger Sachsen“ nicht erwähnt.
18. Andreas Scheiner „De Wasserlidung“ (Marktschelkener Mundart) im Sonntagsblatt „Der Siebenbürgische Volksfreund“ 1894
Quelle: R. Hörler
19. Georg Alfred Scherg, „Der Flischer und der Gebauer“, (Kronstädter Mundart), im Sonntagsblatt „Der Sb. Volksfreund“ 1890 Nr.40
Quelle: R. Hörler.
20. Erwin Sachs (Gottfried Henning d. Ä.): „Der nåst Schaser Spass“ Sonntagsblatt des.Sb.Volksfreundes. 1893 Nr.26, „Wä der Deiwel än de Kirch wor geroden“ (Schässburger Mundart) Ebenda. 1894 Nr. 42, „Ugeluhnt uch berohmt“ Ebenda 1895 Nr.2, Wä’m än de Schiellihn änhieft und de Lieregehålt afbiessert“ Ebenda 1894 Nr.52, „Do hiert der Spass af“Volksfreund-Kalender1896, „Dät Wätlufen“ Ebenda 1896, „Iwerraschungen“ Landwirtschaftliche Blätter 1899, „De irscht Fort mät der Agnitler Bahn“ Ebenda 1899,
K. Gutt: „Wä de Schaser...“ Ebenda 1898, 13, und „Wä schwechsem de Hännän Rosina Schweigerin wor“ (Eine der besseren Humoresken) Volksfreund-Kalender 1904, H. B. „Wä em fuir fafzig Johren Risen måcht“ Landwirtschaftliche Blätter“ 1907, Nr. 4, u.a.m.
Quelle: Rudolf Hörler, „Die mundartliche Kunstichtung der Siebenbürger Sachsen“ Hermannstadt, 1915
21. Novellen aus den 90-er Jahren des 19. Jh..
Dr. Adolf Schullerus, „Wedmed“, Romanbeilage des Sonntagsblattes „Der siebenbürgische Volksfreund“ 1891, “De Dielung“, Ebenda 1892, Nr. 16.
“Af dem Fräenveriensball“ (Kindergeschichte) Ebenda 1893, Nr. 21.
“Vun em Daskel, diden näst zäklesch kangd, und em Schilinspekter, diden uch gat blesch ze schimpfe verstand“ Volksfreund-Kalender 1896.
Emmi Kapesius, Wä en hart Knorren mär wird“ Sonntagsblatt „Der siebenbürgische Volksfreund“ 1892.
Marie Capesius, „Wo äs de Brokt“ Ebenda 1892.
22. Johann Karl Rösler, gebürtig aus Reen, veröffentlichte seine im Reener Ortsdialekt verfasssten Geichte in Volksfreund – Sonntagsblatt und in der „Festschrift zur Einweihung des Gymnasialgebeudes in sächsisch Reen“ 1893, gezeichnet mi „R.H.v.R“ (Rösler Hanno von Reen). Wegen dieser schwer zu erkennenden Signatur wird, J. K. Rösler in den Bibliographien selten erwähnt. Quelle. R. Hörler, „Die Mundartliche Kunstdichtung der Siebenbürger sachsen“, Hermannstadt 1915.
23. zur Jahrhundertwende erlebte die sächsische Mundartdichtung, (vor allem die Lyrik) in Siebenbürgen ihre Blütezeit. Von 1888 – 1901 kamen (nach Horst Schuller Anger, „Vill Sprochen... insgesamt in Liedersammlungen 72 neue Verfasser hinzu. Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges schien es so, als ob die mundartliche Dichtung den Vorrang behalten werde. (A. Scheiner, 1940). Des Sächsischen bediente man sich auch in der Korrespondenz; z.B. Briefe von Hermine Welter an den rumänischen Publizisten Valeriu Braniste, 1887 (H. Schuller Anger).
24. Viele der neu geschaffenen Texte wurde vor allem als Lieder Vertont verbreite, so in der von Franz Herfurth 1895 und 1900 herausgegebenen Liedersammlung. Zu den heute noch bekannten Autoren zählten u.a. Ernst Thullner, Friedrich Wilhelm Seraphin, Franz Herfurth, Anna Schullerus, J. W. Litschel, Georg Meyndt, Fr. Ernst, Carl Römer, Hermann Kirchenr.
25. „Ous der Rokestuw“. Lastich Gedichten ä saksesche’ Reimen, vun Ernst Thullner, Härmestadt 1892.
26. Nach der Jahrhundertwende erscheinen mehrere Einzelausgabeb sächsischer Autoren, so z.B. „Was die Bauern singen und sagen“ von Josef Lehrer, Mediasch, 1903 ( „Äm Ären, äm Ären...“, „Det Kati huot zwin hiesch lonk Zep“ u.a.)
27. „Himwih, kleine sächsische Erzählungen“ von Anna Schullerus, Hermannstadt, 1904, ( ... „Pärli“, „Der Chrästman“, u.a.)
An diesem Punkt angelangt, wäre die Geschichte der Siebenbürgisch – Sächsischen Dichtung, von den Anfängen bis zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in Form einer Bibliographie skizziert.
Was in dieser Aufstellung noch fehlt, sind die Theaterstücke der sächsischen Bühne. Eine nähere Betrachtung verdienen auch die Liedersammlungen.
All dieses, als auch die Fortsetzung der Bibliographie bis in die Gegenwart folgt demnächst.
Oswald – Otto Kessler, München, den 07. Mai. 2004
[Dieser Beitrag wurde von Oswald-Otto Kessler am 07.05.2004 editiert.]