Auszug aus Klassentreffenheft

17. Juni 2006

Sonstiges

Prof. Mausi sagte bei unserem ersten Klassentreffen 1957: "In diesen zwei Klassen wehte ein besonderer Geist". Lassen wir ihn nach 45 Jahren wieder in unsere Erinnerung eintreten.
Auszug aus Klassentreffenheft 45 Jahren Schulabgang der 7. Volksschulklasse Bartholomä (1952 – 1997) von Wilhelm Ernst Roth www.wilhelm-roth.de
07.04.2006 Augsburg
Vorwort Keiner von uns ist Literat geworden. So konnte ich keinen Fachmann bitten über unsere Begebenheiten zu schreiben. Es mußte aber getan werden. Es sind unsere Erlebnisse, unser gelebtes Leben vor einem halben Jahrhundert. Das herauszukramen, festzuhalten das ist nach meiner Ansicht jede Mühe wert. Dieses besonders darum, weil wir einer untergehenden europäischen Kulturgruppe angehören. Wenige sind meiner Bitte über Erlebnisse aus dieser Zeit zu schreiben gefolgt. Darauf hin kramte ich aus meinen Memoiren, die ich für meine Enkel geschrieben habe, und brachte es aufs Papier. Mein Bericht ist dadurch länger als der der Andren und hat einen etwas persönlicheren Tatsch. Für beides bitte ich um Entschuldigung. Diese Berichte wegzulassen wäre doch schade gewesen, andererseits bitte ich diese Zeilen nicht als ein Podium meiner Selbstdarstellung anzusehen. Ich habe alle zum schreiben aufgerufen. Es ist ein Einblick in die damaligen Zeit. Ich glaube hiermit doch so manches dem einen oder andern in Erinnerung bringen zu können, da er Zeitzeuge dieser Erlebnisse war. Alle Mitschüler, die ich angeschrieben hatte habe ich gebeten das wenn, sie über jemanden Schreiben zuerst sich die Einwilligung von der betreffenden Person holen sollen, weil der Text diese Broschüre eine Veröffentlichung ist.
Wilhelm Ernst Roth
Herbst 1949, kamen wir, eine Gruppe von Schülern der Martinsberger Schule, nach Bartholomä in die 5. Klasse. Ein neuer Lebensabschnitt begann.
Das Neuste in unseren 2 Klassen waren die tollen Mädel. Sie hatten sie sich nach alter Tradition zu Kränzchen zusammengetan. Der Einzige, der mehr Umgang mit ihnen hatte, wurde von den andern, Mädelkönig genannt. Bald schalteten wir Dazugerasten uns ein. Es war toll ins Kränzchen zu gehn. Flaschen drehen, Pfänderspiele mit Pfandauslösen z.B. Sternezählen, Strom oder Dunkelversteckes, wobei die ersten Küsse ausgetauscht wurden, zu spielen. Die ersten Tanzschritte wurden einstudiert. Wie oft sind wir abends im Dunkeln am Gassentor eingefroren. Einfach waren diese Wege nicht. Immer wieder wurden wir auf den Straßen von rumänischen Jugendlichen verprügelt. In den Jahren "45 bis "52 hatten wir Deutsche viel zu leiden. Verhaftungen, Deportation, Totalenteignungen, Willkür auf allen Ebenen. Auf der Straße wurden wir Kinder grundlos von den Rumänen zusammengeschlagen und das nur, wenn sie in der feigen Überzahl oder größer als wir waren. In der zweiten Klasse (Honterusschule) überfielen uns, einmal zu Mittag, als wir aus der Schule kamen, mehreren Klassen der jüdischen Schule, die von einem jüdischem Lehrer angeführt wurden, die mit Stöcken auf uns einschlugen. Am Tag darauf sind unsere Lehrer in die Nachbarschule gegangen und haben sich beschwert. Wenn man am Nachmittag zu einem Freund ging, tat sich oft plötzlich ein Tor auf und 6 - 8 Jugendliche stürmten heraus und schlugen dich zusammen. Bei so einem Überfall habe ich ein Messer abgewehrt, das mir einer in den Bauch gestoßen hätte. Er hat nur knapp die Pulsader der linken Hand verfehlt. Die Narbe ist auch heute noch sichtbar. In einem Nachbardorf (Heldsdorf) hatte ein Sachse weniger Glück. Einfach so im Vorbeigehen wurde ihm ein Messer grundlos in den Bauch gestoßen. Er starb daran. Sein Mörder wurde eingesperrt, tauchte aber nach kurzer Zeit im Dorf in Staatssicherheitsuniform auf. Sie haben sich die Richtigen ausgesucht.
An der rumänischen Schule konnte man nicht vorbeigehen. Als es uns eines Tages zu Bunt geworden war, ereiferten wir uns und wollten mit der rumänischen Schule abrechnen. Alle Mädchen und Jungen unserer 2 Klassen gingen los. Auf der Brücke in der Mittelgasse blieben wir stehen und sahen, wie die Schüler aus der rumänischen Schule, herauskamen. Nun gingen wir ihnen entgegen, dabei wurden wir immer weniger. Zum Schluß blieben wir nur zu dritt. Peter H. und Werner J. Bevor wir an der Kreuzgasse ankamen, kam uns eine Gruppe Rumänen entgegen. Provokativ flog uns eine Schultasche entgegen, die einer von uns mit dem Fuß in den Bach stieß. Darauf folgte der Angriff. Ich wurde von einem jungen Raufbold angesprungen, machte eine Drehung und schleuderte ihn in den Bach, wo er sich beim Sturz den Unterarm brach. Als er schrie, er habe die Hand gebrochen, hörte die Kampfhandlung auf. Einige seiner Klassenfreunde gingen mit ihm weiter andere rannten, um Verstärkung zu holen. Auf der Brücke der Kreuzgasse - Mittelgasse stand ich zum Schluß allein, umzingelt von einer Schar rumänischer Schüler. Es muß Herbst gewesen sein. Ich trug eine gefütterte Lederkappe, die über die Ohren ging und unter dem Kinn festgebunden war, hatte Handschuhe an und in der Faust einen Lederriemen mit einer Schlaufe an einem und einer großen Mutter am anderen Ende. Damit wollte ich wie Taras Bulba mit seinem Morgenstern auf die Köpfe meiner Gegner einschlagen, wenn mehrere sich gleichzeitig auf mich stürzen. Obwohl ein großer Kreis um mich war, wurde ich nicht angegriffen, bis eine lange Hopfenstange auftauchte (ein Kopf größer), der es mit mir aufnahm. In kurzer Zeit hatte ich ihn niedergeboxt. Mit blutender Nase und Mund haute er ab. Danach ging ich weiter im Kreis, um zu sehen, wer sich mir noch entgegenstellen würde. Um eine Zeit sah ich, wie eine Schar von rum. Schülern hinter einem Zerlumpten auf mich zukam. (Wie ich später erfahren habe, hatten sie ihm Geld gegeben). Nun gab ich Hasenpanier. Er lief mir eine Zeitlang mit der ganzen Meute in die Langgasse nach, bis wir beide aus der Sichtweite der andern waren. Danach hat er es sein lassen. Jahre später fragte ich einen Rumänen, der dabei waren, warum sie mich nicht angegriffen hätten. Als Grund gab er an, daß sie das mit dem Armbruch mitbekommen hatten und schiss vor mit hatten. Auch glaubten sie, ich hätte ein Messer in meiner Faust.
Es waren die Hetzparolen, die Hetzfilme und die Möglichkeit, sich am Hab und Gut der Deutschen zu bereichern, die diese Situation hervorgerufen haben. Rumänien, das unaufgefordert von der Achse seinen eigenen Krieg gegen Rußland begonnen und geführt hatte, hatte sich als die Russen vor der Grenze standen, nach dem Wind gedreht und verstand sich nun als tapfere, zum strafen berufene Siegermacht. Die zu bestrafende Bevölkerung waren ihre eigenen Staatsbürger deutscher Nationalität, die sie als Minderheit zu den 2 Millionen Ungarn, nach der Einverleibung Siebenbürgens 1918 mitbekommen hatte. Als Zugehörige einer kriegsverlierenden Nationalität waren wir Deutsche über Nacht vogelfrei. Nie in der 800 jährigen Geschichte in der Deutsche, Rumänen und Ungarn im heutigen Rumänien nebeneinander gelebt haben, hat es Ausschreitungen der deutschen Bevölkerung gegenüber der rum. Bevölkerung gegeben, die solche Maßnamen als Vergeltungsmaßnahmen gerechtfertigt hätte.
Meine Unterlippe ziert auch heute noch eine Narbe von einem Schlag eines Erwachsenen, den ich als 8 Jähriger in einer Autobusstation erhalten hatte, weil ich deutsch mit einem Schulfreund sprach. "Red Rumänisch. Du ißt rumänisches Brot." dann folgte der Schlag wahrscheinlich mit einem Ring. Dies, obwohl die deutsche Sprache in Rumänien offiziell nicht verboten war.
Die Arkade über meinem rechtem Auge wurde durch einen Schlag geöffnet, als ich einem Schulfreund (Schunn) zu Hilfe sprang, den eine ganze Juniorenfußballmannschaft (Locomotiva) aus dem einzigen Grund, weil er blond und somit als Deutscher zu erkennen war und nichtsahnend daherkam, zusammenschlagen wollten. Ich befand mich unweit von ihnen und hatte alles mitbekommen. Zuerst kam die Provokation durch einen Jüngeren, der ihn anspuckte. Ich sprang dazu, schlug zu und schrie: "Falle!!" Da setzten sich die anderen auch schon in Bewegung. Wir liefen, was wir konnten. Aber zum Schluß wurden wir auf der Tribüne (Bartolomär Sportplatz) ganz oben mit dem Rücken zur Wand, gestellt. Als wir sahen, daß sie vorhatten, uns die 5 -6 m über die Balustrade hinunterzuwerfen versuchte ich einen verzweifelten Ausbruch und befand mich im nächsten Moment inmitten einer Traube von Händen und Füßen, die an mir hingen. Wir rollten über die steinernen Sitzplätze die Tribüne hinunter. Als sie sich an mir satt geschlagen hatten ließen sie mich laufen. Ein Steißbeinbruch, der mir jahrelang zu schaffen machte (zumal in der Schulzeit beim Sitzen), sowie eine Narbe, Arkadenöffnung, über meinem rechten Auge sind die bleibenden Erinnerungen. Ich hatte das Gefühl, das meine Gesichtshaut 2 cm angeschwollen war. Gut, das mein Nasenbein nicht gebrochen wurde.
Genug davon.
Physik, Chemie, Mathe, Sport, waren meine Lieblingsfächer. Zu Hause wurde viel experimentiert. Hans Gustav Morawetz (Butzi) verfügte über ein reiches Arsenal an chemischen Substanzen, da er im Garten der Seifenfabrik wohnte, in der es auch ein chemisches Labor gab. Am Anfang war ich der Ständer, der die Probiergläser hielt und so manche Säure tapfer über die Finger rinnen ließ, die dann am anderen Tag jäh nach Säure eine andere Art von Verbrennungsfarbe vorwies. Diese trug ich dann heroisch zur Schau. Phantastisch waren die roten ätzenden Dampfwolken, die durch Butzis Küche schwebten. Schießbaumwolle, und andere Substanzen mit guter Böllereigenschaft wurden hier zusammengemixt. Zu der Zeit spielte in Kronstadt der Film "Salarul groazei". Inhalt: ein Nitroglyzerintransport.
Nitroglyzerin! Damit könnte man in der Schulerau den verschütteten Gang in der Milchsteinhöhle (in Wirklichkeit gibt es den Gang nicht) aufsprengen! Schwefel und Salpetersäure zu besorgen war für Butzi kein Problem. Das Glyzerin, seiner Mutter, musste her. Peter Heichel war mit von der Partie. Da außer uns niemand zu Hause war, stellten wir den Küchentisch vorsorglich vor's Haus, taten die Chemikalien bereit und als der letzte Tropfen im Probierglas war, fanden wir drei uns in Deckung unter dem Tisch wieder. Das Herz pochte uns bis in den Hals. Und jetzt? Es tat sich nichts. Nachdem eine Zeit vergangen war, wurden wir immer mutiger. Zuerst robbte Butzi in die Küche, von wo er einen Wandspiegel holte. Nun, über den Spiegel, konnten wir sehen, was sich auf dem Tisch zutrug. Das aber war herzlich wenig. Nun wurden wir immer dreister. Peter klopfte von unten an den Tisch, um das Nitroglyzerin zu erschüttern und so zur Explosion zu bringen; ich habe mir fast in die Hosen gemacht. Danach hielt ich zitternd den Spiegel, während Butzi mit einem Ästchen an dem ein angezündeter Lappen hing, durch den Spiegel die Lage peilend, die paar Kubikzentimeter Nitroglyzerin zur Explosion zu bringen versuchte. Nichts geschah. Nun nahm Butzi todesmutig das Probiergläschen in die Hand, während wir andern uns schnell in sichere Entfernung begaben. Ein Tropfen auf einen Stein (wie im Film). Nichts. Aus größerer Höhe noch ein Tropfen auf einen Stein. Nichts geschah. Mit Verachtung schüttete er den Inhalt in sein Krötenbasin. Experiment gescheitert. Später analysierend haben wir angenommen, daß Butzis Mutter die Schuld trug, weil sie Zitronensaft dem Glyzerin beigemengt hatte, um es für ihre abgearbeiteten Hände zu gebrauchen. Peter und Butzi haben nach dem Abitur in chemischen Laboren gearbeitet. Ich hatte wandte mich der Physik zu. Als wir über das Licht lernten, fragte ich Frau Prof. Conrad: "Was ist das Licht?" Sie war entzückt, daß ein so junger Mensch sich diese Frage stellte und hat sich in den Pausen mit mir darüber unterhalten und mir von Einstein und Fotonen erzählt. Strom und Licht, in diesem Bereich sind auch 2 meiner Patentanerkennungen erfolgt. Später, habe ich nach einer Ausbildung am Atomphysikinstitut in Bukarest 10 Jahre in der Flugzeugindustrie, in einer nuklearen Einheit mit Röntgen und Isotopenstrahlen gearbeitet.
1951, in der sechsten Klasse, als die Schüler meiner Klasse in die Pionierorganisation aufgenommen werden sollten, bin ich mit Etti zu jedem einzelnen unserer Klasse, der dafür in Frage kam, (die Noten waren ausschlaggebend) nach Hause gegangen und haben uns abgesprochen, nicht einzutreten. Am nächsten Tag sind alle die vorgesehen waren bis auf die damals beste Schülerin Margret Götz in die Pionierorganisation eingetreten. Einige erzählten, sie hätten Prügel zu Hause bekommen. Dies aber nicht weil sie oder ihre Eltern, die eben aus der Deportation zurückgekehrt, überzeugte Kommunisten waren, sondern weil sie Angst hatten, daß der Familie Schaden entstehen könnte.
Sport. Als 13 Jähriger 60 m Laufen in 8 Sekunden. Das ist auch heutzutage ein gutes Resultat. Gerda Spieß (geb. Zach) war auch besonders gut Läuferin. Ballspielen, Team Sport hat mich nicht gereizt. Aber als es die Bartholomäer Schule im Handball gegen die Heldsdörfer zu verteidigen galt, war ich selbstverständlich auch dabei. Wir nähten aus schwarzen Stoffresten B H M (Bartholomäer Handballmannschaft) auf unsere Turnhemden und am Sonntag darauf sollte das Spiel in Heldsdorf stattfinden. Alles gut und schön, aber leider gab es knautsch mit meiner Mutter und ich konnte nur nach gemachter Hausarbeit von zu Hause weg. Unterwegs traf ich Martin Olerscher vor seinem Tor, der auch nicht früher weg konnte. Ich überzeugte ihn, daß wir unbedingt dabei sein müßten und er kam mit. Der Weg über 18 km zu Fuß war verdammt lang. Das merkte auch bald mein lieber Freund Tinni, der mir liebevoll seinen Arm über meine Schultern legte und mir alles über das liebe Vieh und was mit einer Bauernwirtschaft zusammenhängt erzählte, und erzählte und erzählte, während ich mich und ihn dahinschleppte. Als wir ankamen, war die erste Halbzeit mit unserer Niederlage eben zu Ende. Frisch, wie wir nach den 18 km Fußmarsch waren, sprangen wir in der zweiten Halbzeit ein und Tinni (Martin O) verbesserte unseren Punktestand. Danach wurde der Druck der Angreifer immens und als wir am Ende des Spieles zufällig bei einem Strafschuß unsere Gegner im Feld zählten, hatten die schlauen Heldsdörfer 2 Spieler mehr im Feld. Im Burzenland sagt man "Der Heldsdörfer geht über den Juden". Hier haben wir es selber erleben können. Jahre Später habe ich die Norm des "Meister des Sportes" erreicht, und einen Rumänienrekord im Kleinkalibergewehrschießen mit Kimme und Korn errungen, dann aber aus politischen Gründen das Gewehr niedergelegt und meine Sportlerlaufbahn beendet.
1952 waren die Winterweltmeisterschaften in der Schulerau. Wir freuten uns immer über die Erfolge der Deutschen; dabei rechneten wir die Erfolge aller deutschsprachigen Länder gegen andere Nationen aus und freuten uns, dazu zu gehören. Am letzten Tag sind wir, eine größere Gruppe, bei der Siegesfeier gewesen. Es war Tauwetter; in kürzester Zeit hatten wir wutschnasse Füße, dennoch hielten wir stundenlang im Schnee durch. Als die deutsche Fahne gehißt wurde, haben wir Dreizehnjährige laut geschrien und uns mit Tränen in den Augen umarmt.
Ostern. Am zweiten Ostertag zogen wir unsere schönsten Kleider an und mit Emil Streitfert der Ziehharmonika spielte, ging es von Mädelhaus zu Mädelhaus, um die Mädel mit Patschuliwasser (Parfüm) zu bespritzen. Wir kamen uns großartig vor. Nachdem wir überall Eierlikör und andere "geistreiche" Getränke aufgewartet bekommen hatten, versuchten wir auf den Gasrohren, die über den Mittelgässer Bach gelegt waren, als Beweis unserer Trinkfestigkeit herumzubalancieren, was freilich nicht jedem gelang. Der Alkohol und das Süße brachten bald den einen und den andern dazu, den Weg nach Hause zu Mutti einzuschlagen.
Hitlerfaschistische Brutstätte In der Bartholomäer Schule, wohnte eine jüdische Familie. Eines Tages war großer Aufruhr. Emil Streitfert hatte mit der Ziehharmonika auch das Lied "Auf der Heide blüht ein kleines Blümelein“ gespielt und die Schulleitung wurde von der Jüdin als "hitlerfaschistische Brutstätte" bei der kommunistischen Partei angezeigt. Als die Zuständigen den übersetzten Text vorgelegt bekamen, glätteten sich schnell die Wogen, weil die Rumänen aus diesem Volkslied nichts Klassenfeindliches erkennen konnten.
Buchecker sammeln. Eines Tages erhielten alle Schulen in Kronstadt den Auftrag, Buchecker abzugeben. Das Quantum waren 2 Liter pro Schüler. Damit wir lernen, was man unter welchem Baum aufheben soll, wurde an einem Nachmittag ein Schulausflug in den Buchenwald hinter dem Kuschmann organisiert. Alles war gut und schön, bis Adolf ein Eichhörnchen entdeckt hatte. Unser Jagdinstinkt war geweckt. Die Schleuder hatten wir immer dabei. Da unsere Treffsicherheit nicht allzugroß war, jagten wir zwei dem Tier immer weiter nach, bis von unserer Klasse nichts mehr zu sehn und hören war. Es war so herrlich in diesem Wald. Bald stießen wir auf den Weg, der zum kleinen Hangestein führte. Ich erzählte Adolf von der dortige Höhle und dem Loch, das der rum. Popa (Pfarrer) aus der rum. Kirchengasse nach Angaben eines Rutengängers dort hatte graben lassen, um sich an dem legendären Schatz des Königs Salamon (aus der Bibel !!) zu bereichern. Das waren doch alles wichtigere Sachen als Buchecker klauben. In der Zwischenzeit sammelte sich die Klasse zum Heimweg. Beim Abzählen fehlten zwei. Die waren halt auf einer Expedition, ohne sich vorher abzumelden. Wir waren doch nicht doof, das hätte auch nicht hingehauen. Die Klasse schwärmte im Wald aus, man rief unsere Namen, aber vergebens. Auf jeden Fall hat die Lehrkraft bestimmt ein mulmiges Gefühl gehabt, mit 2 Schülern weniger aus dem Wald nach Hause zu kommen. Um 10 Uhr am Abend hielt Prof. Lucka es nicht mehr zu Hause aus und stattete uns einen Besuch ab. Große Erleichterung für sie, als sie mich zu Hause vorfand. Donnerwetter zu Hause, Donnerwetter spezial für uns zwei Sünder am nächsten Tag in der Schule. Zu unserer Verteidigung hatten wir nichts vorzubringen. Als Strafe, wurde uns auferlegt, daß wir die doppelte Menge Buchecker abzugeben hätten. Doppelt, was doppelt? „10 Liter mehr werde ich auf den Tisch legen!" hör ich mich noch heute sagen. Der Termin war kurz. Ich weiß auch heute noch, wo ich bis in die Dunkelheit, am Schlossberg, Buchecker geklaubt habe. Zum Schluss waren es 14 Liter über den Plan, wofür ich dann bei der nächsten Schülerversammlung auch noch sehr gelobt wurde. Wenn ich heute mich aus einer Gruppe entferne, melde ich mich immer ab.
Adolf und Peter L. hatten als Einzige in der Klasse ein Fahrrad. Was haben wir nicht alles gemacht, um damit auch eine Runde zu drehen.
Karl May wurde trotz offiziellem Verbot, in einem seiner Bücher sind die Kommunisten nicht gut weggekommen, viel ausgetauscht und gelesen. Grolla hatte die meisten. Ich hatte da um eine Zeit den Eindruck, daß da etwas abgefärbt hatte.
Lehrer waren Respektspersonen für uns. In der zweiten und dritten Klasse gab es noch Stockhiebe. Auch an der Wand stehen mit gehobenen Armen, die nach kurzer Zeit furchtbar schmerzten, war an der Tagesordnung.
In der 4. Klasse in Martinsberg lernten wir gemeinsam mit unserem Lehrer Klein Russisch. Zwei von uns konnten es bald besser als der alte Lehrer. Aber das Verhältnis zueinander stimmte.
Frühjahr 1952. Viele zumal Siebenbürger Sachsen mußten Kronstadt innerhalb von 48 Stunden verlassen und sich mit ihrem Hab und Gut, 60 km von Kronstadt entfernen. Die Familie von Adolf Werner, Peter Leonhard und Martin Olescher sowie unsere Physik und Chem. Prof. hatte es ebenfalls getroffen. Die Situation erkennend, habe ich meine Klassenkameraden aufgefordert, Betroffenen, bekannt oder unbekannt, unentgeltlich in Gruppen zu je 3, zu helfen. Ich bin durch die Stadt gegangen und habe mich umgeschaut, und Hilfe angeboten. Wie ergriffen und froh war ein 80 jähriger Oberst aus der Burggasse, dem wir dreizehnjährige Jungen: Peter, Etti und ich, ohne dafür auch nur das Geringste anzunehmen, dazu noch als ganz Fremde und das aus eigener Initiative beim Wohnungsräumen halfen. Seine Dankesrede, in denen er von einem Geist des Zusammenhalts, von einem Volksbewußtsein, Verantwortung der Generation füreinander als Selbstverständlichkeit, von Tradition, sprach, bewegte mich lange Zeit. Direktor von Killyen der deutschen innerstädtischen Schule wurde, wie ich später erfahren habe, weil er zu solch einer Hilfsaktionen, die Schülern aufgerufen hatte, seines Amtes enthoben.
Einer von uns hatte entdeckt, daß es gut tut, sich an einer bestimmten Körperstelle zu betätigen. Er glaubte es unbeobachtet in der Unterrichtsstunde tun, zu können. Dabei zurrte er seinen Schultaschenriemen um seine Dreifaltigkeit. Als der Lehrer Wermescher den herausragenden Riemen bemerkte, fragte er ihn: "Was ist, bändigst du einen Löwen?"
Butzi erzählte, dass es oft zu Rauferei zwischen Adolf und mir gekommen ist. Es knisterte einfach in der Luft und dann gingen wir, angefeuert von den andern, auf einander los. Dabei ging es immer darum, wer der körperlich Stärkere ist. Wir haben unsere Kräfte wie junge Ziegenböcke gemessen, geprügelt haben wir uns nie. In Erinnerung ist mir nur geblieben, daß wir unzertrennliche Freunde, bis auf eine kurze Zeit, in der uns Kupidon mit demselben Pfeil verletzt hatte, immer gewesen sind.
H. wollte wahrscheinlich üben, um später einmal in das Buch der Rekorde eingetragen zu werden, denn er hat versucht und es auch geschafft über die 2m hohe Kabinenwand im Klo zu pinkeln und dabei einen Volltreffer gelandet. Der Getroffene war aber nicht sonderlich begeistert und hat in der Kanzlei gepetzt. Damit so etwas nicht wider vorkomme, wollte Dir. Greger ein Exempel Statuieren und H. aus der Schule schmeißen. Er wird es wahrscheinlich selber auch mal versucht haben und als er dann feststellte, daß er es mit eine Hochleistung zu tun hatte, hat er wahrscheinlich keine Gefahr der Wiederholung darin gesehen, oder, dass von nun an jede Pause ein Schülerwettbewerb stattfinden könnte, wonach dann jedesmal ein "Parfümierter Petzer" vor ihm stehen würde. Hallo, kannst du das noch? Ich glaube, ich könnte mich heute ruhig als Zielscheibe hinstellen, du würdest es nicht mehr schaffen. Oder?
Im Schulhof spielten wir oft Räuber und Gendarm. Dabei konnte man seine Herzallerliebste einfangen und zur Sammelstelle abführen. Hierbei war Körperkontakt unvermeidlich, der von uns Jungen redlich ausgenützt wurde.
Unserer Matheprof. Luca habe ich auch einmal eine Freude gemacht. In einer offenen Stunde hat sie uns den Pythagora- Lehrsatz vorgetragen. Als Erster in der Klasse begriff ich ihn und wandte ihn an der Tafel an. Für sie war die Stunde gerettet. Später hat sie sich besonders bei mir bedankt.
Unsere Deutschlehrerin Petri stellte sich in der ersten Stunde als "Mausi" vor. "Aber wehe, Wehe dreimal Wehe, wenn mir jemand auf der Straße Mausi nachruft!". Dabei rollte sie nur so ihre Augen und drohte mit dem Finger. Wir haben es auch nicht getan. Sie lehrte uns gotisch schreiben, ich bin ihr auch heute noch dankbar dafür.
Mausi, Detesan und Anastasia Bulgakof haben ich und sie mich, mit meiner Rechtschreibung in Verzweiflung getrieben. Die erste Klasse hatte ich in der rum. Schule absolviert, weil meine Mutter angst hatte, das man die deutschen Kinder nach Rußland verschleppt. Kann sein, daß ich durch den frühen Alfabetwechsel verkorkst wurde
Singen hatten wir mit der Frau Prof. Fleischer, "Tonika". Ich höre sie noch heute sagen: "Den Text von politischen Liedern darf man nicht verdrehen, das ist für euch, eure Familie und für uns, die Schule, gefährlich. Ein deutsches Volkslied zu verschandeln ist eine Sünde. Wir haben es sein lassen. Auch heute kann mancher aus dieser Zeit einen Text, bei dem die heutige jüngere Generation stumm bleibt.
Beim Verfassungunterrichtete hatte es unser Direktor Greger besonders schwer mit uns. Wir haben ihn in Verzweiflung getrieben, indem wir ihm die Diskrepanzen zwischen dem, was in der Verfassung stand und der Realität vorgehalten haben. Ich sehe ihn, wie er den Klassenkatalog zuschlug und die Klasse fluchtartig mit den Worten verließ, daß er die Com. Partei. verständigen wird, sie sollen kommen und uns belehren. Wir waren bestürzt. Aber selbstverständlich hat er nichts unternommen, wir waren aus dem gleichen Holz. Am Tag darauf, es war Sonntag, er spielte die Orgel in der Bartolomäher Kirche. Hier ageschieden hatte er ein längeres Gespräch unter 4 Augen mit einem von uns. Danach wußten wir wie wir uns ihm gegenüber in der Verfassungsstunde zu benehmen hatten und wir taten es auch.
In Erdkunde mit Marianne Rudolf- Wolf hatten wir Landkarten zu kopieren. Diese Art von Lernen hat sich gut bewährt. Man wußte gleich nach den Umrissen, um welches Land es sich handelte. Daß Augsburg die Hauptstadt von Schwaben mit eigener Regierung ist, habe ich zum Staunen meiner hiesigen Mitbürger erst 30 Jahre später erfahren. Wenn man dazu vergleicht, daß die hiesige Bevölkerung Siebenbürgen irgendwo in Sibirien vermutet, so glaube ich, daß sie uns doch so manches beigebracht hat.
Als die Not am größten war, wurden von unseren Lehrern die Familien, wo beide Elterteile vorhanden waren und arbeiteten, (durch den Krieg und die Deportation, waren das wenige) gebeten, einmal in der Woche ein Kind zu Mittag zu beköstigen. Was auch geklappt hat.
Turnen. Werner Widmann. Sein Umgang mit uns Jungen war einmalig: zackig, herausfordernd, motivierend, dabei immer den mitreißenden Humor auf den Lippen, dass war die Art, die ihn uns zum Idol, zum Vorbild gemacht hat. Als er uns in der ersten Stunde an den Ringen in dem Schuppen, der im Sommer unser Turnsaal war, vormachte, was man da alles machen kann, und wir es dann heimlich ihm nachzumachen versuchten, was bei kläglichen Versuchen blieb, stieg unsere Achtung vor ihm noch mehr. Seinen Schülern hat er bis an seinem letzten Schultag immer alles vorgeführt, wofür die Natur, ihr Tribut verlangte und ihn reichlich mit Gelenkschmerzen beschenkt hat. Er hat gewußt, was auf ihn zukommt, das hat ihn aber nicht abgehalten, alles zu geben. Trotz den wenigen Stunden, die wir ihn hatten, ist er für uns ein unvergeßliches Vorbild geblieben.
Nicht zu vergessen ist Frau Brenndörfer, unsere Schuldienerin. Ihr durften wir nicht Frau Schuldienerin sagen, sondern mußten sie mit "Frau Brenndörfer" anreden. Mit ihrem Besen war sie die Respektsperson Nummer eins der Bartholomäer Schule.
Erzieherisch auf uns hat auch Pfarrer Schullerus gewirkt. Als er einmal in seiner Jugendstunde über das Rauchen sagte, es sei eine hervorragendere Geste, ein Zigaretteangebot abzuweisen, anstatt anzunehmen, habe ich mir dies zu Eigen gemacht und nie mehr geraucht. Seine Jugendstunden am Sonntag, waren sein Beitrag, zum Zusammenhalt dieses Häufleins klein, zum Festigen seiner Banden. Ich habe ihn oft aufgesucht und lange Gespräche geführt. Auf meine Aufforderung, er solle uns doch Sachsengeschichte vorlesen, da wir diesbezüglich ein großes Manko hätten, meinte er „es ist zu gefährlich“. Sein Tun und Handeln würde beobachtet. Als die Verhaftungen im Zusammenhang mit dem Schwarze Kirche Prozess losgingen, hat er mich in der Nacht verständigt, damit ich vorhandene kompromittierende Unterlagen vernichte. Ich hatte in der Zeit eine Pfadfindergruppe gegründet und war gerade in der zweiten Phase, in der wir 10 Andere Gruppe von je 10 Mitglieder zu gründen versuchten. Der Hintergrund war derselbe: „Bewahrung unserer ethnischen und kulturellen Identität“, für den Pfarrer Möckel und seine Jugendgruppe 7 bis 25 Jahren schweres politisches Gefängnis erhalten haben.
Edgar Weber Osterspaziergang An einem Ostersonntag morgens um 10 Uhr ereignete sich Folgendes: Buzi (Hans Gustav Moravez), Werner (Jedrejowski) und ich mußten uns bis zum Gottesdienst die Zeit vertreiben. Wir hatten die besten Sachen an und waren von unseren Müttern aufs beste herausgeputzt. Um uns die Langeweile zu vertreiben, fiel uns nichts Besseres ein als in voller Montur zu einem alten Wassersammelbecken zu gehen, um die dortigen Kröten die in 1 1/2m Wassertiefe schwammen, mit Steinen zu bewerfen. Bei dem Becken handelte es sich um ein altes Sammelbecken einer ehemaligen Gärtnerei. Es war etwa drei Meter tief und wurde genutzt, um in der Trockenzeit die Pflanzen zu bewässern. Eine Hälfte des Beckens war mit Holzplanken zugedeckt. Wir stellten uns also auf die Holzplanken und versuchten die Kröten mit Steinen zu treffen. Als wir eine der Kröten getroffen hatten, veranstalteten wir ein großes Kriegsgeheul mit dem entsprechendem Indianertanz. Als Belohnung brach das Podest ein und das Trio fiel ins Wasser. Nach ein paar Sekunden unter Wasser tauchten wir aus dem Naß wieder auf. Jeder mit einer Bohle in der Hand, und einer Perücke aus Algen, auf dem Kopf, schauten wir uns an und mußten trotz dem Schrecken, den wir in den Gliedern hatten, laut lachen. Nach einer Ewigkeit, von unserem Geschrei angelockt, kam Buzis Vater. Als er das nasse Trio im Becken sah, fing er laut an zu lachen. Als er sich ausgelacht hatte und wieder sprechen konnte, versuchte er ernst zu fragen: "Was macht ihr da?" Anstatt uns aus dem Becken zu ziehen, holte es seine Frau, damit sie auch was zu Lachen bekam. Nachdem sich die Beiden über unseren Anblick genug amüsiert hatte, zogen sie uns aus dem Becken. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, dachten wir mit Schrecken an das Donnerwetter, daß uns zu Hause erwarten würde. Buzis Mutter machte sich als gute Fee daran, die Spuren von unseren Sonntagsanzügen zu beseitigen. Doch leider ließen sich die grünen Flecken nicht aus den weißen Sachen waschen. Als Werner und ich dann schließlich mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend auf den Heimweg machten, erwartete uns dort die große Bescherung.
Die Hexenküche Eines Nachmittages machte ich mich auf den Weg zu meinem Freund Willi, um ihn an die Luft zu locken und dabei zusammen den Schloßberg unsicher zu machen. Es kam anders. Im Rothischen Haus angekommen, informiert mich Willis Mutter, daß sich ihr Sproß in der Küche aufhält. Als ich aber zu meinem Freund in die Küche treten wollte, ließ sich die Tür nicht öffnen. Der Schlüssel stach von innen. Ich rüttelte an der Türklinke und rufe immer wieder Willi. Doch in der Küche rührt sich nichts. Schließlich hole ich Frau Roth und wir sprengen die Türe auf. Uns bietet sich ein unvergeßlicher Anblick: Der Küchentisch ist voll von offenen Dosen und Fläschchen. Auf dem Herd steht ein Topf, in dem es brodelt,. Daneben auf dem Stuhl gesunken war der Alchimist, der keinen Mucks von sich gab. Ob er vom vielen Probieren der Zutaten oder von der noch nicht erprobten "neuen Tortenmischung" geschlafen oder in Komma lag, läßt sich nicht mehr feststellen. Sicher ist aber, daß wir es für das Beste hielten, den undefinierten Inhalt wieder aus ihm herauszubefördern. Danach kam er wieder zu sich, sah aber noch reichlich klapprig und blaß aus. Dies ist eines der Experimente, die aus Will's großem Forschungsdrang entstanden sind.
Zu Etis "Hexenküche". Ich hatte damals Erwachsene von besonderen Eigenschaften des gelbem Fingerhuts, von Atropin, vom Fliegenpilz und all den andern wunderbaren Sachen, die in der Natur nur so herumlagen, sprechen gehört. An diese "materie prima" war leicht heranzukommen. Ich hatte kein Seifenfabriklabor wie Butzi zur Verfügung. Mit diesen Sachen musste man doch experimentieren und Experimentieren das war bei mir groß geschrieben. Der neue Hofhund bei meiner Großmutter, zu dem ich noch keine besondere Beziehung hatte, war dazu das richtige Versuchstier. Nur leider verschmähte er meine getränkten Essensreste. Aus der "conclusie" heraus, daß durch Verdampfung der Geruch mitgeht, wolle ich ihm einen Kuchen mit all meinen guten Zutaten, deren Herstellung ich vorher notierte, backen. Eingesperrt hatte ich mich, damit ich nicht zu viel gefragt werde, oder jemand aus der Familie, auch etwas von meinem Gebackenen haben wollte. Dabei kam ich auf die Idee, daß ganz kleine Mengen mir bestimmt nicht schaden würden. Wahrscheinlich habe ich von meinen Tinkturen etwas zu viel gekostet. Ich mußte es ja doch vorher selber tun, da ich den Hund nicht umbringen wollte, sondern nur seine Reaktionen studieren. Auf jedem Fall war Ettis Auftauchen ein Werk der vielen Schutzengel, die mich in meinem Leben begleitet haben. Willi
Otto Schwescht. Erlebnisse aus der Mathematikstunde. Wir hatten wieder einmal die Kreide versteckt, (Kreide war Mangelware und wurde pro Woche der Klasse zugeteilt. War sie verbraucht konnte erst in der nächsten Woche wieder mit Kreide an der Tafel gearbeitet werden. W. Roth) so konnte die Lehrerin Luca die Hausaufgaben nicht auf die Tafel schreiben und gab sie uns aus dem Rechenbuch auf. Dies war unser Vorteil, da wir hinten nachsehen konnten, ob unsere Lösung richtig war. In dieser Stunde mußte uns Lehrerin Luca erklären, was ein Winkel ist. Da sie keine Kreide hatte, konnte sie nicht auf die Tafel für alle sichtbar zeichnen. Sie hatte eine gute Idee. Sie stellte sich auf das Katheder spreizte die Beine und erklärte uns: „das rechte Bein ist eine Gerade. Das linke Bein ist eine Gerade und wo sie zusammentreffen, ist der Winkel." Der Winkel war aber verhüllt. Rechnungen mit Unbekannten sind immer reizvoll. Erst viel später hat sich der Schleier gelüftet. Den Winkel werde ich zeit meines Lebens immer reizvoll finden.
Wenn Frau Luca krank war, sprang Prof. Peteri ein. Dieser hatte ein Glasauge. Bestimmt hatte sich einer mal vorgestellt, das mit so einer gossen Glaskugel, die dabei bald den eine bald den anderen anstarrt, es besonders attraktiv und erfolgreich wäre, Gogola (Murmeln) zu spielen. Wer der Namensgeber gewesen sein mag ist uns unbekannt auf jeden Fall hatte er den köstlichen Spitznamen " Itschu-Gogola" Einmal sollte eine Matheaufgabe an der Tafel gelöst werden, doch es klappte nicht. Itschu wurde immer nervöser. Plötzlich brüllte er laut: "sag mal bist du katholisch?" dabei machte sich sein Kauwerkzeug selbständig. Blitzschnell hatte er es im Flug erwischt und ebenso blitzschnell verschwand es wieder auf seinem Platz. Wir waren, (ich bin es heute noch) einer solcher Geschicklichkeit eines Einäugigen gegenüber, sprachlos. Totenstille. Nach einer kurzem Pause; "Otto komm an die Tafel." Ich zitterte wie Espenlaub. Gott sei Dank konnte ich die Rechenaufgabe gut lösen.
Linde. Lieber Willi, je mehr man an Alter zunimmt verblassen auch die Erinnerungen. Aber nachdem Du bei mir angerufen hattest und mir sozusagen die Pistole auf die Brust gesetzt hast will ich 2 von meinen Erlebnissen die mir in Erinnerung geblieben sind aufschreiben. Eine Physikstunde werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Frau Professor Conrad ließ an diesem Tag eine Arbeit schreiben. Das war ja auch nichts Außergewöhnliches, nur hatte ich nicht gelernt. Was sollte ich bloß tun, abschreiben? Ob das wohl gut geht, dachte ich bei mir, den erstens hatte ich es noch nie versucht und zweitens saß ich in der ersten Bank. Das Schicksal meinte es einen Augenblick gut mit mir. Frau Conrad setzte sich in die letzte Bank. Schnell kam das Physikbuch auf meine Knie. Dabei zitterte ich wie Espenlaub. Aber ich musste mir irgendwie helfen wollte ich nicht das leere Blatt abgeben. Doch kaum hatte ich 2 Zeilen geschrieben stand Frau Conrad neben mir, klappte das Buch zu und setzte eine 1 auf mein Blatt. Vor Schreck brachte ich keinen Ton heraus. Sie sagte aber zu mir: "Ich dachte Du bist ein unbeschriebenes Blatt". In dem Moment hab ich mich so geschämt, daß ich am liebsten in den Erdboden versunken wäre. Ich schwärmte für einen Jungen aus der Parallelklasse. Wenn ich ihn sah, hatte ich Schmetterlinge im Bauch. Ich glaube ich war das erste Mal verliebt. Doch, was immer ich tat, (ich glaube ich schrieb ihm sogar kurze Briefe u. Gedichte) er interessierte sich nicht für mich, ich war wohl nicht sein Typ. Und das tat weh!
Erinnerung von Sigrid Brenndörfer (Müller) und Kraus Anneliese (Hennei) Handarbeit hatten wir mit der Theodorescu, der "Nutifrica" Wir bekamen damals Impfungen gegen Typhus, Kinderlähmung u.s.w. Dabei nahm sie sich liebevoll unserer an, wobei sie immer wieder wiederholte: "Nu ti frica, nu te doare", "Keine Angst, es schmerzt dich nicht", von da an hatte sie ihren Namen „Nu ti fricâ“ weg. Erinnert ihr Euch an den Streich von Rudi Lorenz, zu der Zeit als ein stilles Wasser bekannt? Rudi der Schlingel hantierte wehrend der Handarbeitsstunde mit seiner Jausentüte. Er blies die Tüte auf, drückte sie oben fest zusammen und plätschte sie dann kräftig auf die Bank. Puff. Ein Riesenkrach. Die Reaktion von Nu ti fricâ war Einmalig. Sie vollbrachte vom Stuhl aus einen Senkrechtstart der jeder Saturnrakete zu ehren gereicht hätte. Danach landete sie wieder auf dem Stuhl, wo sie eine Zeitlang wie ein Unglückshaufen, sprachlos sitzen blieb. NU TI FRICA, die immer Tapfere, mußte nun selber getröstet werden. Vorbei der Unterricht vorbei die Stunde und heute Erinnerung!!!
Der dritte Ostertag Wo sind die Zeiten geblieben, wo man zu Ostern spritzen ging! Vorbei, vorbei. Wie ja bekannt, gingen die Jungen und Herrn am zweiten Ostertag zu den Mädchen und Frauen, spritzen, alles selbstverständlich. Weniger selbstverständlich, daß Margret Götz und Liese Kraus am dritten Ostertag jetzt aber zu den Jungen spritzen gegangen sind. Das erste Opfer bei diesem Unterfang war Harry Bruss, der sich schön bespritzen ließ und meinte, wir sollen ihn entschuldigen aber er sei auf einen Besuch nicht eingestellt. Weiter ging es zu Olescher Martin, der uns zwar empfing, aber uns dann seiner Großmutter übergab und er in die Scheune flüchtete, wo er unser Fortgehen abwartete. Ganz toll wurden wir von Willi Roth empfangen, der das ganz locker wegsteckte, uns mit Kuchen, Likör und gefärbten Eiern persönlich bediente. Alles ohne Hemmungen, als ob es vorprogrammiert gewesen währe! Schön war es!!
Unser Schlafwandler. Irgendwann nach Beendigung der siebenten Klasse wurde ein gemeinsames Zeltlager im Wolkendörfer Bad organisiert. An das Wie? was die Anfahrt, bis hin betrifft, sind da keine klaren Erinnerungen mehr, aber um so mehr an folgendes Erlebnis. Wer weiß noch wie war das eigentlich? Suchte Willi, getrieben vom hellen Mondschein, daß Abenteuer, die Mädchen von unserem Nachbarzelt, oder das kalte Naß, daß nur ein paar Meter von unserem Nachtquartier entfernt war. Gute Frage? Zu der Zeit konnten wir des Rätsels Lösung nicht finden. Heute aber! Nur langsam, wir werden versuchen es nachzuvollziehen:
Der Mond schien helle, als der Willi blitzeschnelle in das Zelt der Mädchen kam. Die Mädchen schliefen tief. Der Willi kam ganz schief zu der Zelttür rein und wollte am anderen Ende durch die Zeltwand wieder raus. Das ist scheinbar bei ihm so Brauch. Was dann geschah war ihm vorher wahrscheinlich nicht ganz klar. Ein richtiges Durcheinander brach aus. Aus dem Zelt buxierte man ihn hinaus. Die Jagd ging los und so in Hemd und Hos', lief er auf den Sprungturm los. Und wer ihn hätte schnappen wollen, hätte sich ihm nach, ins kalte Naß begeben sollen. Vorbei mit der ruhigen Nacht. Wir sahen uns um unsere Sicherheit in den Zelten gebracht. Darum schlugen wir unsere Schlaflager in den Holzkabinen auf. Mit den Jungen zusammen zu schlafen, daß war in unserem Alter nicht Brauch.
Hand aufs Herz, wer würde da, mit den heutigen Erfahrungen noch so viel pi pa po um einen Schlafwandler machen. Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, wusste unser lieber Willi nicht, wie er in das Zelt geraten war. Oder doch?? Heute, glauben wir es zu wissen.
Willi Zu Wolkendorf. Es waren zu wenige Schlafplätze in den Zelten. Dennoch bin ich auch nach Wolkendorf marschiert. Die Nacht, draußen, in eine dünne Sommerdecke eingehüllt, war bitterkalt. Ich legte mich ganz an die Zeltwand, hinter der meine Flamme (Gerda) schlief. Mein Herz wurde warm, aber das Sternenzelt, das mich zudeckte, ließ die Kälte in mir immer höher steigen. Nur eine Leinwand trennte mich von Wärme und meinen lang ersehnten Wunschträumen. Das Herz zwischen den Zähnen trat ich ins Zelt hinein. Das Hühnergegacker, das ich dabei auslöste, hatte ich nicht einkalkuliert. Als dann noch Sigrid und Anneliese, mit denen nicht gut Kirschenessen war, dazukamen blieb mir nur die Flucht übrig. Am anderen Morgen fiel das Wort Schlafwandler. Hinter, diesem Strohalm, verschanzte ich mich dann.
Der schönste Muttertagsstrauß Vier Mädchen, nicht gerade als die Bravsten bekannt hatten, ein eigens Erlebnis, das man aus der heutigen Sicht, ganz anders einschätzt. Zu der Zeit waren das eben ein Jugendstreiche. So! Der Muttertag rückt immer näher. Taschengeld, wie heute war für uns EIN Thema. Also war kein Geld da und unsere Muttis hatten sich doch die schönsten Blumen verdient. Logo. Die Zeit drängt zum Handeln, und so überlegten wir, wo sind die schönsten Blumen, welche Mauer ist nicht zu hoch, welcher Zaun ist nicht zu spitz und wo gibt es keinen Stacheldraht? Gute Fragen?!! Zwei Tage vor dem Muttertag beschlossen Nori Schwecht, Marianne Ramser, Sigrid Brenndörfer und ich Anneliese Kraus in den dritten Garten von der Schulgasse aus, über die Mauer des Schulhofes zu schleichen. Der Abend kam heran. Es fing an zu dämmern und auf ging's. Am Ort und Stelle angekommen machten wir uns an die Arbeit und pflückten die schönsten Blumen des Gartens bis plötzlich das Gartentor krächzend, aufging und die Gartenbesitzerin mit einer Petroleumlampe in der Hand in Begleitung eines jungen Herrn in den Garten kam. Jetzt flüchte, wer flüchten kann. Drei von uns waren hinten im Garten untergetaucht, bloß ich konnte kein Gestrüpp mehr erreichen und so mußte ich mit einem Meerretichblatt, am Holzzaun gekuschelt, verbleiben. Wie Vogel Strauß, Kopf in den Sand, Hinterteil im Land, harrte ich in der Stellung aus, wartend auf das, was auf mich zukommen würde. Nur dank der schlechten Beleuchtung und dem Alter der Dame bin ich von ihr nicht bemerkt worden. Der Begleiter der Blumenfrau hatte mich wahrscheinlich gesehen. Ob auch erkannt? Jedenfalls lockte er die Gartenbesitzerin aus meiner Nähe weg, indem er sie auf die von mir gepflückten und auf der Flucht liegengebliebenen Blumen hinwies. Mit der Feststellung sie hätte sie bestimmt vor ein paar Stunden dort vergessen, verließen sie den Garten. Aufatmen. Die schönen Blumen die wie vorher gepflückt hatten waren weg. Natürlich ließen wir uns von unserm einmal gefaßtem Vorhaben nicht abbringen und rucki, zucki waren wir wieder vollzählig an der Arbeit. In Windeseile pflückte wir, ein zweites Mal, Blumen für unsere Muttis.
Dr. Dietmar Brenndörfer. Ein "Müller" in der 7. Klasse. Die hier beschriebene Begebenheit spielte sich während der Zeichenstunde mit Prof. Heinrich Schunn, von uns Peck genannt, ab. Normal saß ich in der zweiten Bank. Diesmal aber in einer der hinteren Bänken, ich glaube neben Etti wo wir, über eine für uns sehr wichtige Sache diskutierten und ich keinen Blick nach vorne, zu Peck verlor. Dieser obwohl fast taub, merkte trotzdem, dass ich seine Erklärungen nicht verfolgte und warf kurzer Hand den vorher vielbenutzten und ganz staubigen Tafellappen, auf mich und traf mich voll ins Gesicht, sodass ich plötzlich ganz weiß wurde, wie ein Müller. Natürlich brach die ganze Klasse in Gelächter aus, und mit ihr auch unser Peck.
Meta Onaca (Roth) Hallo Ihr alle!! Zwar will ich kein Grufti sein aber aus gesundheitlichen Gründen kann ich leider nicht in eurer Mitte weilen. 45 Jahre vergehen schnell und ich kann ich mich nur wage erinnern. So gibt es auch keine Erinnerungen von mir zu erzählen. Eines kann ich Euch fragen, habt Ihr noch Adleff in Erinnerung mit seinem Spaziergang auf der freien Bankreihe, wenn es hieß Arbeit schreiben? Nun zu mir: Volksschule, Handelsschule leider nur 2 ½ Jahre, dann Abendlyzeum mit Abschluss und dann das weitere Leben m Rumänien, Heirat, Kinder und Schaffen. Im Dezember 1986 gelang es mir Rum. "Good Bay" zu sagen. Zu Hause blieb Mann und eine 13. jährige Tochter, die von meinen Fluchtgedanken nichts mitbekamen. Ich hatte ein Besuchervisa zu meinem Sohn aus erster Ehe und mit dem rum. Namen gab es keine Schwierigkeiten. Erst 1989 bekamen meine Beiden die Ausreise und das Wiedersehen war schön. In der Zwischenzeit gab es noch eine Schule in Stuttgart und dann endlich 1988 ein Arbeitsplatz und das mit 50 Jahren. Als wir glaubten alles im Griff zu haben starb mein Mann innerhalb von 6 Wochen. Seit diesem Jahr lebe ich allein in XXXX. Tochter XXX studiert z. Z. in Stuttgart und Sohn lebt in XXXX. 1994 schloss unser Kaufhaus, in dem ich mein Brötchen verdiente und das Ende kennt ihr ja auch. Wenn alles gut geht, so bin ich ab 01, 03, 98 in Rente. Hoffe beim nächsten Treffen auch unter Euch Weilen zu können, wenn es noch eins gibt. Alles liebe und Gute für die nächsten Jahre wünscht Euch Meta.
Gerda Zach Spiess Liebe Schulfreundinnen und Schulfreunde, ich versuche, nach 45 Jahren, einige Erinnerungen an unsere gemeinsame Schulzeit in der Bartholomäer Schule wachzurufen und verschiedene Begebenheiten zu schildern. Anfang der fünfziger Jahre waren in Kronstadt schwere Zeiten, wir Kinder aber waren durch die kriegs und Nachkriegszeit abgehärtet und sehr anspruchslos erzogen worden. In den Schulpausen aß Jeder sein Marmelade- oder Fettbrot, ohne dabei an Schokolade, Orangen, Bananen oder andere Leckereien zu denken, Auch auf Kleidung wurde wenig Wert gelegt, niemand bemerkte ob jemand eine geflickte Hose oder gestopfte Strümpfe trug, Die größten Sorgen um die Existenz lag auf den Schultern unserer armen Eltern, Trotzdem erinnere ich mich an die in der Bartholomäer Schule verbrachte Zeit als an eine zufriedene und glückliche Zeit meines Lebens. Wie auch viele andere Schüler wohnte ich in der Mittelgasse und so führte mein Weg zur Schule den Bach entlang, der mitten in der Gasse floss. Abwärts der Kreuzgasse standen die alten sächsischen Bauernhäuser mit den großen Toren, den Scheunen und Ställen, in die abends die Kühe von der Weide kamen. Zur Schule lief ich meistens im Laufschritt, dagegen dauerte der Heimweg doppelt so lang, denn dann guckten wir in den Bach, warfen Steine hinein, übersprangen ihn und wenn ein Pferdewagen vorbeiführ versuchten wir uns hinten draufzuschwingen, um ein Stück des Weges, in einer Staubwolke gehüllt, mitzufahren. Die Schule, die in der danach benannten Schulgasse stand, bestand aus einem alten Hauptgebäude und einem über den Weg stehendem Nebenbau. Viele Klassenräume gab es nicht und die Bänke die darin Standen waren zerkratzt und abgenützt. Am besten gefielen uns die Turnstunden und die Pausen, in denen meistens Völkerball gespielt wurde. Einer der besten Spielerinnen war Anneliese K., wenn man von ihr mit dem Ball getroffen wurde, konnte man mit einem blauen Flecken davonkommen, Ich versuche, einiges über die Unterrichtsstunden und Lehrer zu berichten. Die von den meisten nicht sehr beliebte Mathestunde verlief gewöhnlich folgendermaßen; Unser Lehrer ein älterer Herr, hoch und mager, mit einem Glasauge war meistens ziemlich nervös. Wenn ein Schüler an der Tafel die Aufgabe nicht lösen konnte, verlor er seine Geduld, schüttelte den Kopf, stampfte mit dem Fuß, fuchtelte mit den Armen m der Luft und rief, dass ihn fast die Prothese aus dem Mund sprang: "nein. nein, setz dich, Zach an die Tafel". In den meisten Fällen löste ich die Aufgabe richtig und damit beruhigte er sich wieder. Die Deutschlehrerin war eine ansehnliche sehr gebildete Dame, die viel Wert darauf legte, wenn wir die Aufgaben in gotischer Schrift schrieben. Sie erzählte uns, über ihre Reisen und ich staunte über die Weite dieser Welt, ohne zu ahnen, dass ich, im Laufe meines Lebens, die Gelegenheit haben werde, fast alle Länder Europas, Nord- und Südamerika und Japan zu besichtigen. Unser Geschichtslehrer schien mir ein kleiner, listiger Mann. Wenn ein Schüler während der Stunde in Gedanken vertieft abwesend war, schlich er auf den Fußspitzen, leise wie eine Katze langsam heran und stand plötzlich vor dem Betreffenden der bei seiner Träumerei ertappt wurde und erschrocken emporschaute. Die Physiklehrerin, eine freundliche, mitfühlende Person, hatte einmal eine unangenehme Begebenheit und zwar wurde sie zur Miliz gerufen, da in der Schule das Lied "Auf der Heide steht ein kleines Blümelein und das heißt Erika" gesungen wurde. Den Behörden klang es bekannt, sie meinten es sei ein Soldatenlied. Unsere Lehrerin musste den Text übersetzen und denen klarmachen, dass es sich um ein harmloses Volkslied handelt. Am meisten hasste ich die Russischstunde, weil mein Vater in Russland gestorben ist. Die Lehrerin sprach ein nicht ganz tadelloses Deutsch und ich wagte es einmal, sie zu verbessern. Dabei war sie sehr entrüstet, nannte mich frech und ich wurde in die Kanzlei gerufen, um mich zu entschuldigen. Die anderen Lehrer gaben mir zwar recht, was das Deutsch betraf, mussten aber aus kollegialen Gründen ihre Partei ergreifen. So war der Zwischenfall beendet, aber gute Noten erhielt ich in Russisch nicht. Auch die Nachmittage im Pfarrhaus behalte ich in Erinnerung. Es waren nicht Religionsstunden, der Herr Pfarrer Schullerus versuchte den Jugendlichen, durch Erzählungen und Spielen, die Freizeit nützlich zu gestalten. An eines der Gesellschaftsspiele erinnere ich mich auch heute noch. Wir saßen in einem Kreis und der Herr Pfarrer stellte die Frage: "Was nehme ich auf einem Ausflug mit?" Der Reihe nach musste jeder einen Gegenstand nennen, aber vorerst auch die Gegenstände in genauer Reihenfolge, die vor ihm genannt wurden. Wer sich verfehlte, schied aus. Es war ein lustiges Gedächtniss- Spiel. Dies sind meine Erinnerungen, die mir jetzt eingefallen sind, aber es gibt natürlich auch andere wie z.B. der Schlossberg auf dem ich mit Willi und Adolf im Frühjahr herumkletterte um verschiedene schöne Steine zu finden. Der Sprengberg, in dessen Nähe wir mit der ganzen Klasse im Herbst Buchecker sammeln mussten und vieles Andere. Da ich leider am Klassentreffen nicht teilnehmen kann, möchte ich noch hinzufügen, dass ich mich leider nicht an alle genau erinnern kann, aber sicher können sich auch nicht alle an mich erinnern. Ich grüße Euch Alle recht herzlich und wünsche Euch ein fröhliches Wiedersehen und Beisammen sein. Gerda
Weitere Informationen über meinen Lebensweg finden Sie in www.wilhelm-roth.de Nur das Beste. Willi

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