Brenndorf im Wirbel der Geschichte: 1925 bis 1949

1. Dezember 2007

Allgemeiner Bericht

Nachdem Otto Gliebe im Frühjahr 2007 den sechsten Band der Presbyterialprotokolle der Kirchengemeinde Brenndorf fertiggestellt hat, hat er – bei eher durchwachsenem Wetter in diesem Sommer – wieder sehr viel Zeit und Arbeit investiert, um auch den siebenten Band der Presbyterialprotokolle zu bearbeiten und fertigzustellen. Band VII umfasst 440 Seiten und wird zusammen mit den noch folgenden Bänden bis in die Gegenwart voraussichtlich im Jahr 2009 auf einer Sammel-CD veröffentlicht. Die geschichtlichen Ereignisse in der Zeitspanne von 1925 bis 1949 hat Otto Gliebe im Folgenden zusammengefasst.
Die evangelische Kirchengemeinde Brenndorf musste harte Jahre durchstehen, denn die stetige Inflation, die Europa, ja die ganze Welt im Griff hatte, wirkte sich auch auf unser scheinbar geregeltes Landleben aus. Durch den Anschluss Siebenbürgens an Rumänien und die Agrarreform wurde Anfang der zwanziger Jahre ein großer Teil des Kirchengrundes enteignet. Durch diesen Verlust sanken die Einnahmen der Kirchengemeinde, und so war das Presbyterium gezwungen, die entstehenden Schulden durch Umlagen auf die Gemeindeglieder zu begleichen. Die Ausgaben und somit auch die Kirchentaxen wurden immer höher. Die Angestellten der Kirche, wie Pfarrer, Prediger, die vier Lehrer, Schul- und Kirchendiener mussten bezahlt werden, Reparaturen an Kirche, Pfarrhaus und den alten Lehrerwohnungen mussten vorgenommen werden usw.

Kirchengemeinde baut Mühle im Pfarrmeiergarten

Um das Kirchenbudget ein wenig aufzubessern und die Gemeindeglieder zu entlasten, entschied sich das Presbyterium 1925, im Pfarrmeiergarten in der Honigbergergasse eine eigene Mühle zu bauen, so wie das zu jener Zeit auch andere Burzenländer Gemeinden getan hatten. Zum Großteil finanziert wurde die Kirchenmühle über eine zinslose Anleihe bei den Gemeindegliedern, die jedoch nach drei Jahren zurückgezahlt werden musste. Die Mühlenpacht brachte aber nicht den erwarteten Geldsegen in die Kirchenkasse, weil die Gemeindemühle in der „Lappengauss“ als Energieträger das Wasser des Weidenbachs nutzte, die Kirchenmühle hingegen den teuren Kraftstrom aus dem Rosenauer E-Werk bezahlen musste.

Einzige Pfefferminze-Destillationsanlage in Rumänien

1927 suchten die Dresdner Leo-Werke einen geeigneten Platz für eine Pfefferminze-Destillation, weil sich der Boden auf den Versuchsfeldern in Brenndorf und den umliegenden Gemeinden als sehr geeignet für den Anbau dieser Pflanzen erwiesen hatte. Die Kirchengemeinde Brenndorf verpachtete ihren Grund am Ende der Mühlgasse, der ursprünglich für Hofstellen vorgesehen war, an die Leo-Werke und sicherte ihn vertraglich ab. So errichten die Dresdner Leo-Werke 1927 auf Brenndörfer Kirchengrund, am Ende der Mühlgasse in Brenndorf, eine Pfefferminze-Destillationsanlage, als einzige Anlage dieser Art in ganz Rumänien.

Vereinhaus wird gebaut

In diese Zeit fiel auch der Bau des Vereinshauses durch den landwirtschaftlichen Verein in Brenndorf, dessen Vorsitzender Martin Kaufmes sen. die treibende Kraft war. Das Vereinshaus wurde 1927 auf dem Kirchengrund zwischen Rathaus und Schule gebaut und vertraglich in das Eigentum der Kirchengemeinde übertragen. Dem landwirtschaftlichen Verein blieb allerdings das Nutzungsrecht des Vereinshauses vorbehalten, das im oberen Geschoss einen schönen Festsaal beherbergt. Da bei diesem Bau auch einige Gräber umgebettet werden mussten, geschah dieses nach Einwilligung der Angehörigen und Bewilligung durch die Sanitärbehörde, unter strenger Aufsicht des Amtsarztes.
Das Vereinshaus (links) entsteht 1927, und 1939 ...
Das Vereinshaus (links) entsteht 1927, und 1939 wird die Schule um zwei Klassenzimmer (Mitte) und eine große Turnhalle erweitert.


Bauplatz für Kindergarten

Ein langjähriges Thema für das Presbyterium war die vom Landeskonsistorium geforderte Einrichtung eines ganzjährigen Kindergartens. Der Wille war vorhanden, jedoch mangelte es immer wieder am Geld.

Als geeigneter Platz für den Bau eines Kindergartens, erwarb die Kirchengemeinde, nach jahrelangen zähen Verhandlungen, den Hof Nr. 213, gegenüber der Schule. Im Sommer 1929 war das Gerücht aufgekommen, dass der Hof Nr. 213 von Ottilie Kreisel, gegenüber der Schule, zum Verkauf kommen würde. Das war die Gelegenheit, einen schönen und geeigneten Bauplatz für den zu errichtenden Kindergarten zu erwerben. Nach den ersten Verhandlungsgesprächen, die Presbyter Martin Kaufmes im Auftrag des Presbyteriums mit Frau Kreisel führte, stellte sich heraus, dass der Hof 650 000 Lei kosten sollte, etwa soviel wie 15 normale Hofstellen, welche die Kirchengemeinde jedem bauwilligen Gemeindeglied, meist Jungbauern, zur Verfügung stellte. Das Presbyterium, vor allem Martin Kaufmes drängten dazu, diesen Hof zu kaufen „bevor ihn eine Bukarester Bank erwirbt und uns ein Bankhaus vor die Nase setzt“.

Nach jahrelangen Verhandlungen ist es 1939 endlich soweit, dass der Hof Nr. 213 zum Preis von 537 000 Lei an die Kirchengemeinde verkauft wurde. Gedeckt wurde diese Summe teilweise durch die Parzellierung des Pfarrmeiergartens in Hofstellen und den Verkauf derselben an Gemeindeglieder. Die Brenndörfer Pfarrei erhielt als Entschädigung für diesen Garten 26 Meterzentner erstklassige Gerste pro Jahr (1 Meterzentner = 100 Kilogramm).

Beliebter Pfarrer Lienert geht

Im Frühjahr 1932 wird Pfarrer Johann Lienert, nach 16 Jahren segensreicher Tätigkeit, in welcher das kulturelle Leben in Brenndorf eine Blütezeit erreichte, als Seelsorger nach Kronstadt/Blumenau berufen. Schweren Herzens lässt die Kirchengemeinde ihren beliebten Pfarrer gehen. Als Nachfolger im Amt, wurde Pfarrer Fritz Schuller, aus Reußmarkt kommend, im Oktober 1932 gewählt.

Ein weiterer Durchbruch wird 1939 erzielt: Die Kirchengemeinde vergrößert ihre Schule um zwei Klassenräume und einen großen Turnsaal und stellt noch zwei junge Lehrer ein.

Turnsaal wird gebaut

Nachdem die Zahl der Schulkinder Mitte der dreißiger Jahre gestiegen ist, drängt die Lehrerkonferenz und das Landeskonsistorium auf die Vergrößerung der Schule um mindestens zwei Klassenzimmer und die Anstellung von zwei neuen Lehrkräften. Als erste weibliche Lehrkraft in Brenndorf wird im Sommer 1937 Fräulein Emma Zikeli aus Tartlau gewählt. Am 24. September 1937 legt sie „im Sinne der Vorschriften unserer Landeskirche, vor dem versammelten Presbyterium, den Diensteid ab“.
Die siebente Klasse im Jahr 1934, gemeinsam mit ...
Die siebente Klasse im Jahr 1934, gemeinsam mit Rektor Johann Schmidt und Prediger-Lehrer Georg Schobel.
Im Sommer 1938 kommt Hans Hermannstädter als junger Lehrer nach Brenndorf. Laut Protokoll vom 17. September 1938 „legt der neugewählte Lehrer, Hans Hermannstädter, „vor Eintritt in die Tagesordnung den kirchlichen Amtseid ab“.

Erst 1938 kann sich das Presbyterium, trotz akuten Geldmangels, entschließen, zwei neue Klassenzimmern und einen großen Turnsaal für die Schulkinder und für die konfirmierte Jugend bauen zu lassen. Der von Architekt Albert Schuller aus Kronstadt entworfene Schulbau sollte laut Kostenvoranschlag 800 000 Lei kosten. Das Presbyterium beschließt: „Es ist eine zinsfreie Innenanleihe von den Kirchenmitgliedern anzustreben, der Rest müsse geborgt werden, wozu das Presbyterium Kurator Martin Kaufmes bittet, im Namen der Kirchengemeinde zu handeln.“ Ende 1939 wird der neue Bau fertiggestellt.

Vom Schulbau sind etwa 35-40 000 Mauerziegeln und Kalk übriggeblieben. Kurator Martin Kaufmes regt an, das Material noch im selben Herbst für die Errichtung eines Rohbaus des Kindergartens, auf dem Hof gegenüber der Schule, zu verwenden. Angesichts des Geldmangels und der unruhigen Zeiten kommt es aber nicht mehr dazu.

Da Prediger-Lehrer, Georg Schobel, nach 40-jähriger Amtszeit in den wohlverdienten Ruhestand treten soll, wird im Juli 1939 der in Brenndorf geborene Junglehrer, Wilhelm Tontsch, mit 14 Stimmen, somit einstimmig, zum Lehrersuppleanten für das Schuljahr 1939/40 angestellt.

Pfarrer Schuller unerwartet gestorben

Im November 1939 erleidet Pfarrer Fritz Schuller, nach siebenjähriger Amtszeit in Brenndorf, einen plötzlichen Tod. Zwei Jahre lang bleibt die Pfarrstelle in Brenndorf vakant, sodass das Presbyterium und die Geschicke der Kirchengemeinde von Kirchenkurator Martin Kaufmes geleitet wurden.

Im Sommer 1940 geht Prediger-Lehrer Schobel in den Ruhestand und wird vom hochlöblichen Landeskonsistorium in die vakante Pfarrstelle, für sechs Monate als Pfarrverweser eingesetzt.

Noch im selben Sommer wird Arnold Römer aus Weidenbach als neuer Prediger-Lehrer gewählt und übernimmt 1941 auch die Führung der Pfarramtsagenden bis zum Beginn des Schuljahres.

Nachdem 1941 auch Lehrer Albert Stamm, der lange Jahre in der Predigerwohnung gewohnt hatte, in den Ruhestand geht, wird die Predigerwohnung renoviert und vom neuen Prediger-Lehrer bezogen.

Ende 1941 sollen die „das Eigentum der Brenndörfer ev. Kirchengemeinde A.B. bildenden, schulischen und erzieherischen Zwecken dienenden Vermögenswerte an die deutsche Volksgruppe“ übergeben werden. Dazu gehören neben dem Schulgebäude noch die Lehrerwohnungen (116 und 117), Haus Nr. 213, und der dazu gehörenden Garten, 16 Joch Lehrergrund, das zu Schulzwecken dienende Versuchsfeld und die Baumschule hinter der Schulgasse. Diese Änderungen werden jedoch nicht durchgeführt und auch nicht im Grundbuch erfasst.

Fritz Nösner ist neuer Pfarrer

Nach zweijähriger Pfarrvakanz wird am 16. Dezember 1941 Pfarrer Fritz Nösner, aus Rothbach kommend, als neuer Pfarrer in Brenndorf eingeführt. Seine Begrüßungsansprache an das Presbyterium beendet Pfarrer Nösner mit den Worten: „So grüße ich Sie in der Amtsstube dieses Heimes, das in der Vergangenheit und Gegenwart viele verantwortungsvolle und freudige Männer im Dienste unseres Volkes sah. Auch in der Zukunft soll es nicht anders sein“.

So wird, nach Pfarrer Michael Semp (1912-1916), innerhalb von 30 Jahren, der zweite Pfarrer von Rothbach nach Brenndorf gewählt.

Im Mai 1942 tritt der vorbereitende Ausschuss, zur Teilung des kirchlichen Vermögens, zusammen, dem folgende Mitglieder angehören: als Vorsitzer Bezirksdechant Michael Paulini, ein Vertreter des Bezirkskonsistoriums, der Ortspfarrer, der Kirchenkurator, ein Vertreter der Volksgruppe und der Ortsgruppenleiter. Nach dieser Teilung verbleiben im Besitz der Kirchengemeinde: das Predigerquartier, die Kirchenmühle, das Geschäftslokal (Consum-Bauernhilfe) und das Molkereilokal.

Nach dem Erdbeben wird die Kirche instand gesetzt

Im Herbst 1942 stellt Pfarrer Nösner im Presbyterium den Antrag, die beim Erdbeben vom 27. November 1940 stark in Mitleidenschaft gezogene Kirche instand zu setzen. Obwohl die Kirchenkasse keine Mittel zur Verfügung hat, wird die Instandsetzung beschlossen und an die Baufirma Zacharias (Honigberg) übergeben. Der Kostenvoranschlag in Höhe von 150 000 Lei wird um fast 25 % überschritten, so dass sich die Endsumme auf 193 800 Lei beläuft.

Im Mai 1944 beschließt das Presbyterium, die Kirchenteppiche in der Truhe des Kirchenkassenamtes unterzubringen und eventuell mit Sandsäcken einzudecken, um gegen Einbruch und eventuelle Bombeneinschläge sichergestellt zu sein.

Erste Presbyterialsitzung nach dem 23. August 1944

In der ersten Presbyterialssitzung nach dem Umsturz am 23. August 1944 eröffnet Pfarrer Nösner die Sitzung mit einer kurzen Ansprache: „Der 23. August ist für unser Volk und für unsere Kirche von besonderer Bedeutung geworden. Durch die Auflösung der Volksgruppe steht unser Volk vor der Tatsache, alle völkischen Einrichtungen verloren zu haben, zu denen auch unsere Schule gehörte. Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass die Kirche alles tun wird, um die Schule zu retten, um unser Volk vor der Auflösung zu bewahren. Große Verantwortung trägt gerade jetzt unser Presbyterium. Wir wollen sie gerne auf uns nehmen und alles tun, um auch den strengen Meinungen des Staates zu entsprechen. Mit einem Aufblick auf Gott, der in der Vergangenheit unser Werk segnete und auch in der Gegenwart seine schützende Hand über uns halten wird, sofern wir treu bleiben“, schließt Vorsitzer seinen Bericht.

Rektor Johann Schmidt entwirft ein Bild über unsere Schule, die gerade vor 50 Jahren gebaut wurde. Immer hatte unsere Schule die Freiheit, ihre Kinder deutsch zu erziehen. Wir wollen hoffen, dass dieses auch in Zukunft so bleiben wird. Seit dem 1. Oktober läuft der Unterricht, nach oberbehördlicher Anordnung. Die Erteilung des Unterrichtes ist sehr schwierig, da Lehrbücher und Lehrplan fehlen. Es ist aber zu hoffen, dass da bald ein Wandel geschaffen wird. Zum Schluss weist Rektor Schmidt, im Namen der Lehrkräfte darauf hin, „dass sie auch in Zukunft alles tun werden, auch unter den veränderten Umständen, im Namen der Kirche, unsere Kinder zu deutschen Menschen zu erziehen“.

Gendarmerie wird in die Dorfmitte versetzt

Um das Plündern in der Gemeinde vor durchziehenden russischen Truppen zu schützen, verlangen der hiesige Gendarmerie-Chef und das Gemeindeamt von der Kirchengemeinde, die Überlassung eines Quartiers, damit die Gendarmerie aus der Kaserne ins Zentrum übersiedeln könne, was eine Vergrößerung der Sicherheit unserer Einwohner bedeutet.

Zur Besprechung dieser Angelegenheit werden Pfarrer Nösner und Kurator Martin Kaufmes ins Gemeindeamt bestellt. Der Gemeindenotär verlangt als Amtssitz für die Gendarmerie das Vereinshaus. Nach langen heftigen Auseinandersetzungen gelang es, den Notär vom Vereinshaus abzubringen und die alte Rektorwohnung zu diesem Zweck anzubieten. Mit diesem Vorschlag erklären sich sowohl der Notär als auch der Richter und Gendarmerie einverstanden. Nach eingehenden Beratungen beschließt das Presbyterium einstimmig: Für die Dauer der unruhigen Zeit ist das ehemalige Rektorquartier der Gendarmerie zur Benutzung zu übergeben. Wie ist aber das Vereinshaus zu besetzen, um einer etwaigen Einquartierung zu entgehen? Presbyter Michael Wagner bringt die Anregung vor, die oberen Räume den Angestellten des rumänischen Rundfunks zur Verfügung zu stellen.

Bischof D. Friedrich Müller verhandelt in Bukarest

Im Frühjahr 1945 fährt unser Bischof D. Friedrich Müller nach Bukarest und wird von der Regierung als Bischof anerkannt und legt auch den Eid ab. Zusammen mit dem Landeskirchenkurator, Dr. Hans Otto Roth, spricht er auch im Kultusministerium vor, wo ihm die Versicherung gegeben wird, dass unsere Kirche in denselben Rechten bleibe wie früher. Der Kirche darf nichts genommen werden. Bezüglich der Schule sei die Angelegenheit nicht klar, jedenfalls werde das Kultusministerium eingreifen. Die Schule werde in Kürze unter den Schutz des Staates gestellt werden. Bis es aber dazu kommen soll, muss die Kirchengemeinde wiederum für die Besoldung unserer Lehrkräfte Sorge tragen.

Da Pfarrer Fritz Nösner und die jungen Lehrer im Januar 1945 auch nach Russland deportiert wurden, versucht das Presbyterium, unter der Leitung von Kurator Martin Kaufmes, die pensionierten Lehrer Georg Schobel und Albert Stamm zu überzeugen, bis zu einer Regelung der Sachlage, wieder in den Schuldienst zu treten, damit unsere Kinder etwas lernen und wir die Schule in Betrieb halten können. Die Pensionisten sind einverstanden, und somit können die 201 eingeschriebenen Schüler die Schule besuchen und unterrichtet werden.

Die ersten Heimkehrer aus der Deportation

Im Juni 1945 kommt ein erster Transport mit Kranken und schwangeren Frauen aus Russland an. Es verbreitet sich das Gerücht, dass im Oktober alle heimkommen könnten.

Trotz der großen Not, die in der Bevölkerung der Landeskirche herrscht, werden Sammlungen veranstaltet. Der Vorsitzer, Kurator M. Kaufmes, berichtet, dass bei der ersten Sammlung in Brenndorf der Betrag von 789.000 Lei zusammengekommen ist; hiervon sind an die Pensionskasse 230.000 Lei abgeführt worden. Dann sind 300.000 Lei für die Aktion in Moskau, zwecks Heimschaffung der nach Russland Deportierten, abgeführt worden.

Die zweite Sammlung unter dem Protektorat des rumänischen „Roten Kreuzes“ hat die Summe von 976.000 Lei ergeben.

Kurz vor Weihnachten kommt Pfarrer Nösner, der sich in Russland ein Bein gebrochen hat, mit einem Krankentransport in die Heimat zurück und übernimmt wieder seine Amtsgeschäfte.

Im Frühjahr 1946 soll die Kirchenmühle zur Verpachtung kommen. Um mehr mit der Mühle zu verdienen, „solle auch eine Hammermühle eingebaut werden“.

Da die Inflation immer schneller wächst und das Geld jeden Tag von seiner Kaufkraft verliert, wird im Presbyterium der Vorschlag gemacht, das Holz für Pfarrhaus, Schule und die angestellten Lehrer mit Kartoffeln zu finanzieren. Mit zehn Meterzentnern Kartoffeln könnte man das Holz für das ganze Jahr bezahlen.

Im Herbst 1947 kommt die ministerielle Mitteilung, dass die beiden Hilfslehrer Georg Schobel und Albert Stamm, nachdem sie das 70. Lebensjahr überschritten haben, nicht mehr an der evangelischen Volksschule in Brenndorf angestellt werden dürfen.

Zur gleichen Zeit führt ein glücklicher Zufall dazu, dass Prediger-Lehrer Rudolf Martzy nach Brenndorf übersiedelt und da Frau Martzy Lehrerin ist, wird sie vom Vorsitzer angesprochen, ob sie nicht eine Lehrerstelle in Brenndorf annehmen wolle. Frau Martzy sagt zu und wird provisorisch auf ein Jahr angestellt.

Im Herbst 1947 werden 189 Kinder in die Schule eingeschrieben.

Aufbahrung der Toten in der Sakristei

Durch die Einquartierung der rumänischen Kolonisten in die sächsischen Häuser und die Enge in den Wohnungen haben Frauen beim Pfarrer vorgesprochen und ihn gebeten, einen Raum zur Aufbahrung der Toten zur Verfügung zu stellen. Das Presbyterium schlägt hierfür die Sakristei, als Provisorium auf beschränkte Zeit, vor.

Schulreform in Rumänien

Da die Schule im Sommer 1948 aus der Obhut der Kirchengemeinde genommen wurde und wir noch nicht wissen, ob die Besoldung der Lehrkräfte und die Instandhaltung der Schule schon in diesem Jahr vom Staat übernommen werden wird, schlägt der Vorsitzer vor, die Besoldung der Lehrkräfte, zumindest für sechs Monate in das Budget aufzunehmen.

An Lehrergehälter wären aufzubringen, etwa 91.000, wobei Vorsitzer bemerkt: Falls der Staat die Gehälter bezahlt, sind die von der Kirche gezahlten Gehälter zurückzuerstatten. Zusammen betragen alle Ausgaben für die Schule rund 199.000 Lei.

Im Juni 1948 wird die Schule vom Staat übernommen, wobei es zu einem bedauernswerten Zwischenfall kommt: Pfarrer Fritz Nösner, der die Kirchenkassen-Bücher, die Eigentum der Kirche sind, nicht in fremde Hände übergehen lassen will, wird vom damaligen Gendarmerie-Chef tätlich misshandelt. Die Kirchenkassen-Bücher werden dabei rechtswidrig beschlagnahmt und dem Eigentümer bis zum heutigen Tage nicht zurückerstattet.

Durch die allgemeine Inventarisierung ist auch in unserer Kirche der Gesamtbestand des beweglichen und unbeweglichen Vermögens festgestellt worden.

Unsere Lehrer werden bis 31. August 1948 von der Kirchengemeinde besoldet, die Pensionisten erhalten ihre Pensionen bis Ende Dezember 1948.

Kleineres Presbyterium durch kommunistische Verfassung

1949. Der Vorsitzer, Pfarrer Fritz Nösner, begrüßt die fast vollzählig erschienenen Mitglieder des Presbyteriums, stellt die Beschlussfähigkeit der Sitzung fest und eröffnet dieselbe mit dem Hinweis darauf, dass diese Sitzung voraussichtlich die Letzte in der bisherigen Zusammensetzung unserer Körperschaft sein würde. Aufgrund der neuen Verfassung wird sich unser Presbyterium in Zukunft, neben dem Pfarrer und Kurator, nur mehr aus sieben statt 16 Mitgliedern zusammensetzen, deren Amtsdauer nur auf vier Jahre bemessen ist. Mit schwerem Herzen nimmt Vorsitzer von „seinem Presbyterium“ Abschied, das in seiner Zusammensetzung seit vielen Jahren die volle Arbeitsfähigkeit im Dienste der Gemeinde gewährleistet hat. Er dankt den Mitgliedern des Presbyteriums für die treue Arbeit und unterstreicht, dass ihm jeder gleich lieb und wert geworden ist, und bittet auch weiterhin, dem Pfarrhause und seiner verantwortlichen Arbeit die Treue zu bewahren.

Im Rahmen eines Abendgottesdienstes am 7. Juli 1949 findet, auf Anordnung des Bischofs, die kirchenmusikalische Kontrolle durch Prof. Franz Xaver Dressler – Stadtorganist aus Hermannstadt – statt. Prof. Dressler spricht sich anerkennend über unsere Orgel, den Organisten Guido Copony, den gemeinsamen Gesang und das harmonische Glockengeläute aus.

Pfarrer Fritz Nösner ist dankbar dafür, dass unsere Kirchenordnung von der letzten Regierung genehmigt wurde und der gesetzliche Weiterbestand unserer Landeskirche A. B. gesichert erscheine, „was durch die unermüdliche Arbeit unseres Hochwürdigen Herrn Bischofs, D. Friedrich Müller, zu einem, für uns so glücklichen Ende geführt wurde“.

Otto Gliebe

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