"Aufrechter und ritterlicher Offizier": Hermann Kaunz von Tannenried

1. Oktober 2008

Allgemeiner Bericht

Vor 50 Jahren wurde auf dem Hermannstädter Zentralfriedhof „der aufrechteste und ritterlichste aller Offiziere“, Oberstleutnant a. D. Hermann Kaunz Edler von Tannenried, zu Grabe getragen. Er wurde am 17. Februar 1877 in Brenndorf bei Kronstadt geboren, wo sein Vater Eskadronskommandant war.
Sein Geburtsort ist offenbar auf die Kaserne in Brenndorf zurückzuführen, wo Soldaten und Offiziere oft nur kurze Zeit stationiert waren und keine Bindung zum Ort entwickelten.

In den kirchlichen Unterlagen, die der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ vorliegen, wird weder Hermann Kaunz Edler von Tannenried noch sein Vater erwähnt. Dem Nachruf in der „Siebenbürgischen Zeitung“ vom 25. Februar 1958 entnehmen wir folgende biographische Daten:

Hermann Kaunz Edler von Tannenried ging in Kronstadt zur Schule und später in Eisenstadt zur Militärrealschule. Die Oberrealschule besuchte er in Mährisch-Weißkirchen und die Militärakademie in Wien.

Als Leutnant kam er zum Hermannstädter Feldkanonenregiment Nr. 36, wurde aber bald, als Turn- und Fechtlehrer nach Wiener-Neustadt und später als Lehrer in die neuerbaute Militärakademie in Mödling kommandiert. Selbst ein ausgezeichneter Turner und Fechter, wurde er Turn- und Fechtlehrer des Erzherzogs und späteren Kaisers Karl. Als Oberleutnant kam er wieder zum Regiment 36 nach Hermannstadt und ging 1914 als Batteriekommendant ins Feld. Im August 1914 wurde Haupt­mann Kaunz zum ersten Mal und später ein zweites Mal verwundet. Seine Tapferkeit war sprichwörtlich, seine Haltung und sein Können als Offizier galten als beispielhaft. Als Major wurde er mit dem hohen Leopoldsorden ausgezeichnet.

Aufgrund der Mediascher Beschlüsse des siebenbürgisch-sächsischen Volksrates wurde Major Kaunz in die rumänische Armee übernommen, machte den Feldzug gegen die Kommunisten in Un­garn mit und wurde Oberstleutnant. Bald musste er wegen seines schlechten Gesundheitszustandes in den Ruhestand treten. Er wurde Bankbeamter bei der Temeswarer Filiale der Hermannstädter Allgemeinen Sparkasse und übersiedelte schließlich wieder nach Hermannstadt. Hier stand er der Frau seines gefallenen jüngsten Bruders zur Seite, die sich mit zwei Kindern schwer durchs Leben schlagen musste. Die letzten Jahre seines Lebens waren von schweren Krankheiten geprägt. Er starb am 25. Januar 1958 in Hermannstadt.

Weitere Nachrichten »