Brenndörfer Ortsgeschichte: Kirchweihe nach der Renovierung 1977

25. Mai 2010

Allgemeiner Bericht

Im Jahre 1976 waren Kirche und Turm durch die Opferwilligkeit der Gemeindeglieder nach Anweisung von Architekt Günther Schuller einer Generalreparatur (75 Jahre nach der letzerfolgten) im Werte von rund 80.000 Lei unterzogen worden. Es sollte nur noch das Innere der Kirche im laufenden Jahr hergerichtet werden.
Das Erdbeben vom 4. März 1977 traf die Gemeinde so heftig (die Erschütterungen verursachten ein mehrere Minuten dauerndes Glockengeläute, wobei die zwei kleinen Glocken auch herabfielen und nur die beiden großen im Lager blieben), dass die Fachleute anfangs der Ansicht waren, dass der Turm ganz einsturzgefährdet und daher abzutragen sei.

Die Kirche hatte auch viele Risse und durchgehende Sprünge erhalten, ohne dass Einsturzgefahr bestand. Bautechniker Henning und Ing. Rolh vom Landeskonsistorium konnten dann aber ihre Auffassung durchsetzen, dass der Turm nach provisorischer Außenbindung durch ein System von innerer Verschlüsselung konsolidiert, gerettet und gesichert werde. Die Gemeindeglieder waren zu neuerlichen Opfern bereit, nachdem die im Vorjahr durchgeführten Arbeiten durch das Erdbeben zunichtegemacht worden waren.

Das Landeskonsistorium war sofort zu wesentlichen Unterstützungen bereit. Die Nachbargemeinden erwiesen dabei großzügige Hilfeleistungen. Die technisch und physisch schweren Arbeiten an Turm und Kirche wurden durch die landeskirchlichen Maurermeister Edling und Eckenreiter und den Brenndörfer Mechaniker Martini durchgeführt, wobei die Gemeinde die vielen Hilfsarbeiter stellte. Nachdem das gesamte Mauerwerk durch Verschlüsselung und Betoneinspritzung konsolidiert worden war, übernahmen – in Ermangelung von Facharbeitern – die Mitglieder der Blasmusik die verbliebenen Arbeiten, wie Außenbemalung von Kirchturm und Kirche, Ausmalen des Kircheninnern, Legung eines neuen Fußbodens (der alte war ganz morsch) usw.

Am Reformationsfest, Sonntag, 6. November 1977, fand die Wiedereinweihung der Kirche durch den hochw. Herrn Bischof D. Albert Klein statt. Vor dem Gottesdienst wurde der Festtag durch drei Choräle der Blasmusik („Lobe den Herrn“, „Nun danket alle Gott“, „Ein’ feste Burg“) eingeleitet, worauf Gemeindekurator Reinhard Wutschi den hochwürdigen Herrn begrüßte und ihn um die Wiedereinweihung der Kirche bat.

Im vollbesetzten Gotteshaus vollzog Bischof Klein am Anfang der Liturgie (Pfr. Klaus Nösner) bei Assistenz der Pfarrer Hans Orendi und Baldur Knall unter Schriftlesungen, Lobpreis und Bittgebet die Kirchweihe.

Der Kirchenchor sang „Die Himmel rühmen“. Gespannt folgte die Gemeinde der Predigt ihres Bischofs über Johannes 8,31-36. Freude und Dank, dass Gott so viele Herzen und Hände zur Hilfeleistung bewegt hat, so dass der Turm fester und die Kirche schöner dastehen als zuvor. Ihr habt bewiesen: wir wollen bleiben, wie wir sind. Aber die Kirche Jesu Christi bedarf wie vor 460 Jahren immer der Erneuerung. In welcher Richtung? „Werdet in Wahrheit meine Jünger, indem ihr bleibet an meiner Rede.“ Jünger bleiben in enger Lebensbeziehung mit ihrem Meister, bleiben im Gespräch mit ihm. Sein Wort wird fort und fort, hier und dort, mir und dir verkündigt. Wir antworten mit Gebet, mit Bekenntnis von Irrtum und Schuld, mit der Bereitschaft, unser ganzes Leben vom Worte bestimmen zu lassen. Die Wahrheit ist mehr als Übereinstimmung von Wort und Tat, ist das unbedingt Zuverlässige, ist die Wirklichkeit Gottes in meinem Leben. Wer seiner Selbstsucht nachgibt, wird schuldig vor Menschen und vor Gott. Wer umkehrt und nur ein paar Schritte bis zum Herrn Jesus macht, dem vergibt Er, der wird frei. „Bleibet an meiner Rede“ ist der Aufruf zur Reformation. Als zu seinen Jüngern spricht Jesus zu uns: Ich gehe mit euch. Darum können wir immer neues Vertrauen zu Ihm haben.

Nach dem Gottesdienst erfolgte der Rechenschaftsbericht des Ortspfarrers Helmut Hochmeister. Die Gesamtreparatur und Erneuerung auch der Einrichtung der Kirche wird an Materialkosten und Arbeitsleistung rund 300.000 Lei betragen.

Landeskirchenkurator Konrad Brekner spricht den Dank der Gesamtgemeinde für die Dankarbeit der Gemeinde und ihr gutes Beispiel aus.

Bezirkskirchenkurator Dr. O. Richter gibt seiner Freude Ausdruck über das heute hier sichtbare Werk lebendiger christlicher Glaubensgemeinschaft.

Der orthodoxe Pfarrer Pătrunjel freut sich mit seinem Bruder Hochmeister, dass die ev. Gemeinde heute Gott danken kann, dass die Erprobung Gottes in diesem Jahr, nach den vergeblichen Bemühungen des Vorjahres, bestanden ist und wünscht, dass die Kirche immer voll und nicht Museum sein möge. Pfarrer Klaus Nösner, als Brenndörfer Pfarrerskind, gibt in herzlichen Worten seiner Anerkennung dafür Ausdruck, dass aus den Erschütterungen und schweren Schäden des Erdbebens innerhalb von 216 Tagen ein fast neues Gotteshaus entstanden ist. Der frühere Pfarrer H. Hochmeister sen. bezeugt, dass Liebe und Verlangen nach Gemeinschaft in Familie und Gemeinde noch hochgeschätzt sind, aber nur bleiben werden, wenn dies Gotteshaus der Mittelpunkt des geistigen Lebens als die Quelle durch Verkündigung der Liebe Gottes in Jesus Christus sein wird. Architekt Günther Schuller gibt einen geschichtlich unterbauten Bericht darüber, wie sich in unserer Gemeinschaft gerade in Katastrophenzeiten immer wieder Männer fanden, die sich zur Überwindung der Not einsetzten. Es ist erfreulich, dass auch heute der Gemeinschaftsgeist sich in Reparaturen und nachbarlichen Hilfemaßnahmen bewährt.

Das Festmahl vereinigte die vielen Gäs­te (aus Raummangel nur) mit dem Presbyterium; doch fiel bei den Ständchen des Kirchenchores und der Blasmusik noch manch gutes und aufrichtendes Wort von Bischof D. Albert Klein und Dechant Günter Herberth auf fruchtbaren Boden.

(Kirchliche Blätter, Nummer 1/1978, herausgegeben von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Seite 7-8)

H. H.

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