Wer war Prof. Dr. Fritz Keinzel-Schön?

18. Februar 2007

Allgemeiner Bericht

Würdigung eines Tekeser Lehrers und eines Siebenbürgischen Wissenschaftlers
Zu einem Treffen mit festlichem Charakter, wie wir es schon zum fünften Mal veranstalten, gehört, meines Erachtens nach, auch die Würdigung von Persönlichkeiten aus unserem Heimatdorf Deutsch Tekes, die sich um unser Volk, sowie um unser Dorf verdient gemacht haben. Bei der Frage, über wen zuerst berichtet werden sollte, erinnerte ich mich daran, dass vor 25 Jahren Prof. Dr. Fritz Keinzel-Schön starb, ein nichtgebürtiger Tekeser, der aber mit seiner Familie dreiundzwanzig Jahre in Tekes gelebt und gewirkt hat.
Wir Tekeser beklagen uns, dass über Tekes wenig geschrieben wird. Der einzige im Lexikon der Siebenbürger Sachsen an¬geführt wird, und dessen Namen mit Tekes in Verbindung gebracht wird, ist Dr. Fritz Keinzel-Schön.
Obwohl er 23 Jahre in Tekes gelebt hat, haben wir Tekeser bisher wenig über ihn erfahren. Wer war der bescheidene Mann, woher kam er, der so viele Briefe und Gesuche an die verschiedensten Behörden im Inn- und Ausland geschrieben und damit viel geholfen hat. Dr. Fritz Keinzel-Schön wurde am 31. August 1904 in Klausenburg geboren. Als er 8 Monate alt war, starb seine Mutter. Sein Vater hieß Friedrich Schön. Dieser ließ ihn von der Schwester seiner Mutter adoptieren, die den Namen Keinzel trug. Daher der Familienname Keinzel-Schön.
In Sächsisch Regen besuchte er das Untergymnasium, in Schäßburg das Obergymnasium.
Anschließend studierte er an den Universitäten in Klausenburg, Wien, Marburg, Königsberg und Dijon die Fächer Theologie, Deutsehe Sprache und Literatur. Nach seinem Studium war er in Sächsisch Regen, Aiud und Schäßburg als Gymnasiallehrer tätig.
Es zog ihn aber auf das Dorf, ins Pfarramt, wo er die nötige Zeit und Ruhe für seine Forschungsarbeit fand. So kam er als Pfarrer in unsere Nachbargemeinde Feimern.1944 heiratete er die Dürrbacher Pfarrerstochter Dora Fisner. In Feimern wurden seine Kinder Gudrun und Christian geboren.
1945 wurde er auch in die Sowjetunion verschleppt, von wo er nach zwei Jahren krank zurückkam.
1948 kam er nach Tekes und unterrichtete an der dortigen Schule Deutsch und Französisch. Von seinen Kollegen wurde er sehr geschätzt. Wenn ihm Ruhe und Zeit gelassen wurde, könnte er sehr humorvoll un interessant erzählen. Ich bedauere es, daß ich, gemeinsam mit meinen Mitschü¬lern, ihm oft nicht aufmerksam zugehört habe. Er hätte uns viel mehr an wertvollem Wissen vermitteln können. In Tekes wurde sein drittes Kind Isengard geboren.
Wenige von uns haben etwas über seine umfangreiche Forschungsarbeit erfahren. In Tekes hat er seine Arbeit über Siebenbürgisch-Sächsische Familiennamen zu Ende, gebracht und ist damit zum Doktor der Philologie promoviert worden. Es war das Ergebnis jahrelanger wissenschaftlicher Arbeit.

In der Karpatenrundschau vom 11.September 1970 zitiert Dr. Fritz Keinzel-Schön den Heidelberger Professor Peter von Polenz, der gesagt hat: " Namensforschung ist Spracharchäologie. Sie hilft uns geschichtliche Probleme zu lösen, wo uns schriftliche Dokumente nicht oder nicht genug helfen können." Dr. Fritz Keinzel-Schön hat bei seinen Arbeiten in den verschiedensten Archiven auch wertvolle Daten zur Geschichte von Tekes gesammelt und sie als handschriftliche Aufzeichnungen hinterlassen. Eine Würdigung gebührt auch seiner Gattin Dora Keinzel-Schön, die 4 Jahre als Lehrerin an der Tekeser Schule tätig gewesen ist. Ihr großer Verdienst besteht eigentlich darin, dass sie ihrem Mann die die gesamte Bürde der Kindererziehung und Hauswirtschaft abgenommen hat, so dass dieser sich voll der wissenschaftlichen Arbeit widmen konnte. Unvergessen wird mir ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, nicht nur als Privatperson, sondern auch als Krankenschwester, bleiben.

Unauslöschbar ist in meiner Erinnerung der 9.Juli 1971 geblieben, als mein Bruder, der, in Neumarkt (Tlrgu Mures), bei der Operation von Dr.Fritz Keinzel-Schön assistiert hatte, zu später Abendstunde ins Studentenheim kam. Seine ersten Worte waren:" Der Harr Professor äs gestorwen."
Sein Grabstein auf dem Tekeser Friedhof trägt die Inschrift: "Sein Leben war Liebe und Arbeit", ein Ausspruch, der nicht durch einen besseren ersetzt werden könnte.
Wir alle sollten Prof. Dr. Fritz Keinzel-Schön ein ehrendes Andenken bewahren.

von Dr. Johann Malath (Beitrag im „Heimatblatt der HOG“, Ausgabe 2, Januar 1997)

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