Nadesch - Informationen

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KURZE VORSTELLUNG DER GEMEINDE NADESCH (aus sächsischer Sicht)


Geographische Daten
Die Gemeinde Nadesch (früher auch Sächsisch-Nadesch genannt, rum. Nadeş, ung. Szásznádas, sächsisch Nådesch) liegt in einem Hochland zwischen den beiden Kokeln. Das Dorf wird im Westen von der Nationalstraße (DN) 13 durchquert. Die Entfernung zu Schäßburg beträgt 19 km und zu Neumarkt am Mieresch 36 km. Die Talsohle des Ortes liegt bei ca. 360 m ü. NN und der höchste Berg erreicht 634 m ü. NN. Von Norden beginnend grenzt das Gemeindegebiet im Uhrzeigersinn an: Zuckmantel (rum. Ţigmandru, ung. Cikmántor), Wepeschdorf (rum. Pipea, ung. Pipe), Walachisch-Sacken (rum. Jacu Romanesc, ung. Ronanzsákod), Freudendorf (rum. Boiu, ung. Bún), Marienburg (rum. Hetiur, ung. Hétúr) und Maniersch (rum. Măgheruş, ung. Küküllömagyarós).

Gründung
Nadesch wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet. Neuesten Forschungen zur Folge ist dieser Raum des Zwischenkokelgebietes durch eine Binnenkolonisation von Siedlern aus anderen sächsischen Stühlen erschlossen worden. Nach Angaben rumänischer Historiker entdeckte man auf dem Gemeindegebiet verschiedene Funde aus der Bronzezeit, der Hallstatt-Epoche und aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Die erste urkundliche Erwähnung als „Terra Nadas“ stammt vom 20. Oktober 1301. Aus früheren Zeiten sind noch folgende Schreibweisen des Ortsnamens bekannt: 1309 als Nadaz, 1393 als Nades, 1411 als Nadasd, 1417 als Nadus, 1453 als Nadisch und 1662 als Nados. Der Ortsname leitet sich vom ungarischen Wort "nád" ab, was soviel wie Röhricht oder Schilf bedeutet und auf die ehemaligen Sumpfgebiete des Ortes hinweist.

Geschichte
Seit der Gründungszeit gehörte Nadesch zu den untertänigen, sächsischen Gemeinden des Zwischenkokelgebietes, die im 18. Jahrhundert unter dem Namen „Dreizehn Dörfer“ in die Geschichte eingingen. Im Vergleich zu den anderen hörigen Komitatsgemeinden erfreuten sich diese 13 Dörfer einiger Sonderrechte, wie zum Beispiel: Eigene Gerichtsbarkeit, freie Pfarrerwahl, gemeinsame Nutzung der Wälder, Wiesen und Gewässer, vererbbares Eigentum, Mühl-, Schank- und Schlachtrecht, u. a.
Im Jahr 1309 führt der Nadescher Pfarrer Ulricus, der gleichzeitig auch Dechant des Großkokler Kirchenbezirks war, eine Klage beim Papst Clemens V. gegen den Weißenburger Bischof. Im Lauf der Zeit war die Gemeinde den verschiedensten Grundherren unterstellt. Bereits 1343 erklärt Jakob, ein Enkel Keménys, dass sich die Gemeinde in seinem Eigentum befinde. Zwischen 1446 und 1447 vermacht der Szeklergraf Michael von Nadesch die Gemeinde der Heiligen-Geist-Kapelle von Großwardein. 1448 fällt Nadesch in den Besitz des Fürsten Johann (János) Hunyadi, ab 1453 an Dezsö von Lossoncz und ab 1593 an den Bischof Gereb Ladislaus. Durch Schenkung, Erbrecht, Heirat und Verkauf kam eine ganze Reihe bekannter ungarischer Adelsgeschlechter zu Besitztümern in Nadesch.
Nach 1751 kürzten bzw. entzogen die adligen Grundherren den „Dreizehn Dörfern“ einige langbewahrte Grundrechte. Unmittelbar danach folgten mehrere anhaltende Prozesse, die alle Gerichtsinstanzen durchliefen. Während dieser gerichtlichen Kampfzeit war die Gemeinde öfters von Militär besetzt, wobei mehrmals Anwohner als vermeintliche Unruhestifter in Haft kamen. Nach der Befreiung vom Joch des Adels im Jahr 1849, führten die ehemaligen Grundherren etliche Entschädigungsprozesse, die größtenteils zu ihren Gunsten entschieden wurden. In den Jahren 1886-1887 trieben die Gerichtsvollzieher ganze Viehherden aus Nadesch fort, weil die Anwohner die allodialen Weingärten nicht bezahlen konnten. Im Jahr 1900 wurde der Nadescher und Manierscher Raiffeisenverein gegründet, mit dessen Hilfe man den zwischenzeitlich gepachteten Adelsgrund abzahlte.
Der Ort wurde oftmals von militärischen Truppen und aufständischen Rebellen besetzt. Am 18. Januar 1662 kommt der siebenbürgische Thronprätendent János Kemény mit 9000 Soldaten nach Nadesch, fällt aber wenige Tage später in der Schlacht von Großalisch. Im Jahr 1705, zurzeit der Kuruzzenkriege in Siebenbürgen, besetzten die vom General Forgách angeführten Rebellen den Ort und richteten hier große Verwüstungen an. Während der Wirren der Revolution von 1848-1849 wird Nadesch von Szeklertruppen überfallen und geplündert.
An den verschiedenen Fronten Europas erlagen im Ersten Weltkrieg 17- und im Zweiten Weltkrieg 38 sächsische Männer dem Heldentod. Im Januar 1945 werden 187 sächsische Frauen und Männer zur Zwangsarbeit nach Russland, größtenteils nach Krasnokamsk (Ural), deportiert. Wegen den katastrophalen Lagerverhältnissen sind mindestens 20 Todesopfer zu beklagen. Im gleichen Jahr wanderten zahlreiche rumänische Familien nach Nadesch ein. Infolge der Agrarreform von 1945 wurde von den sächsischen Landsleuten über 1411 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche enteignet. Viele Anwohner verloren ihr gesamtes Hab und Gut, wurden von ihren Höfen vertrieben oder mussten diese mit fremden Personen teilen. Mit diesen enteigneten Böden wird 1948 die Staatsfarm und zwischen 1951 und 1953 die landwirtschaftliche Kollektivwirtschaft gegründet.

Bevölkerung
Die demografische Entwicklung aus verschiedenen Zeitabschnitten sieht wie folgt aus:
•1687: 300 bis 400 Personen (20 Geburten)
•1787: 835 Personen (23 Geburten)
•1880: 1246 Personen, davon 749 Sachsen, 263 Rumänen und 124 Ungarn
•1930: lebten in 421 Haushalten 1546 Personen (731 männlich und 814 weiblich), davon 975 Sachsen, 323 Rumänen, 115 Zigeuner, 112 Ungarn, 18 Juden und 3 Tschechoslowaken. •1941: 1655 Personen, davon 1093 Sachsen. Dieses ist vermutlich der höchste Stand, den die sächsische Bevölkerung jemals erreichte
•1966: 1435 Personen, davon 690 Sachsen, 598 Rumänen, 140 Ungarn und - nach deren eigenen Angaben - 7 Zigeuner
•2002: 1228 Personen, davon 669 Rumänen, 275 Ungarn, 262 Zigeuner und 22 Sachsen

Nachdem in der Zeit um 1900 die Weingärten von der Reblaus (Phylloxera) befallen wurden und somit die Existenzgrundlage vieler Familien gefährdet war, folgte eine größere Auswanderungswelle nach Nordamerika. Bei der Einwanderungsbehörde von Ellis Island (New York) sind über 280 Passagiere aus Nadesch verzeichnet, von denen einige nicht mehr zurückkehrten und überwiegend in den Bundesstaaten Ohio und Pennsylvania eine neue Heimat fanden. Im Zuge der Familienzusammenführung begann ab den 1960er Jahren die Auswanderung in die Bundesrepublik Deutschland und nach Österreich. Nach dem Umsturz der kommunistischen Diktatur und die dadurch einsetzende Massenauswanderung, leben in Nadesch noch 5 deutschstämmige Personen sowie deren Nachkommen aus Mischehen. Der größte Teil der sächsischen Bevölkerung (über 250 Familien) hat sich im Großraum Nürnberg – Fürth – Erlangen angesiedelt. Die restlichen Landsleute wohnen verteilt auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich, den USA und Kanada.

Wirtschaftliches Leben
Die Nadescher Gemarkung umfasst eine Fläche von 5956 Joch (3514 Hektar). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts betrug die Nutzfläche ca. 1800 Joch Ackerland, 1434 Joch Wiesen, 660 Joch Weiden, 229 Joch Weinbau und 95 Joch Gemüsegärten. Nach der Statistik von 1883 entfiel auf jeden sächsischen Hauswirt im Durchschnitt ca. 4,30 Hektar landwirtschaftlicher Boden, Wiese und Wald. Seit jeher zählte die Feldwirtschaft und der Weinbau, jedoch weniger die Viehzucht, zum Haupterwerb der Bevölkerung. Besonders der Wein von den Südhängen erfreute sich, weit über die benachbarten Grenzen hinaus, einer großen Beliebtheit und wurde mehrmals auf Landesebene ausgezeichnet.
Nach der Enteignung von 246 sächsischen Landwirten waren viele von ihnen als Tagelöhner in der Landwirtschaft beschäftigt. Zudem erlernten immer mehr Personen einen Beruf und arbeiteten in Schäßburger Fabriken, auf Baustellen in verschiedenen Landesteilen oder bei den Nadescher Erdgasbetrieben. Durch Tiefbohrungen entdeckte man in den 1930er Jahren auf dem Gemeindegebiet große Erdgasfelder mit einem Methananteil von 95% bis 99%. Im Jahr 1956 wurde die Gemeinde an die Erdgasleitung und 1964 an das Stromnetz angeschlossen. Gegenwärtig befinden sich in näherer Umgebung mehrere Erdgassonden, sowie eine Kompressions- und Trockenanlage für Erdgas.

Kirche
Die Nadescher Kirche, die anfänglich dem Heiligen Martin geweiht war, wird zuerst in der Klagschrift des Pfarrers Ulricus aus dem Jahr 1309 erwähnt. Um 1475 wird die Kirche neu gebaut. Das Erdgeschoss des Glockenturms, mit dem romanischen Westportal, stammt aus dieser Zeit. Zwischen 1851 und 1853 wurde, unter dem Schäßburger Baumeister Georg Feigl und nach Plänen des Architekten Samuel Teutsch, die jetzige Kirche erbaut. Der Kirchturm wurde 1871 aufgestockt und 1881 mit einem Blechdach versehen. Die Kirche ist von einer Ringmauer umgeben, die um 1500 errichtet wurde. Von den einstigen 4 Wehrtürmen sind noch 2 Türme erhalten, welche im Sommer 2005, mit Mitteln der Hermann-Niemann-Stiftung aus Düsseldorf, renoviert wurden. Erwähnenswert ist die kleinere Glocke des Kirchturmes aus dem Jahr 1470 mit der Inschrift: „helf got maria berot“ (hilf Gott Maria berate). Dieses gilt als die älteste deutsche Beschriftung auf einer Glocke in Siebenbürgen.
Durch Spenden der HOG Nadesch wurde zwischen 1998 und 2000 die Kirche grundlegend restauriert. Im Herbst 2010 wurde das Kirchturmdach repariert und mit Kupferblech eigedeckt.
Völlig überraschend stürtzten am 29. Juni 2017 mehrere, von einem holzzerstörenden Hausschwamm befallene Deckenbalken ein und zerstörten die 1807 von Samuel Maetz erbaute Orgel. Im nachreformatorischen Zeitalter können 27 Ortspfarrer nachgewiesen werden. Zu den bedeutendsten Pfarrern zählt der nachmalige Bischof Bartholomäus Bausner, sowie der Heimat- und Sprachforscher Georg Friedrich Marienburg. Weitere Gotteshäuser in Nadesch sind die Orthodoxe Kirche, die Unitarische Kirche, die Katholische Kirche und die Adventistische Kirche.

Schule
Die Entstehung des Nadescher Schulwesen ist nicht dokumentiert. Eine Urkunde des Bischofs an Fürst Rakoczi II. bestätigt 1650 erstmals eine Schule in Nadesch. Im Jahr 1823 erfolgt der Bau einer neuen Schule, die 1953 abgetragen wird. Zwischen 1930 und 1932 wird die evangelische Schule mit 4 Klassenzimmern und einer Rektorenwohnung erbaut.
Mehrere Rektoren und Lehrer, die an diesen Schulen unterrichteten, konnten bislang erfasst werden. Die bemerkenswertesten Schüler, die jemals diese Anstalt besuchten, sind der Naturwissenschaftler Franz Friedrich Fronius und der Theologe D. Dr. Erich Roth.

HOG Nadesch aktuell
Im Jahr 1983 fand in Nürnberg das erste Nadescher Treffen statt, woraufhin die Heimatortsgemeinschaft (HOG) Nadesch entstand. Seit 1990 ist die HOG Nadesch Mitglied des Verbandes der siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften und seit 2008 ein eingetragener und gemeinnütziger Verein.
Zum Höhepunkt des Gemeindelebens in der Bundesrepublik zählt dass im Turnus von 5 Jahren stattfindende und stets gut besuchte Nadescher Treffen. Darüber hinaus organisiert der HOG-Vorstand jährlich eine Faschingsfeier und einen Adventsgottesdienst mit Leuchtersingen nach siebenbürgischer Lithurgie.
Besondere Lichtblicke unseres Gemeinschaftslebens sind die vielfachen Aktivitäten der Trachtentanzgruppe Nadesch e. V., der Theatertruhe Nürnberg-Nadesch, der Nadescher Adjuvanten und des Männerchores. Nach 10 Jahren seines Bestehens löste sich im Jahr 2017 der Chor Siebenbürger Vocalis auf.

Hans Georg Baier, 2010
(überarbeitet Juli 2018)

Monografien

  • Ioan Drăgan

    Comuna Nadeş - studiu monografic

    Monographische Studien über die Großgemeinde Nadesch (einschließlich der dazu gehörigen Dörfern Nadesch, Zuckmantel, Maniersch und Wepeschdorf); 92 Seiten in rumänischer Sprache. Druck: S.C. Filotib S.R.L. Sighişoara/Schäßburg, 2008 (keine ISB-Nummer verfügbar).
  • Gheorghe Munteanu

    Secunda veşniciei

    Secunda veşniciei (Die Sekunde der Ewigkeit) - Erinnerungen, Erzählungen und Gedichte von Gh. Munteanu; 96 Seiten in rum. Sprache; Casa de editură Mureş, 2009; ISBN P73-7937-00-7.

Vollständige Literaturliste (Ortsmonografien, Belletristik etc.) anzeigen

Heimatbote 2019

Der Nadescher Heimatbote 2019 ist hier abrufbar.

Veranstaltungen der HOG Nadesch 2020

Am 31. Mai 2020 wird die HOG Nadesch, begleitet von der Tanzgruppe und den Adjuvanten, am Trachtenumzug in Dinkelsbühl teilnehmen. Ein Bus Nürnberg-Dinkelsbühl und Retour wird eingesetzt.


Am 14. Dezember 2020, 14:00 bis 18:00 Uhr werden die Weihnachtsleuchter und der Gemeindesaal der Nikodemuskirche Nürnberg, Stuttgarter Str. 33, hergerichtet.


Am 15. Dezember 2020 (3. Advent), ab 16:00 Uhr laden wir zu unserem traditionellem Adventsgottesdienst nach siebenbürgischer Liturgie und der anschließender Adventsfeier in die Nikodemuskirche Nürnberg ein.

Die Trachtentanzgruppe Nadesch e.V. trifft sich jeden 2. Samstag im Monat (außer August) ab 17:00 Uhr im Gemeindezentrum der Nikodemuskirche Nürnberg.


Am 8. Mai 2021 findet das 9. Nadescher Treffen in der Eventhalle Nürnberg-Gartenstadt statt.

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