Vereinigte Gewerbe- und Hypothekenbank AG - Schäßburg

Vereinigte Gewerbe- und Hypothekenbank AG - Schäßburg
BrancheBanken und Finanzinstitutionen
GesellschaftVereinigte Gewerbe- und Hypothekenbank AG - Schäßburg
WertpapierartAktie - 5000 Lei
AusgabeortSchäßburg
Ausgabedatum31.12.1927
DruckereiMarkusdruck
Abmessungen360 x 225

Diese Bank ist - wie die Firmierung es andeutet - aus der Fusion zweier Finanzinstitutionen hervorgegangen.

Die in den 50-er Jahren des 19. Jahrhunderts von Schulze-Delitsch ausgehende Idee zur Gründung von genossenschaftlichen Vorschußvereinen für Gewerbetreibende hatte auch in Siebenbürgen rasch Eingang gefunden und Fuß gefaßt, so daß in Schäßburg bereits im Jahre 1860, in der Generalversammlung des Gewerbevereins der Vorschlag zur Gründung einer Spar- und Vorschußkasse gemacht wurde. Weil aber Bedenken dagegen auftauchten, ob es wohl gelingen würde, für ein selbständiges Spar- und Kreditunternehmen die nötige Anzahl von Mitgliedern zu finden, zogen sich die Verhandlungen über längere Zeit erfolglos hinaus. In der Generalversammlung des Schäßburger Gewerbevereins vom 16. März 1862 wurde beschlossen, demselben auch eine Spar- und Vorschußkasse anzugliedern. Dieser Beschluß wurde sofort in die Tat umgesetzt, der Verein begann Einlagen zu übernehmen und Darlehen auszugeben, so daß dieser Tag als Gründungsdatum des "Schäßburger Gewerbe-, Spar- und Vorschußvereins angesehen werden kann. 410 Gewerbevereinsmitglieder riefen dieses erste Geldinstitut der Stadt ins Leben. Ein Kapital von 3.500 Gulden ö. W. und ein Reservefonds von 1.100 Gulden ö. W. bildeten die finanzielle Basis.

Nachdem der Verein 1865 staatlicherseits anerkannt wurde, erhöhte sich sowohl die Anzahl der Mitglieder als auch das Vereinsvermögen. 20 % des erwirtschafteten Reingewinns wurden dem Gewerbeverein zwecks Unterstützung der Gewerbeschule, des Mädchenseminars und des Schäßburger Gymnasiums ( der Bergschule ) zur Verfügung gestellt. Ab 1898 verfügte der Vorschußverein über eigene Räumlichkeiten im Gewerbevereinshaus. Es wurden Filialen in Oderhellen und in Blasendorf eröffnet.

Der Verein konnte bis zum Jahr 1867 ungestört eine ersprießliche Tätigkeit entfalten. Als in diesem Jahr der zwischen Österreich und Ungarn zustande gekommene Ausgleich die sächsische Bevölkerung in liberale und konservative Gruppierungen spaltete, wurde diese Spaltung auch in den Verein hineingetragen und zeigte bald Folgen. In der Generalversammlung des Vereins im Jahre 1870 gelang es den liberalen Jungsachsen den Sieg zu erringen und alle Schlüsselpositionen mit eigenen Leuten zu besetzten. Als Folge zogen sich die konservativen Altsachsen aus dem Verein zurück und gründeten ein eigenes Institut unter der Firmierung "Schäßburger Spar- und Hypotheken-Kreditverein". Zu den Unterzeichnern der Statuten gehörten die Kaufleute Misselbacher und Teutsch sowie die späteren Fabrikanten Löw und Zimmermann.

Beide Anstalten gingen fortan eigene Wege und entwickelten sich unterschiedlich, bis die nächste Generation im Jahre 1918 die Fusion beschloß und durchführte. Um dieser Wiedervereinigung auch nach außen hin Ausdruck zu verleihen, wurde die neue Firmierung als "Vereinigte Gewerbe- und Hypothekenbank Aktiengesellschaft in Schäßburg" gewählt. Das Aktienkapital erreichte im Jahre 1939 20 Mio. Lei, aufgeteilt in 40.000 Aktien á Lei 500.

Auch diese Gesellschaft wurde ein Opfer der Verstaalichungen und Enteignungen des Jahres 1948.

In der Satzung dieser Gesellschaft findet sich in § 7 die Regelung, daß nur männliche Teilhaber in der Hauptversammlung Sitz und Stimme haben ! Weibliche oder auswärtige Teilhaber konnten sich lediglich durch einen anderen, berechtigten Teilhaber vertreten lassen.