24. Juni 2003

"Paradiesische Zustände von Mehrsprachigkeit"

Die Wahl des Tagungsortes habe sich positiv auf die Teilnahme der ausländischen Gäste ausgewirkt, meinte Prof. George Gutu, der Vorsitzende der Gesellschaft der Germanisten Rumäniens, in seiner Eröffnungsansprache und betonte gleichzeitig die Bemühungen des Verbandes um die Internationalisierung der germanistischen Forschung in Rumänien. Der VI. Germanisten-Kongress wurde in Zusammenarbeit mit dem Münchner Institut für Deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS), dem Wiener Institut zur Förderung und Erforschung Österreichischer und Internationaler Literaturprozesse sowie der Kölner Rose Ausländer Stiftung vom 26.-29. Mai 2003 an der Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt organisiert.
Neben den traditionellen Sektionen wie Theoretische und angewandte Linguistik, Literaturwissenschaft, Deutsche Regionalliteraturen in Rumänien, Didaktik des DaF-Unterrichts umfasste die Tagung den neueren Forschungsrichtungen gewidmete Sektionen wie Interkulturalität, Transnationalität, Mehrsprachigkeit und Kultur, Regionalität, Raum sowie Rumänisch-deutsche/österreichische Literatur- und Kulturinterferenzen in deutscher und rumänischer Sprache. Besonderen Forschungsanliegen gewidmet waren die Foren Valenz, Sonderaspekte verbaler Kommunikation, Rose Ausländer und die Bukowina als Literatur- und Kulturlandschaft, Medien und germanistische Information. Das bereits zur Tradition gewordene Forum studentischer Forschung, das zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses dient, vereinte Beiträge von Studenten aus dem In- und Ausland.

Über 200 Teilnehmer aus über zehn Ländern und vier Kontinenten brachten in ihren Referaten und Diskussionsbeiträgen viele interessante Themen zur Sprache. Die Hauptanliegen der inländischen germanistischen Forschung, etwa die Untersuchungen zur Sprache und Literatur des deutschen Sprachraumes im Allgemeinen und derjenigen der rumäniendeutschen Minderheit im Besonderen, die Einbeziehung der modernen wissenschaftlichen Methodik sowie der mutter- und fremdsprachliche Deutschunterricht, wurden ebenso erörtert wie Fragen zur interkulturellen Kommunikation und Mehrsprachigkeit. Dieser letzte, für Siebenbürgen kennzeichnende Aspekt veranlasste Prof. Otto Kronsteiner aus Salzburg zur Äußerung, es herrschten da „geradezu paradiesische Zustände von Mehrsprachigkeit“. Den maßgebenden Anteil der Deutschen aus Rumänien an der Förderung des Kulturaustausches in dieser Region veranschaulichte die Ausstellung des IKGS „Wortreiche Landschaft. Deutsche Literaturen in Rumänien“, die von Direktorin Dr. Krista Zach eröffnet wurde.

Das dichte Tagungsprogramm wurde durch Lesungen teils ergänzt, teils aufgelockert. Es lasen die Schriftsteller Marianne Gruber und Werner Schandor (Österreich), Dieter Schlesak und Thomas Brussig (Deutschland) und Ana Blandiana und Joachim Wittstock (Rumänien).

Land und Leute erkundeten die Kongressteilnehmer am dritten Veranstaltungstag auf verschiedenen Ausflügen, die nach Schäßburg, auf die Hohe Rinne oder nach Sibiel führten. Es war für die Gesellschaft der Germanisten Rumäniens, für den Germanistiklehrstuhl der Lucian-Blaga-Universität und seine Leiterin Sunhild Galter sowie für Prof. Dr. Gerhard Konnerth, den Prodekan der Fakultät für Philologie und Bühnenkünste, keine leichte Aufgabe, die Veranstaltungen organisatorisch zu meistern, aber es ist ihnen gelungen, ein Klima kollegialer Zusammenarbeit zu schaffen und die internationale Berufung der rumänischen Germanistik zu bestätigen.

Ana Cletiu


(gedruckte Ausgabe: siebenbürgische Zeitung, Folge 10 vom 25. Juni 2003, Seite 15)

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