3. Juli 2004

Außerirdische Ansichten Siebenbürgens

Abstand hilft, um des wirklich Wichtigen gewahr zu werden. Das mag im Alltagsleben gelten. Wozu sollte aber ein distanziertes Verhältnis zur Heimat gut sein? In der Ausstellung "Siebenbürgen aus dem Weltall", während des Heimattages in Dinkelsbühl im Spitalhof zu sehen, eröffneten die von Herbert Horedt bearbeiteten und dokumentierten Satellitenaufnahmen eindrucksvolle Perspektiven.
Anders als die überwältigenden Luftbildaufnahmen des Schweizer Fotografen Georg Gerster ("Siebenbürgen im Flug", München 1997), faszinieren diese Aufnahmen durch die charakteristischen Landschaftsreliefs Siebenbürgens – ein Vorzug „außerirdischer“ Ansicht.

Die ausgestellten 21 Satellitenbilder (in den Abmessungen 50 x 75 cm) zeigen u.a. den nördlichen, zentralen und östlichen Teil Siebenbürgens, zeigen Kronstadt, Hermannstadt und Klausenburg, jeweils mit Umland, überdies Gebirgsmassive wie den Königstein. Dem extraterrestrischen Blick auf das Land des Segens bleiben die Einflüsse von Mensch und Technik keineswegs verborgen. Straßen oder Schienenstränge, die Grünflächen durchziehen und urbane Räume verbinden, sind selbst aus dem Weltall sichtbar. Es erstaunt kaum, dass z.B. das immense Ausmaß an Umweltverschmutzung im Kokeltal, als Folge der „Rußfabrik“ von Klein-Kopisch, sich noch aus 705 km Höhe wahrnehmen lässt. Indes mäandert der Alt ostwärts, wie vor, so nach der Revolution.



Zentraler Teil Siebenbürgens. Maßstab ca. 1:850 000. Satellitenaufnahme vom 18. September 1986 (Landsat 5) aus 705 km Höhe. Der dunkle Bereich entlang der Großen Kokel rührt von Umweltverschmutzungen der „Rußfabrik“ von Klein-Kopisch. Quelle: Herbert Horedt
Zentraler Teil Siebenbürgens. Maßstab ca. 1:850 000. Satellitenaufnahme vom 18. September 1986 (Landsat 5) aus 705 km Höhe. Der dunkle Bereich entlang der Großen Kokel rührt von Umweltverschmutzungen der „Rußfabrik“ von Klein-Kopisch. Quelle: Herbert Horedt


Die ersten Satelliten, die ausschließlich zur Erdbeobachtung im nichtmilitärischen Bereich eingesetzt wurden, waren die amerikanischen Satelliten der Landsat-Reihe. Seit 1972 umkreisen sie unseren Planeten auf einer polaren Umlaufbahn und senden ihre Bilder zur Erde. Aus eben diesen Satellitenaufnahmen hat Diplomgeograf Horedt Ausschnitte ausgewählt, vergrößert, eingenordet, die Farben angepasst und die Bilder beschriftet. Das alles geschah mit leidenschaftlicher Akribie, wovon sich die Besucher der Dinkelsbühler Dokumentationsausstellung überzeugen konnten.

Herbert Horedt, 1956 in Hermannstadt geboren und 1976 nach Deutschland ausgesiedelt, lebt heute in Weßling bei München. Als Programmierer ist er bei der Bayerischen Versorgungskammer in München beschäftigt. Sämtliche Satellitenbilder sind übrigens käuflich zu erwerben, entsprechend dem Format (30 x 45, 40 x 60 oder 50 x 75 cm) zum Preis von 30, 40 bzw. 50 Euro. Weitere Informationen bei Herbert Horedt, Schulstraße 13 a, 82234 Weßling, Telefon: (0 81 53) 47 55, E-Mail: horedt.herbert@gmx.de.

Nachtrag zur Causa Klein-Kopisch: Auf neueren Satellitenbildern soll eine erhebliche Verbesserung der Situation zu erkennen sein. Horedt schränkt aber ein: „Allerdings betrifft diese Aussage nur die Bodenoberfläche und sagt nichts über die noch im Boden vorhandene Umweltverschmutzung aus.“ Hier hat die außerirdische Perspektive dann doch ihre Grenzen.

Christian Schoger

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