18. März 2006

Aufwühlender Dokumentarfilm über Gürteln

Mit Betroffenheit und Wehmut nahmen über 70 Zuschauer den ca. 90minütigen Dokumentarfilm über das derzeitige Leben in Gürteln (rumänisch Gherdeal) auf. Die Filmvorführung fand am 3. März 2006 im Gemeindehaus der Katholischen Maria-Hilf-Kirche in Geretsried statt. Rund 90 Prozent der Zuschauer waren Mitglieder der Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen der siebenbürgischen Landsmannschaft.
Anwesend war Thomas Beckmann, der den Film gemeinsam mit Martin Nudow im Herbst 2003 gemacht hat. Eingeladen zu dieser besonderen Filmvorführung hatte StR .a. D. Wolfram Weiße vom Arbeitskreis Film des Kulturforums Geretsried, der den Film bereits beim Bundesmedienfestival 2004 in Dresden gesehen hatte. Das Werbeblatt sagt dazu: "Im Herzen Rumäniens, am Ende einer Sackgasse liegt das kleine Dorf Gherdeal. Am Beispiel der letzten deutschen Familie zeigt der Film den nicht mehr aufzuhaltenden gesellschaftlichen Verfall und Niedergang der siebenbürgisch-deutschen Gemeinde. Fruchtbare Böden liegen brach, wilde Tiere zerstören die letzten bebauten Felder und die komplette Infrastruktur zerfällt. Doch nicht alle Bewohner geben sich diesem Schicksal hin."

Es ist ein aufwühlender, schonungsloser Film, der neben sehr gelungenen Landschaftsaufnahmen und poesievollen Stimmungsbildern, vor allem gezielt einige Menschen aus dem Dorf ganz nahe vor die Kamera bringt und sie zu Wort kommen lässt. Da ist die Familie des Georg und der Katharina Onghert, aufrechte, biedere, kirchentreue Sachsen auf ihrem ererbten Hof sowie ihre beiden Söhne Helmut, im Dorf, und Oskar in der "Stadt" Freck lebend. Dazu werden weitere Personen, wie der junge Rumäne Lucian, ein strebsamer und genügsamer Landwirtschaftstechniker der in Gürteln Landwirt sein will, oder das sechzehnjährige krass geschminkte Mädchen, welches sich langweilt und von Gastarbeiterrollen im Ausland träumt und spricht, sowie der Viehhirte, ein junger Zigeuner.

Leider gibt es keine geschichtliche Einleitung im Film über das Dorf Gürteln, das als kleinste Gemeinde des "Krautwinkels" neben Braller, Martinsberg, Tarteln und Großschenk bereits 1334 als "Villa Gertrudis", eine Besitzung der Probstei Hermannstadt, erwähnt wird.

Den beiden Regisseuren ist es gelungen, die sehr sensiblen Interviews geschickt und überzeugend und auch gut gedolmetscht, zu bringen. Die Aussagen des Ehepaares Onghert über ihr Schicksal mit Deportation, Enteignung und nun Vereinsamung sind beispielhaft. Erschüttert nimmt man den Trinkersohn Helmut wahr, der alleinlebende Vater zweier Kinder, die im Großschenker "Don Bosco"-Kinderheim aufwachsen und von den Großeltern Liebesgaben erhalten. Wichtig für den Zusammenhalt sind die Sammelfahrten zu gemeinsamen Gottesdiensten des Pfarrers Michael Reger aus Kerz, der sich um die Letzten, die Zurückgebliebenen, kümmert. Der Gang über den verwachsenen Friedhof fällt dem Bauern Georg Onghert schwer. Dieser Film sei in Deutschland, bei mehreren Festivalteilnahmen 2003 und 2004 gut aufgenommen und bisher mit zwei Sonderpreisen bedacht worden, berichtete der anwesende Thomas Beckmann.

Er stellte sich den Fragen der Zuschauer und erläuterte das Zustandekommen dieses Filmprojektes. Geplante Film-Tourneen und Kinovorführungen werden angeboten. Der Film ist als DVD zu bestellen unter www.smenafilm.de.

Walter Klemm

Schlagwörter: HOG-Nachrichten, Film

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