30. Juni 2003

Streunerhunde in Rumänien: Einsatz für wehrlose Kreatur

Die verarmte Bevölkerung in Rumänien empfindet die Straßenhunde als Plage. In Hermannstadt werden jährlich 500 Menschen von Hunden gebissen und in der Klinik für ansteckende Krankheiten behandelt. Die Stadt will sich der „Straßenköter“ entledigen. Deshalb werden die herrenlosen Hunde in Hermannstadt von Fängern der städtischen Straßenbaugesellschaft eingefangen und in ein Hundeheim eingeliefert. Fast ausnahmslos verlassen sie ihren Käfig nur in Richtung Tierfriedhof.
Alle Städte Rumäniens haben Tausende von Unfällen mit Straßenhunden zu verzeichnen, Menschen werden gebissen, Hunde sterben auf den Straßen. Der Bukarester Bürgermeister Traian Basescu glaubt, die Hundeflut nur durch Töten in den Griff zu bekommen und tut das trotz internationaler Proteste weiterhin auf brutale und unprofessionelle Weise. In Kronstadt gibt es Tötungsstationen, wo die städtischen Behörden hunderte Hunde gezielt verhungern lassen. Die meisten Lager sind streng abgeschirmt. Auch größeren deutschen Tierschutzorganisationen wie dem „Bund gegen Missbrauch der Tiere“ wird der Zutritt zu den Lagern verwehrt.

Kein positives Umfeld für deutsche Tierschützer. „Es ist so gut wie nicht bekannt, dass auf den Straßen Rumäniens ein Massaker an der wehrlosen Kreatur Hund stattfindet, weil diese keine Lobby haben“. Mit diesem verzweifelten Hilferuf wendet sich Michaela Goldhorn an die Siebenbürgische Zeitung. Sie engagiert sich für den kleinen Tierschutzverein Aurora mit Sitz in Dettenhausen bei Tübingen. Erste Vorsitzende ist Ute Langenkamp. Seit zwei Jahren ist der Verein in Rumänien aktiv.

Zwischenstation in Heilbronn: Die rumänischen Hunde betteln um Zuneigung. Die Herzen der deutschen Tierschützer haben sie schon längst erobert, links Michaela Goldhorn.
Zwischenstation in Heilbronn: Die rumänischen Hunde betteln um Zuneigung. Die Herzen der deutschen Tierschützer haben sie schon längst erobert, links Michaela Goldhorn.

Die ehemalige Fuchsfarm „Zmeura“ wurde neben Pitesti mit dem Ziel gemietet, Hunde von der Straße in Sicherheit zu bringen. Der Bürgermeister von Pitesti stimmte zu, so dass die Streunerhunde zunächst von der Vernichtung durch die rumänischen Behörden verschont bleiben. Inzwischen sind über 3 000 Hunde eng untergebracht in Ausläufen in der ehemaligen Fuchsfarm, werden von Pflegern gefüttert, kastriert und medizinisch betreut. Aber so kann es keinesfalls bleiben. Das provisorische Tierheim platzt aus allen Nähten. Fast jede Woche organisiert der Tierschutzverein Aurora einen großen Lkw-Transport nach Deutschland. Die Hunde finden immer wieder Abnehmer in deutschen Tierheimen in Bremerhaven, Eschwege, Heilbronn, Hildesheim, Ulm. In Pitest rücken andere Hunde von den Straße in die ehemalige Fuchsfarm nach. Es ist ein Fass ohne Ende. Die finanziellen und personellen Ressourcen des Vereins sind mittlerweile erschöpft. Die rumänischen Behörden drängen auf eine schnelle Lösung und stellen immer wieder neue Auflagen. So musste Aurora-Vorsitzende Ute Langenkamp Mitte Februar nach Pitesti fahren, um die Tiere impfen und „chipppen“ zu lassen. Der Vorwurf, der auch von deutschen Medien aufgegriffen wurde, der Verein habe Spenden veruntreut, erwies sich als haltlos. Die Vorsitzende wurde freigesprochen.

Die großen Tierschutzorganisationen haben Hilfe in Pitesti abgelehnt, jetzt hofft Aurora auf das Mitleid von Tierfreunden. Die WDR-Sendung „Tiere in Not“ berichtete kürzlich über rumänische Streunerhunde. In einigen Orten Rumäniens werden die Lösungen langfristiger bedacht und auf die Zukunft ausgelegt - so zum Beispiel die Zusammenarbeit der Stadt Ploiesti mit dem Tierheim München. So wurde ein Tierheim in Ploiesti gebaut und ein Gesamtkonzept erarbeitet: Als Erstes wurde das deutsche Tierschutzgesetz zur legalen Grundlage allen Handelns gemacht, dann die Mitarbeiter ausgebildet. Eine vorbildliche Aktion, die auch in anderen Städten Rumäniens Schule machen sollte.

Siegbert Bruss


Weitere Infos: Michaela Goldhorn

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