13. Juli 2003

Ausstellung in Dinkelsbühl: "Schäßburg - Im Wandel der Zeit"

Im Wandel von Foto zu Foto Schäßburg, im Wandel der Zeit, nachblicken, noch dazu in der angehenden Partnerstadt Dinkelsbühl - viel Symbolkräftiges enthob die Fotoausstellung im Konzertsaal im Spitalhof eines gewöhnlichen Rahmens. So ließ es sich Dinkelsbühls Oberbürgermeister Otto Sparrer nicht nehmen, die zur Eröffnung am Pfingstsamstag erschienenen Gäste persönlich zu begrüßen, allen voran den Arrangeur dieser Ausstellung, Günter Czernetzky.
Günter Czernetzky, der Gestalter der Ausstellung in Dinkelsbühl, bei der Eröffnung. Foto: Josef Balazs
Günter Czernetzky, der Gestalter der Ausstellung in Dinkelsbühl, bei der Eröffnung. Foto: Josef Balazs

Als Vorstandsmitglied der HOG Schäßburg war der Regisseur schlicht die ideale "Besetzung" für dieses Projekt. Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster würdigte dessen "große und begeisterte Arbeit beim Zusammenstellen der Ausstellung". Ferner dankte Schuster dem anwesenden Stadtoberhaupt dafür, dass ein Teil der Lichtbilder im Anschluss an den Heimattag im Rathaus präsentiert werden sollte.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gründeten deutsche Einwanderer im Kokeltal Schäßburg (1280 erstmals urkundlich erwähnt). Die früheste der in der Ausstellung vertretenen historischen Aufnahmen stammt aus dem Jahr 1850 und zeigt die Schulgasse. Ihr gegenübergestellt dasselbe Motiv, jedoch im Winter 1970 abgelichtet. Ein prinzipielles Muster, nach dem viele der 50 Schäßburgfotos auf den Stellwänden platziert, einander zugeordnet wurden. Zusätzliche 25 Bilder, die den Ausstellungsbesuchern nicht vorenthalten werden sollten, fanden Platz in einer zur Ansicht bereitgestellten Fotomappe. Mit Bedacht hatte man der Fotoserie den Titel "Schäßburg - Im Wandel der Zeit" gegeben. Czernetzky zur Ausstellungskonzeption: "Der ,Wandel der Zeit' wird im stetig sich verändernden Stadtbild sichtbar. Diesen Wandel will die Ausstellung bewusst machen." Selektiv dokumentieren die Lichtbilder, indem sie einen Bogen über eineinhalb Jahrhunderte spannen, einen "spannenden Bogen" (Oberbürgermeister Sparrer), die Spuren der Zeitläufte. Die faszinierenden Bilddokumente verdanken sich der Arbeit veritabler "Lichtbildner", die auf diese Weise Schäßburg ein Denkmal gesetzt haben: Ludwig Schuller, Hermann G. Roth, Hermann und Hellmut Fabini, Walter Lingner, Helmut Müller. Die Liste ließe sich ergänzen.

Der Wandel der Zeit mit teilweise dramatischen Zäsuren ist in Schäßburgs historisch gewachsener Stadtarchitektur deutlich ablesbar. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Industrie und Gewerbe prägten forthin das Stadtbild. Später dann, in kommunistischer Zeit, veränderte sich das urbane Profil nochmals gravierend. Naturkatastrophen taten ihr Übriges. Zeitzeugen werden sich kaum noch finden für die Überschwemmungen anno 1906, schon eher für jene in den Jahren 1932, 1970 und 1975. Die Folgen für die Unterstadt waren verheerend. Die meist großformatigen Fotografien machen diese markanten Zeitabschnitte anschaulich: Schmalspureisenbahn ("Wusch") Schäßburg-Agnetheln 1894/98 und 1965, Stundturm (eingerüstet 1894) - Stundturm mit Oberth-Büste (1994), Stadtmauerzeile mit Schneiderturm, Marktplatz, Burgpanorama, Fleischer- und Kürschnerturm, Präfektur oder das "Venezianische Haus" (1995), um nur einige der vielfältigen Motive anzuführen.

Hermann Theil, Stellvertretender Vorsitzender der HOG Schäßburg (links), überreicht Oberbürgermeister Otto Sparrer die Schäßburg-Mappe aus der Reihe "Geschichteatlas der Städte Rumäniens". Foto: Josef Balazs
Hermann Theil, Stellvertretender Vorsitzender der HOG Schäßburg (links), überreicht Oberbürgermeister Otto Sparrer die Schäßburg-Mappe aus der Reihe "Geschichteatlas der Städte Rumäniens". Foto: Josef Balazs

Die in eindrucksvollen Momentaufnahmen festgehaltene Stadt im Kokeltal hat eine glanzvolle Vergangenheit und besitzt eben solche Perspektiven. Hermann Theil, Stellvertretender Vorsitzender der HOG Schäßburg, der in seiner Ansprache die Rolle seiner HOG in der sich anbahnenden Städtepartnerschaft von Dinkelsbühl und Schäßburg akzentuierte: "Wir haben die ersten Kontakte zwischen den Städten begleitet und beiden Seiten pragmatische Anregungen zur Ausgestaltung der Beziehungen gegeben." Auch in diesem Sinne erweise das Motto des Heimattages "Partner in Gemeinschaft" seine volle Berechtigung. Im Namen der HOG Schäßburg überreichte Theil Oberbürgermeister Sparrer aus der Reihe "Geschichteatlas der Städte Rumäniens" die Mappe Schäßburg sowie den Anekdotenband "Die kleine Stadt" von Karlheinz Roth. So bestanden beste Voraussetzungen, dass sich im Falle des Dinkelsbühler Stadtoberhauptes die von Günter Czernetzky gehegte, eingangs geäußerte Wunschvorstellung erfülle: "Jeder der Besucher soll sagen können: 'Ich bin ein Schäßburger!'"

Christian Schoger


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 11 vom 15. Juli 2003, Seite 9)

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