2. März 2004

Massaker von Prerau: "An der Wahrheit führt kein Weg vorbei"

In der Ausgabe vom 14. Januar 2004 (Nr. 10) der renommierten Neuen Zürcher Zeitung berichtet Claus Stephani in einer Reportage unter dem Titel "Wenn die Zukunft kommt. Die Karpatendeutschen zwischen Bratislava und Zips" über die gegenwärtige Lage der Zipser Sachsen im Osten der Slowakei.
Wie die Siebenbürger Sachsen waren einst auch die Zipser Sachsen im 12. und 13. Jahrhundert eingewandert, und zwar in das damalige Oberungarn, hatten dort 16 Städte sowie etwa 200 Dörfer und Siedlungen gegründet. Zwischen den Zipser und Siebenbürger Sachsen gab es im Laufe der Jahrhunderte enge wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen. So war z.B. der berühmteste Goldschmied Siebenbürgens, Sebastian Hann, ein Zipser Sachse, und ebenfalls aus der Zips stammte Johann Zabanius Sachs von Harteneck. Zipser Sachsen wanderten auch über die Bukowina ins Nösnerland ein, und so gab es z.B. in der Gemeinde Jaad bis in die 1980er Jahre eine Zipser Gasse.

Wenig bekannt sind heute jedoch die Verbrechen an Zipser Sachsen, an unschuldigen Zivilpersonen während der Vertreibung 1945. Claus Stephani weist in der international bekannten Schweizer Tageszeitung zum ersten Mal auf ein Ereignis hin, an das sich heute kaum noch jemand erinnert. So heißt es unter anderem in der Reportage: „beim Massaker von Prerov (Prerau) in Mähren erschossen kommunistische Soldaten sechs Wochen nach Kriegsende, in der Nacht vom 18. zum 19. Juni 1945, 247 Zipser Frauen, darunter auch eine deutsche Jüdin, kleine Kinder und alte Männer. Sie waren aus Dobschau hin deportiert worden. Wehrpflichtige oder politisch exponierte Personen gab es unter ihnen nicht. Auch an dieser Wahrheit führt kein Weg vorbei.“

Der Artikel verdeutlicht, dass jede Münze zwei Seiten hat. Der Leser wird somit sensibilisiert, die Mühe auf sich zu nehmen und gelegentlich manch eine Münze zu wenden.

Hans Krafft

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 3 vom 25. Februar 2004, Seite 5)

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