10. April 2005

Vortrag über Otto Piringer in Drabenderhöhe

Die Idee, wieder einmal einen literarischen Nachmittag in Mundart zu veranstalten, hatte sich als richtig erwiesen. 40 Interessierte kamen kurz vor Ostern zum Vortrag von Rosel Potoradi über den Mundartdichter Otto Piringer (1874-1950).
Die Leitung des Literaturkreises ist bemüht, für mindestens eine der zehn Veranstaltungen im Laufe eines Jahres einen Referenten zu einem Mundartthema zu gewinnen. Behandelt wurden schon die bekannten Mundartdichter Schuster Dutz und Karl Gustav Reich. Auch die Mundartautorin Grete Gierer-Menning aus Heilbronn hat ihre Gedichte in unserem Literaturkreis vorgetragen. In diesem Jahr nun referierte Rosel Potoradi über den weniger bekannten Mundartdichter Otto Piringer. Geboren wurde Piringer am 20. Februar 1874 in Broos. Nach dem Studium der Philologie und Theologie in Marburg, Berlin und Klausenburg wurde er 1896 zum Rektor der Höheren Volksschule in Agnetheln gewählt. 1903 ging er als Pfarrer nach Talmesch und 1906 nach Neustadt im Burzenland. 1913 folgte er dem Ruf der Heimatgemeinde seiner landlerischen Vorfahren nach Großpold. Nach zwölfjährigem Wirken zog er nach Broos, wo er am 3. November 1950 nach einem Schlaganfall starb. Otto Piringer, der noch in der Tradition der mundartlichen Kunstdichtung wurzelte, entfaltete seine schöpferische Tätigkeit in größerem Umfang nach dem Ersten Weltkrieg. Seine mundartlich-humoristischen Dichtungen und volkserzieherischen Beiträge veröffentlichte er vornehmlich in dem von ihm redigierten „Neuen Volkskalender”.

Otto Piringer sei, so Rosel Potoradi, nicht nur ein ausgezeichneter Kanzelredner gewesen, sondern auch ein unübertroffener Gelegenheitsredner. Nicht zuletzt aber habe ihm diese Leichtigkeit des Ausdrucks auch bei der Niederschrift seiner Gedichte und Erzählungen zur Verfügung gestanden. Seine originelle Erzählgabe ermöglichte es ihm, unbeeindruckt von literarischen Strömungen eigene Wege zu gehen. Für ihn war das Schreiben Erholung und Entspannung nach anstrengender anderweitiger Arbeit. Daraus ist auch die große Zahl der Gelegenheitsgedichte zu erklären, die aus seiner Feder flossen. Piringer bezog seinen Stoff, den er meist zu anekdotischen Verserzählungen verarbeitete, aus dem bäuerlichen bzw. kleinbürgerlichen Leben Siebenbürgens. Dabei lokalisiert und benennt er namentlich - wenn auch fiktiv - Personen und Geschehen, das er in behaglicher Breite vorträgt, dann aber die Erzählung in einer allgemeinen Schlussfolgerung oder treffenden Pointe ausklingen lässt. Oft setzte er das Zwiegespräch, zuweilen drastische Ausdrücke ein, die noch die humoristische Wirkung erhöhten.

Rosel Potoradi, die schon während ihrer Schäßburger Zeit mit Otto Piringer befasst hat, trug ausgewählte Gedichte aus Piringers reichem Schaffen vor. Die in voller Länge auswendig vorgetragene Verserzählung „De noa Sändung” versetzte das Publikum in Staunen ob der hervorragenden Interpretation: Predigerlehrer Johann Schuller, ein begeisterter Radiohörer, staunt nicht schlecht, als er eines Tages hört, dass nunmehr auch Gerüche im Radio übertragen werden können - neue Sendung. „Na son ech näst mih, ta Rejin” (sagt er zu seiner Frau)/ Hi sträkt de Hängd ken det Gebinn -,/ „Wä färr huet et der Mängsch schi bruecht,/ Hi schäckt drohtlis bä Doch uch Nuecht,/ Staunst ta net uch, Rejini, spräch/ Musik uch Belder uch Geräch...“ (Enttäuscht, dass die angesagten Gerüche nicht kommen, dreht Herr Schuller an der Schraube vorwärts und wieder zurück. Als er das Programm noch einmal zur Hand nimmt, geht ihm ein Licht auf:) „Ein jeder riecht den Duft, den er will!/ Die Sendung erfolgt: Am ersten April!“

Nicht weniger gekonnt trug Rosel Potoradi auch „Det Truddenzichen“ vor. Danach wurde das volkstümlich gewordene Lied: „Angderm Lirber“ (die Musik schrieb Karl Reich) gemeinsam gesungen und zum Ausklang der Veranstaltung noch das Lied „Äm Mo“.

Johann Seiler



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