21. September 2001

Siebenbürger beim Rakoczyfest in Bad Kissingen

"Das Volk des Fürsten" wird die sächsische Trachtengruppe Schweinfurt-Gochsheim genannt, die alljährlich am Rakoczyfest in Bad Kissingen teilnimmt. Unter den 40 Trachtenträgern waren heuer neben Mitgliedern der Kreisgruppe Schweinfurt-Gochsheim erstmals auch acht Landsleute der Kreisgruppe Würzburg mit dabei.
Die Siebenbürger marschierten unter der 1998 eingeweihten Ortsgruppenfahne Schweinfurt-Gochsheim vor dem Vierer-Pferdegespann des Fürsten Franz II. Rakoczy mit. Die Trachten kamen aus verschiedenen Ortschaften Siebenbürgens wie Mediasch, Meschen, Kleinschenk, Kleinscheuern, Hamlesch, Stolzenburg, Reußmarkt, Keisd und Wolkendorf. Vorgeführt wurden Festtags-, Kirchen- und jungsächsische Trachten. Besonderer Anziehungspunkt waren in diesem Jahr zwei Mädchentrachten, eine in Weiß aus dem Burzenland und eine in Schwarz-Weiß mit Borten aus dem Altland.
Sächsische Trachtenträger beim Rakoczyfestzug 2001 in Bad Kissingen.
Sächsische Trachtenträger beim Rakoczyfestzug 2001 in Bad Kissingen.

Der mehrere Kilometer lange Parcours führte aus der Au über die Fränkische Saalebrücke vorbei am Regentenbau mit seinen einmaligen Anlagen und Quellen wie "Rakoczy", "Pandur" und "Max" und dann in die Altstadt, die in diesem Jahr ihr 1200-jähriges Jubiläum feiert und schöner denn je herausgeputzt war.
Zum Hofstaat des Fürsten Franz II. Rakoczy, des Namengebers des größten Stadtfestes der Kurstadt, gehören 24 berühmte Persönlichkeiten, die in der Kurstadt gelebt, sie besucht oder gefördert haben, unter anderem Minnesänger Graf Otto von der Botenlaube mit Gräfin Beatrix von Courtenay, die deutsche Kaiserin Auguste Victoria, der berühmte italienische Komponist Gioacchino Rossini, der Geisteswissenschaftler und Poet Viktor von Scheffel sowie Peter Heil, Bürger dieser Stadt, der einst die Stadt vor dem Angriff der Schweden bewahrte, und die neue Quellenkönigin Melanie I.
Durch ihr selbstbewusstes Auftreten der und die Vielfalt ihrer Trachten erregte die siebenbürgisch-sächsischen Trachtengruppe - als eine der wenigen in nichtfränkischen Trachten – Aufsehen und erntete Bewunderung von den mehr als 25 000 Zuschauern, die die Strecke säumten und die Qualität der Handarbeit an den Trachten bewunderten. Auf der Ehrentribüne winkte ein seltener Gast unserer Trachtengruppe zu: der Erzherzog Markus von Habsburg, Urenkel des Kaisers Franz Josef.
Franz II. Rakoczy war von 1704 bis 1711 letzter Fürst Siebenbürgens, Anführer des Kuruzzenkrieges, der in den Wehrburgenlandschaft Siebenbürgens manche Lücken und Ruinen hinterlassen hat. Das Fürstentum Siebenbürgen wurde durch die Habsburger zu einer Provinz degradiert und dem Vielvölkerstaat Österreich einverleibt, ein Status, der bis zur Gründung der Österreichisch-Ungarischen Donaumonarchie andauerte. Im Vorfeld des Racoczyfestes II wird eine Informationsveranstaltung über "Rakoczy den Rebellen" in Bad Kissingen stattfinden. Die Organisatoren des Festzuges wollen dabei auch die historischen Zusammenhänge zwischen dem Fürsten Franz II. Rakoczy und den Siebenbürger Sachsen auf einer breiten Basis verständlich machen und haben deshalb den Vorstand der Kreisgruppe Schweinfurt-Gochsheim um Unterstützung gebeten. Durch die Aufarbeitung der historischen Hintergründe leistet der Vorstand einen Beitrag zum Verständnis der politischen und kulturellen Bedeutung unserer Volksgruppe.
Für ihren Einsatz dankt der Vorstand allen Teilnehmern und insbesondere den älteren Trachtenträgern/innen des diesjährigen Rakoczyfestes in der Gewissheit, dass unsere Trachtengruppe mit zu einem niveauvollen Festzug im Jubiläumsjahr der Stadt Bad Kissingen beigetragen hat.

Johann Göbbel


(Siebenbürgische Zeitung, Folge 15 vom 30. September 2001)

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