19. November 2012

Neues siebenbürgisch-sächsisches Heimatstübchen in Mettmann

Mit viel Liebe und Geduld haben wir unser Heimatstübchen in Mettmann nach dem Brand 2003 wieder sehenswert gemacht, obwohl sehr vieles dem Feuer zum Opfer gefallen war, was aber wieder ersetzt wurde und wieder seinen Platz einnahm. Sehr stolz war ich immer auf das Zuckmantler Brautpaar und nun war gerade dies sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Vom Bräutigam konnten nur die Stiefel und die Stiefelhosen gerettet werden. Die Braut wurde auch beschädigt (ich konnte sie aber wieder herstellen). Der teure Krause-Kirchenmantel und die Bänder blieben Gott sei Dank unverletzt, ebenso die Schnürschuhe. Der Borten mit dem Kranz (Brautkrone) und die Tracht waren nicht mehr zu retten – sie wurden von der Hitze versengt. Es wurde eine neue Tracht besorgt, die Brautkrone musste ich zum zweiten Mal anfertigen. Die Blumen, die dafür verwendet wurden, sind nicht alle vorzufinden, und so musste ich einen Teil selbst anfertigen, z. B die geschlossenen Rosenknospen, die ich aus aufgeblühten Rosen angefertigt habe, dann die Myrten, von denen ich fast 700 Knospen brauchte, die dann zu kleinen Tannenzweigen angefertigt werden mussten. Es war eine Riesenarbeit, die sich gelohnt hat. Damit das Brautpaar wieder so schön da steht wie früher, fehlte mir leider der Kirchen-Mantel (Kirchen-Pelz) für den Bräutigam.

Zum zweiten Mal werde ich auch die Mediascher Stadtpfarrkirche in Miniatur (auch Margarethenkirche genannt) anfertigen, da die erste Opfer des Brandes wurde. Diese fertigte ich noch in Siebenbürgen an, konnte sie damals bei meiner Ausreise vor der Revolution nicht aus dem Land heraus bringen, da sie als Kulturgut angesehen wurde. Später, nach der Revolution, brachte meine Schwester sie dann mit.
Blick ins Heimatstübchen in Mettmann, in dem ...
Blick ins Heimatstübchen in Mettmann, in dem neben Puppen in der Tracht von Zuckmantel auch das Hohe Bett, blau-rot bemalte Bauernmöbel, eine Feldwiege (Schog) und ein Miniaturmodell der Mediascher Margarethenkirche zu bewundern sind. Foto: Hildegard Schuster
Die Mediascher Stadtpfarrkirche wurde 1441 erstmals urkundlich erwähnt. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte in mehreren Etappen erbaut, so auch der Turm. 1550-1551 wurde der Turm mit drei Geschossen erhöht. Das Fundament war für dieses Gewicht nicht vorgesehen, so dass der Turm sich im 18. Jahrhundert nach Nordwesten zu neigen begann. Daraufhin wurde er mit Strebepfeilern gestützt. Mit hohen Spenden der evangelischen Kirchengemeinde (unter anderem auch von Professor Hermann Oberth, „Vater der Raumfahrt“) konnte die Wiederinstandsetzung beginnen. So ragt der Turm auch heute noch als Wahrzeichen der Stadt Mediasch stolz zum Himmel.

Wer war nun der Mann, der mit Leib und Seele für den Erhalt des Turmes gekämpft hatte? Es war Dipl.-Ing. Carl Georg Römer, Enkel von Pfarrer Georg Römer, der in den Jahren 1854-1889 ein treuer Seelsorger in Zuckmantel war. Carl Martin Römer, der Sohn von Pfarrer Georg Römer, ist der Verfasser des Liedes „Bäjm Hantertstreuch“, auf den die Zuckmantler stolz sind, denn dieser Holunderstrauch soll im Pfarrgarten, wo heute der Zuckmantler Gemeindesaal ist, gestanden haben.

Ich danke allen sehr herzlich für die Hilfe, die sie mir bei dem Wiederaufbau und der Herrichtung unseres Heimatstübchens haben zukommen lassen.

Michael Wagner (Kalner Miki, auch Misch genannt), Mettmann

Eine erstaunliche Energieleistung

Liebe Zuckmantler Landsleute, es ist erstaunlich, mit wie viel Energie Michael Wagner, unterstützt von seiner Familie, sich ans Werk gemacht hat, um die Spuren dieses furchtbaren Brandes zu beseitigen. Nicht verbittert und entmutigt, sondern voller Schaffenskraft erneuerte er, schnitzt und bastelt, und das alles, um sächsisches Kulturgut zu erhalten. Diese Lebenseinstellung erinnert mich daran, dass es die Vergangenheit ist, die die Gegenwart reich macht und der Zukunft Perspektiven gibt. Deshalb wende ich mich an Euch mit der Frage, mit der Bitte: Kann jemand Michael Wagner einen Kirchenpelz leihweise zur Verfügung stellen, damit das Brautpaar wieder in alter Pracht erstrahlt? Vielleicht besitzt jemand einen Kirchpelz, den er nicht mehr haben, aber nicht einfach so weggeben will. Wir würden „Miki-Onkel“ damit eine große Freude machen und selber einen kleinen Beitrag zum Erhalt unserer Kultur leisten. Soweit ich mich erinnern kann, wollte die Stadt Mettmann das Heimatstübchen im dortigen Museum zeigen. Meldet Euch gegebenenfalls bei Michael Wagner unter Telefon: (02104) 76500. Vielen Dank.

Karin Funtsch

Für jeden eine offene Tür

2004 wurde erstmals der Beitrag „Siebenbürgisch-sächsische Heimatstube in Mettmann“ von mir im Zuckmantler Rundschreiben veröffentlicht. Der zweite Beitrag „Herzlich willkommen im neuen siebenbürgischen Heimatstübchen in Mettmann“ wurde 2005 von meinem Vater Michael Wagner veröffentlicht. Anschließend bekam er einen Kirchenpelz (Mantel) aus dem Jahre 1901 von Frieda Kramer aus Nürnberg, wofür wir ihr sehr dankbar sind. Der Dank geht auch an alle anderen, die mit Geldspenden, Trachten und anderen Sachen geholfen haben, ein neues Heimatstübchen aufzubauen und sehenswert zu machen.

Michael Wagner wurde 1930 in Zuckmantel ge­boren, wo er bis 1952 auch gelebt hat, außer der Zeit der Flucht von 1944-1945. Danach wohnte er in Mediasch bis zur Aussiedlung, wo er zwei Jahre als Schaufensterdekorateur und den Rest der Zeit in einem Textilbetrieb tätig war. Sollte jemand Interesse haben, das Heimatstübchen zu sehen, der sollte unter Telefon: (02104) 76500 anrufen und den Termin des Besuches mitteilen. Es gibt für jeden eine offene Tür, jeder ist herzlich willkommen.

Hildegard Schuster

Schlagwörter: Heimatstube, Zuckmantel

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Neueste Kommentare

  • 20.11.2012, 08:59 Uhr von Christian Schoger: Hallo pedimed, die Telefon-Vorwahl von Mettmann lautet: (02104). Der Zahlendreher im Text wurde ... [weiter]
  • 19.11.2012, 23:48 Uhr von pedimed: Welches ist die richtige Telefonnummer : 02104 oder o1204 mit76500??? [weiter]

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