2. Juli 2015

HOG Reichesdorf baut Brücken

„Brücken bauen“, das Motto des 14. Reichesdorfer Heimattreffens im thüringischen Friedrichroda, war ein anspruchsvolles Motto. Seine Tiefe wurde aber allen erst im Lauf der Zeit bewusst. Zunächst schien es, als ob etliche Reichesdorfer/innen dem Treffen fernbleiben wollten. Wir sollten eines besseren belehrt werden.
Am 29. Mai 2015 kamen die ersten Gäste angereist, es gab herzliche Begrüßungen und den ersten Gedankenaustausch, eben die ersten Brücken zwischen gestern und heute. Samstag, den 30. Mai, kam der große Ansturm. Über 160 Reichesdorfer/innen und deren Freunde gaben sich die Ehre. Meine Freude hielt sich aber in Grenzen, da ein Rundgang in Gedanken durch unser Reichesdorf der 80er Jahre mich feststellen ließ, wie viele Brücken abgebrochen wurden zu unserer Gemeinschaft hier in Deutschland. Der Reichesdorfer Bote wird an ca. 200 Haushalte verschickt, die Siebenbürgische Zeitung kommt in gerade mal 82 Haushalte. Da frage ich mich: Wo ist der Stolz geblieben, ein Siebenbürger Sachse zu sein? Hat man nun die Leistungen und den Zusammenhalt unserer Vorfahren vergessen oder ist es ihnen peinlich, sich hier als Siebenbürger Sachse zu outen? Ich hoffe trotzdem, dass sich auch mit diesen Personen neue Brücken aufbauen lassen und sie in unseren Kreis zurückkehren.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen ging es zur evangelischen St.-Blasius-Kirche. Pfarrer Harald Schneider griff in seiner Predigt das Motto „Brücken bauen“ auf. Brücken werden über Täler, zwischen Menschen und auch im Glauben gebaut. Leider werden auch immer wieder Brücken abgebrochen, weil sie nicht mehr genutzt werden. Besonders angesprochen haben mich zwei Verse eines der Kirchenlieder: „Ich möchte gerne Brücken bauen, wo alle tiefe Gräben sehn. Ich möchte hinter Zäune schauen und über hohe Mauern gehen. Ich möchte gern dort Hände reichen, wo jemand harte Fäuste ballt. Ich suche unablässig Zeichen des Friedens zwischen Alt und Jung.“ Der Gottesdienst wurde musikalisch von unseren ausgezeichneten Sängerinnen und Sängern unter der Leitung unseres Organisten Hans Hügel gestaltet und so gleichwohl eine Brücke in die Vergangenheit, die Zeit in Reichesdorf, Zeit der Geborgenheit in unserer Reichesdorfer Kirche, geschlagen. Die große Gruppe der Trachtenträger verstärkte die Verbundenheit mit unserer alten Heimat.
Reichesdorfer Trachtengruppe mit Pfarrer Harald ...
Reichesdorfer Trachtengruppe mit Pfarrer Harald Schneider. Foto: Heinrich Maiterth
Ein Spaziergang führte uns dann ins Hotel, wo unser Fest so richtig in Fahrt kam. Nach einer Stärkung mit mitgebrachtem Kuchen und Kaffee vom Haus wurde der offizielle Teil mit dem Bericht des Vorsitzenden Werner Meyndt fortgeführt. Da uns während der letzten beiden Jahre leider 40 Gemeindeglieder durch Tod verlassen haben, wurde mit einer Schweigeminute ihrer gedacht. Ein besonders großer Verlust war der Tod von Gredi Mattes, unserer besonders aufopferungsvollen Schriftführerin, der es besonders am Herzen lag, Brücken zu bauen zwischen den im ganzen Bundesgebiet und über die Grenzen verstreuten Landsleuten.

Werner Meyndt erinnerte an das letzte Treffen 2013 und an die tollen Skiwochenenden, wo gemeinsam mit Landsleuten aus Meschen wunderbare Tage erlebt wurden. Auch hier wurden Brücken gebaut, indem Freundschaften erneuert wurden und andere entstanden. Er würdigte die Arbeit von Heinrich Maiterth, Verantwortlicher für den zweimal im Jahr erscheinenden Reichesdorfer Boten und für die alljährliche Herausgabe eines Kalenders mit Bildern aus Reichesdorf – auch hier entsteht eine Brücke zur alten Heimat. Weiter dankte er Susanna Riemesch als Schriftführerin und für die redaktionelle Arbeit am Boten.

Besondere Aufmerksamkeit galt auch der von Hans Alzner geleisteten Arbeit im Zusammenhang mit der Ahnenforschung, bei der die Matrikel (Taufe, Trauungen und Tod) der evangelischen Kirche Reichesdorf erfasst werden. Ein besonderer Dank gebührt Hans-Christian Hienz, der den Internetauftritt von Reichesdorf betreut. Nicht zuletzt ging ein Dank an alle Mitglieder des Vorstandes, die zum Gelingen dieses Treffens beigetragen haben.

Im Folgenden berichtete Susi Riemesch von den zur alten Heimat zu bauenden Brücken. Zwischen den Reichesdorfer Treffen in Deutschland gibt es die Treffen in Reichesdorf, die immer beliebter werden. Sie plädierte für die materielle Unterstützung der vor Ort tätigen Organisationen beim Erhalt der kirchlichen Bauten und des Friedhofes.

Der Bericht des Kassiers (begründete Abwesenheit) und der Prüfer wurde als vorgetragen betrachtet, da er ausführlich im Boten präsentiert wurde. Turnusgemäß stand die Wahl eines neuen Vorstandes an. Heinrich Bruckner wurde als Wahlleiter bestellt, ihm zur Seite standen Edith Hügel und Heidi Stolz. Bevor die Wahl fortgesetzt wurde, wurde der alte Vorstand einstimmig entlastet. Nach Rücksprache mit dessen Mitgliedern, die sich bereit erklärten, auch für die nächste Amtsperiode zur Verfügung zu stehen, wurde per Handzeichen wie folgt gewählt: Werner Meyndt – Vorsitzender, Susanna Riemesch – Schriftführerin und Ernst Kloos (in Abwesenheit) wurden einstimmig gewählt. Nach dem offiziellen Teil gab es tolle Musik und sehr gute Stimmung. Eine kleine Gruppe junger Frauen präsentierte einen Sketch. Das Fest dauerte bis spät in die Nacht. Am Sonntagmorgen hieß es Abschied nehmen mit dem Versprechen, die eben aufgebauten Brücken zu pflegen und zu den daheim Gebliebenen neu aufzubauen.

Hans Alzner

Schlagwörter: Reichesdorf, Treffen, HOG

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