28. Oktober 2007

Vereint Gemeinschaft erleben: Bistritzer-Nordsiebenbürger Treffen in Nürnberg

„Asu äst Heschet hun ich longher näst mi erleft“, lautete eine spontane Aussage eines freudetrunkenen Nordsiebenbürgers. Das kann man wohl so sagen, denn das zweite Bistritzer-Nord­siebenbürger Treffen am letzten September­wochenende in Nürnberg hat seine rund 300 Teilnehmer mit einer Fülle an Köstlichkeiten für Herz und Verstand belohnt.
Schon der Got­tesdienst in der Emmaus-Kirche war erhebend: Pfarrer i.R. Kurt Franchy, ehemals auch Stadt­pfarrer von Bistritz, hat uns am Michaelis-Tag in die Welt des helfend begleitenden Erzengels Michael, der vor allem als Bezwinger Satans und Seelenwäger am Tag des Jüngsten Gerichts gilt, geführt, uns allen und unseren vielen nordsiebenbürgischen Mikis, Zuversicht und Lebens­kraft unter dem Schirm unseres treu zu uns stehenden himmlischen Vaters zugesprochen. Der Großweissmannsdorfer Chor (Vereinsvorsitzen­de Inka Fleischmann zählt dazu auch viele Siebenbürger als Mitglieder) mit seinen aussagekräftigen flotten Liedern und seinem temperamentvollen Leiter Gerhard Silberhorn wirkte ebenso richtig belebend.
Die Gründungstanzgruppe aus Nürnberg begeisterte ...
Die Gründungstanzgruppe aus Nürnberg begeisterte das Publikum beim Bistritzer-Nordsieben­bürger Treffen. Foto: Horst Göbbel
Als besonderer Höhe­punkt im Gottesdienst stellte sich der Auftritt der jungen Bistritzer Sopranistin Anita Hartig (Toch­ter des Bistritzer Forumsvorsitzenden Thomas Hartig) heraus. An der Orgel von Iris Henning sicher begleitet, konnte sich ihre runde, sonore Stimme mit großem Volumen im Kirchenraum bestens entfalten, ihre Anmut und Ausstrahlung – nachdem sie schon am Vorabend im Herbst­konzert des Hauses der Heimat ein Glanzpunkt war – die Anwesenden ergreifend erfreuen.

Der anschließende Empfang mit einem herzhaften Begrüßungstrunk transportierte die Hoch­stimmung aus dem Kirchenraum in den großen Saal des Gesellschaftshauses Garten­stadt. Das gemütliche Beisammensein wurde durch herrliche siebenbürgische Kuchenspezia­li­täten (direkt aus Carei aus der Bäckerei unseres Banater Landsmannes Inger in beträchtlichen Mengen eingeführt und im Eintrittspreis enthalten), durch die Wiedersehensfreude, durch die zum Tanz aufspielende Band „Die Saitenspringer“ genau in die richtige Bahn gelenkt. Wohlsein und Hochstimmung waren angesagt. Und dann kamen die Trachtenträger: zuerst die Kindertanzgruppe, geleitet von Annette Folkendt, ein Genuss. Anschließend eine richtige Premiere an einem Bistritzer Treffen: die Tanz­gruppe der Heimatortsgemeinschaft Kleinbis­tritz, geleitet von Inge und Michael Alzner, die erst zwei Wochen zuvor erstmals beim eigenen HOG-Treffen aufgetreten war und hier große Begeisterung auslöste. Unsere Kleinbistritzer sind unsere wahren Großbistritzer. Schließlich waren die von Roswitha Bartel und Johann Schuster, geleiteten Trachtenträger der Nürn­berger Tanzgruppe – diese feierte vor einem Jahr ihr dreißigjähriges Jubiläum – sowie die Gründungstanzgruppe der Siebenbürger Sach­sen Nürnberg, geleitet von Inge Alzner – ebenso wie die Kleinbistritzer in der unübersehbar herrlichen und zugleich unverkennbar bunten Nordsiebenbürger Tracht mit ihrem Schwung, mit ihrem großen Können, mit ihrer großen Routine Motor, energiespendendes Kraftwerk für uns Teilnehmer. Ihr gemeinsamer Auftritt bot Inge Alzner, unserer Kreisvorsitzenden, Pfarrer Kurt Franchy und Horst Göbbel den passenden Anlass, das notwendige, das kontinuierlich gewachsene Zusammengehen dieser beiden Blö­cke: Bistritz und seine nordsiebenbürgischen Gemeinden lobend herauszuheben, seinen großen Wert als gemeinschaftsförderndes Element zu betonen. Es ist längst so, es bleibt künftig noch wichtiger: Der eine kann (und soll) nicht ohne den anderen.

So, wie die Bistritzer selbstverständlich Nordsiebenbürger sind, so sind wir Nordsiebenbürger längst – speziell nach der notgedrungenen Verlegung des Wohnsitzes vieler Landsleute aus den umliegenden Gemeinden in die Stadt Bistritz – auch Bistritzer. Mindestens genau so, wie wir heute Nürnberger, Kölner, Fürther oder Münchener sind. Da eindeutig ein nordsiebenbürgisches gemeinsames Bewusst­sein noch existiert, lohnt es sich, dies nicht aufzugeben. Ebenso ist festzustellen, dass neben einigen größeren, noch recht aktiven nordsie­ben­bürgischen Heimat­ortsgemein­schaf­ten, die z.B. regelmäßig noch eigene Heimatortstreffen organisieren (etwa Bistritz/Nösen, Heidendorf, Jaad, Kleinbistritz, Lechnitz, Oberneu­dorf­/Pe­ters­dorf, Wallendorf, Windau/Deutschbudak, Baierdorf …) zahlreiche andere HOGs, die längst nicht mehr in der Lage sind, aus eigener Kraft Gemeinschaftsaktivitäten (wie etwa Heimatorts­tref­fen) zustande zu bringen und somit hier, am Bistritzer-Nordsiebenbürger Treffen auch eigene HOG-Identität in festlichem Rahmen mit Gleich­gesinnten pflegen können. Schon die aktuellen organisatorischen, personellen und finanziellen Möglichkeiten der HOG Bistritz-Nösen bieten derzeit und mittelfristig die Gewähr dafür, das Gemeinschaftsleben der Nordsiebenbürger Sach­sen aktiv zu beleben. Die Anwesenheit zahlreicher HOG-Sprecher aus Nordsiebenbür­gen hat diese Verbundenheit unterstrichen.

Diesen Grundgedanken vermittelte auch das geschickt von einem südkoreanischen Freund elektronisch zusammengefügte und wunderbar von unserem Landsmann Hans Folea-Stamp erstellte Bühnenbild: Die Bistritzer Kirche als Glaubensfels in der Brandung, das fixe, das stabile Element, Bistritz und unseren Glauben repräsentierend, die schwungvoll auftretende Tanz­gruppe in Nordsiebenbürger (ländlicher) Tracht davor als Vertreterin der Landgemein­den. Nordsiebenbürgische Gemeinschaft im Zeichen unserer ehrwürdigen evangelischen Bistritzer Kirche. Sie, diese Kirche stand im übrigen im Zentrum der Beratungen der Jahres­ver­sammlung der HOG Bistritz, am gleichen Vormittag. Dr. Hans Franchy, ihr sehr engagierter Vorsitzender, informierte umfassend und detailreich über den aktuellen Stand und die Vorhaben der HOG Bistritz in enger Zusammen­arbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde Bistritz, dem deutschen Fo­rum, dessen Vorsit­zen­der Thomas Hartig anwesend war, der Stadt Bistritz, dem Bezirksdekanat Schäßburg (zu dem Nordsiebenbürgen inzwischen gehört), der Ge­samt­kirchenleitung in Her­mannstadt. Die HOG Bistritz, betonte Dr. Franchy, wil weiterhin mit Rat und Tat, im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten, an der Restaurierung der Kirche und aktuell besonders deren Orgel mitwirken.

Ein Wort zur Organisation: Annemarie Wagner – sie hielt die Fäden in der Hand – hat Bestes zustande gebracht. Auswahl der Musik, der Trach­tengruppen, ja, auch des Kuchens oder des Be­grüßungstrunkes, Verhandlungen mit allen Beteiligten, die fruchtbare Mitarbeit bei der Ge­staltung des Bühnenbildes, die Koordination vor Ort haben sie wieder als unsere verlässliche Könnerin in Sachen Management ausgewiesen. Dass Annemarie Wagner außerdem ihre Nösner besonders liebt und sich im wahrsten Sinne mit ihrem Team für sie „zerreißt“, das sei der Vollständigkeit halber auch hinzugefügt. Danke Annemarie. Wir treffen uns wieder im Herbst 2008 in Wels, in Oberösterreich.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Bistritz, Nordsiebenbürgen, HOG-Treffen

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