18. Juni 2010

Olympiateilnehmer Dr. Hans Georg Herzog ist 95

Das letzte noch lebende Mitglied der Handballauswahl Rumäniens, die im August 1936 an den Olympischen Spielen in Berlin teilgenommen hat, ist 95 Jahre alt geworden. Dr. Hans Georg (Gerch) Herzog hat am 7. Mai in einem Pensionistenwohnhaus in Wien Geburtstag gefeiert.
Herzog, am 7. Mai 1915 im siebenbürgischen Mühlbach geboren, ist 1934 dabei, als Hanns Schuschnig mit dem Hermannstädter Turnverein eine Tournee durchs Sudetenland und Deutschland unternimmt. Danach studiert er in Paris und vom Sommer 1935 bis Herbst 1936 in Berlin. Somit muss er die Reise zu den Spielen erst gar nicht antreten. Er stößt im August ganz einfach zur Handballmannschaft, um am olympischen Turnier teilzunehmen.

Bei den Spielen in Deutschland eine fast ausschließlich aus Siebenbürger Sachsen bestehende Mannschaft Rumänien. Die meisten Spieler stellt der Hermannstädter Turnverein, insgesamt zwölf: Karl und Fritz Haffer, Robert Speck, Alfred Höchsmann, Fritz Halmen, Günther Schorsten, Wilhelm Heidel, Johann (Oki) Sonntag, Hans Georg Herzog, Wilhelm Kirschner, Wilhelm Zacharias und Stefan Zoller. Jüngstes Mannschaftsmitglied ist der Hermannstädter Seminarist Hans Hermannstädter. Aufgestockt wird die Mannschaft mit den Mediaschern Bruno Holzträger und Fritz Kasemiresch, dem Kronstädter Stippi Orendi und den Bukarestern Emil Drăgan, Comănescu und Peter Fecsi. Dabei ist auch Dr. Hans Zikeli, Bürgermeister Mediaschs bis zum Umsturz 1944.

Die rumänische Mannschaft spielt zusammen mit Österreich und der Schweiz in der zweiten Gruppe. Im ersten Spiel besiegen die Österreicher die rumänische Elf 18:3. Im zweiten und letzten Treffen dieser Vorrunde verliert die rumänische Mannschaft erneut, diesmal gegen die Schweiz 6:8. Das Spiel um den fünften Platz gewinnt die rumänische Olympiaelf mit 10:3 gegen die USA.

Dr. Hans Georg Herzog. ...
Dr. Hans Georg Herzog.
1938 steht Herzog auch im rumänischen WM-Aufgebot, dem unter anderen Ernst Wolf, Wilhelm Zacharias, Günther Schorsten, Karl Haffer, Friedrich Barth, Edwin Steilner, Hans Hermannstädter, Alfred Höchsmann, Wilhelm „Kiri“ Kirschner und Fritz Halmen angehören.

Als Oki Sonntag 1937 die Handball-Sektion des Bukarester Turnvereins gründet, bittet er Herzog, ihm Starthilfe zu leisten. 1938 beendet er sein Jurastudium in Bukarest. Nach der Referendarzeit beginnt er 1940 in einer Bukarester Rechtsanwaltskanzlei zu arbeiten. 1942 eröffnet er dort seine eigene Kanzlei, nachdem er 1941 als rumänischer Feldartillerie-Leutnant schwer verletzt und kriegsinvalide geworden war. Er setzt sein Studium fort und erwirbt den akademischen Titel eines „doctor laureat“. Ende 1943 erkrankt Herzog an Kinderlähmung. Um die Folgen der Krankheit zu behandeln, geht er 1944 nach Wien. Von 1945 bis 1952 arbeitet er für die Franzosen als Sekretär und Englischdolmetscher. 1951 eröffnet er seine Rechtsanwaltspraxis in Wien, die er bis 1983 betreibt.

Nach dem Krieg gründet Herzog die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich und kümmert sich um die Eingliederung der Landsleute. 1957 erhält er für außergewöhnliche Verdienste zum Wohle der Siebenbürger Sachsen das Ehrenwappen der Landsmannschaft in Deutschland.

Johann Steiner

Schlagwörter: Sport, Handball, Österreich, Mühlbach

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