6. September 2010

Einen unserer Begabtesten nahm Gott zu sich: Nachruf auf Christian Orben

Am 18. August 2010 erreichte uns eine Nachricht, die uns verstummen ließ. Christian Orben war in Rom, wenige Tage nach dem glanzvoll absolvierten Studium als Kirchenmusiker, einem unerkannten und heimtückischen Leiden zum Opfer gefallen. Alle ärztlichen Interventionen blieben erfolglos. Nach Köln heimgeholt, verstarb der nur 26-jährig ohne nochmals aus dem Koma erwacht zu sein.
Christian Orben war im Sommer 1984 als Kind einer aus Zied stammenden Familie in Engelskirchen zur Welt gekommen. Nachdem die Familie aus Hillerscheid/Drabenderhöhe in das nahegelegene Oberbusch auf einen Bauernhof umgezogen war, war es mit Aufwand verbunden, den Jungen in die Musikschule zu Regine Melzer zu bringen, wo er den ersten Klavierunterricht nahm. Es zeigte sich früh, dass der junge Christian musikalisch begabt war. Er äußerte früh den Wunsch, an der Kirchenorgel von Drabenderhöhe zu üben. Dort entdeckte Bezirkskantor Hans-Peter Fischer sein Talent, das gefördert werden sollte, und nahm ihn im Orgelunterricht zu sich. Schnell übersprang Christian Orben eine Stufe nach der anderen und entwickelte sich früh zum Konzertorganisten an den Orgeln der Kirchen in Oberberg. Sein Weg führte, über die Musikhochschule in Köln, schließlich zur Kirchenmusikhochschule nach Düsseldorf. Seine Begabung fiel auf, und so wurde er noch vor dem Bestehen der Prüfung zum B-Musiker als Kantor an die Martin-Luther-Kirchengemeinde in Düsseldorf berufen.
Christian Orben beim Weihnachtskonzert des ...
Christian Orben beim Weihnachtskonzert des Honterus-Chors am 21. Dezember 2008 in der evangelischen Kirche in Drabenderhöhe. Foto: Christian Melzer
Christian Orben hatte Vorbilder. Vor seinen geistigen Augen sah er seinen Urgroßvater an der Orgel in Zied. Der hatte dort die Gemeinde bei ihrem Gesang zum Lobe Gottes an der Orgel begleitet. Das wollte auch Christian. Doch er hatte es, dank seiner Begabung, in wenigen Jahren viel weiter, nämlich zum Kantor und Konzertorganisten gebracht. Der plötzliche Tod hat seiner großen Kariere frühzeitig ein Ende gesetzt. Wer seinen Namen im Internet sucht, wird eine Reihe von Konzertterminen entdecken, die er nun nicht mehr wahrnehmen kann.

Christian Orben hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt mit dem Honterus-Chor aus Drabenderhöhe. Es folgten zahlreiche Konzerte im Zusammenwirken mit anderen Musikern und Chören in der engeren und weiteren Umgebung des Oberbergischen Kirchenkreises. Wir, in Drabenderhöhe, haben ihn im Laufe von zehn Jahren in Zusammenarbeit mit dem Honterus-Chor im alljährlichen Weihnachtskonzert gehört. Im Herbst 2008 begleitete er den Honterus-Chor auf einer Konzertreise durch Siebenbürgen, spielte auf den Orgeln von Hermannstadt, Mediasch, Zeiden und Kronstadt, und erlebte einen für ihn besonderen Höhepunkt, als er auf der Orgel von Zied, die in der Kirche von Heltau augestellt ist, spielen durfte.

Sein besonders erfolgreicher Werdegang nahm ein jähes Ende. Das erschütterte zutiefst alle, die ihn gekannt haben. Es wird uns unvergessen bleiben, mit welcher Virtuosität er die barocken Meister, insbesondere Johann Sebastian Bach, aber auch moderne französische Komponisten spielte. Sein offenes, fröhliches Gemüt, seine überzeugende Art, Gott zu bekennen und zu loben, haben ihm viele junge Menschen zugebracht, die in seinen Chören, die er in Kotthausen und Düsseldorf gegründet hat, gerne mit ihm musizierten.

In einem offenen Brief an seine Familie schrieb Pfarrer i. R. Kurt Franchy: „Es ist für uns nicht fassbar, dass Christian nicht mehr unter uns ist. Für Sie wird der Schmerz unermesslich sein, und wir können Ihnen nur durch unsere Teilnahme bekunden, dass wir mit Ihnen trauern. Christian war ein begabter und begeisterter Organist. Er hat mit Konsequenz für seine Kariere als Kirchenmusiker seit seiner Kindheit gearbeitet. Er hatte ein großes Ziel und es war ihm geschenkt, auf dem Weg, immer wieder neue Erfolge zu feiern, auch wenn sein Weg mit viel Arbeit, Mühe und Verzicht verbunden war. Wir haben seinen Werdegang mit Freude und Dankbarkeit begleitet. Er hat Ihnen, und darüber hinaus auch unserer Herkunft, Anerkennung und Achtung erbracht. Er wird vielen hier im Oberbergischen, aber auch dort, wo er in letzter Zeit als Organist und Konzertmusiker wirken konnte, in liebevoller Erinnerung bleiben.

Der ‚Adele Zay - Verein’ und das ‚Haus Siebenbürgen - Alten- und Pflegeheim’ danken Gott für die Gaben, die er seinen Menschenkindern schenkt. Christian hat uns in Andachten, Gottesdiensten und Feiern mit dem Spiel auf unserer Orgel erfreut und aufgebaut. Wir stehen mit betroffenem Schweigen vor Gottes Entscheidungen, die wir so oft nicht verstehen. Wir bitten Gott, er möge Christian die Lobgesänge der himmlischen Heerscharen, zu denen ihn unser Gott heimgerufen hat schauen und hören lassen.“

Am Freitag, dem 27. August, hat eine große Trauergemeinde von Christian Orben Abschied genommen. Pfarrer Frank Müllenmeister hat den Gottesdienst gehalten. Viele Freunde und Kommilitonen von Christian Orben gestalteten den Gottesdienst an der Orgel, mit Solisten und zwei Chören. Unzählige Tränen flossen, als der von Christian gegründete Chor aus Düsseldorf den Schlusschoral aus J.S. Bachs Johannes-Passion sang: „Ach Herr, lass dein’ lieb’ Engelein am letzten End’ die Seele mein in Abrahams Schoß tragen; Den Leib in sein’m Schlafkämmerlein gar sanft, ohn’ ein’ge Qual und Pein, ruhn bis am Jüngsten Tage! Alsdann vom Tode erwecke mich, lass meine Augen sehen dich in aller Freud’ , o Gottessohn, mein Heiland und Gnadenthron! Herr Jesu Christ, erhöre mich, ich will dich preisen ewiglich!“

Aus der Lutherkirchengemeinde Düsseldorf waren zahlreiche Gemeindeglieder, zusammen mit der zuständigen Pfarrerin, zur Beerdigung gekommen. Trotz Gewitter und Starkregen haben die Letzten des Trauerzugs über eine Stunde gewartet, bis sie am Grab von Christian still ein Gebet sprechen konnten. Was er geglaubt hat, möge Gott ihn schauen lassen.

Kurt Franchy

Schlagwörter: Musik, Nachruf, Drabenderhöhe

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