24. März 2005

Dr. Hans Ambrosi

Dr. Hans Ambrosi, der kürzlich seinen 80. Geburtstag beging, kann auf ein außergewöhnliches Leben zurückblicken, als Weinfachmann, Autor, Förderer von Kunst und Kultur sowie Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises.

Am 24. Februar 1925 in Mediasch geboren, war er mit Weinthemen bereits erblich vorbelastet, stand er doch in dritter Generation in der Nachfolge der in Siebenbürgen weithin bekannten, im siebenbürgischen Landwirtschaftsverein führenden Landwirte, Obstschulen- und Weinbau-Unternehmer der Familie Ambrosi. Nach Besuch der Volksschule und Stefan-Ludwig-Roth-Gymnasium in seinem Geburtsort und dem Abitur am Hermannstädter Brukenthal-Gymnasium ging er zur Deutschen Wehrmacht und wurde im Russland-Feldzug eingesetzt. Nach Kriegsende wurde er nach Deutschland entlassen, kehrte jedoch bald darauf schwarz nach Siebenbürgen zurück. Bereits 1947 siedelte er auf die gleiche Weise endgültig nach Deutschland über.

Sein 1948 begonnenes Studium der Landwirtschaft an der Hochschule Stuttgart-Hohenheim schloss er 1951 als Diplom-Landwirt erfolgreich vor. Bereits zwei Jahre später wurde er an derselben Hochschule zum Dr. agr. promoviert. Und er blieb der Wissenschaft weiter verbunden: An der Forschungsanstalt für Rebenveredlung in Geisenheim im Rheingau war er zwei Jahre tätig, bevor er als wissenschaftlicher Assistent ans Institut für Obstbau an die Landwirtschaftliche Hochschule wieder nach Stuttgart-Hohenheim wechselte.

Dann zog es ihn in die Fremde: In einer Anzeige des südafrikanischen Landwirtschaftszeitung wurden 50 deutsche Akademiker gesucht, die in der Landwirtschaft tätig sein sollten. Dazu gehörte auch ein Weinfachmann Ambrosi bewarb sich erfolgreich auf diese Stelle. Von 1954 bis 1964 war er Leiter der Weinbausektion an der Universität Stellenbosch in Südafrika und zugleich Produktionsleiter privater südafrikanischer Erzeuger-Firmen der Kapprovinz. Bis 1966 baute der Mediascher zudem das „Nietvoorbij Institute for Viticultur und Oenology“ in Stellenbosch auf.

Und wieder war es ein Landwirtschaftsministerium, das seine Berufsplanung beeinflusste: diesmal das Hessische, das den promovierten Agrarwissenschaftler die Verwaltung der Staatsweingüter anbot. Ambrosi folgte dem Ruf in den Rheingau und wurde im Mai 1966 zum Weinbaudirektor der Hessischen Staatsweingüter in Kloster Eberbach und Eltville ernannt. Mit sechs Domänen (Bergstraße, Hochheim, Rauenthal, Steinberg, Rüdesheim und Assmannshausen) und einer gesamten Rebfläche von 190 Hektar sowie drei Weinkellereien war und ist dies der größte Weinerzeugerbetrieb Deutschlands. Diese Funktion wurde ihm zur Lebensaufgabe, die er 24 Jahre ausübte, bis er am 28. Februar 1990 in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Innerhalb weniger Jahre setzte Ambrosi ein klares Vermarktungskonzept durch und erwirtschaftete mit den Staatsweingütern beachtliche Gewinne. Er verstand es, weinbauliche Tradition geschickt mit Kultur zu verbinden und dabei vor allem das Kloster Eberbach herauszustellen. Er öffnete die Pforten des ehemaligen Zisterzienserklosters für das interessierte Publikum und setzte sich für seine Sanierung ein. Es ist sein Verdienst, dass die 850 Jahre alte Weinbautradition des Klosters eine spektakuläre Renaissance erlebte und heute ein anerkanntes europäisches Wein-, Musik- und Kulturzentrum ist. Das von Ambrosi mit initiierte „Rheingau Musik Festival“ mit rund 150 Veranstaltungen jährlich ist der kulturelle Höhepunkt des Jahres in der Region.

Veröffentlichungen zu Weinthemen hat Dr. Hans Ambrosi bereits während seiner Tätigkeit als Weinbaudirektor verfasst. Nach seinem Eintritt in den (Un-)Ruhestand konnte er sich dieser Aufgabe verstärkt widmen. Mit 60 Büchern ist er der meistgelesene deutschsprachige Autor zu Weinthemen. Das weitgefächerte Spektrum reicht vom Fachbuch bis zum populären Weinratgeber. Sein regionaler Weinführer „Wo’s Sträuß’che hängt, werd ausgeschenkt“ ist inzwischen in zehnter Auflage erschienen.

Auch um die Vermarktung des deutschen Weines im Ausland hat er sich verdient gemacht: ob durch die von ihm gegründete „German Wine Academy Kloster Eberbach“ oder zahlreiche Übersetzungen seiner Publikationen in Fremdsprachen. Nach den politischen Umwälzungen im Osten unseres Kontinents wirkte der Siebenbürger Sachse als Berater an Saale-Unstrut und Elbe sowie in Rumänien. Neben einem effizienten Weinbau förderte er die Schaffung von Weinstraßen, welche Tourismus und Rebengenuss verbinden.

Trotz beruflicher Belastung blieb Ambrosi den siebenbürgischen Themen stets eng verbunden. Bereits 1967 wurde er Mitglied des „Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde“ (AKSL), 1988 waren die Teilnehmer der Arbeitskreis-Jahrestagung in Mainz seine Gäste in Kloster Eberbach. Nach der Pensionierung konnte er diesem Interesse verstärkt nachgehen. Bei der Jahrestagung 2000 der Sektion Naturwissenschaften des AKSL hielt er einen Vortrag zum Thema „Mein Leben mit der Rebe“ in Gundelsheim. Die 50-jährige Jubiläumsfeier der Landesgruppe Hessen der Landsmannschaft gestaltete Ambrosi im selben Jahr aktiv mit. 2001 wurde er in Anerkennung seines Lebenswerks mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis ausgezeichnet.

In aktuelle Diskussionen um die Zukunft des Weinbaus in seiner Wahlheimat Rheingau schaltet er sich nach wie vor aktiv ein. Der Jubilar scheut dabei keine Auseinandersetzung. So argumentierte er erst kürzlich gegen einen Kellerei-Neubau am Steinberg im Rheingau, da ein solches Vorhaben das Weltkulturerbe des Mittelrheintals beeinträchtigen würde.

Seinen 80. Geburtstag haben mehrere regionale und überregionale Zeitungen (so die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. Februar 2005) zum Anlass genommen, sein Leben und Wirken zu würdigen. Die Siebenbürger Sachsen haben allen Grund, sich dieser Würdigung anzuschließen und Dr. Hans Ambrosi weiterhin Gesundheit und Schaffenskraft zu wünschen.

Uwe Konst

Link: Hans Ambrosi erhielt siebenbürgischen Kulturpreis

Schlagwörter: Porträt, Wissenschaft

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