21. Februar 2008

Nachruf auf Reinhard Gottschling: zweimal Meister und Pokalsieger im Doppelpack

Er hat gehofft und gekämpft – bis zum Schluss, doch die Krankheit hat ihn besiegt: Reinhard Gottschling ist nicht mehr. Der in Deutschland erfolgreichste siebenbürgisch-sächsische Handballtrainer ist am 6. Februar im Alter von 73 Jahren an Leukämie gestorben. Er wurde in Düsseldorf, seiner Wahlheimat, in engstem Familienkreis beigesetzt.
Wenn der am 19. Juli 1934 in Bogeschdorf bei Mediasch geborene Gottschling etwas angepackt hat, dann gleich richtig: sowohl ins seiner Handballer- als auch in seiner Trainerlaufbahn. Die wichtigsten Erfolge hat er im Doppelpack eingefahren: 1982 und 1984 wird er mit der Frauenmannschaft von Bayer Leverkusen deutscher Meister und gleichzeitig auch Pokalsieger. Gottschling führt Bayer Leverkusen als erste bundesdeutsche Frauenmannschaft in ein Europapokalfinale. Bayer spielt und verliert leider das EC-Endspiel der Meister gegen Radnicki Belgrad.

Der erfolgreichste siebenbürgisch-sächsische ...
Der erfolgreichste siebenbürgisch-sächsische Handballtrainer in Deutschland: Reinhard Gottschling (1934-2008),
Mit den Erfolgen in Leverkusen avanciert Gottschling zum besten rumäniendeutschen Trainer in Deutschland vor dem im siebenbürgischen Petersdorf geborenen Simon Schobel, der als Spielertrainer den TuS Hofweier aus der Regionalliga ins Handballoberhaus führt und zum Nationaltrainer berufen wird, und dem Temeswarer Hans Moser.



Doch höher als diese Erfolge hat Gottschling seine Arbeit an der Basis eingeschätzt. Dort hat der Diplomsportlehrer ganze Arbeit geleistet. Den ersten Kontakt zum Handball hat er am Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasium in Mediasch durch seinen Sportlehrer Karl Dietrich. Richtig Handball zu spielen beginnt er 1949 an der von Hermannstadt nach Schäßburg verlegten Lehrerbildungsanstalt. 1953 geht Gottschling als junger Lehrer nach Perjamosch ins Banat, wo er eine Saison lang in der ersten Liga spielen wird. 1954 muss er zur Armee nach Reschitza. Dort trifft er eine Vielzahl von Banater Schwaben, die als Bausoldaten dienen müssen. Mit ihnen baut er in zwei Monaten im nahe gelegenen Moritzfeld eine Handballmannschaft auf, die er ein Jahr lang trainierten wird. 1956 wird Gottschling Lehrer am Deutschen Gymnasium in Reschitza. Gleichzeitig spielt er in der ersten Liga Handball für den Arbeitersportklub Reschitza. Ein Jahr lang ist der Hermannstädter Paul Petri sein Trainer, dann übernimmt Michael Szucsik die Mannschaft, die er bis 1960 betreut. In diesem Jahr beendet Gottschling seine aktive Laufbahn. Gottschlings größter Erfolg als Spieler: 1959 wird er mit dem Arbeitersportklub Reschitza Vizemeister.

Danach übernimmt er als Trainer die Handballer der örtlichen Sportschule, arbeitet aber weiter als Lehrer am Deutschen Gymnasium und nimmt das Fernstudium an der Bukarester Sporthochschule auf. An der Reschitzaer Sportschule wird er auch den späteren Nationalspieler Werner Stöckl entdecken und fördern. Gottschling gehört zu den ersten deutschen Trainern, die Rumänien verlassen. 1969 ist er mit seiner Frau in Deutschland. Er wird Lehrer am Max-Planck-Gymnasium in Düsseldorf, wo er seine Arbeit an der Basis fortsetzt. Um Beamter werden zu können, studiert er an der Universität Düsseldorf von 1973 bis 1975 Geographie. 24 Jahre lang arbeitet er bis zur Pensionierung als Fachleiter Sport und steigt dabei zum Oberstudienrat auf. Nebenberuflich ist er von 1970 bis 1978 Westdeutscher Handballlehrwart. Als solcher ist er zuständig für die Sichtung der weiblichen und männlichen Junioren und Jugend.

Als Handballerverrückter findet Gottschling aber auch noch Zeit, der Tätigkeit als Bundesligatrainer nachzugehen. In der Saison 1970/71 trainiert er die Feldhandball-Mannschaft Düsseldorf-Angermund von 1972 bis 1974 Eintracht Hagen, die in der Regionalliga spielt. 1973 schlägt er das Angebot des Deutschen Handball-Bundes aus, Nationaltrainer der Frauenmannschaft zu werden. In der Saison 1977/78 rettet er den Bundesligisten OSC Rheinhausen vor dem Abstieg. Danach folgt die Erfolgszeit bei Bayer. In seiner Leverkusener Zeit ist er auch Leiter des Stützpunkttrainings der Frauen-Nationalmannschaft. Denn Bayer stellt neun Nationalspielerinnen. Dazu gehört auch die ehemalige rumänische Nationalspielerin Heidrun Janesch aus Marienburg.

Johann Steiner

Schlagwörter: Sport, Nachruf, Handball

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