4. Januar 2008

Zehn Jahre Kinderprogramm bei der Weihnachtsfeier in Backnang

Zu einer stimmungsvollen Weihnachtsfeier trafen sich die Siebenbürger Sachsen aus Backnang und Umgebung am 15. Dezember in der Markuskirche. Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper würdigte dabei die Leistung der „Brückenbauer“: „Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken“, zitierte Nopper vor den rund 200 Besuchern der Veranstaltung den Friedensnobelpreisträger Dominique Pire.
Nopper betonte, dass der Verband der Siebenbürger Sachsen solche Brücken baue – Brücken zwischen alter und neuer Heimat, zwischen Einheimischen und Siebenbürger Sachsen sowie unter den Landsleuten selbst.

Die Vorsitzende Waltraud Hermann erinnerte an die Rede von Kultusministerin Schavan beim Heimattag in Dinkelsbühl, wonach die Siebenbürger Sachsen ein weltweites Modell für gelebte Toleranz seien. In Backnang ist jeder willkommen. Die Nachbarschaft hält Kontakt zu rund 200 Familien, von denen ca. 80 Mitglieder im Verband der Siebenbürger Sachsen sind. Unter dem Vorsitz von Waltraud Hermann hat sich die Nachbarschaft in den vergangenen zehn Jahren besonders der aktiven Arbeit mit Kindern verschrieben. So führte die Kindergruppe während der Weihnachtsfeier das selbst verfasste Stück „Der Hund des Engels“ (siehe Bericht weiter unten) auf. Zudem trug der über 30-köpfige Kinderchor zu Klavierbegleitung schwungvolle Lieder vor.
Der Kinderchor umrahmte die Weihnachtsfeier der ...
Der Kinderchor umrahmte die Weihnachtsfeier der Nachbarschaft Backnang. Foto: Waltraud Hermann
Eingangs hatte der Backnanger Chor der Siebenbürger Sachsen unter der Leitung von Gernot Wagner die Besucher mit Wiegen- und Hirtenliedern weihnachtlich eingestimmt. Ein ganz besonderer Dank gilt den Mamas und Papas, die bei der Bühnengestaltung, bei den Proben, daheim beim Üben und während des Programms dafür gesorgt haben, dass alles bestens klappte, ebenso allen Helferinnen und Helfern. Bei Kaffee und Kuchen klang die Weihnachtsfeier am späten Nachmittag aus.

„Der Hund des Engels“ – Eine Gruppe Kinder hockt im Klassenzimmer. Eben haben sie aus dem Munde ihres Klassenlehrers erfahren, dass sie für die Schulweihnachtsfeier ein Krippenspiel einstudieren werden. In die anfängliche Freude mischt sich jedoch Unbehagen. Jeder von ihnen kann sich ausmalen, worauf die Sache hinauslaufen wird: Die einen kriegen die tollen Rollen, in denen sie strahlen und vor Mitschülern, Eltern und Lehrern glänzen können, und den anderen bleibt die Statistenaufgabe – sie füllen eine bescheidene Funktion im Chor aus. Und ein paar von den Schülern stehen ohnedies abseits. So wie Achmed. „Mir ist das ganz egal. Türken feiern sowieso nicht Weihnachten.“

Das Stück über das Krippenspiel, das die Kindergruppe der Nachbarschaft der Siebenbürger Sachsen in der Backnanger Markuskirche aufführte, greift eine realitätsnahe Situation auf: Die Klassen an deutschen Schulen sind bunt gemischt, die Schüler kommen aus vielen verschiedenen Ländern, bringen unterschiedliche kulturelle Hintergründe mit und gehören verschiedenen Religionen an. Da ist nicht nur Achmed, der zusammen mit Ayla muslimischen Traditionen verpflichtet ist, da sind auch Arthur und Ludwig, die vor kurzem erst aus Russland gekommen sind. Und da ist Joshua, dessen schwarze Hautfarbe ihn von den anderen abhebt. Und schließlich gehört zu der bunten Truppe auch Johannes, dessen Eltern aus Siebenbürgen kommen. Die Unzufriedenheit über das Spiel, das an der Schule vorbereitet wird, schlägt bei den Kindern rasch in neuen Tatendrang um: „Wenn wir wollen, können wir doch am Nachmittag unser eigenes Krippenspiel einüben, ganz geheim“, überlegt Johannes, der mit seinen Eltern regelmäßig in die Kirche geht und dem die Mitschüler deshalb in Glaubensangelegenheiten einen Vorsprung zugestehen. Sein Vorschlag fällt auf fruchtbaren Boden. „Und wenn es fertig ist, führen wir es auch bei der Weihnachtsfeier vor, und das Publikum ist begeistert“. Gesagt, getan.

Die Gruppe trifft sich auf dem Bolzplatz, um die Rollen zu verteilen. Lisa, die einen Engel spielen möchte, hat Törtel dabei, einen Hund mit besonderen Fähigkeiten: er kann sprechen. Lisa hat mit ihm schon mal eine Bauchredner-Nummer aufgeführt. Dass Arthur und Ludwig mitspielen wollen, stößt in dem Kreis zunächst auf Widerspruch: „Für ein Krippenspiel muss man deutsch können!“, herrscht Laura die beiden Jungen an. Johannes greift vermittelnd ein: „Das ist Quatsch. Die Weihnachtsgeschichte spielt in Judäa, das ist irgendwo beim Mittelmeer, und da hat damals auch kein Mensch deutsch gesprochen“. Kurz darauf stößt Ayla dazu. Sie hat ein Baby dabei, ihre Schwester, deshalb ist die prädestiniert für die Rolle der Maria mit dem Jesuskind. „Das geht nicht“, protestiert Lisa, das Baby sei doch ein Mädchen. Wieder ist es Johannes, der die Brücke baut: „Bei einem Baby ist das ganz egal. Wenn das angezogen ist, kann kein Mensch den Unterschied sehen.“ Dafür weiß nun Lisa die passende Aufgabe für Johannes: Er soll den Erzengel Gabriel darstellen. Joshua hat derweil die richtige Rolle für sich entdeckt: „Ich werde Josef sein.“ Laura erklärt Joshua für verrückt: Josef war doch auch kein Schwarzer, „das kann man bei jeder Krippe im Kaufhaus sehen“. Entrüstet erwidert Joshua: „Das war er aber doch. Ihr kennt Euch mit der Bibel ja nur nicht aus. Da steht, dass Jesus Gottes eingeborener Sohn war, und Eingeborene sind ja wohl schwarz!“ Und weil Mutter Maria weiß war, „muss ja wohl Josef schwarz gewesen sein, sonst wäre das Kind nicht schwarz eingeboren gewesen“. Dieser Logik können sich die Mitschüler nicht entziehen. Nun gilt es noch, die Weisen aus dem Morgenland zu besetzen. Das könnten, schlägt Johannes vor, Laura, Arthur und Ludwig übernehmen. Erneut braust Laura auf: „Arthur und Ludwig können nicht richtig Deutsch, außerdem waren die Heiligen drei Königen auch nicht aus Russland.“ Da vergisst Törtel, dass ihm Zurückhaltung auferlegt ist: „Aus Deutschland waren die Heiligen drei Könige sicherlich auch nicht!“ Achmed soll einen Hirten spielen, doch er schüttelt den Kopf: „Ich weiß nicht, ob das für Türken geht.“ Nun ist es an Ayla, einen Weg zu finden: Der Muslim, der in Jesus nicht Gottes Sohn sieht, sondern einen Propheten, könnte „doch einfach ein Hirte sein in dem Stück, wo der kleine Prophet geboren wird“. Das glaubt Achmed akzeptieren zu können.

Die Probenarbeit für das Stück im Stück führt zu immer neuen Problemen. So regt sich Ayla über den Text auf: „Ich spiele nicht die Maria, wenn die gebenedeit ist, und ich nicht weiß, was das heißt. Nachher ist es was Peinliches“. Und mit dem Auswendiglernen kommen die Kinder auch nicht voran. Krisensitzung. Johannes will schon den Plan eines eigenen Krippenspiels enttäuscht aufgeben. Da meldet sich der sprechende Hund zu Wort und bietet die Lösung an: „Wir spielen ein Krippenspiel mit Hund. Das ist der Hund des Engels und der sagt den Text“. Und so geschieht es dann auch: Die Kinder führen ihr sonderbares Stück auf dem Weihnachtsmarkt auf und ernten begeisterten Applaus. Das Stück hat die Kindergruppe der Nachbarschaft Backnang nach einer Erzählung selbst geschrieben und aufgeführt (verantwortlich aus dem Nachbarschafts-Vorstand: Waltraud Hermann, Jutta Player, Johanna Gunesch, Kathi Rill und Monika Hamlescher Hihn).

Die Nachbarschaft Backnang lädt Sie herzlich ein zu unserem Faschingsball, der am 26. Januar in der Dorfhalle Backnang-Steinbach, Seewiesenstraße 32, stattfindet. Die Musikband EUROSOUND wird zum Tanze bitten. Saalöffnung ist ab 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Auch diesmal sorgt vielfältige siebenbürgische Küche für unser leibliches Wohl. Die schönsten Masken werden preisgekrönt, sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen. Wir freuen uns alle auf ein Wiedersehen. Auch Freunde und Bekannte sind herzlich willkommen. Näheres unter Telefon: (0 71 91) 7 28 74, oder (0 71 91) 7 12 76.

Der Vorstand

Schlagwörter: Jugend, Kinder, Weihnachtsfeiern, Baden-Württemberg

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