18. August 2014

Kronenfestbesucher in Böblingen erweisen sich als wetterfest

„Die Leute kommen nicht wegen dem Wetter, sondern wegen dem Fest.“ Diese Aussage brachte die Stimmung beim Kronenfest der Siebenbürger Sachsen in Böblingen auf den Punkt. Dicht gedrängt saßen sie in der alten Tüv-Halle schon lange bevor die Siebenbürger Blaskapelle um 14.00 Uhr mit dem Unterhaltungsprogramm begann. Wer in der Halle keinen Sitzplatz mehr fand, setzte sich unter einen der Schirme und Pavillons auf der Wiese. Bei knapp 20 Grad ließ es sich draußen gut aushalten.
Über die drei Grills wurde flugs ein Segel gespannt und so musste auch der Mici-Nachschub nicht leiden. Bange Blicke flogen dennoch immer wieder zum Himmel, der nicht aufhören wollte, sein Wasser zu verteilen. Die Entscheidung, ob Kronenprogramm und Tänze draußen oder drinnen durchgeführt werden, wurde immer weiter hinaus geschoben. Und dann – man wagte es kaum noch zu hoffen – hörte der Regen auf und die Wiese trocknete. An der Wandelhalle wurde Aufstellung genommen, Blaskapelle und Trachtenträger in Position gebracht und los ging es zum Kronenbaum, um den sich eine immer größer werdende Schar an Zuschauern gesellte.

Zum ersten Mal dabei war die Volkstanzgruppe Neckarhausen, die in ihren schwäbischen Trachten eine reizende Abwechslung zu unseren Trachten aus Siebenbürgen bot. Nach dem Aufmarsch begrüßte die Vereinsvorsitzende Hildegard Kijek die zahlreich erschienenen Gäste sowie die Ehrengäste: den ersten Bürgermeister der Stadt Böblingen, Ulrich Schwarz, den Kulturamtsleiter der Stadt Böblingen, Peter Conzelmann, Gerhard Lang und Gattin sowie Pfarrer Wolfgang Mertens von der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Böblingen. Herr Schwarz überbrachte ein Grußwort in Vertretung von OB Wolfgang Lützner und hob die Stellung der Siebenbürger Sachsen in Böblingen hervor, die auch durch den Verein aus dem Kulturleben der Stadt nicht mehr wegzudenken sind. Auch das Vereinsheim blieb nicht unerwähnt, verknüpft mit dem Wunsch, die Siebenbürger Sachsen mögen sich in der Stadt und im Landkreis wohl und heimisch fühlen. Paul Nemeth, MdL und Aussiedlerbeauftragter des Landes Baden-Württemberg, hatte dem Fest zu Beginn einen kurzen Besuch abgestattet, ließ Grüße ausrichten von der CDU-Fraktion und wünschte gutes Gelingen. Ein herzliches Dankeschön an alle Vertreter der Stadtverwaltung und anderer Gremien, die uns an diesem Tag die Ehre erwiesen haben.
Trachtenträger und Gäste unter dem Kronenbaum in ...
Trachtenträger und Gäste unter dem Kronenbaum in Böblingen. Foto: Michael Barth
Während der Altknecht Ralph Kaiser, inzwischen 18 Jahre alt, sich für das Erklimmen der Krone bereit machte, nutzte Hildegard Kijek die Gelegenheit, den Gästen die Bedeutung des Kronenfestes zu erklären. In diesem Jahr konnten wir mit einer interessanten Neuigkeit aufwarten: Es wurde eine Schriftensammlung gefunden, die belegt, dass dieser Brauch in Siebenbürgen erstmals im Jahr 1764 urkundlich erwähnt wurde. Ein Brauch, den man bereits in Deutschland und Österreich gesehen und mit viel Erfolg in Siebenbürgen etabliert hatte. Während diese Tradition in ihren Ursprungsländern verloren ging, blieb sie in Siebenbürgen erhalten und entwickelte sich zu einem sehr beliebten und gern besuchten Fest am Beginn des Sommers. Begleitet von den Klängen der Blaskapelle machte sich Ralph Kaiser auf den Weg zur Kronenspitze. Das diesjährige Kronengedicht wurde eigens für diesen Anlass von den Schwestern Erna Fleischer und Anneliese Teutsch gedichtet, beide in der Böblinger Kreisgruppe zu Hause. Es gab reichlich Applaus für den überaus gelungenen Text. Der Bonbonregen entschädigte nicht nur die Kleinen für das Warten, sondern war auch viel willkommener als das Nass, das uns vorher der Himmel beschert hatte.

Nach den beiden Liedern „Af deser Ierd“ und „Wahre Freundschaft“ durfte Ralph seine Mutter Inge zum Walzer auffordern. Diese Übung ist für manchen Kronenburschen eine größere Herausforderung als das Besteigen der Krone. Aber auch das meisterte er mit Bravour, begleitet von allen Trachtenträgern, die nach und nach in den Walzer einstimmten. Pfarrer Mertens hatte leider zu lange überlegt und als er sich mit seiner Gattin zu den Tanzenden gesellte, war die Musik zu Ende. Dies sorgte für allgemeine Heiterkeit und für das Versprechen den Tanz nachzuholen. Es folgten die Auftritte der Tanzgruppen. Die Gäste aus Neckarhausen machten den Anfang. Jürgen Kneule, Leiter der Gruppe, bedankte sich für die Einladung und zeigte sich beeindruckt vom Fest und der gesamten Organisation. Sie werden viele schöne Erinnerungen und neue Bekanntschaften mit nach Hause nehmen. Die Siebenbürgische Kindertanzgruppe Böblingen trat mit drei Tänzen auf. Es ist immer wieder eine große Freude, die Begeisterung der Kleinen zu sehen. Die Erwachsenentanzgruppe hatte wieder neue Tänze einstudiert und freute sich über den verdienten Applaus. Wir sind stolz auf unsere kleinen und großen Tänzerinnen und Tänzer und hoffen, dass sie uns noch lange Freude bereiten werden. Mit der gemeinsamen Zigeunerpolka zeigten die schwäbische und die siebenbürgische Gruppe, dass Tanzen verbindet, jung und fit hält und dazu Spaß macht.

Bei dieser Gelegenheit wurde Manfred Mauermann vorgestellt, der nach den Sommerferien im neuen Vereinsheim Disco-Fox-Kurse anbieten wird. Da die Sachsen als tanzfreudiges Volk bekannt sind, werden diese Kurse mit Sicherheit begehrt sein. Interessenten melden sich für Infos bei Hildegard Kijek, Telefon: (01 71) 9 31 78 32.

Nach dem Singen der beiden Hymnen „Siebenbürgen Land des Segens“ und dem „Deutschlandlied“ war der offizielle Teil des Kronenfestes beendet und die Gäste ließen es sich bei Mici, Baumstriezel und Blasmusik gut gehen. Ein gut besuchtes und harmonisch verlaufendes Fest fand erst in den späten Abendstunden ein Ende. Ein herzliches Dankeschön allen Gästen, Teilnehmern, Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen beigetragen haben.

Hildegard Kijek


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Schlagwörter: Kronenfest, Böblingen, Brauchtum

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