11. September 2011

Heinz Acker und Annette Königes stellen das Siebenbürgisch-Sächsische vor

Am 21. August fand im Rahmen des Ludwigshafener Kultur-Sommers eine ganztägige Dialektveranstaltung an der Konzertmuschel im Ebertpark in Ludwigshafen statt.
Der Veranstalter, die Initiative Buchkultur, und seine Kooperationspartner, die sich seit Jahren mit interessanten Aspekten zum Thema Sprache und Literatur beschäftigen, hatten durch Prof. Heinz Acker auch die Kreisgruppe Mannheim-Heidelberg eingeladen, bei der Veranstaltung mit dem Motto „Dem Volk aufs Maul geschaut“ mit einem eigenen Stand, kulturellen Beiträgen sowie siebenbürgischen Spezialitäten mitzuwirken.

Mittelhochdeutsche Lyrik von Walther von der Vogelweide, Einlagen auf Schwäbisch, Niederbayerisch, Jiddisch und Pennsylvanisch-Deitsch waren zu hören. Prof. Michael Erbe trug das Prosastück „Ein älterer, aber leicht besoffener Herr“ von Kurt Tucholsky mit Berliner Dialekt vor. Shakespeare-Sonette wurden in pfälzischem Dialekt zum Besten gegeben von Prof. Michael Gassenmeier alias „Mischel Meier vun der Gass“. Für viele Siebenbürger und Siebenbürgen-Kenner war der informative und gleichermaßen unterhaltsame Auftritt von Prof. Heinz Acker und Annette Königes sicherlich einer der Höhepunkte des Sommerfestes. Unter dem Titel „Et såß e klī wäld Vijelchen“ (Es saß ein klein wild Vöglein) stellten sie die siebenbürgisch-sächsische Mundart in Wort und Musik vor. Eingangs brachte Acker einen ­Abriss über die Entstehung der siebenbürgisch-sächsischen Nation und zeigte Gemeinsamkeiten des siebenbürgischen Dialektes mit dem Luxemburgischen auf – zwei Dialekte, die sich seit dem Mittelalter sprachlich kaum weiter entwickelt haben.
Heinz Acker und Annette Königes während ihres ...
Heinz Acker und Annette Königes während ihres Vortrages. Foto: Ortwin Götz
Die Darbietung von Heinz Acker (Moderation, Klavier) und der Sängerin Annette Königes auf dem Freigelände vor der Konzert­muschel war gut vorbereitet – es wurden zweisprachige Text-Blätter mit den Liedtexten in siebenbürgisch-sächsischer und hochdeutscher Textfassung verteilt – so dass die über hundert Zuhörer den Liedtexten gut folgen bzw. mitsingen konnten und die Texte und Interpretation verständlich wurden. Gemeinsam trugen die beiden Künstler einige der schönsten sächsischen Lieder vor, die Acker eigens für diesen Anlass für Klavier und Gesang bearbeitet hatte: „De Bånk“, „Mēdche, wält t’en Kanter niën?“ (siebenbürgisches Scherzlied) sowie „Et såß e klī wäld Vijelchen“.

Eine optische Bereicherung des Bühnenbildes stellte das sächsische Trachtenpaar Susi und Mathias Weber dar: Die Trachtenelemente wurden dargestellt mit besonderem Augenmerk auf „Heftel“/Brustbrosche, den Borten und den kunstvollen Gürtel, die man so ähnlich bei der berühmten Stifterfigur „Uta von Naumburg“ wieder findet, deren Darstellung aus der Zeit um 1200 stammt. Für das siebenbürgische Scherzlied zog Heinz Acker selbst einen Kirchenpelz über.

Viele Landsleute, darunter Dekan i.R. Hermann Schuller, Vorsitzender des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, und Alfred Mrass, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg, ließen sich diesen Kulturnachmittag nicht entgehen. Sie waren begeistert von diesem Auftritt. Erfreulich war, dass auch die „Hiesigen“ ein starkes Interesse an der Darbietung zeigten.

Ein großer Dank gilt dem siebenbürgischen Metzger Hans Sonntag, der mit einer starken Mannschaft aus Untereisesheim gekommen war, um Spezialitäten aus der alten Heimat für die vielen Besucher unter freiem Himmel zu grillen. Diese haben auch vielen Nichtsiebenbürgern gut gemundet.

Insgesamt war es ein gelungenes Fest und ein toller Rahmen, in dem Prof. Heinz Acker und Sängerin Annette Königes unsere Mundart als einen hochinteressanten Ableger der deutschen Dialektlandschaft darstellten. Informativ und unterhaltsam haben sie auf unsere Sprache und Wesensart aufmerksam gemacht. Ein herzlicher Dank gilt allen Mitwirkenden.

Hans-Holger Rampelt

Schlagwörter: Mundart, Siebenbürgen, Kultur

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