19. Februar 2012

20 Jahre Literaturkreis Drabenderhöhe

Im Januar 1992 wurde der Literaturkreis Drabenderhöhe von Mathilde Marzell gegründet. In zwanzig Jahren haben in seinem Rahmen 195 Veranstaltungen mit ehrenamtlichen Referenten stattgefunden. Die bunte Mischung aus historischen, religiösen, musikalischen, künstlerischen und natürlich literarischen Themen zieht kontinuierlich Besucher an.
Ende Januar traten der Schriftsteller und Journalist Hans Bergel mit einer Lesung und die Mezzosopranistin Hildegard Bergel-Boettcher, begleitet von der Gitarristin Andrea Gatzke, mit einem Gesangsvortrag in siebenbürgisch-sächsischer Mundart vor das Drabenderhöher Publikum. Das Besondere an diesem Ereignis liegt im Zusammentreffen dieses Termins mit einem anderen, der für die Leitung des Literaturkreises von nicht geringer Bedeutung ist.

Denn das eingangs genannte Geschehen hätte man aus Sicht der Veranstalter als Feier zur Würdigung des hier an zweiter Stelle genannten sehen können – es handelt sich um die Gründung des Literaturkreises Drabenderhöhe im Januar 1992. Die pensionierte Grundschullehrerin Mathilde Marzell, damals Seniorenbetreuerin in Drabenderhöhe, hatte zu einer Buchvorstellung in den Vereinsraum des Kulturhauses Hermann Oberth eingeladen und der anwesenden Zuhörerschaft die Zielsetzungen ihres Vorhabens erklärt. Ab dem Zeitpunkt sollte monatlich, außer im Juli und im Dezember, eine Veranstaltung stattfinden. Potentielle Autoren oder Referenten, die bereit wären, ihre Vorträge ehrenamtlich darzubieten, könnten diese im Rahmen des an diesem Tag ins Leben gerufenen Literaturkreises tun. Die damalige Kulturreferentin der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Irmgard Höchsmann-Maly, mit der Frau Marzell bereits Gespräche geführt hatte, berichtete als erste über das Erscheinen ihres Buches „Windbruch“. Der Erzählband versammelt kulturpolitische und literarische Beiträge, in denen die südosteuropäische Welt im Vordergrund steht. Irmgard Höchsmann-Maly schildert in ihren Erzählungen den Zusammenbruch deutscher Kulturlandschaften im südosteuropäischen Raum, den Aufbruch in eine unbekannte Zukunft nach ihrer Umsiedlung aus Siebenbürgen in die Bundesrepublik Deutschland und die Spurensuche in einer Zeit des geistigen Umbruchs.

Diese Veranstaltung stand am Anfang einer zum damaligen Zeitpunkt nicht zu erahnenden „unendlichen“ Reihe. Und im Moment ist noch kein Ende abzusehen! Bislang sind es 195 Veranstaltungen. Da jedoch die Termine bis einschließlich Juni 2012 vergeben sind, kommen wir dann auf insgesamt zweihundert.

Erika Seiler leitet den Literaturkreis seit 1998. ...
Erika Seiler leitet den Literaturkreis seit 1998. Foto: Christian Melzer
Als Mathilde Marzell ihr 80. Lebensjahr vollendet hatte, war es für sie höchste Zeit, die Leitung an eine jüngere Kraft abzugeben. Der Wechsel wurde im Sommer 1998 vollzogen. Seither hat Erika Seiler die Leitung des Literaturkreises inne und bemüht sich unentwegt um die Fortsetzung des im Januar 1992 zustande gekommenen Werkes. Es war und ist zurzeit immer noch schwierig, für jede der jährlich zehn Mal stattfindenden Veranstaltungen jeweils einen Referenten zu finden. Erika Seiler musste eine ähnliche Erfahrung machen wie Frau Marzell, als sie eine Nachfolgerin für das Amt, das sie abgeben wollte, suchte. Mitarbeiter für ehrenamtliche Aktivitäten zu gewinnen, bei denen ein Ende nicht abzusehen ist, ist keine leichte Aufgabe. Trotz zeitweise massiver Unterstützung durch den Verfasser dieses Berichts wünschte sich Frau Seiler eine Stellvertreterin, um zumindest eine Gewähr für die Betreuung der Termine im Falle einer Krankheit oder ihres Urlaubs zu haben. Nach intensiver Suche fand sie vor sechs Jahren in Annemarie Reindt eine bereitwillige Mitarbeiterin. Gemeinsam sind die anfallenden Aufgaben leichter zu bewältigen, vor allen Dingen auch die Suche nach Referenten. Die Wahl des Themas blieb den Referenten überlassen. So ergab sich im Lauf der Jahre eine interessante Mischung aus Historischem, Religiösem, Musikalischem, Künstlerischem und Literarischem, wobei das Literarische immer Vorrang hatte. Aber es ergaben sich auch noch anders geartete Mischungen, beispielsweise aus Siebenbürgischem und Oberbergischem sowie aus Reiseberichten und Erlebniserzählungen. Vorträge, musikalische Darbietungen und Lesungen wurden nicht nur von Referenten siebenbürgischer Herkunft gehalten, sondern mindestens zu einem Drittel auch von Einheimischen. Da es jedoch nicht möglich war – und auch in Zukunft nicht sein wird –, für jede einzelne Veranstaltung jeweils einen Vortragenden zu finden, bleibt den Veranstaltern nichts anderes übrig, als einige Akteure häufiger in Anspruch zu nehmen.

Erwähnt seien deshalb vor allem jene, die mindestens drei-, vier- oder sogar fünfmal dabei waren: Georg Aescht, Dr. h. c. Hans Bergel, Matthias Ekelmann, Pfarrer i.R. Kurt Franchy, Dr. Roswitha Guist, Waltraud Hartig-Hietsch, Pfarrer Frank Müllenmeister, Ing. Reinhold Muth (†), das Musikerehepaar Heidrun und Horst Niedtfeld, Hans-Otto Tittes, Pfarrer i.R. Gerhard Thomke und nicht zuletzt der Verfasser, der bereits zu Frau Marzells Zeiten sechs Vorträge hielt und danach noch mindestens vier sowie weitere immer dann, wenn ein Referent absagen musste. Die Veranstaltungen fanden seit etwa Mitte der 1990er Jahre im evangelischen Gemeindehaus statt. Die Teilnahme an Veranstaltungen ist freiwillig, wir führen also keine Mitgliederliste. Die Zahl der Besucher schwankt zwischen zwanzig und fünfundzwanzig. Zwei- bis dreimal im Jahr sind es auch zwischen dreißig und vierzig. In Sachen Werbung werden wir unterstützt von der OASe (Offene Arbeit für Senioren), einer Einrichtung der Stadt Wiehl, und von der Kreisgruppe Drabenderhöhe des Verbandes der Siebenbürger Sachsen.

Grundsätzlich werden am Ende einer Veranstaltung Referent und Thema für den nächsten Termin bekanntgegeben. Mit unserer Bitte um einen Auftritt im Rahmen des Literaturkreises wurden wir nur selten von einem Autor oder Referenten abgewiesen. Es kam jedoch öfter vor, dass der eine oder andere zu dem von uns gewünschten Termin nicht abkömmlich war. Nichtsdestotrotz sind wir den vielen Referenten für ihr ehrenamtliches Engagement dankbar und nicht zuletzt auch dem uns über Jahre treu gebliebenen Publikum.

Johann Seiler

Schlagwörter: Drabenderhöhe, Literaturkreis, Jubiläum

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