11. Juli 2014

Auf gut Sächsisch, mit kleinen Fehlern: die Postkarten der Elke Fleps

Wer nach Spruch- und Scherzpostkarten mit Texten auf Hochdeutsch, Bairisch oder des Querdenkers Karl Valentin sucht („Früher war die Zukunft auch besser“), wird schon meist im Geschenkeladen um die Ecke fündig. Dass wir nun neuerdings auch Textkarten mit Sprüchen aus der alten Heimat verschicken können, ist der aus Hermannstadt stammenden Elke Fleps zu verdanken.
Auf dem diesjährigen Heimattag bot sie sechs verschiedene Motive an. Die Karten sind wohltuend minimalistisch auf buntem Hintergrund gestaltet und vorzüglich gedruckt. Dass Fleps, die als städtische Beamte in München arbeitet, mit ihren „analogen“ Karten richtig lag, zeigen die Verkaufszahlen. Am besten habe sich – wen wundert’s – die Net-bekrid-dech-Karte verkauft. Die 44-Jährige, die heute im bayerischen Taufkirchen lebt, hatte bereits vor Jahren ein reizendes Märchenbuch mit den Abenteuern eines kleinen Bären verfasst („Der Spaziergang“) – keine Geringere als Renate Mildner-Müller lieferte die Illustrationen dazu. Leider ist es bislang nur als privater Probedruck erschienen.

Das Angebot an siebenbürgisch-sächsischen Spruchkarten ließe sich sicher noch erweitern. In gleicher Aufmachung würden wir auch gerne verschicken: Nor de Gesangd! (Nur die Gesundheit) und natürlich den besten sächsischen Coaching-Spruch, lange bevor es Coaching gab: Net loss dich, e! Nicht zu vergessen eine Karte mit einer Auswahl an typischen Ausdrücken in Kucheldeutsch – soviel Hermannstädter Lokalpatriotismus muss schon sein. Auch wenn man nie in der Unterstadt gelebt hat und es längst keine Purligaren mehr gibt.

Nur bei der korrekten Schreibweise sollte die Verlegerin etwas genauer hinsehen. Zum einen, weil das Siebenbürgisch-Sächsische bei betonten und unbetonten Formen seine Tücken hat, zum anderen, weil natürlich auch im Sächsischen die Substantive groß geschrieben werden. Bei Schi wedder a johr ealder (Schon wieder ein Jahr älter) müsste es e Johr heißen, bei Net bekrid dech! (entspricht dem Englischen Don’t worry = Mach dir keine Sorgen) wäre dich richtig gewesen. Nicht zu beanstanden ist hingegen (nach Bernddieter Schobel) die Schreibung bekrid statt des bekannteren bekritt, wie früher freilich auch Adolf Schullerus und andere schrieben. An einem praktischen Leitfaden für eine einheitliche Schreibweise des Siebenbürgisch-Sächsischen, den auch der nicht germanistisch Geschulte verwenden kann, arbeitet derzeit der bekannte Crailsheimer Pfarrer und Mundartautor Bernddieter Schobel. Er ist auch, zusammen mit Hanni Markel, Betreuer der Rubrik „Sachsesch Wält“ in der Siebenbürgischen Zeitung und der gleichnamigen, inzwischen vergriffenen Mundart­anthologie (2010).

Konrad Klein

Schlagwörter: Postkarten, Mundart, Heimattag 2014

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