17. Juli 2014

Ausstellung „Heimat und Glaube“ in Waiblingen

Im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg fand in Waiblingen eine Reihe von Veranstaltungen statt, wie etwa der Wettbewerb der baden-württembergischen Chöre, moderiert vom Südwestrundfunk SWR 4, wobei Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf den Wert der Heimat und der Tradition hinwies. Unter dem Motto „Heimat und Glaube“ präsentierten sich in der „Ausstellung zur Geschichte der Heimatvertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler“ vom 23.-25. Mai im Ökumenischen Haus der Begegnung Korber Höhe folgende volksdeutschen Gemeinschaften: Russlanddeutsche, Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Ungarn-, Sudeten- und Karpatendeutsche sowie die Deutschen aus Schlesien.
Eröffnet wurde die Ausstellung am Freitagnachmittag mit Sektempfang, kleiner Bewirtung und musikalischer Umrahmung durch die Pianistin Helena Töws und mehrere Chöre.

Durch das bewundernswerte Engagement von Hannelore Lienert, ehemalige Kulturreferentin der Kreisgruppe Waiblingen der Siebenbürger Sachsen und frühere Lehrerin in Agnetheln, ihres Ehegatten Dr. Harald Lienert und weiterer Bürger aus Waiblingen war die Präsentation der Siebenbürger Sachsen ein voller Erfolg. In ihrer Ansprache am Freitag wies Frau Lienert darauf hin, dass die Kirche in Siebenbürgen nicht bloß eine religiöse Institution war, wie sie den meisten Besuchern heute bekannt ist, sondern auch identitätsstiftend und gemeinschaftsfördernd für die Siebenbürger Sachsen in ihrer über 850-jährigen Geschichte und zugleich ein Symbol der Nächstenliebe und der Gemeinschaft, wie man es sich heute nur wünschen kann.

Die zahlreichen Besucher waren beeindruckt vor allem von der Ausstellung der Siebenbürger Sachsen, die räumlich den größten Platz einnahm, und aus mehreren Schautafeln mit Karten, Kirchenburgen- und Trachtenfotos, einer siebenbürgischen Miniatur-Bauernstube und zwei beeindruckenden Trachtenpuppen in Sonntagstracht bestand.
Blick in die Ausstellung in Waiblingen. Foto: ...
Blick in die Ausstellung in Waiblingen. Foto: Herwart Licker
Am ökumenischen Sonntagsgottesdienst, dem Höhepunkt der Veranstaltung, beteiligten sich Gläubige der drei großen christlichen Konfessionen, die in der Nachkriegszeit bis heute von der Migration aus Osteuropa direkt betroffen waren: katholische, evangelische und orthodoxe. In ihrer beeindruckenden Predigt trug Pfarrerin Veronika Bohnet eine biblische Geschichte vor, in der es um Nächstenliebe und die moralische Verantwortung des Gastgebers ging. Das Thema sei auch in der heutigen Zeit aktuell, denn als Gastgeber wisse man nie, wann man unter seinen Gästen einen wahren Engel beherberge. Das Waiblinger Viertel Korber Höhe sei vor etwa 50 Jahren, zunächst als Siedlung von Heimatvertriebenen, entstanden und bis heute zu einem der größten und modernsten der Kreisstadt Waiblingen gewachsen. Und das Wichtigste sei, dass die Gemeinschaft auf der Korber Höhe nicht etwa bloß eine Arbeitsgemeinschaft, wie beispielsweise die Porschesiedlung in Stuttgart, sondern eine Lebensgemeinschaft sei. Denn hier gibt es mehrere Kindergärten, das große Salier-Schulzentrum, Jugendhaus, Bungalows, Villen, Mehrfamilienbauten, Hochhäuser, Post, Apotheke, Banken, Geschäfte, Klinik, zwei Altenheime … und vor allem das Ökumenische Haus der Begegnung, wo sonntags „unter einem Dach“ der evangelische und katholische Gottesdienst stattfindet, ein Symbol der Verbundenheit und des Gemeinschaftsgefühls.

So manchem Siebenbürger Sachsen, der an eine große, jahrhundertealte Kirche in Siebenbürgen denkt, wird der hiesige helle, modern erscheinende Kirchenraum mit der weiß strahlenden Orgel etwas fremd erschei­nen, und er betrachtet sicherlich die altehrwürdige Michaelskirche im Tal liebevoll, da sie etwa der evangelischen Kirche im siebenbürgischen Sächsisch-Regen ähnlich sieht. Aber die modern anmutende Kirche auf der Korber Höhe ist das Symbol für Zukunft und neue Heimat.

Fotos zur genannten Ausstellung und von den Feierlichkeiten können Interessenten in der Fotogalerie unter www.siebenbuerger.de/medien/fotos/2014/ausstellung-heimat-und-glaube/ bewundern. Dafür gebührt dem Waiblinger Fotografen Herwart Licker ein herzliches Dankeschön, weil er mit geschultem Auge so manches liebevolle Detail festgehalten hat, ähnlich wie früher in Zusammenarbeit mit dem bekannten Architekten Hermann Fabini bei der Restaurierung mancher siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburg.

Michael Schuller

Schlagwörter: Ausstellung, Geschichte, Vertriebene und Aussiedler, Baden-Württemberg

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