29. September 2014

Informationsaustausch zwischen der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek und Jugend

Traditionsbewusstsein und Offenheit für gesellschaftliche Entwicklungen sind zwei wichtige Faktoren für den Bestand einer Gemeinschaft. Das gilt auch für uns Siebenbürger Sachsen. Für die Bewahrung unserer Identitätsmerkmale müssen alle Generationen eng zusammenarbeiten. Das ist besonders jetzt wichtig, weil die in der Wendezeit Geborenen, im Alter zwischen 25 und 35 Jahren, in der hiesigen freiheitlich-individualistischen Gesellschaft aufgewachsen sind und das tägliche Leben in der alten Heimat Siebenbürgen und die damit verbundenen Gründe für die massive Aussiedlung nicht aus eigener Erfahrung kennen. Diese Altersgruppe ist gerade dabei, ihr Familienleben zu organisieren, in der Wirtschaft festen Fuß zu fassen und aktiv ins Gesellschaftsleben einzutreten. Sie wird auch demnächst mehr Verantwortung für den Bestand und die Entwicklung unserer Gemeinschaft übernehmen. Dabei kann sie auf funktionsfähige Institutionen wie Verbände, Vereine und andere Organisationsformen zurückgreifen. Können viele Aufgaben auch durch ehrenamtlichen Einsatz bewältigt werden, gibt es andere, die eine finanzielle Grundlage benötigen, wie z.B. bei der Siebenbürgischen Bibliothek in Gundelsheim. Die Finanzierung dieser Tätigkeiten ist eine gewaltige Aufgabe unserer Gemeinschaft. Stiftungen sind eine besonders nachhaltige Lösung dieses Problems.
Wie bei der Vermittlung der Traditionen, besteht auch auf dem Gebiet der Finanzierung eine Arbeitsteilung zwischen Alt und Jung. Die Jungen sind dabei, ihr Vermögen aufzubauen. Die Älteren, besonders diejenigen, die noch vor der Wende damit beginnen konnten, haben einen Grad des Wohlstands erreicht, der es ihnen ermöglicht, die siebenbürgisch-sächsischen Organisationen substanziell mit finanziellen Mitteln zu unterstützen. Diesem letzteren Aspekt verdankt die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek aktuell eine beachtliche Stärkung ihres Kapitalstocks. Personen, denen der Erhalt unserer kulturellen Zeugnisse besonders am Herzen liegt, haben mehrere namensgebundene Unterstiftungen eingerichtet, über die bereits berichtet wurde. Im ersten Halbjahr 2014 entstanden drei weitere Unterstiftungen. Zum einen beschloss das Gründerehepaar Dr. Roswitha und Martin Guist, ihre bisherigen Zuwendungen in einer Unterstiftung zu bündeln. Die Stifter bekräftigen damit wiederholt ihren persönlichen Einsatz für die dauerhafte Sicherung unserer geschichtlichen und kulturellen Zeugnisse in der Siebenbürgischen Bibliothek und werben damit gleichzeitig auch für die Gründung zusätzlicher Unterstiftungen. Zum anderen fasste der Stiftungsvorstand in seiner Sitzung am 7. Juni 2014 in Dinkelsbühl den Beschluss, die von dem Ehepaar Johanna und Dr. Arnold Weingärtner 2002 und die von Ute Sieglinde Hien in diesem Jahr geerbten Beträge jeweils als namensgebundene Unterstiftungen in den Büchern zu führen.

Die Tatsache, dass der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek noch ein weiter Weg bevorsteht, ehe sie den dauerhaften Bestand der Siebenbürgischen Bibliothek in Gundelsheim und deren öffentliche Nutzung absichern kann, führte unser Vorstandsmitglied Nils H. Măzgăreanu zu der naheliegenden Überlegung, den Stiftungsgedanken der jungen Generation näher zu bringen. Bereits 2008 und 2010 erhielt die Stiftung von der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) Zuwendungen, womit die Organisation auf Bundesebene schon zweimal und die SJD Bayern einmal in die Stiftertafel aufgenommen wurde (siehe SbZ Online vom 20. Juni 2010). Diese bestehende Verbindung zu kräftigen und auszubauen, hat sich Nils H. Măzgăreanu vorgenommen. Er vereinbarte mit der SJD-Bundesleitung, auf deren Sitzung am 5. April 2014 in Gundelsheim über die Tätigkeit der Stiftung zu berichten, die Bibliothek und das Institutshaus zu besichtigen und generell das Bewusstsein der Teilnehmer für die Bedeutung der kulturgeschichtlichen Zeugnisse und der Stiftungsarbeit zu schärfen. Das Ergebnis dieser Initiative ist der Vorschlag, beim nächsten Jungsachsentag einen Antrag einzubringen, die Jugendordnung (Satzung der SJD) um eine Patenschaft für die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek zu erweitern. Damit soll der Stiftungsgedanke als zuverlässige Finanzierungsmöglichkeit unserer Organisationen den Mitgliedern der SJD im Hinblick auf die Zukunft vertraut gemacht werden. Außerdem wurde ins Auge gefasst, für interessierte Mitglieder der SJD ein Seminar zu veranstalten, bei dem die Tätigkeit des Siebenbürgen-Instituts und der Bibliothek detailliert dargestellt wird und die Organisationsstrukturen der Gundelsheimer Kultureinrichtungen erklärt werden. Vorstand und Beirat der Stiftung unterstützen diese Initiative ausdrücklich.

Der Zweck dieser Zusammenarbeit von Stiftung und SJD kann so zusammengefasst werden, dass der jungen Generation eine besondere Facette ihrer zukünftigen Verantwortung nahe gebracht werden soll, auf die sie sich neben der Verbandsarbeit ebenfalls vorbereiten muss. Im Wesentlichen gilt es dabei zu erkennen, wie wichtig die Dokumentierung unserer Geschichte und Kultur aus Vergangenheit und Gegenwart für das Selbstverständnis unserer Gemeinschaft ist. Das gilt auch für die wissenschaftliche und publizistische Auswertung der aufbewahrten Dokumente, um die Öffentlichkeit über uns korrekt informieren zu können. Auch gilt es zu verstehen, wie notwendig eine nachhaltige Lösung für die Finanzierung dieser Aktivitäten ist.

Ein ganz herzliches „Dankeschön” allen unseren Unterstützern! Das neue Flugblatt der Stiftung mit eingefügtem Überweisungsschein kann zum Verteilen bei gesellschaftlichen Ereignissen in der benötigten Anzahl bei der Siebenbürgischen Bibliothek bestellt werden: Schloss Horneck, 74831 Gundelsheim, Telefon: (0 62 69) 42 10 15. Bankverbindung: IBAN: DE75 3846 2135 0211 0209 13 bei der Volksbank Oberberg eG, BIC: GENODED1WIL.

Hatto Scheiner

Schlagwörter: Siebenbürgische Bibliothek, Stiftung, Jugend, SJD

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