2. November 2014

Prosagedichte von Traian Pop Traian nun ins Deutsche übertragen

Der 1952 in Kronstadt geborene Autor hat bereits mehrere Bücher in Rumänien veröffentlicht, darunter auch Săptămâna 53, das 1999 von der Akademie der Wissenschaften, der Literatur und Kunst Oradea preisgekrönt wurde. Nun ist nach dem Poem in drei Akten, Schöne Aussichten, auch Die 53. Woche auf Deutsch erschienen, in der edition monrepos im eignen Pop Verlag. Die Lyrik darin stammt aus den 1970er und 1980er Jahren aus Temeswar sowie im dritten Teil aus den 1990ern bis Anfang 2000. Übersetzt wurde sie von Gerhardt Csejka, Horst Fassel, Edith Konradt, Johann Lippet und Dieter Schlesak.
Zu Wort kommt in diesen Prosagedichten, die meist ohne Satzzeichen auskommen, zum Teil im Deutschen auch kleingeschrieben sind, ein kraftvolles lyrisches Ich in widrigen Zeiten in Rumänien und im dritten Teil dann in Deutschland und auf Reisen. Die politischen Hintergründe werden aber in der Meditation über die Conditio humana in den ersten beiden Zyklen nur angedeutet. Im Mittelpunkt steht die Befindlichkeit des Ichs, seine Trauer, seine Illusionslosigkeit, seine Bitterkeit. Autobiografisch geprägt, sprechen diese Gedichte von Konzerten und Aufführungen, denn auch der Autor war am Theater beschäftigt und arbeitete als Toningenieur. Es sind wehmütige Liebesgedichte mit dabei, vor allem aber wird ein Status quo des lyrischen Ichs beschrieben, wie im Gefängnis, eines gescheiterten Ichs: „wie ich hungrig/ vom Schnee der mich eingeholt hatte“ (21), das seine Ziele zwar nicht hochgesteckt hatte, aber doch unzufrieden ist mit seiner Machtlosigkeit, seinem Schweigen.

Zum Teil ist seine Unauffälligkeit nur ein Spiel, das ihm aber selber missfällt. Das Schweigen nach außen hin, wird beredt im Gedicht, doch auch dieses ist nicht das wahre Sprachrohr, denn die großen Worte bergen eine Gefahr. Die Unzufriedenheit des lyrischen Ichs kulminiert im Gedicht Die 53. Woche: „In dieser Woche wurde ich geboren/ und wirklicher kann ich in keiner anderen Woche des Jahres sein/ trinkfreudig und lebenslustig – die ewig widerkehrende Null“ (S. 44). Das Ich mutiert aber zur dritten Person: „er gleicht einem Gespenst soll er sich doch von seinen Träumereien nähren […] / leichtsinniggekrümmtverrückt“ (S. 44) und spaltet sich dann in ein „Du“ auf. Die Meditation endet mit einem Abgesang auf „das zahnlose und bucklige Jahrhundert“, das dem lyrischen Ich ins Gesicht lacht. In dieser Situation sind auch Gedichte sinnlos, da alles gesagt ist, der Winter lässt einen verstummen. Belangloser als eine Mücke, ein Grashalm, ein Staubkorn stellt sich das lyrische Ich dar und „nur der zerbrochene Buchstabe blinkt“ (72). Hoffnungsfroher kommt der dritte Teil daher (Alles ok), nun handeln die Gedichte aber vom Befremden und die Unzufriedenheit wird hinübergerettet mit der Auswanderung.

Als Rebell der achtziger Jahre, als Zorniger, wird Traian Pop Traian von Georg Scherg im Nachwort bezeichnet, und tatsächlich, sein kraftvolles lyrisches Ich lebt diesen Zorn über die Conditio humana aus und ist dadurch auch jetzt noch hochaktuell.

Edith Ottschofski




Traian Pop Traian: Die 53. Woche, aus dem Rumänischen übertragen von Gerhardt Csejka, Horst Fassel, Edith Konradt, Johann Lippet und Dieter Schlesak, Ludwigsburg, edition monrepos, Pop Verlag, 2013, 133 Seiten, 15 Euro, ISBN: 978-3-86356-62-1.

Schlagwörter: Gedichtband, Rezension

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