27. März 2016

Die Mut machende Botschaft zum Leben

Das nebenstehende Gemälde ist die obere Hälfte aus der Mitte des Tobsdorfer Altares. Tobsdorf liegt in der Nähe von Birthälm und Mediasch. Der Altar ist einer der kleinsten der Flügelaltäre Siebenbürgens und gehört zu den besonders bemerkenswerten. Über das Entstehungsjahr gibt es Deutungen, die in die Mitte des 15. Jahrhunderts verweisen. Der gekreuzigte Christus ist wie üblich die Mitte des Bildes und auffällig klein dargestellt. Die stark blutenden Hände und die geöffnete Seite, die vielen Blutspuren am ganzen Leibe deuten auf den Opfercharakter des Kreuzigungsgeschehens hin. Im Gesichtsausdruck kommt das überwundene Leid zum Ausdruck: „Für euch gegeben in den Tod“.
Zum weiteren Nachdenken laden die in der Darstellung erhöhten Engelsgestalten ein. „In ihren Gestalten verbinden sich sakrale Würde und Feierlichkeit mit Anmut. Der kreuztragende Engel mit dunklen, ruhenden Schwingen, wie sie Engeln gemeinsam sind, steht auf einer gobelinartigen Himmelswiese vor dem Goldhintergrund. Ihm gegenüber ein Cherub in einem Diakonengewand. Der Engel weist auf die Martersäule mit einem Strick. Seine reifen Züge sagen mit Paulus: „Wenn das Vollkommene kommt, verwirft man das Unvollkommene und das Stückwerk.“

Eine Deutung für eine suchende Kirche nach dem bleibenden und dennoch unter dem Kreuz gefährdeten Leben? Auch dieses Altarbild wollte für die versammelte Gemeinde eine visuelle Darstellung für das rational kaum zu begreifende Karfreitags- und Ostergeschehen sein. Die Deutung der Darstellung mag bei den Betrachtern unterschiedlich ausfallen und unter Fachleuten relativ präziser beschrieben sein. Die Künstler von damals schrieben meist keine Erklärungen für ihre Werke. Sie überließen sie den einzelnen Betrachtern und der versammelten Gemeinde, mit der Botschaft von Kreuz und Auferstehung, Karfreitag und Ostern. In Tobsdorf, wie in allen Gemeinden Siebenbürgens, blieb an Karfreitag und Ostern, kaum ­jemand den Gottesdiensten mit Feier des heiligen Abendmahles fern. Dadurch wurde die versöhnte Gemeinschaft untereinander gefestigt. Die Hoffnung in die Zukunft konnte trotz mitunter heimsuchungsvoller Wegstrecken neu gegründet sein.
Festtagsseite des Tobsdorfer Altars: Das im ...
Festtagsseite des Tobsdorfer Altars: Das im Schrein aufgestellte Holzkruzifix entstammt dem 18. Jahrhundert. Der gotische, in seiner Art in Siebenbürgen einzigartige Altar wird heute in der evangelischen Stadtpfarrkirche in Mediasch aufbewahrt. Foto: Konrad Klein
Und heute? Erreicht uns die Botschaft von Kreuz und Auferstehung noch? Es ist schon erfreulich, wie in den einzelnen Gruppierungen Gemeinschaft und Gemeinschaftsbewusstsein gepflegt werden. Das wird für die junge Generation auch weiterhin besonders wichtig sein. Die Zeichen der Zeit mahnen dazu. Es gibt viele Herausforderungen im Hinblick auf die Zukunft. Die Nachricht von den eingestürzten Kirchtürmen in Siebenbürgen erinnern daran, dass Werte vergänglich sind, sie mahnen aber auch daran, dass Verantwortung für Zurückliegendes notwendig ist. Dazu gehört die Pflege unseres evangelischen Glaubens.

Allen Gesunden und Kranken, Jungen und Alten wünsche ich frohe und gesegnete Osterfeiertage.

Hermann Schuller, Dekan i.R.

Schlagwörter: Ostern, Altar, Tobsdorf, Schuller

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