15. August 2016

Etymologischer Spaziergang (23): Ech hun de Wiësch (ous-)geflåt

Das Wort "flåen" gibt es, so oder ähnlich lautend, im Schriftdeutschen nicht oder nicht mehr. Es leitet sich von Flut ab, althochdeutsch „fluot“, mittelhochdeutsch „vluot“ mit der Bedeutung „fließendes Wasser“. Das zugehörige Verb ist „fluten“ = unter Wasser setzen, überfluten. Die Bedeutung von "flåen" im Sinn von reinigen, sauber machen ist hier nicht ersichtlich; es ist dem Grimm nicht bekannt.
Wir kommen weiter, wenn wir das Wort „Unflat“ etymologisch untersuchen. Es bedeutet Schmutz, widerlichen Dreck, in früheren Jahrhunderten auch Schande und unsauberes Wesen, mhd. „unvlāt“. Der zweite Teil des Wortes ist mhd. „vlāt“ = Sauberkeit, Schönheit, und das zugehörige Verb lautet ahd. „flewen“ = waschen, mhd. „vlaejen“, „vlæen“, „vlöuwen“ = spülen, waschen, im Wasser hin und her bewegen. Das klingt fast wie unser flåen!

Es hat sich demnach mit unseren Mundartwörtern flåen und ousflåen ein im Neuhochdeutschen verlorengegangenes Relikt aus dem Mittelhochdeutschen erhalten, wie das auch auf eine ganze Reihe unserer Mundartwörter zutrifft.

Sprachen sind lebendig und verändern sich, manches kommt hinzu und manches geht verloren, wird zum sprachkundlichen Fossil. Welche Freude, auf ein noch lebendes Fossil zu stoßen!

Dr. Roland Phleps

Schlagwörter: Etymologie, Phleps

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