17. Mai 2021

Siebenbürgen-Institut an der Universität Heidelberg: Team packt gemeinsam an

Manchmal ist weniger nicht mehr, sondern einfach nur weniger. Und dennoch muss es weitergehen im Siebenbürgen-Institut auf Schloss Horneck. Auf vier Menschen und drei Stellen geschrumpft und mit immer kleinerem Budget, hält das Personal in Bibliothek und Archiv die Stellung. Seit 2020 sind alle unter einem Dach vereint, im Westflügel des Schlosses. Es gilt immer noch, eine Aufgabe zu erfüllen: mit Hilfe von Literatur und Archivmaterial die Geschichte und Kultur Siebenbürgens und der Siebenbürger Sachsen zu dokumentieren und die gesammelten Schätze sowohl für die Wissenschaft als auch für private Nutzer zur Verfügung zu stellen. Dabei werden die Mitarbeiter von einer Handvoll ehrenamtlicher Helfer unterstützt. Gefördert wird das Institut von der eigens dafür gegründeten Stiftung und vom Verein Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek.
Hannelore Schnabel (links) und Michaela Adam im ...
Hannelore Schnabel (links) und Michaela Adam im neuen Vorraum des Instituts im ersten Stock von Schloss Horneck. Foto: Christian Rother
Die Chefin ist die Jüngste im Team. Seit Oktober 2015 ist Dr. Ingrid Schiel Geschäftsführerin des Trägervereins Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturrat e.V. sowie des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde. Der Siebenbürgischen Bibliothek ist sie bereits seit ihrer Jugendzeit verbunden, hat sich immer wieder ehrenamtlich engagiert. Letztes Jahr hat sie ihr neues Büro im Schloss bezogen. Als Leiterin der Institution kümmert sich Dr. Schiel neben dem Tagesgeschäft um die übergeordneten Aufgaben: Sie stellt Projektanträge, verfasst Berichte und wissenschaftliche Aufsätze, pflegt den Kontakt zu anderen Institutionen sowie Mitgliedern und hält Vorträge im Rahmen unterschiedlicher Veranstaltungen. Auch die wissenschaftlichen Tagungen, die regelmäßig stattfinden, müssen vorbereitet und organisiert werden.

Dafür, dass die Zahlen stimmen, sorgt Michaela Adam seit gut 25 Jahren. Sie verwaltet die Konten von Kulturrat, Landeskundeverein und Förderverein und kümmert sich um die Buchhaltung des Instituts. Und oft auch um praktische Probleme des Arbeitsalltags, pragmatisch und verlässlich. 2019 hat Michaela Adam auch die Begleitung und Finanzverwaltung des Projektes zur Sicherung und Erhaltung der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen übernommen, das vor Ort durch die Stiftung Kirchenburgen der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien durchgeführt wird. Viele Jahre lag ihr Büro im Institutsgebäude in der Gundelsheimer Schlossstraße. Jetzt freut sie sich, dass sie ihrer abwechslungsreichen Tätigkeit in einem neuen Büro im Schloss nachgehen und gleichzeitig den Neckarblick genießen kann.

Das Kernstück des Siebenbürgen-Instituts ist die Siebenbürgische Bibliothek. Mit ihren inzwischen gut 91.000 Medieneinheiten ist sie die größte Transylvanica-Sammlung außerhalb Siebenbürgens und Ungarns. Gesammelt wird alles, was einen siebenbürgischen Bezug hat: sowohl Veröffentlichungen aus und über Siebenbürgen als auch solche von siebenbürgischen Autoren, egal welchen Inhalts. Da nach gut sechs Jahrzehnten die Regale aus allen Nähten platzten, konnten durch den Umbau von Schloss Horneck im letzten Jahr zusätzliche Räume angemietet werden, damit die Bibliotheksbestände weiter wachsen können.
Christian Rother am neuen Arbeitsplatz im ...
Christian Rother am neuen Arbeitsplatz im Lesesaal. Foto: Hannelore Schnabel
Jeder an der siebenbürgischen Kultur, Geschichte, Landeskunde und Literatur Interessierte kann die Siebenbürgische Bibliothek nutzen. Der neue ­Lesesaal steht während der Öffnungszeiten jedem offen. Mitglieder des Landeskundevereins und des Fördervereines dürfen Bücher direkt ausleihen. Sie können anrufen oder eine E-Mail schreiben und sich die Bücher nach Hause schicken lassen. Alle anderen Interessierten haben die Möglichkeit, die Fernleihe zu nutzen und Bücher über eine Bibliothek in ihrer Nähe zu bestellen. Oder Mitglied im Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde oder im Förderverein zu werden!

Über die Homepage www.siebenbuergen-institut.de kann im Bestand recherchiert werden, da der Großteil der Titel bereits online katalogisiert wurde.

Lindenblätterdreieck – Logo des ...
Lindenblätterdreieck – Logo des Landeskundevereins und gleichzeitig des Siebenbürgen-Instituts
Das der Siebenbürgischen Bibliothek angegliederte Archiv umfasst mittlerweile einen Bestand von rund 1.500 Regalmetern und wird in die Bereiche Pertinenz-, Nachlass-, Bild- und Tonarchiv unterteilt. Gesammelt wird alles, was etwas über Siebenbürgen erzählt. Die Materialien aus dem sehr vielfältigen Bestand dürfen nach vorheriger Anmeldung im Lesesaal eingesehen werden.

Das Bibliotheksteam besteht inzwischen nur noch aus Christian Rother, der seit zwanzig Jahren dabei ist, und Hannelore Schnabel, die schon auf gut zweieinhalb Jahrzehnte zurückblicken kann. Die beiden Diplombibliothekare teilen sich die Arbeitsbereiche je nach Anforderung. Da ist Flexibilität gefragt. Seit es keine zusätzliche Stelle mehr für das Archiv gibt, betreut Christian Rother auch den gesamten Archiv-Bereich, während die Verfasserin dieser Zeilen für den Bibliotheksbetrieb zuständig ist. Größere Aufgaben werden gemeinsam im Team angepackt. Man arbeitet schon sehr lange zusammen, ist eingespielt, gut aufeinander eingestellt und kennt die Stärken und Schwächen der anderen. Wenn alle an einem Strang ziehen, geht es zwar langsam, doch stetig vorwärts, auch mit einer kleineren Mannschaft.

Und wenn die Pandemie endlich überwunden ist, wird das „Geisterschloss“ und mit ihm der neue, helle Lesesaal im Westflügel wieder zu neuem Leben erwachen. Das Institutsteam freut sich schon jetzt auf die Besucher!

Hannelore Schnabel

Schlagwörter: Siebenbürgen-Institut, Siebenbürgische Bibliothek, Archiv, Schloss Horneck, Universität, Heidelberg, Wissenschaft

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