23. Juni 2021

Küchenkultur der Donauländer

Unter dem Titel „Donauwellen. Kulinarische Reise vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer“ liegt seit Ende vergangenen Jahres ein Band von Roswitha Riebe-Beicht vor, dessen Ursprünge in den frühen 1990er Jahren liegen, wie dem Vorwort zu entnehmen ist. Aus der Backrezeptesammlung ihrer Großmutter Paula Reisbeck sowie weiteren Rezepten aus Ländern, die die Donau durchfließt, wurde damals ein Buch, dessen Verkaufserlös dem „Rumänienhilfeverein“ in Straubing zugutekam.
Weiter heißt es im Vorwort: „2017 kehrte die Verfasserin mit ihrem Mann – nach 30 Jahren im Rheinland – in ihre Geburtsstadt Straubing und damit an die Donau zurück. Fortan beschäftigte sie sich mit der Donau als Kulturraum und völkerverbindender Verkehrsader (…) So entstand die Überlegung zu einer erweiterten Neuausgabe der ,Donauwellen‘ (…) Der völkerverbindende Aspekt der Küchenkultur in den Donauländern sollte weiterhin der Leitfaden sein, auch mit Hilfe von Erklärung regionaler Besonderheiten, geschichtlicher Ereignisse und kulturhistorischer Erkenntnisse.“ Und so kann man in den 2020 erschienenen „Donauwellen“ über „Die Donauländer in der Geschichte“ lesen, „Kulinarische Stippvisiten“ in Deutschland, Österreich, der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldawien und der Ukraine unternehmen und die Rezepte von landestypischen Spezialitäten wie Brimsennocken, Pörkölt, Hanklich oder Borschtsch kennenlernen. Drei alphabetisch geordnete Abschnitte zu Torten, Kuchen, Gebäck schließen sich an. Fotos der Backwaren, wie man sie inzwischen aus fast jedem Koch- oder Backbuch kennt, gibt es nicht; dafür hat Roswitha Riebe-Beicht, die Malerei, Grafik und Kunsterziehung studiert hat, eigene Werke beigesteuert, unter anderem außergewöhnliche Bleistiftzeichnungen über Kaffeeflecken sowie das Bild „Blaue Stunde“ (Acryl auf Kaffeesack), das den Umschlag ziert. Passend dazu wird auch die Kaffeehauskultur in den Donauländern in einem kleinen Exkurs vorgestellt.

Das Besondere an der Rezeptsammlung ist der vergleichende Aspekt: ­Verschiedene Dobos-Varianten, Kastanien-Rouladen, Nuss- und Sachertorten, Gugelhupfvarianten, Palatschinken und Pofesen, allerlei Striezel und Strudel, Brötchen, Hörnchen und Busserl, Monde, Ringe, Kipferl und Krapferl, Leb- und Honigkuchen, Makronen, Stangerl und Springerle, Taler und Sterne gibt es zu entdecken. Sie bilden nur einen Bruchteil der Vielfalt aus den erwähnten Donauländern ab, lassen aber deutlich Gemeinsamkeiten erkennen. Dass die Rezepte aus unterschiedlichen Quellen und Zeiten stammen, merkt man an den Zutaten, vor allem aber an der Zubereitung: Wenn genaue Gradangaben für den Backofen oder die Backdauer fehlen, muss man davon ausgehen, dass erfahrene Bäckerinnen ohne modernen Herd am Werk waren. Als ältestes bekanntes Tortenrezept (erste Erwähnung 1653) darf das der Linzer Torte nicht fehlen – allerdings in einer für das 21. Jahrhundert tauglichen Variante.

Wer sich anhand von Rezepten der Geschichte, den Traditionen und der Kulinarik der Donauländer nähern will, findet in „Donauwellen“ einen guten Startpunkt. Das Rezeptregister hinten im Buch gibt Auskunft über deren „Nationalität“, eine Liste der von Roswitha Riebe-Beicht verwendeten Internetseiten und Bücher lädt zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema ein. Nicht zuletzt sollte man sich backend auf Erkundungsreise begeben – ein Rezept für die titelgebenden Donauwellen findet sich übrigens auf Seite 56.

Doris Roth


Roswitha Riebe-Beicht: „Donauwellen“. Kulinarische Reise vom Schwarz­wald zum Schwarzen Meer. Arachne Verlag, Bonn, 2020, 126 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-932005-89-3.

Schlagwörter: Kulinarik, Rezept, Rezepte, Buch, Backen, Donau, Besprechung

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