7. Januar 2022

Erklärt: Die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, Teil 2

Was macht die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, warum wurde sie gegründet, wie hat sie sich entwickelt, was ist ihre Aufgabe, und wie wird die Aufgabe erfüllt? Diese und ähnliche Fragen mögen sich die Leser der Siebenbürgischen Zeitung stellen, wenn über die Stiftung berichtet wird. Wir möchten daher in einer kleinen Beitragsserie in den nächsten Ausgaben möglichst viele solcher Fragen beantworten und die Stiftungsarbeit vorstellen (siehe Teil 1 in der SbZ Online vom 4. Januar 2022).
In diesem zweiten Teil sollen die Bedeutung, der Zweck und die Aufgabe der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek vorgestellt werden.

Die Stiftung mit Sitz auf Schloss Horneck in Gundelsheim wurde im August 1999 auf Initiative des Ehepaares Dr. Roswitha und Martin Guist gegründet, die ebenso das für eine Stiftungsgründung notwendige Kapital von damals 100.000 DM aus privaten Ersparnissen aufbrachten. Der Stiftungszweck war, „die zentralen Einrichtungen der Siebenbürgen-Forschung mit Bibliothek, Archiv und Institut zu fördern und langfristig zu sichern“. Dieser Stiftungszweck besteht unverändert fort und ist heute notwendiger denn je. Ohne die Initiative der Gründungsväter und -mütter und ohne den Beitrag aller Spender und Spenderinnen hätte das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv bis heute womöglich nicht überlebt.

Wie nötig und weitsichtig die Gründung der Stiftung war, zeigte sich nur wenige Jahre später, als im Jahr 2005 das Land Nordrhein-Westfalen aus seiner zuvor über Jahrzehnte gewährten Förderung von Bibliothek bzw. Institut abrupt und vollständig ausstieg. Die dadurch entstandene finanzielle Lücke konnte durch die noch zu geringen Erträge der Stiftung nicht geschlossen, aber immerhin etwas verringert werden. Zwar blieb die Förderung des Siebenbürgen-Instituts durch das Land Baden-Württemberg bis heute bestehen, doch konnte diese Phase nur mit einem Maßnahmen-Mix aus Personalabbau, drastischen Teilzeitlösungen, engagierter und kreativer Geschäftsführung sowie nicht zuletzt dank großzügiger jahrelanger monatlicher Privatspenden zum Erhalt der Geschäftsstelle überstanden werden. Die Auswirkungen dieser Einsparungen bestehen bis heute und sind noch immer spürbar. Gewandelt hat sich jedoch die Bedeutung der Stiftung, aus deren Erlösen mittlerweile ein großer Teil der Personal- und Raumkosten von Institut, Bibliothek und Archiv bestritten werden kann.

Die Stiftung ist somit über die vergangenen 22 Jahre zum wichtigsten Instrument geworden, um das Siebenbürgen-Institut finanziell langfristig abzusichern und es somit auch für künftige Generationen – in welcher Form auch immer – zu erhalten. Ihre Bedeutung reicht aber darüber hinaus: sie ist Beweis eines couragierten Vorangehens und einer Übernahme gemeinschaftlich-bürgerschaftlicher Verantwortung der Siebenbürger Sachsen für diese Kultureinrichtung, statt auf Hilfe von außen zu warten.

Die finanzielle Zuwendung an den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat, den Trägerverein von Institut und Bibliothek, wird vom Stiftungsvorstand jährlich festgesetzt und quartalsweise überwiesen. Die Höhe der Zuwendungen ergibt sich aus den unterjährig ausgeschütteten Zins- und Dividendengutschriften, also ausschließlich aus den erwirtschafteten Erträgen des in Wertpapieren und Anleihen angelegten Stiftungsvermögens. Der Kapitalstock der Stiftung wird außer zu Anlagezwecken nicht angetastet und ist die wesentliche Grundlage und Voraussetzung für die Nachhaltigkeit und Beständigkeit der Stiftungsarbeit. Jeder Euro, der in den Kapitalstock der Stiftung eingezahlt wird, ist somit ein kleiner, aber dauerhafter Baustein für den Erhalt der wohl wichtigsten Einrichtung zur Dokumentation und Erforschung von Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen. Er wird nicht ausgegeben, sondern vermehrt und ist damit eine Investition für die Zukunft. Sie können uns dabei unterstützen: Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, IBAN: DE75 3846 2135 0211 0290 13; BIC: GENODED1WIL (Volksbank Oberberg, Wiehl).

Trotz fortgesetzter Sparmaßnahmen – erst zu Jahresbeginn 2021 mussten im Siebenbürgen-Institut zwei Minijobs und die Teilzeitstelle der Archivarin abgebaut werden – ist der Finanzbedarf des Siebenbürgen-Instituts durch steigende Personal- und Betriebskosten, Um-/Ausbau der Räumlichkeiten, nötige Anschaffungen im Bereich IT und Digitalisierung u.a.m. höher als die Einnahmen aus der institutionellen Förderung des Landes Baden-Württemberg, den Erträgen der Stiftung und den Beiträgen und Spenden der Kulturratsmitglieder. Da der Förderbeitrag des Landes Baden-Württemberg gedeckelt ist, fällt vor allem der Stiftung die Aufgabe zu, die Erlöse aus dem Stiftungskapital nach Möglichkeit zu erhöhen. Vor dem Hintergrund der aktuellen globalen wirtschaftlichen und politischen Realitäten wie z.B. der historisch langanhaltenden Niedrigzinsphase, pandemiebedingt unterbrochenen Lieferketten, der allgemeinen Corona-Situation oder steigender Inflation ist dies eine mehr als herausfordernde Aufgabe für den Stiftungsvorstand, der es sich zu stellen gilt. Bitte besuchen sie unsere Homepage unter www.stiftung-siebenbuergische-bibliothek.de für weitere Informationen zur Stiftung.

Nils H. Mazgareanu

Schlagwörter: Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, Gundelsheim, Măzgăreanu

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